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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859.

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sen werden kann." Die Inschrift aber, so klein, dass sie
kaum zu erkennen, mag "offenbar von anderer, moderner Hand
hinzugefügt" sein. -- Eine ähnliche Darstellung, eine Nereide,
den Hals eines Seerosses umfassend, wird nur von Winckel-
mann (Descr. II, 465) erwähnt: Le meme sujet est en relief
sur une Agathe-Onyx avec le nom du graveur [fremdsprachliches Material - fehlt],
connu par d'autres ouvrages dans le cabinet d'un amateur a
Rome; et on le trouve aussi repete dans deux autres camees
du cabinet Farnese du roi des deux Siciles, avec le nom
du meme graveur. -- Auch spricht Casanova in seinen Me-
moiren (Th. VII, S. 273) von einem Onyx-Camee mit dem
Bilde der Venus Anadyomene und dem Namen des Sostrates
(so), den er für 300 Pfd. Sterling an einem Dr. Matti ver-
kaufte. Da er ihn von seinem Bruder geschenkt erhalten zu
haben behauptet, so mochte er, wie mancher andere Stein
nach dessen Entwurf gearbeitet, der Käufer aber sein, was
sein Name besagt. -- Durchaus modern ist endlich die Dar-
stellung eines sitzenden Mannes mit Satyrohren, der eine
Bacchantin festzuhalten sucht, darüber die Inschrift OCTPAT,
bei Panofka Gemm. mit Inschr. T. IV, n. 18.

Nach diesen Bemerkungen über die einzelnen Steine ist
noch des Gesammtresultats zu gedenken, welches Stephani
aus ihrer Betrachtung ziehen zu können glaubt, indem wir
daran erkennen, dass auch die Angaben dieses Gelehrten,
trotz des Aufgebots einer ganz besondern mikrologischen
Sorgfalt, noch immer einer strengen Controle bedürfen. Er
sagt S. 234: "Ueberblickt man sie noch einmal in ihrer Ge-
sammtheit, so lässt sich auch der innere Zusammenhang so
deutlich durchschauen, als man dies jemals bei Fälschungen
dieser Art hoffen kann. -- Den Ausgangspunkt bildet der
Stein mit der stieropfernden Nike, der vor 1723 geschnitten
ist, wenn er auch erst 1754 von Natter publicirt wurde. Wenn
ihn Stosch schen 1723 besass, so veröffentlichte er ihn viel-
leicht absichtlich nicht." Schon vorher hatte er bemerkt
(S. 232): "Ich bedaure nicht zu wissen, in welchem Jahre
Natter nach Rom kam, von wo er erst 1732 nach Florenz
berufen wurde. Wenn er schon vor 1723 in Rom war, so
würde ich keinen andern, als ihn für den Verfertiger hal-
ten, da er den Stein zuerst bekannt machte und seine frühe-
sten Arbeiten mit dem Styl dieses Bildes sehr wohl überein-

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sen werden kann.‟ Die Inschrift aber, so klein, dass sie
kaum zu erkennen, mag „offenbar von anderer, moderner Hand
hinzugefügt‟ sein. — Eine ähnliche Darstellung, eine Nereide,
den Hals eines Seerosses umfassend, wird nur von Winckel-
mann (Descr. II, 465) erwähnt: Le même sujet est en relief
sur une Agathe-Onyx avec le nom du graveur [fremdsprachliches Material – fehlt],
connu par d’autres ouvrages dans le cabinet d’un amateur à
Rome; et on le trouve aussi répété dans deux autres camées
du cabinet Farnèse du roi des deux Siciles, avec le nom
du même graveur. — Auch spricht Casanova in seinen Me-
moiren (Th. VII, S. 273) von einem Onyx-Camee mit dem
Bilde der Venus Anadyomene und dem Namen des Sostrates
(so), den er für 300 Pfd. Sterling an einem Dr. Matti ver-
kaufte. Da er ihn von seinem Bruder geschenkt erhalten zu
haben behauptet, so mochte er, wie mancher andere Stein
nach dessen Entwurf gearbeitet, der Käufer aber sein, was
sein Name besagt. — Durchaus modern ist endlich die Dar-
stellung eines sitzenden Mannes mit Satyrohren, der eine
Bacchantin festzuhalten sucht, darüber die Inschrift OCTPAT,
bei Panofka Gemm. mit Inschr. T. IV, n. 18.

Nach diesen Bemerkungen über die einzelnen Steine ist
noch des Gesammtresultats zu gedenken, welches Stephani
aus ihrer Betrachtung ziehen zu können glaubt, indem wir
daran erkennen, dass auch die Angaben dieses Gelehrten,
trotz des Aufgebots einer ganz besondern mikrologischen
Sorgfalt, noch immer einer strengen Controle bedürfen. Er
sagt S. 234: „Ueberblickt man sie noch einmal in ihrer Ge-
sammtheit, so lässt sich auch der innere Zusammenhang so
deutlich durchschauen, als man dies jemals bei Fälschungen
dieser Art hoffen kann. — Den Ausgangspunkt bildet der
Stein mit der stieropfernden Nike, der vor 1723 geschnitten
ist, wenn er auch erst 1754 von Natter publicirt wurde. Wenn
ihn Stosch schen 1723 besass, so veröffentlichte er ihn viel-
leicht absichtlich nicht.‟ Schon vorher hatte er bemerkt
(S. 232): „Ich bedaure nicht zu wissen, in welchem Jahre
Natter nach Rom kam, von wo er erst 1732 nach Florenz
berufen wurde. Wenn er schon vor 1723 in Rom war, so
würde ich keinen andern, als ihn für den Verfertiger hal-
ten, da er den Stein zuerst bekannt machte und seine frühe-
sten Arbeiten mit dem Styl dieses Bildes sehr wohl überein-

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[587/0604] sen werden kann.‟ Die Inschrift aber, so klein, dass sie kaum zu erkennen, mag „offenbar von anderer, moderner Hand hinzugefügt‟ sein. — Eine ähnliche Darstellung, eine Nereide, den Hals eines Seerosses umfassend, wird nur von Winckel- mann (Descr. II, 465) erwähnt: Le même sujet est en relief sur une Agathe-Onyx avec le nom du graveur _ , connu par d’autres ouvrages dans le cabinet d’un amateur à Rome; et on le trouve aussi répété dans deux autres camées du cabinet Farnèse du roi des deux Siciles, avec le nom du même graveur. — Auch spricht Casanova in seinen Me- moiren (Th. VII, S. 273) von einem Onyx-Camee mit dem Bilde der Venus Anadyomene und dem Namen des Sostrates (so), den er für 300 Pfd. Sterling an einem Dr. Matti ver- kaufte. Da er ihn von seinem Bruder geschenkt erhalten zu haben behauptet, so mochte er, wie mancher andere Stein nach dessen Entwurf gearbeitet, der Käufer aber sein, was sein Name besagt. — Durchaus modern ist endlich die Dar- stellung eines sitzenden Mannes mit Satyrohren, der eine Bacchantin festzuhalten sucht, darüber die Inschrift OCTPAT, bei Panofka Gemm. mit Inschr. T. IV, n. 18. Nach diesen Bemerkungen über die einzelnen Steine ist noch des Gesammtresultats zu gedenken, welches Stephani aus ihrer Betrachtung ziehen zu können glaubt, indem wir daran erkennen, dass auch die Angaben dieses Gelehrten, trotz des Aufgebots einer ganz besondern mikrologischen Sorgfalt, noch immer einer strengen Controle bedürfen. Er sagt S. 234: „Ueberblickt man sie noch einmal in ihrer Ge- sammtheit, so lässt sich auch der innere Zusammenhang so deutlich durchschauen, als man dies jemals bei Fälschungen dieser Art hoffen kann. — Den Ausgangspunkt bildet der Stein mit der stieropfernden Nike, der vor 1723 geschnitten ist, wenn er auch erst 1754 von Natter publicirt wurde. Wenn ihn Stosch schen 1723 besass, so veröffentlichte er ihn viel- leicht absichtlich nicht.‟ Schon vorher hatte er bemerkt (S. 232): „Ich bedaure nicht zu wissen, in welchem Jahre Natter nach Rom kam, von wo er erst 1732 nach Florenz berufen wurde. Wenn er schon vor 1723 in Rom war, so würde ich keinen andern, als ihn für den Verfertiger hal- ten, da er den Stein zuerst bekannt machte und seine frühe- sten Arbeiten mit dem Styl dieses Bildes sehr wohl überein- 38*

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 587. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/604>, abgerufen am 01.06.2024.