Hinsichtlich der Fundorte springt es in die Augen, dass Vulci, wie es durch seinen Reichthum an Vasen bis jetzt alle anderen Orte übertrifft, so auch die zahlreichsten Vasen mit Künstlerinschriften dargeboten hat. Die nächste Stelle scheint Caere einzunehmen; namentlich wenn wir in Betracht ziehen, dass von den zahlreichen Gefässen des Campana'schen Mu- seums, deren Herkunft im Einzelnen ich nicht anzugeben vermochte, der grösste Theil aus dortigen Ausgrabungen stammt. Seltener sind Künstlernamen in Tarquinii, der Um- gebung von Viterbo, Chiusi, während sie in Nordetrurien bis jetzt ganz fehlen, und aus dem benachbarten Gebiet der Sa- biner nur ein vereinzeltes Beispiel bekannt ist. Die genann- ten Orte scheinen aber als ein Gesammtgebiet betrachtet wer- den zu müssen, indem nicht selten die gleichen Namen an mehreren derselben vorkommen: eine Erscheinung, die nicht auffallen kann, indem keiner von Vulci mehr als etwa zwei gewöhnliche Tagereisen entfernt ist. Bedeutsamer ist die Thatsache, dass manche der aus Etrurien bekannten Namen sich auch ausserhalb der Grenzen dieses Landes wiederge- funden haben: Euthymides (freilich nur nach einer Vermu- thung) in Hadria; Pistoxenos und Epiktet in Capua; Archi- kles und Euthymides in Nola; Nikosthenes und Taleides in Agrigent; Tleson in Korinth; Ergotimos in Aegina und Epi- ktet in Pantikapaeon. Da wir es hier nicht mit einem ein- zelnen, vielleicht zufälligen Beispiele, sondern mit einer gan- zen Reihe zu thun haben, so werden wir durch diese That- sache mit Bestimmtheit auf einen ausgebreiteten Handelsver- kehr mit gemaltem Geschirr hingewiesen. Zur Beurtheilung der Frage, ob derselbe etwa von Etrurien (durch dortige Fa- briken eingewanderter Griechen) ausgegangen oder vielmehr dorthin gerichtet gewesen sei, mag es erlaubt sein, auf eine sehr eigenthümliche Erscheinung hinzuweisen. Von keinem Künstler sind mehr Vasen erhalten als von Nikosthenes und zwar hauptsächlich Trinkschalen und eine besondere Art von Amphoren. Letztere sind, so viel bekannt, nur in Caere zu Tage gekommen, die Trinkschalen in Vulci: die Fabrik des
Psiax (r.) Athen.
Python (r.) Lucanien.
Sakonides (s.) V.
Hinsichtlich der Fundorte springt es in die Augen, dass Vulci, wie es durch seinen Reichthum an Vasen bis jetzt alle anderen Orte übertrifft, so auch die zahlreichsten Vasen mit Künstlerinschriften dargeboten hat. Die nächste Stelle scheint Caere einzunehmen; namentlich wenn wir in Betracht ziehen, dass von den zahlreichen Gefässen des Campana’schen Mu- seums, deren Herkunft im Einzelnen ich nicht anzugeben vermochte, der grösste Theil aus dortigen Ausgrabungen stammt. Seltener sind Künstlernamen in Tarquinii, der Um- gebung von Viterbo, Chiusi, während sie in Nordetrurien bis jetzt ganz fehlen, und aus dem benachbarten Gebiet der Sa- biner nur ein vereinzeltes Beispiel bekannt ist. Die genann- ten Orte scheinen aber als ein Gesammtgebiet betrachtet wer- den zu müssen, indem nicht selten die gleichen Namen an mehreren derselben vorkommen: eine Erscheinung, die nicht auffallen kann, indem keiner von Vulci mehr als etwa zwei gewöhnliche Tagereisen entfernt ist. Bedeutsamer ist die Thatsache, dass manche der aus Etrurien bekannten Namen sich auch ausserhalb der Grenzen dieses Landes wiederge- funden haben: Euthymides (freilich nur nach einer Vermu- thung) in Hadria; Pistoxenos und Epiktet in Capua; Archi- kles und Euthymides in Nola; Nikosthenes und Taleides in Agrigent; Tleson in Korinth; Ergotimos in Aegina und Epi- ktet in Pantikapaeon. Da wir es hier nicht mit einem ein- zelnen, vielleicht zufälligen Beispiele, sondern mit einer gan- zen Reihe zu thun haben, so werden wir durch diese That- sache mit Bestimmtheit auf einen ausgebreiteten Handelsver- kehr mit gemaltem Geschirr hingewiesen. Zur Beurtheilung der Frage, ob derselbe etwa von Etrurien (durch dortige Fa- briken eingewanderter Griechen) ausgegangen oder vielmehr dorthin gerichtet gewesen sei, mag es erlaubt sein, auf eine sehr eigenthümliche Erscheinung hinzuweisen. Von keinem Künstler sind mehr Vasen erhalten als von Nikosthenes und zwar hauptsächlich Trinkschalen und eine besondere Art von Amphoren. Letztere sind, so viel bekannt, nur in Caere zu Tage gekommen, die Trinkschalen in Vulci: die Fabrik des
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0663"n="646"/><p><hirendition="#g">Psiax</hi> (r.) Athen.</p><lb/><p><hirendition="#g">Python</hi> (r.) Lucanien.</p><lb/><p><hirendition="#g">Sakonides</hi> (s.) V.</p><lb/><p>Hinsichtlich der Fundorte springt es in die Augen, dass<lb/>
Vulci, wie es durch seinen Reichthum an Vasen bis jetzt alle<lb/>
anderen Orte übertrifft, so auch die zahlreichsten Vasen mit<lb/>
Künstlerinschriften dargeboten hat. Die nächste Stelle scheint<lb/>
Caere einzunehmen; namentlich wenn wir in Betracht ziehen,<lb/>
dass von den zahlreichen Gefässen des Campana’schen Mu-<lb/>
seums, deren Herkunft im Einzelnen ich nicht anzugeben<lb/>
vermochte, der grösste Theil aus dortigen Ausgrabungen<lb/>
stammt. Seltener sind Künstlernamen in Tarquinii, der Um-<lb/>
gebung von Viterbo, Chiusi, während sie in Nordetrurien bis<lb/>
jetzt ganz fehlen, und aus dem benachbarten Gebiet der Sa-<lb/>
biner nur ein vereinzeltes Beispiel bekannt ist. Die genann-<lb/>
ten Orte scheinen aber als ein Gesammtgebiet betrachtet wer-<lb/>
den zu müssen, indem nicht selten die gleichen Namen an<lb/>
mehreren derselben vorkommen: eine Erscheinung, die nicht<lb/>
auffallen kann, indem keiner von Vulci mehr als etwa zwei<lb/>
gewöhnliche Tagereisen entfernt ist. Bedeutsamer ist die<lb/>
Thatsache, dass manche der aus Etrurien bekannten Namen<lb/>
sich auch ausserhalb der Grenzen dieses Landes wiederge-<lb/>
funden haben: Euthymides (freilich nur nach einer Vermu-<lb/>
thung) in Hadria; Pistoxenos und Epiktet in Capua; Archi-<lb/>
kles und Euthymides in Nola; Nikosthenes und Taleides in<lb/>
Agrigent; Tleson in Korinth; Ergotimos in Aegina und Epi-<lb/>
ktet in Pantikapaeon. Da wir es hier nicht mit einem ein-<lb/>
zelnen, vielleicht zufälligen Beispiele, sondern mit einer gan-<lb/>
zen Reihe zu thun haben, so werden wir durch diese That-<lb/>
sache mit Bestimmtheit auf einen ausgebreiteten Handelsver-<lb/>
kehr mit gemaltem Geschirr hingewiesen. Zur Beurtheilung<lb/>
der Frage, ob derselbe etwa von Etrurien (durch dortige Fa-<lb/>
briken eingewanderter Griechen) ausgegangen oder vielmehr<lb/>
dorthin gerichtet gewesen sei, mag es erlaubt sein, auf eine<lb/>
sehr eigenthümliche Erscheinung hinzuweisen. Von keinem<lb/>
Künstler sind mehr Vasen erhalten als von Nikosthenes und<lb/>
zwar hauptsächlich Trinkschalen und eine besondere Art von<lb/>
Amphoren. Letztere sind, so viel bekannt, nur in Caere zu<lb/>
Tage gekommen, die Trinkschalen in Vulci: die Fabrik des<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[646/0663]
Psiax (r.) Athen.
Python (r.) Lucanien.
Sakonides (s.) V.
Hinsichtlich der Fundorte springt es in die Augen, dass
Vulci, wie es durch seinen Reichthum an Vasen bis jetzt alle
anderen Orte übertrifft, so auch die zahlreichsten Vasen mit
Künstlerinschriften dargeboten hat. Die nächste Stelle scheint
Caere einzunehmen; namentlich wenn wir in Betracht ziehen,
dass von den zahlreichen Gefässen des Campana’schen Mu-
seums, deren Herkunft im Einzelnen ich nicht anzugeben
vermochte, der grösste Theil aus dortigen Ausgrabungen
stammt. Seltener sind Künstlernamen in Tarquinii, der Um-
gebung von Viterbo, Chiusi, während sie in Nordetrurien bis
jetzt ganz fehlen, und aus dem benachbarten Gebiet der Sa-
biner nur ein vereinzeltes Beispiel bekannt ist. Die genann-
ten Orte scheinen aber als ein Gesammtgebiet betrachtet wer-
den zu müssen, indem nicht selten die gleichen Namen an
mehreren derselben vorkommen: eine Erscheinung, die nicht
auffallen kann, indem keiner von Vulci mehr als etwa zwei
gewöhnliche Tagereisen entfernt ist. Bedeutsamer ist die
Thatsache, dass manche der aus Etrurien bekannten Namen
sich auch ausserhalb der Grenzen dieses Landes wiederge-
funden haben: Euthymides (freilich nur nach einer Vermu-
thung) in Hadria; Pistoxenos und Epiktet in Capua; Archi-
kles und Euthymides in Nola; Nikosthenes und Taleides in
Agrigent; Tleson in Korinth; Ergotimos in Aegina und Epi-
ktet in Pantikapaeon. Da wir es hier nicht mit einem ein-
zelnen, vielleicht zufälligen Beispiele, sondern mit einer gan-
zen Reihe zu thun haben, so werden wir durch diese That-
sache mit Bestimmtheit auf einen ausgebreiteten Handelsver-
kehr mit gemaltem Geschirr hingewiesen. Zur Beurtheilung
der Frage, ob derselbe etwa von Etrurien (durch dortige Fa-
briken eingewanderter Griechen) ausgegangen oder vielmehr
dorthin gerichtet gewesen sei, mag es erlaubt sein, auf eine
sehr eigenthümliche Erscheinung hinzuweisen. Von keinem
Künstler sind mehr Vasen erhalten als von Nikosthenes und
zwar hauptsächlich Trinkschalen und eine besondere Art von
Amphoren. Letztere sind, so viel bekannt, nur in Caere zu
Tage gekommen, die Trinkschalen in Vulci: die Fabrik des
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Der zweite Band der "Geschichte der griechischen … [mehr]
Der zweite Band der "Geschichte der griechischen Künstler" von Heinrich von Brunn enthält ebenfalls den "Zweiten Teil der ersten Abteilung", die im Deutschen Textarchiv als eigenständiges Werk verzeichnet ist.
Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 646. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/663>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.