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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859.

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Brutus nicht durch den blossen Vornamen und noch weniger
durch den Adoptivnamen bezeichnet haben würde und weil
ohne den schon vorhandenen Namen niemand darauf verfal-
len sein würde, die Darstellung in höchst gezwungener Weise
auf Brutus zu beziehen, so kann hier von einer Fälschung
auch nicht im Entferntesten die Rede sein; und wir haben
nicht den geringsten Grund, an der Echtheit des von Faber
beschriebenen Steines und seiner Aufschrift zu zweifeln.
-- Eine weitere Frage ist dagegen, ob derselbe jetzt noch
vorhanden ist. Allerdings finden wir in der de Thoms'schen,
jetzt in die niederländische übergegangenen Sammlung auf
einem Hyacinth die gleiche Darstellung mit der Inschrift
[fremdsprachliches Material - fehlt] neben dem Baumstamme: de Thoms t. V, 1; de Jonge
Notice p. 148, n. 24; vgl. Raspe 7067, wo es sich nicht, wie
Stephani (bei Köhler S. 168 Anm.) meint, um einen zweiten
Stein im Besitze des Grafen Dietrichstein handelt, sondern
wahrscheinlich um den de Thoms'schen, dessen Besitzer nur
Raspe nicht anzugeben vermochte. Aber bei der Menge un-
tergeschobener Werke dieser Sammlung ist es nicht nur
möglich, sondern sogar wahrscheinlich, dass wir es hier nur
mit einer Copie der auch sonst wiederkehrenden Darstellung
(vgl. Winck. Descr. II, 893) zu thun haben, der man nach
Faber's Beschreibung den Namen des Aulos hinzufügte.

Da es bei Fälschung von Künstlerinschriften nahe liegt,
in der Wahl der Gegenstände sich an schon Bekanntes an-
zuschliessen, so werden wir zunächst die Amorendarstellun-
gen mit des Aulus Namen zu prüfen haben: Ein Camee,
einst im Besitz des Barons von Gleichen, zeigt Amor an den
Füssen gefesselt und den Kopf auf den Stiel einer Hacke ge-
stützt; im untern Abschnitte steht in vertiefter Schrift [fremdsprachliches Material - fehlt]:
Bracci I, t. 33; Raspe 6988 (ähnliche Steine ohne Namen:
Winck. Descr. II, 820; 821); Cades II, B, 200; C. I. 7166.
Visconti (Op. var. II, p. 193) scheint an der Echtheit des Na-
mens zu zweifeln, denn er sagt, sofern er echt sei, dürfe
man annehmen, dass das Original von Aulus, der vorliegende
Stein aber nur Copie sei. Das Ganze macht in der Abbil-
dung bei Bracci trotz dessen Lobpreisungen und ebenso im
Abdrucke keinen angenehmen Eindruck; und die Vergleichung
mit den Kinderdarstellungen eines Guido Reni, Algardi und
Fiammingo erscheint nur zu treffend, um nicht durch sie auf

Brutus nicht durch den blossen Vornamen und noch weniger
durch den Adoptivnamen bezeichnet haben würde und weil
ohne den schon vorhandenen Namen niemand darauf verfal-
len sein würde, die Darstellung in höchst gezwungener Weise
auf Brutus zu beziehen, so kann hier von einer Fälschung
auch nicht im Entferntesten die Rede sein; und wir haben
nicht den geringsten Grund, an der Echtheit des von Faber
beschriebenen Steines und seiner Aufschrift zu zweifeln.
— Eine weitere Frage ist dagegen, ob derselbe jetzt noch
vorhanden ist. Allerdings finden wir in der de Thoms’schen,
jetzt in die niederländische übergegangenen Sammlung auf
einem Hyacinth die gleiche Darstellung mit der Inschrift
[fremdsprachliches Material – fehlt] neben dem Baumstamme: de Thoms t. V, 1; de Jonge
Notice p. 148, n. 24; vgl. Raspe 7067, wo es sich nicht, wie
Stephani (bei Köhler S. 168 Anm.) meint, um einen zweiten
Stein im Besitze des Grafen Dietrichstein handelt, sondern
wahrscheinlich um den de Thoms’schen, dessen Besitzer nur
Raspe nicht anzugeben vermochte. Aber bei der Menge un-
tergeschobener Werke dieser Sammlung ist es nicht nur
möglich, sondern sogar wahrscheinlich, dass wir es hier nur
mit einer Copie der auch sonst wiederkehrenden Darstellung
(vgl. Winck. Descr. II, 893) zu thun haben, der man nach
Faber’s Beschreibung den Namen des Aulos hinzufügte.

Da es bei Fälschung von Künstlerinschriften nahe liegt,
in der Wahl der Gegenstände sich an schon Bekanntes an-
zuschliessen, so werden wir zunächst die Amorendarstellun-
gen mit des Aulus Namen zu prüfen haben: Ein Camee,
einst im Besitz des Barons von Gleichen, zeigt Amor an den
Füssen gefesselt und den Kopf auf den Stiel einer Hacke ge-
stützt; im untern Abschnitte steht in vertiefter Schrift [fremdsprachliches Material – fehlt]:
Bracci I, t. 33; Raspe 6988 (ähnliche Steine ohne Namen:
Winck. Descr. II, 820; 821); Cades II, B, 200; C. I. 7166.
Visconti (Op. var. II, p. 193) scheint an der Echtheit des Na-
mens zu zweifeln, denn er sagt, sofern er echt sei, dürfe
man annehmen, dass das Original von Aulus, der vorliegende
Stein aber nur Copie sei. Das Ganze macht in der Abbil-
dung bei Bracci trotz dessen Lobpreisungen und ebenso im
Abdrucke keinen angenehmen Eindruck; und die Vergleichung
mit den Kinderdarstellungen eines Guido Reni, Algardi und
Fiammingo erscheint nur zu treffend, um nicht durch sie auf

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[548/0565] Brutus nicht durch den blossen Vornamen und noch weniger durch den Adoptivnamen bezeichnet haben würde und weil ohne den schon vorhandenen Namen niemand darauf verfal- len sein würde, die Darstellung in höchst gezwungener Weise auf Brutus zu beziehen, so kann hier von einer Fälschung auch nicht im Entferntesten die Rede sein; und wir haben nicht den geringsten Grund, an der Echtheit des von Faber beschriebenen Steines und seiner Aufschrift zu zweifeln. — Eine weitere Frage ist dagegen, ob derselbe jetzt noch vorhanden ist. Allerdings finden wir in der de Thoms’schen, jetzt in die niederländische übergegangenen Sammlung auf einem Hyacinth die gleiche Darstellung mit der Inschrift _ neben dem Baumstamme: de Thoms t. V, 1; de Jonge Notice p. 148, n. 24; vgl. Raspe 7067, wo es sich nicht, wie Stephani (bei Köhler S. 168 Anm.) meint, um einen zweiten Stein im Besitze des Grafen Dietrichstein handelt, sondern wahrscheinlich um den de Thoms’schen, dessen Besitzer nur Raspe nicht anzugeben vermochte. Aber bei der Menge un- tergeschobener Werke dieser Sammlung ist es nicht nur möglich, sondern sogar wahrscheinlich, dass wir es hier nur mit einer Copie der auch sonst wiederkehrenden Darstellung (vgl. Winck. Descr. II, 893) zu thun haben, der man nach Faber’s Beschreibung den Namen des Aulos hinzufügte. Da es bei Fälschung von Künstlerinschriften nahe liegt, in der Wahl der Gegenstände sich an schon Bekanntes an- zuschliessen, so werden wir zunächst die Amorendarstellun- gen mit des Aulus Namen zu prüfen haben: Ein Camee, einst im Besitz des Barons von Gleichen, zeigt Amor an den Füssen gefesselt und den Kopf auf den Stiel einer Hacke ge- stützt; im untern Abschnitte steht in vertiefter Schrift _ : Bracci I, t. 33; Raspe 6988 (ähnliche Steine ohne Namen: Winck. Descr. II, 820; 821); Cades II, B, 200; C. I. 7166. Visconti (Op. var. II, p. 193) scheint an der Echtheit des Na- mens zu zweifeln, denn er sagt, sofern er echt sei, dürfe man annehmen, dass das Original von Aulus, der vorliegende Stein aber nur Copie sei. Das Ganze macht in der Abbil- dung bei Bracci trotz dessen Lobpreisungen und ebenso im Abdrucke keinen angenehmen Eindruck; und die Vergleichung mit den Kinderdarstellungen eines Guido Reni, Algardi und Fiammingo erscheint nur zu treffend, um nicht durch sie auf

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 548. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/565>, abgerufen am 24.11.2024.