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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859.

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II, p. 35) gegen seine Aufnahme unter dieselben stimmen,
Visconti (Op. var. II, 162) und Köhler (S. 71) ihn auf den
Besitzer beziehen. -- C. I. 7248.

Pyrgoteles.

Je grösser der Ruhm des Pyrgoteles selbst nach den wenigen
schriftlichen Erwähnungen im Alterthume gewesen zu sein
scheint, um so verdächtiger sind alle die Arbeiten, welche in
der neuern Zeit mit seinem Namen bekannt geworden sind. Es
ist überflüssig, sie alle anzuführen, indem durch die meisten
niemand getäuscht werden kann. Nur von denen mag hier
die Rede sein, die zeitweilig den Ruf der Authenticität ge-
nossen haben. Zuerst ist kein Grund vorhanden, die Inschrift
[fremdsprachliches Material - fehlt] auf einem Camee des Museums von Neapel, darstellend
Minerva und Neptun (Raspe 1768, t. XXVI; Gerh. Neap. ant.
Bildw. S. 395, N. 5) auf Pyrgoteles zu beziehen; vgl. aus-
serdem Köhler S. 102. -- Der römische Kopf mit der In-
schrift [fremdsprachliches Material - fehlt] am Abschnitte des Halses
und [fremdsprachliches Material - fehlt] hinter dem Halse, den unter andern Stosch
t. 66 und Bracci II, t. 99 als ein Werk des Pyrgoteles be-
trachteten, wird von Vasari [Vite IV, p. 260 ed. Firenze 1772]
als ein Werk des Alessandro Cesari bezeichnet; vgl. Köhler
S. 101. -- Nicht weniger modern ist ein anderer Camee: ein
angeblicher Alexanderkopf, mit der Löwenhaut bedeckt und
daneben die Inschrift [fremdsprachliches Material - fehlt]; einst im Besitz eines
Kurfürsten von Mainz: Stosch t. 65; Bracci II, t. 98, an dessen
Alterthum schon Winckelmann zweifelte (Werke VI, I, 107).
-- Ferner erwähnt Visconti (Op. var. II, 119) einen 1788
in der Nähe von Rom gefundenen Carneol, darstellend Hera-
kles die Hydra tödtend und Jolaos, mit dem Namen des Pyr-
goteles, später im Besitz der Familie Trivulzi in Mailand. Er
hält ihn für antik, aber da die Arbeit mittelmässig sei, nur
für eine antike Copie: eine Ansicht, die mindestens mit Mis-
trauen aufgenommen werden muss: Köhler S. 103. -- Mehr
Gewicht hat man in neuerer Zeit einem Kopfe des Alexander
mit dem Namen [fremdsprachliches Material - fehlt] in der Sammlung des Her-
zogs von Blacas beilegen wollen: Clarac p. 186; R. Rochette
p. 151; [Tresor de glyptique; Iconogr. pl. XIII, D; p. 21].
"Allein," bemerkt Stephani (bei Köhler S. 290), "wenn auch
der Stein antik sein sollte, was nach dem Abdrucke eben
nicht wahrscheinlich ist, so zeigt doch die roh und liederlich

II, p. 35) gegen seine Aufnahme unter dieselben stimmen,
Visconti (Op. var. II, 162) und Köhler (S. 71) ihn auf den
Besitzer beziehen. — C. I. 7248.

Pyrgoteles.

Je grösser der Ruhm des Pyrgoteles selbst nach den wenigen
schriftlichen Erwähnungen im Alterthume gewesen zu sein
scheint, um so verdächtiger sind alle die Arbeiten, welche in
der neuern Zeit mit seinem Namen bekannt geworden sind. Es
ist überflüssig, sie alle anzuführen, indem durch die meisten
niemand getäuscht werden kann. Nur von denen mag hier
die Rede sein, die zeitweilig den Ruf der Authenticität ge-
nossen haben. Zuerst ist kein Grund vorhanden, die Inschrift
[fremdsprachliches Material – fehlt] auf einem Camee des Museums von Neapel, darstellend
Minerva und Neptun (Raspe 1768, t. XXVI; Gerh. Neap. ant.
Bildw. S. 395, N. 5) auf Pyrgoteles zu beziehen; vgl. aus-
serdem Köhler S. 102. — Der römische Kopf mit der In-
schrift [fremdsprachliches Material – fehlt] am Abschnitte des Halses
und [fremdsprachliches Material – fehlt] hinter dem Halse, den unter andern Stosch
t. 66 und Bracci II, t. 99 als ein Werk des Pyrgoteles be-
trachteten, wird von Vasari [Vite IV, p. 260 ed. Firenze 1772]
als ein Werk des Alessandro Cesari bezeichnet; vgl. Köhler
S. 101. — Nicht weniger modern ist ein anderer Camee: ein
angeblicher Alexanderkopf, mit der Löwenhaut bedeckt und
daneben die Inschrift [fremdsprachliches Material – fehlt]; einst im Besitz eines
Kurfürsten von Mainz: Stosch t. 65; Bracci II, t. 98, an dessen
Alterthum schon Winckelmann zweifelte (Werke VI, I, 107).
— Ferner erwähnt Visconti (Op. var. II, 119) einen 1788
in der Nähe von Rom gefundenen Carneol, darstellend Hera-
kles die Hydra tödtend und Jolaos, mit dem Namen des Pyr-
goteles, später im Besitz der Familie Trivulzi in Mailand. Er
hält ihn für antik, aber da die Arbeit mittelmässig sei, nur
für eine antike Copie: eine Ansicht, die mindestens mit Mis-
trauen aufgenommen werden muss: Köhler S. 103. — Mehr
Gewicht hat man in neuerer Zeit einem Kopfe des Alexander
mit dem Namen [fremdsprachliches Material – fehlt] in der Sammlung des Her-
zogs von Blacas beilegen wollen: Clarac p. 186; R. Rochette
p. 151; [Trésor de glyptique; Iconogr. pl. XIII, D; p. 21].
„Allein,‟ bemerkt Stephani (bei Köhler S. 290), „wenn auch
der Stein antik sein sollte, was nach dem Abdrucke eben
nicht wahrscheinlich ist, so zeigt doch die roh und liederlich

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[629/0646] II, p. 35) gegen seine Aufnahme unter dieselben stimmen, Visconti (Op. var. II, 162) und Köhler (S. 71) ihn auf den Besitzer beziehen. — C. I. 7248. Pyrgoteles. Je grösser der Ruhm des Pyrgoteles selbst nach den wenigen schriftlichen Erwähnungen im Alterthume gewesen zu sein scheint, um so verdächtiger sind alle die Arbeiten, welche in der neuern Zeit mit seinem Namen bekannt geworden sind. Es ist überflüssig, sie alle anzuführen, indem durch die meisten niemand getäuscht werden kann. Nur von denen mag hier die Rede sein, die zeitweilig den Ruf der Authenticität ge- nossen haben. Zuerst ist kein Grund vorhanden, die Inschrift _ auf einem Camee des Museums von Neapel, darstellend Minerva und Neptun (Raspe 1768, t. XXVI; Gerh. Neap. ant. Bildw. S. 395, N. 5) auf Pyrgoteles zu beziehen; vgl. aus- serdem Köhler S. 102. — Der römische Kopf mit der In- schrift _ am Abschnitte des Halses und _ hinter dem Halse, den unter andern Stosch t. 66 und Bracci II, t. 99 als ein Werk des Pyrgoteles be- trachteten, wird von Vasari [Vite IV, p. 260 ed. Firenze 1772] als ein Werk des Alessandro Cesari bezeichnet; vgl. Köhler S. 101. — Nicht weniger modern ist ein anderer Camee: ein angeblicher Alexanderkopf, mit der Löwenhaut bedeckt und daneben die Inschrift _ ; einst im Besitz eines Kurfürsten von Mainz: Stosch t. 65; Bracci II, t. 98, an dessen Alterthum schon Winckelmann zweifelte (Werke VI, I, 107). — Ferner erwähnt Visconti (Op. var. II, 119) einen 1788 in der Nähe von Rom gefundenen Carneol, darstellend Hera- kles die Hydra tödtend und Jolaos, mit dem Namen des Pyr- goteles, später im Besitz der Familie Trivulzi in Mailand. Er hält ihn für antik, aber da die Arbeit mittelmässig sei, nur für eine antike Copie: eine Ansicht, die mindestens mit Mis- trauen aufgenommen werden muss: Köhler S. 103. — Mehr Gewicht hat man in neuerer Zeit einem Kopfe des Alexander mit dem Namen _ in der Sammlung des Her- zogs von Blacas beilegen wollen: Clarac p. 186; R. Rochette p. 151; [Trésor de glyptique; Iconogr. pl. XIII, D; p. 21]. „Allein,‟ bemerkt Stephani (bei Köhler S. 290), „wenn auch der Stein antik sein sollte, was nach dem Abdrucke eben nicht wahrscheinlich ist, so zeigt doch die roh und liederlich

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 629. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/646>, abgerufen am 16.06.2024.