Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859.

Bild:
<< vorherige Seite

die Vermuthung des modernen Ursprungs der Arbeit geführt
zu werden. -- Auf einem Amethyst des Grafen Carlisle ist
Amor mit auf den Rücken gebundenen Händen am Boden
sitzend dargestellt, und hinter ihm eine Trophäe errichtet.
Die Inschrift [fremdsprachliches Material - fehlt] steht über seinem Kopfe: Bracci I, t. 32;
Natter Methode pl. 24; Raspe 7114; Cades II, B, 141; Köh-
ler S. 166 nennt diesen Stein "eine gefällige Arbeit Johann
Pichler's", ohne Gründe für diese Behauptung aufzustellen.
Soll ich jedoch meinem eigenen unmittelbaren Gefühle folgen,
so macht auch mir dieser Amor in ähnlicher Weise, wie der
vorige, den Eindruk des Modernen; und schwerlich würde
ein antiker Künstler seine Composition so geordnet haben,
dass über dem Amor eine verhältnissmässig grosse unausge-
füllte Lücke bleibt. -- Ebenso modern erscheint Amor, der
ein grosses Füllhorn fortzutragen sich bemüht, mit der In-
schrift [fremdsprachliches Material - fehlt] auf einem Chalcedon bei Raspe 6607, pl. 43.

Nahe unter einander verwandt sind folgende zwei Dar-
stellungen: ein Sardonyx der florentiner Sammlung, darauf
ein Reiter mit rundem Schilde auf schnell dahin sprengendem
Rosse; unter diesem [fremdsprachliches Material - fehlt]: Stosch t. 15; Gori Mus. flor.
II, t. 2, 1; Bracci I, t. 38; Raspe 7614; Cades III, B, 197;
derselbe Gegenstand mit Namen wiederholt auf einer Paste
in Berlin: Tölken Beschr. S. 343, N. 11. -- Sardonyx, früher
im Besitz des Baron Morpeth, dann des Grafen Carlisle, dar-
auf ein Viergespann mit dem Lenker auf dem Wagen, im un-
tern Abschnitt die etwas ungeschickt an den Rand gerückte
Inschrift [fremdsprachliches Material - fehlt]: Stosch t. 16; Bracci I, t. 37; Lippert II,
900; Raspe 7896; Cades VIII, F, 134. Köhler S. 165 erklärt
beide Steine kurzweg für neu; ein besonderes künstlerisches
Verdienst vermag ihnen auch Bracci (p. 169) nicht zuzuer-
kennen. Sollten sie daher auch alt sein, so fragt es sich
doch, gerade wie bei der Biga mit dem Namen des Lucius,
ob wir die Inschrift auf einen Künstler beziehen dürfen, zumal
auch ihre Stelle mehr für den Namen des Besitzers zu pas-
sen scheint. -- An sie schliesst sich am besten ein Granat
mit dem Vordertheile eines Pferdes und darunter der Inschrift
[fremdsprachliches Material - fehlt] an, früher in Caylus Besitz: Rec. II, pl. 52, 1;
Bracci I, t. 39. Auch hier giebt Köhler für sein Verdam-
mungsurtheil keine Gründe an; doch scheint die Arbeit al-
lerdings ohne besonderes Verdienst zu sein. -- Von Thier-

die Vermuthung des modernen Ursprungs der Arbeit geführt
zu werden. — Auf einem Amethyst des Grafen Carlisle ist
Amor mit auf den Rücken gebundenen Händen am Boden
sitzend dargestellt, und hinter ihm eine Trophäe errichtet.
Die Inschrift [fremdsprachliches Material – fehlt] steht über seinem Kopfe: Bracci I, t. 32;
Natter Méthode pl. 24; Raspe 7114; Cades II, B, 141; Köh-
ler S. 166 nennt diesen Stein „eine gefällige Arbeit Johann
Pichler’s‟, ohne Gründe für diese Behauptung aufzustellen.
Soll ich jedoch meinem eigenen unmittelbaren Gefühle folgen,
so macht auch mir dieser Amor in ähnlicher Weise, wie der
vorige, den Eindruk des Modernen; und schwerlich würde
ein antiker Künstler seine Composition so geordnet haben,
dass über dem Amor eine verhältnissmässig grosse unausge-
füllte Lücke bleibt. — Ebenso modern erscheint Amor, der
ein grosses Füllhorn fortzutragen sich bemüht, mit der In-
schrift [fremdsprachliches Material – fehlt] auf einem Chalcedon bei Raspe 6607, pl. 43.

Nahe unter einander verwandt sind folgende zwei Dar-
stellungen: ein Sardonyx der florentiner Sammlung, darauf
ein Reiter mit rundem Schilde auf schnell dahin sprengendem
Rosse; unter diesem [fremdsprachliches Material – fehlt]: Stosch t. 15; Gori Mus. flor.
II, t. 2, 1; Bracci I, t. 38; Raspe 7614; Cades III, B, 197;
derselbe Gegenstand mit Namen wiederholt auf einer Paste
in Berlin: Tölken Beschr. S. 343, N. 11. — Sardonyx, früher
im Besitz des Baron Morpeth, dann des Grafen Carlisle, dar-
auf ein Viergespann mit dem Lenker auf dem Wagen, im un-
tern Abschnitt die etwas ungeschickt an den Rand gerückte
Inschrift [fremdsprachliches Material – fehlt]: Stosch t. 16; Bracci I, t. 37; Lippert II,
900; Raspe 7896; Cades VIII, F, 134. Köhler S. 165 erklärt
beide Steine kurzweg für neu; ein besonderes künstlerisches
Verdienst vermag ihnen auch Bracci (p. 169) nicht zuzuer-
kennen. Sollten sie daher auch alt sein, so fragt es sich
doch, gerade wie bei der Biga mit dem Namen des Lucius,
ob wir die Inschrift auf einen Künstler beziehen dürfen, zumal
auch ihre Stelle mehr für den Namen des Besitzers zu pas-
sen scheint. — An sie schliesst sich am besten ein Granat
mit dem Vordertheile eines Pferdes und darunter der Inschrift
[fremdsprachliches Material – fehlt] an, früher in Caylus Besitz: Rec. II, pl. 52, 1;
Bracci I, t. 39. Auch hier giebt Köhler für sein Verdam-
mungsurtheil keine Gründe an; doch scheint die Arbeit al-
lerdings ohne besonderes Verdienst zu sein. — Von Thier-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0566" n="549"/>
die Vermuthung des modernen Ursprungs der Arbeit geführt<lb/>
zu werden. &#x2014; Auf einem Amethyst des Grafen Carlisle ist<lb/>
Amor mit auf den Rücken gebundenen Händen am Boden<lb/>
sitzend dargestellt, und hinter ihm eine Trophäe errichtet.<lb/>
Die Inschrift <foreign xml:lang="gre"><gap reason="fm" unit="words"/></foreign> steht über seinem Kopfe: Bracci I, t. 32;<lb/>
Natter Méthode pl. 24; Raspe 7114; Cades II, B, 141; Köh-<lb/>
ler S. 166 nennt diesen Stein &#x201E;eine gefällige Arbeit Johann<lb/>
Pichler&#x2019;s&#x201F;, ohne Gründe für diese Behauptung aufzustellen.<lb/>
Soll ich jedoch meinem eigenen unmittelbaren Gefühle folgen,<lb/>
so macht auch mir dieser Amor in ähnlicher Weise, wie der<lb/>
vorige, den Eindruk des Modernen; und schwerlich würde<lb/>
ein antiker Künstler seine Composition so geordnet haben,<lb/>
dass über dem Amor eine verhältnissmässig grosse unausge-<lb/>
füllte Lücke bleibt. &#x2014; Ebenso modern erscheint Amor, der<lb/>
ein grosses Füllhorn fortzutragen sich bemüht, mit der In-<lb/>
schrift <foreign xml:lang="gre"><gap reason="fm" unit="words"/></foreign> auf einem Chalcedon bei Raspe 6607, pl. 43.</p><lb/>
              <p>Nahe unter einander verwandt sind folgende zwei Dar-<lb/>
stellungen: ein Sardonyx der florentiner Sammlung, darauf<lb/>
ein Reiter mit rundem Schilde auf schnell dahin sprengendem<lb/>
Rosse; unter diesem <foreign xml:lang="gre"><gap reason="fm" unit="words"/></foreign>: Stosch t. 15; Gori Mus. flor.<lb/>
II, t. 2, 1; Bracci I, t. 38; Raspe 7614; Cades III, B, 197;<lb/>
derselbe Gegenstand mit Namen wiederholt auf einer Paste<lb/>
in Berlin: Tölken Beschr. S. 343, N. 11. &#x2014; Sardonyx, früher<lb/>
im Besitz des Baron Morpeth, dann des Grafen Carlisle, dar-<lb/>
auf ein Viergespann mit dem Lenker auf dem Wagen, im un-<lb/>
tern Abschnitt die etwas ungeschickt an den Rand gerückte<lb/>
Inschrift <foreign xml:lang="gre"><gap reason="fm" unit="words"/></foreign>: Stosch t. 16; Bracci I, t. 37; Lippert II,<lb/>
900; Raspe 7896; Cades VIII, F, 134. Köhler S. 165 erklärt<lb/>
beide Steine kurzweg für neu; ein besonderes künstlerisches<lb/>
Verdienst vermag ihnen auch Bracci (p. 169) nicht zuzuer-<lb/>
kennen. Sollten sie daher auch alt sein, so fragt es sich<lb/>
doch, gerade wie bei der Biga mit dem Namen des Lucius,<lb/>
ob wir die Inschrift auf einen Künstler beziehen dürfen, zumal<lb/>
auch ihre Stelle mehr für den Namen des Besitzers zu pas-<lb/>
sen scheint. &#x2014; An sie schliesst sich am besten ein Granat<lb/>
mit dem Vordertheile eines Pferdes und darunter der Inschrift<lb/><foreign xml:lang="gre"><gap reason="fm" unit="words"/></foreign> an, früher in Caylus Besitz: Rec. II, pl. 52, 1;<lb/>
Bracci I, t. 39. Auch hier giebt Köhler für sein Verdam-<lb/>
mungsurtheil keine Gründe an; doch scheint die Arbeit al-<lb/>
lerdings ohne besonderes Verdienst zu sein. &#x2014; Von Thier-<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[549/0566] die Vermuthung des modernen Ursprungs der Arbeit geführt zu werden. — Auf einem Amethyst des Grafen Carlisle ist Amor mit auf den Rücken gebundenen Händen am Boden sitzend dargestellt, und hinter ihm eine Trophäe errichtet. Die Inschrift _ steht über seinem Kopfe: Bracci I, t. 32; Natter Méthode pl. 24; Raspe 7114; Cades II, B, 141; Köh- ler S. 166 nennt diesen Stein „eine gefällige Arbeit Johann Pichler’s‟, ohne Gründe für diese Behauptung aufzustellen. Soll ich jedoch meinem eigenen unmittelbaren Gefühle folgen, so macht auch mir dieser Amor in ähnlicher Weise, wie der vorige, den Eindruk des Modernen; und schwerlich würde ein antiker Künstler seine Composition so geordnet haben, dass über dem Amor eine verhältnissmässig grosse unausge- füllte Lücke bleibt. — Ebenso modern erscheint Amor, der ein grosses Füllhorn fortzutragen sich bemüht, mit der In- schrift _ auf einem Chalcedon bei Raspe 6607, pl. 43. Nahe unter einander verwandt sind folgende zwei Dar- stellungen: ein Sardonyx der florentiner Sammlung, darauf ein Reiter mit rundem Schilde auf schnell dahin sprengendem Rosse; unter diesem _ : Stosch t. 15; Gori Mus. flor. II, t. 2, 1; Bracci I, t. 38; Raspe 7614; Cades III, B, 197; derselbe Gegenstand mit Namen wiederholt auf einer Paste in Berlin: Tölken Beschr. S. 343, N. 11. — Sardonyx, früher im Besitz des Baron Morpeth, dann des Grafen Carlisle, dar- auf ein Viergespann mit dem Lenker auf dem Wagen, im un- tern Abschnitt die etwas ungeschickt an den Rand gerückte Inschrift _ : Stosch t. 16; Bracci I, t. 37; Lippert II, 900; Raspe 7896; Cades VIII, F, 134. Köhler S. 165 erklärt beide Steine kurzweg für neu; ein besonderes künstlerisches Verdienst vermag ihnen auch Bracci (p. 169) nicht zuzuer- kennen. Sollten sie daher auch alt sein, so fragt es sich doch, gerade wie bei der Biga mit dem Namen des Lucius, ob wir die Inschrift auf einen Künstler beziehen dürfen, zumal auch ihre Stelle mehr für den Namen des Besitzers zu pas- sen scheint. — An sie schliesst sich am besten ein Granat mit dem Vordertheile eines Pferdes und darunter der Inschrift _ an, früher in Caylus Besitz: Rec. II, pl. 52, 1; Bracci I, t. 39. Auch hier giebt Köhler für sein Verdam- mungsurtheil keine Gründe an; doch scheint die Arbeit al- lerdings ohne besonderes Verdienst zu sein. — Von Thier-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Der zweite Band der "Geschichte der griechischen … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/566
Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 549. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/566>, abgerufen am 24.11.2024.