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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859.

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Rechte z. B. die Benennung Theseus vorschlagen. Das Motiv ist
von Figuren des Perseus genommen, der mit der Linken das
Medusenhaupt hinter dem Rücken versteckt hält, wobei z. B.
in einer antiken Paste bei Winck. Descr. III, 127 die Harpe
in der Rechten weit angemessener und gefälliger erscheint,
als in dem berliner Steine die für eine solche Haltung zu
schwere Keule. Wenn dieser Umstand den Verdacht einer
modernen Fälschung zu erwecken geeignet wäre, so ist doch
dagegen geltend zu machen, dass die Figur schon von Enea
Vico und von Maffei (Gemme II, 86: in gemma presso lo Ste-
fanonio, als Milo gedeutet) abgebildet ist, wenn auch ohne
die Inschrift, die wegen ihrer Kleinheit leicht übersehen wer-
den konnte. Ausserdem bemerkt Tölken (Sendschreiben
S. 70): "Der Sardonyx ist durch Feuer stark beschädigt, so
dass die Oberfläche sich voll kleiner Risse und Sprünge
zeigt, von denen die Buchstaben der Inschrift so unterbrochen
werden, dass dieselbe nothwendig vor dieser Beschädigung
vorhanden gewesen sein muss, allein im Abdrucken ver-
schwindet oder unkenntlich wird." Er erklärt demnach die
Inschrift für unzweifelhaft antik. Auffällig bleibt dabei immer,
dass sie auf dem Stein rechtläufig geschnitten ist, so wie
auch noch zu bemerken ist, dass die Arbeit an sich keines-
wegs als bedeutend gelten kann.

Besonders bekannt ist ein Chalcedon des pariser Mu-
seums mit dem Bilde eines Dionysischen Stiers, der, mit Epheu
um den Leib bekränzt, das Haupt wie zum Stosse gesenkt,
auf einem Thyrsus vorschreitet; über ihm [fremdsprachliches Material - fehlt]: Stosch
t. 40; Mariette pierres gr. d. r. pl. 42; Bracci II, t. 80;
Winck. Descr. II, 1602; [Lippert I, n. 512]; Raspe 13078;
Cades II, A, 76. Ueber die Inschrift bemerkt Bracci: die
Buchstaben seien ordinär, vernachlässigt und scharf (taglienti)
und ohne die gewöhnlichen Pünktchen an den Enden, so
dass sie sich sofort als modern erkennen liessen, in welcher
Ansicht auch die Steinschneider Alfani und die beiden Pich-
ler mit ihm übereingekommen seien. Auch sei es ungewöhn-
lich, dass die Inschrift über der Darstellung stehe. Dass
auch der Stier eine neue Arbeit sei, wird zwar von Köhler
S. 156 behauptet, aber ihm schwerlich als bewiesen zuge-
standen werden. Dass die Alten nie in der besondern Art
des Chalcedon, auf dem sich der Stier findet, geschnitten ha-

Rechte z. B. die Benennung Theseus vorschlagen. Das Motiv ist
von Figuren des Perseus genommen, der mit der Linken das
Medusenhaupt hinter dem Rücken versteckt hält, wobei z. B.
in einer antiken Paste bei Winck. Descr. III, 127 die Harpe
in der Rechten weit angemessener und gefälliger erscheint,
als in dem berliner Steine die für eine solche Haltung zu
schwere Keule. Wenn dieser Umstand den Verdacht einer
modernen Fälschung zu erwecken geeignet wäre, so ist doch
dagegen geltend zu machen, dass die Figur schon von Enea
Vico und von Maffei (Gemme II, 86: in gemma presso lo Ste-
fanonio, als Milo gedeutet) abgebildet ist, wenn auch ohne
die Inschrift, die wegen ihrer Kleinheit leicht übersehen wer-
den konnte. Ausserdem bemerkt Tölken (Sendschreiben
S. 70): „Der Sardonyx ist durch Feuer stark beschädigt, so
dass die Oberfläche sich voll kleiner Risse und Sprünge
zeigt, von denen die Buchstaben der Inschrift so unterbrochen
werden, dass dieselbe nothwendig vor dieser Beschädigung
vorhanden gewesen sein muss, allein im Abdrucken ver-
schwindet oder unkenntlich wird.‟ Er erklärt demnach die
Inschrift für unzweifelhaft antik. Auffällig bleibt dabei immer,
dass sie auf dem Stein rechtläufig geschnitten ist, so wie
auch noch zu bemerken ist, dass die Arbeit an sich keines-
wegs als bedeutend gelten kann.

Besonders bekannt ist ein Chalcedon des pariser Mu-
seums mit dem Bilde eines Dionysischen Stiers, der, mit Epheu
um den Leib bekränzt, das Haupt wie zum Stosse gesenkt,
auf einem Thyrsus vorschreitet; über ihm [fremdsprachliches Material – fehlt]: Stosch
t. 40; Mariette pierres gr. d. r. pl. 42; Bracci II, t. 80;
Winck. Descr. II, 1602; [Lippert I, n. 512]; Raspe 13078;
Cades II, A, 76. Ueber die Inschrift bemerkt Bracci: die
Buchstaben seien ordinär, vernachlässigt und scharf (taglienti)
und ohne die gewöhnlichen Pünktchen an den Enden, so
dass sie sich sofort als modern erkennen liessen, in welcher
Ansicht auch die Steinschneider Alfani und die beiden Pich-
ler mit ihm übereingekommen seien. Auch sei es ungewöhn-
lich, dass die Inschrift über der Darstellung stehe. Dass
auch der Stier eine neue Arbeit sei, wird zwar von Köhler
S. 156 behauptet, aber ihm schwerlich als bewiesen zuge-
standen werden. Dass die Alten nie in der besondern Art
des Chalcedon, auf dem sich der Stier findet, geschnitten ha-

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[510/0527] Rechte z. B. die Benennung Theseus vorschlagen. Das Motiv ist von Figuren des Perseus genommen, der mit der Linken das Medusenhaupt hinter dem Rücken versteckt hält, wobei z. B. in einer antiken Paste bei Winck. Descr. III, 127 die Harpe in der Rechten weit angemessener und gefälliger erscheint, als in dem berliner Steine die für eine solche Haltung zu schwere Keule. Wenn dieser Umstand den Verdacht einer modernen Fälschung zu erwecken geeignet wäre, so ist doch dagegen geltend zu machen, dass die Figur schon von Enea Vico und von Maffei (Gemme II, 86: in gemma presso lo Ste- fanonio, als Milo gedeutet) abgebildet ist, wenn auch ohne die Inschrift, die wegen ihrer Kleinheit leicht übersehen wer- den konnte. Ausserdem bemerkt Tölken (Sendschreiben S. 70): „Der Sardonyx ist durch Feuer stark beschädigt, so dass die Oberfläche sich voll kleiner Risse und Sprünge zeigt, von denen die Buchstaben der Inschrift so unterbrochen werden, dass dieselbe nothwendig vor dieser Beschädigung vorhanden gewesen sein muss, allein im Abdrucken ver- schwindet oder unkenntlich wird.‟ Er erklärt demnach die Inschrift für unzweifelhaft antik. Auffällig bleibt dabei immer, dass sie auf dem Stein rechtläufig geschnitten ist, so wie auch noch zu bemerken ist, dass die Arbeit an sich keines- wegs als bedeutend gelten kann. Besonders bekannt ist ein Chalcedon des pariser Mu- seums mit dem Bilde eines Dionysischen Stiers, der, mit Epheu um den Leib bekränzt, das Haupt wie zum Stosse gesenkt, auf einem Thyrsus vorschreitet; über ihm _ : Stosch t. 40; Mariette pierres gr. d. r. pl. 42; Bracci II, t. 80; Winck. Descr. II, 1602; [Lippert I, n. 512]; Raspe 13078; Cades II, A, 76. Ueber die Inschrift bemerkt Bracci: die Buchstaben seien ordinär, vernachlässigt und scharf (taglienti) und ohne die gewöhnlichen Pünktchen an den Enden, so dass sie sich sofort als modern erkennen liessen, in welcher Ansicht auch die Steinschneider Alfani und die beiden Pich- ler mit ihm übereingekommen seien. Auch sei es ungewöhn- lich, dass die Inschrift über der Darstellung stehe. Dass auch der Stier eine neue Arbeit sei, wird zwar von Köhler S. 156 behauptet, aber ihm schwerlich als bewiesen zuge- standen werden. Dass die Alten nie in der besondern Art des Chalcedon, auf dem sich der Stier findet, geschnitten ha-

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 510. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/527>, abgerufen am 24.11.2024.