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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859.

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ten Kopf aus der Marlborough'schen Sammlung [Coll. Marl.
t. 2, pl. 31] citirt Clarac p. 4. -- Endlich findet sich auch
einmal die richtige Schreibung [fremdsprachliches Material - fehlt] auf einem Nicolo der
Sammlung im Haag mit dem Profilkopf des Homer (de Jonge
Notice p. 159, n. 28). Dieser Stein jedoch stammt aus der
Hemsterhuis'schen Sammlung (vgl. ebend. S. 156), welche sich
keineswegs eines guten Credits erfreut.

Aemilios s. Midias.

Aetion.

Bärtiger Kopf mit phrygischer Mütze, jetzt gewöhnlich
Priamos genannt, davor die Inschrift [fremdsprachliches Material - fehlt], auf einem
Sard in der Sammlung des Herzogs von Devonshire: Stosch
t. 3; Bracci I, t. 4; Winck. Descr. III, 191; Lippert II, 117;
Raspe 9106; Cades III, G, 2. Um diesen Stein oder wenig-
stens die Inschrift für modern zu erklären, stellt Köhler
(S. 107) ein sehr verwirrtes Gewebe von Behauptungen auf.
Er führt an, dass Peirescius den Stein 1606 in England ge-
kauft hatte, dass Welser in dem Kopf den Maler Aetion,
Peiresc dagegen den Vater der Andromache habe sehen wol-
len (Gassendi Vita Peirescii lib. II, p. 95; vgl. Köhler S. 292);
"und zuverlässig konnte nur dieses die Absicht desjenigen
gewesen sein, der den Namen dem Kopfe hatte beifügen las-
sen," nämlich nach Köhler's Meinung in Folge der Liebha-
berei an den Bildnissen mythischer und historischer Personen,
die besonders durch des Fulvius Ursinus Illustrium imagines
angeregt sein soll. Allein wie Toelken (Sendschreiben S. 53)
mit Recht bemerkt, so ist Aetion kein so berühmter Heros,
um ihn unter den viris illustribus zu vermissen; ferner würde
man ihn nach der Art, wie er bei Homer erwähnt wird, nicht in
phrygischem Costüm, sondern in kriegerischer Rüstung darge-
stellt erwarten, und endlich lautet die Form seines Namens bei
allen, selbst den römischen Schriftstellern, nicht Aetion, son-
dern Eetion. Weiter aber möchte Köhler die Identität des Steines
bei Peiresc und beim Herzog von Devonshire verdächtigen:
"Wie uns Winckelmann will glauben lassen, wusste Stosch
damals nicht, dass sich der Sard, von dem sein Glasfluss ge-
nommen, bei Masson in Paris befand, von wo er, wie fast
alle verfälschten Steine mit Künstlernamen, nach England
kam in die Sammlung des Duc von Devonshire. Die Neu-
heit der Aufschrift, die sogleich jedem auffällt, der sich mit

Brunn, Geschichte der griech. Künstler. II. 35

ten Kopf aus der Marlborough’schen Sammlung [Coll. Marl.
t. 2, pl. 31] citirt Clarac p. 4. — Endlich findet sich auch
einmal die richtige Schreibung [fremdsprachliches Material – fehlt] auf einem Nicolo der
Sammlung im Haag mit dem Profilkopf des Homer (de Jonge
Notice p. 159, n. 28). Dieser Stein jedoch stammt aus der
Hemsterhuis’schen Sammlung (vgl. ebend. S. 156), welche sich
keineswegs eines guten Credits erfreut.

Aemilios s. Midias.

Aëtion.

Bärtiger Kopf mit phrygischer Mütze, jetzt gewöhnlich
Priamos genannt, davor die Inschrift [fremdsprachliches Material – fehlt], auf einem
Sard in der Sammlung des Herzogs von Devonshire: Stosch
t. 3; Bracci I, t. 4; Winck. Descr. III, 191; Lippert II, 117;
Raspe 9106; Cades III, G, 2. Um diesen Stein oder wenig-
stens die Inschrift für modern zu erklären, stellt Köhler
(S. 107) ein sehr verwirrtes Gewebe von Behauptungen auf.
Er führt an, dass Peirescius den Stein 1606 in England ge-
kauft hatte, dass Welser in dem Kopf den Maler Aëtion,
Peiresc dagegen den Vater der Andromache habe sehen wol-
len (Gassendi Vita Peirescii lib. II, p. 95; vgl. Köhler S. 292);
„und zuverlässig konnte nur dieses die Absicht desjenigen
gewesen sein, der den Namen dem Kopfe hatte beifügen las-
sen,‟ nämlich nach Köhler’s Meinung in Folge der Liebha-
berei an den Bildnissen mythischer und historischer Personen,
die besonders durch des Fulvius Ursinus Illustrium imagines
angeregt sein soll. Allein wie Toelken (Sendschreiben S. 53)
mit Recht bemerkt, so ist Aetion kein so berühmter Heros,
um ihn unter den viris illustribus zu vermissen; ferner würde
man ihn nach der Art, wie er bei Homer erwähnt wird, nicht in
phrygischem Costüm, sondern in kriegerischer Rüstung darge-
stellt erwarten, und endlich lautet die Form seines Namens bei
allen, selbst den römischen Schriftstellern, nicht Aetion, son-
dern Eetion. Weiter aber möchte Köhler die Identität des Steines
bei Peiresc und beim Herzog von Devonshire verdächtigen:
„Wie uns Winckelmann will glauben lassen, wusste Stosch
damals nicht, dass sich der Sard, von dem sein Glasfluss ge-
nommen, bei Masson in Paris befand, von wo er, wie fast
alle verfälschten Steine mit Künstlernamen, nach England
kam in die Sammlung des Duc von Devonshire. Die Neu-
heit der Aufschrift, die sogleich jedem auffällt, der sich mit

Brunn, Geschichte der griech. Künstler. II. 35
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[537/0554] ten Kopf aus der Marlborough’schen Sammlung [Coll. Marl. t. 2, pl. 31] citirt Clarac p. 4. — Endlich findet sich auch einmal die richtige Schreibung _ auf einem Nicolo der Sammlung im Haag mit dem Profilkopf des Homer (de Jonge Notice p. 159, n. 28). Dieser Stein jedoch stammt aus der Hemsterhuis’schen Sammlung (vgl. ebend. S. 156), welche sich keineswegs eines guten Credits erfreut. Aemilios s. Midias. Aëtion. Bärtiger Kopf mit phrygischer Mütze, jetzt gewöhnlich Priamos genannt, davor die Inschrift _ , auf einem Sard in der Sammlung des Herzogs von Devonshire: Stosch t. 3; Bracci I, t. 4; Winck. Descr. III, 191; Lippert II, 117; Raspe 9106; Cades III, G, 2. Um diesen Stein oder wenig- stens die Inschrift für modern zu erklären, stellt Köhler (S. 107) ein sehr verwirrtes Gewebe von Behauptungen auf. Er führt an, dass Peirescius den Stein 1606 in England ge- kauft hatte, dass Welser in dem Kopf den Maler Aëtion, Peiresc dagegen den Vater der Andromache habe sehen wol- len (Gassendi Vita Peirescii lib. II, p. 95; vgl. Köhler S. 292); „und zuverlässig konnte nur dieses die Absicht desjenigen gewesen sein, der den Namen dem Kopfe hatte beifügen las- sen,‟ nämlich nach Köhler’s Meinung in Folge der Liebha- berei an den Bildnissen mythischer und historischer Personen, die besonders durch des Fulvius Ursinus Illustrium imagines angeregt sein soll. Allein wie Toelken (Sendschreiben S. 53) mit Recht bemerkt, so ist Aetion kein so berühmter Heros, um ihn unter den viris illustribus zu vermissen; ferner würde man ihn nach der Art, wie er bei Homer erwähnt wird, nicht in phrygischem Costüm, sondern in kriegerischer Rüstung darge- stellt erwarten, und endlich lautet die Form seines Namens bei allen, selbst den römischen Schriftstellern, nicht Aetion, son- dern Eetion. Weiter aber möchte Köhler die Identität des Steines bei Peiresc und beim Herzog von Devonshire verdächtigen: „Wie uns Winckelmann will glauben lassen, wusste Stosch damals nicht, dass sich der Sard, von dem sein Glasfluss ge- nommen, bei Masson in Paris befand, von wo er, wie fast alle verfälschten Steine mit Künstlernamen, nach England kam in die Sammlung des Duc von Devonshire. Die Neu- heit der Aufschrift, die sogleich jedem auffällt, der sich mit Brunn, Geschichte der griech. Künstler. II. 35

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 537. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/554>, abgerufen am 26.06.2024.