Bei der Verwirrung in den Untersuchungen über die Steine mit dem Namen des Solon ist es nothwendig, zu Anfang einzelne Hauptpunkte mit besonderem Nachdrucke zu be- tonen.
Thatsache ist, dass bereits im Jahre 1570 in den Ima- gines et elogia ill. ex bibl. Fulvi Ursini, p. 49 eine Gemme mit dem nach rechts gewendeten sogenannten Mäcenas-Kopf und der Inschrift [fremdsprachliches Material - fehlt] hinter ihm publicirt ward. Der- selbe Kopf, aber linkshin, mit der Inschrift [fremdsprachliches Material - fehlt] findet sich in der spätern Ausgabe Taf. 135. Ferner ward das Bild wiederholt von Bellori [Vet. philos. imag. I, t. 33]; von Gronov (Thes. ant. gr. II, t. 31 adiunct.) und von La Chausse (Mus. Rom. I, t. 15). Man hielt den Kopf wegen der Inschrift für den des Solon, bis 1712 Baudelot de Dairval die Vermu- thung des Herzogs von Orleans ausführte, dass hier ein Rö- mer und wahrscheinlich Mäcenas dargestellt sei. Seine 1717 separat publicirte Abhandlung erschien 1723 im Auszuge im dritten Bande der Hist. de l'acad. des inscr. p. 268.
Thatsache ist ferner, dass um das Jahr 1600 Louis Cha- duc einen Diomedes mit dem Palladium und der Inschrift [fremdsprachliches Material - fehlt] in Italien gesehen hat: [St. Leger: Notice de la vie de L. Chaduc im Magaz. encycl. ann. II, T. IV, p. 334--44; ann. III, T. V, p. 408; Mariette Rec. de pierr. gr. pl. 64]; Köhler S. 137. Publicirt ist derselbe zuerst auf Baudelot's Tafel n. 11.
Thatsache ist drittens, dass die bekannte Strozzi'sche Medusa schon 1709 von Maffei (Gemme IV, t. 48) mit der Namensinschrift des Solon publicirt ward und dass sich die- selbe ebenfalls auf Baudelot's Tafel n. 10 findet "envoyee de Rome par M. La Chausse a feu M. Hombert". (La Chausse starb saec. XVIII ineunte, vgl. die Vorrede zum Mus. Rom. Ausg. von 1746.)
Diese Nachrichten stammen also sämmtlich aus der Zeit vor Stosch, mit dem nach Köhler's Ansicht die Fälschung von Künstlerinschriften in systematischer Weise erst begonnen haben soll. Es ist deshalb genau darauf zu achten, wie Köh- ler bei seinem Streben, den Solon von der Liste der Stein- schneider zu streichen, ihre Bedeutung zu beseitigen ver- sucht.
Solon.
Bei der Verwirrung in den Untersuchungen über die Steine mit dem Namen des Solon ist es nothwendig, zu Anfang einzelne Hauptpunkte mit besonderem Nachdrucke zu be- tonen.
Thatsache ist, dass bereits im Jahre 1570 in den Ima- gines et elogia ill. ex bibl. Fulvi Ursini, p. 49 eine Gemme mit dem nach rechts gewendeten sogenannten Mäcenas-Kopf und der Inschrift [fremdsprachliches Material – fehlt] hinter ihm publicirt ward. Der- selbe Kopf, aber linkshin, mit der Inschrift [fremdsprachliches Material – fehlt] findet sich in der spätern Ausgabe Taf. 135. Ferner ward das Bild wiederholt von Bellori [Vet. philos. imag. I, t. 33]; von Gronov (Thes. ant. gr. II, t. 31 adiunct.) und von La Chausse (Mus. Rom. I, t. 15). Man hielt den Kopf wegen der Inschrift für den des Solon, bis 1712 Baudelot de Dairval die Vermu- thung des Herzogs von Orleans ausführte, dass hier ein Rö- mer und wahrscheinlich Mäcenas dargestellt sei. Seine 1717 separat publicirte Abhandlung erschien 1723 im Auszuge im dritten Bande der Hist. de l’acad. des inscr. p. 268.
Thatsache ist ferner, dass um das Jahr 1600 Louis Cha- duc einen Diomedes mit dem Palladium und der Inschrift [fremdsprachliches Material – fehlt] in Italien gesehen hat: [St. Leger: Notice de la vie de L. Chaduc im Magaz. encycl. ann. II, T. IV, p. 334—44; ann. III, T. V, p. 408; Mariette Rec. de pierr. gr. pl. 64]; Köhler S. 137. Publicirt ist derselbe zuerst auf Baudelot’s Tafel n. 11.
Thatsache ist drittens, dass die bekannte Strozzi’sche Medusa schon 1709 von Maffei (Gemme IV, t. 48) mit der Namensinschrift des Solon publicirt ward und dass sich die- selbe ebenfalls auf Baudelot’s Tafel n. 10 findet „envoyée de Rome par M. La Chausse à feu M. Hombert‟. (La Chausse starb saec. XVIII ineunte, vgl. die Vorrede zum Mus. Rom. Ausg. von 1746.)
Diese Nachrichten stammen also sämmtlich aus der Zeit vor Stosch, mit dem nach Köhler’s Ansicht die Fälschung von Künstlerinschriften in systematischer Weise erst begonnen haben soll. Es ist deshalb genau darauf zu achten, wie Köh- ler bei seinem Streben, den Solon von der Liste der Stein- schneider zu streichen, ihre Bedeutung zu beseitigen ver- sucht.
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Solon.
Bei der Verwirrung in den Untersuchungen über die Steine
mit dem Namen des Solon ist es nothwendig, zu Anfang
einzelne Hauptpunkte mit besonderem Nachdrucke zu be-
tonen.
Thatsache ist, dass bereits im Jahre 1570 in den Ima-
gines et elogia ill. ex bibl. Fulvi Ursini, p. 49 eine Gemme
mit dem nach rechts gewendeten sogenannten Mäcenas-Kopf
und der Inschrift _ hinter ihm publicirt ward. Der-
selbe Kopf, aber linkshin, mit der Inschrift _ findet
sich in der spätern Ausgabe Taf. 135. Ferner ward das
Bild wiederholt von Bellori [Vet. philos. imag. I, t. 33]; von
Gronov (Thes. ant. gr. II, t. 31 adiunct.) und von La Chausse
(Mus. Rom. I, t. 15). Man hielt den Kopf wegen der Inschrift
für den des Solon, bis 1712 Baudelot de Dairval die Vermu-
thung des Herzogs von Orleans ausführte, dass hier ein Rö-
mer und wahrscheinlich Mäcenas dargestellt sei. Seine 1717
separat publicirte Abhandlung erschien 1723 im Auszuge im
dritten Bande der Hist. de l’acad. des inscr. p. 268.
Thatsache ist ferner, dass um das Jahr 1600 Louis Cha-
duc einen Diomedes mit dem Palladium und der Inschrift
_ in Italien gesehen hat: [St. Leger: Notice
de la vie de L. Chaduc im Magaz. encycl. ann. II, T. IV,
p. 334—44; ann. III, T. V, p. 408; Mariette Rec. de pierr.
gr. pl. 64]; Köhler S. 137. Publicirt ist derselbe zuerst auf
Baudelot’s Tafel n. 11.
Thatsache ist drittens, dass die bekannte Strozzi’sche
Medusa schon 1709 von Maffei (Gemme IV, t. 48) mit der
Namensinschrift des Solon publicirt ward und dass sich die-
selbe ebenfalls auf Baudelot’s Tafel n. 10 findet „envoyée
de Rome par M. La Chausse à feu M. Hombert‟. (La
Chausse starb saec. XVIII ineunte, vgl. die Vorrede zum Mus.
Rom. Ausg. von 1746.)
Diese Nachrichten stammen also sämmtlich aus der Zeit
vor Stosch, mit dem nach Köhler’s Ansicht die Fälschung
von Künstlerinschriften in systematischer Weise erst begonnen
haben soll. Es ist deshalb genau darauf zu achten, wie Köh-
ler bei seinem Streben, den Solon von der Liste der Stein-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Der zweite Band der "Geschichte der griechischen … [mehr]
Der zweite Band der "Geschichte der griechischen Künstler" von Heinrich von Brunn enthält ebenfalls den "Zweiten Teil der ersten Abteilung", die im Deutschen Textarchiv als eigenständiges Werk verzeichnet ist.
Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 524. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/541>, abgerufen am 24.11.2024.
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