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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859.

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seinem Namen der des Erginos mit [fremdsprachliches Material - fehlt] (so) verbunden
ist, so möchte Jahn (n. 789) auch hier das Imperfectum
[fremdsprachliches Material - fehlt] als ein Versehen (etwa für [fremdsprachliches Material - fehlt] ) beseitigen, was
möglich, aber keineswegs nothwendig, ja nicht einmal wahr-
scheinlich ist. Denn in Hinsicht auf Paläographie ist es be-
fremdlich, auf der von ihm gemalten Schale regelmässig
[fremdsprachliches Material - fehlt] für [fremdsprachliches Material - fehlt] zu finden, während doch [fremdsprachliches Material - fehlt] für das lange [fremdsprachliches Material - fehlt] ange-
wendet wird, was den Gesetzen der guten Zeit entgegen
ist. In Hinsicht auf Styl aber unterscheidet sich diese
Vase wesentlich von den gewöhnlichen vulcentischen und
schliesst sich vielmehr den grossgriechischen an, sowohl in
der Zeichnung, namentlich der Gewänder, als in der ganzen
Erfindung der Figuren, ihren Stellungen und ihrem Ausdruck.
Es kehren also auch hier ähnliche Eigenthümlichkeiten, wie
bei anderen Beispielen des Imperfectum wieder. Was aber noch
wichtiger ist: auch neben dem Namen des Pheidippos mit
[fremdsprachliches Material - fehlt] erscheint auf derselben Vase der des Hischylos mit
dem Aorist [fremdsprachliches Material - fehlt] ; so dass also in der Verbindung der beiden
Tempora auf der Schale des Aristophanes nicht sowohl ein
Versehen als ein besonderer Sprachgebrauch anzuerkennen
sein möchte.

Die Thatsache, dass das Imperfectum nur auf Vasen des
entwickeltsten oder eines mit Bewusstsein nachgeahmten Styls
sich findet, lässt sich also nicht wegläugnen; und es wird
wenig fruchten, sie im Einzelnen beschränken zu wollen.
Sie mag gegenüber der jetzt ziemlich allgemein angenomme-
nen Theorie der Chronologie der Vasenmalerei mindestens
unbequem erscheinen; aber wir dürfen über ihre Bedeutung
die Augen nicht verschliessen. Sie ist weitgreifender, als es
auf den ersten Blick den Anschein haben mag. Denn sie
beschränkt sich nicht auf die wenigen Vasen, auf denen sich
wirklich das Imperfectum findet, sondern sie erstreckt sich
ausserdem auf alle Vasen der Künstler, die auch nur ein ein-
ziges Mal das Imperfectum angewendet haben; sodann aber
auch auf alle Werke derjenigen Künstler, welche mit den
genannten in irgend einer Gemeinschaft stehen, also vor al-
lem auf die Sippschaft des Hischylos, Epiktetos, Sakonides.
Wäre es ferner sicher, dass der Name des Amasis sich wirk-
lich auf einer Vase mit rothen Figuren, der des Kachrylion
auf einer Vase mit schwarzen Figuren fände, so würden

seinem Namen der des Erginos mit [fremdsprachliches Material – fehlt] (so) verbunden
ist, so möchte Jahn (n. 789) auch hier das Imperfectum
[fremdsprachliches Material – fehlt] als ein Versehen (etwa für [fremdsprachliches Material – fehlt] ) beseitigen, was
möglich, aber keineswegs nothwendig, ja nicht einmal wahr-
scheinlich ist. Denn in Hinsicht auf Paläographie ist es be-
fremdlich, auf der von ihm gemalten Schale regelmässig
[fremdsprachliches Material – fehlt] für [fremdsprachliches Material – fehlt] zu finden, während doch [fremdsprachliches Material – fehlt] für das lange [fremdsprachliches Material – fehlt] ange-
wendet wird, was den Gesetzen der guten Zeit entgegen
ist. In Hinsicht auf Styl aber unterscheidet sich diese
Vase wesentlich von den gewöhnlichen vulcentischen und
schliesst sich vielmehr den grossgriechischen an, sowohl in
der Zeichnung, namentlich der Gewänder, als in der ganzen
Erfindung der Figuren, ihren Stellungen und ihrem Ausdruck.
Es kehren also auch hier ähnliche Eigenthümlichkeiten, wie
bei anderen Beispielen des Imperfectum wieder. Was aber noch
wichtiger ist: auch neben dem Namen des Pheidippos mit
[fremdsprachliches Material – fehlt] erscheint auf derselben Vase der des Hischylos mit
dem Aorist [fremdsprachliches Material – fehlt] ; so dass also in der Verbindung der beiden
Tempora auf der Schale des Aristophanes nicht sowohl ein
Versehen als ein besonderer Sprachgebrauch anzuerkennen
sein möchte.

Die Thatsache, dass das Imperfectum nur auf Vasen des
entwickeltsten oder eines mit Bewusstsein nachgeahmten Styls
sich findet, lässt sich also nicht wegläugnen; und es wird
wenig fruchten, sie im Einzelnen beschränken zu wollen.
Sie mag gegenüber der jetzt ziemlich allgemein angenomme-
nen Theorie der Chronologie der Vasenmalerei mindestens
unbequem erscheinen; aber wir dürfen über ihre Bedeutung
die Augen nicht verschliessen. Sie ist weitgreifender, als es
auf den ersten Blick den Anschein haben mag. Denn sie
beschränkt sich nicht auf die wenigen Vasen, auf denen sich
wirklich das Imperfectum findet, sondern sie erstreckt sich
ausserdem auf alle Vasen der Künstler, die auch nur ein ein-
ziges Mal das Imperfectum angewendet haben; sodann aber
auch auf alle Werke derjenigen Künstler, welche mit den
genannten in irgend einer Gemeinschaft stehen, also vor al-
lem auf die Sippschaft des Hischylos, Epiktetos, Sakonides.
Wäre es ferner sicher, dass der Name des Amasis sich wirk-
lich auf einer Vase mit rothen Figuren, der des Kachrylion
auf einer Vase mit schwarzen Figuren fände, so würden

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[652/0669] seinem Namen der des Erginos mit _ (so) verbunden ist, so möchte Jahn (n. 789) auch hier das Imperfectum _ als ein Versehen (etwa für _ ) beseitigen, was möglich, aber keineswegs nothwendig, ja nicht einmal wahr- scheinlich ist. Denn in Hinsicht auf Paläographie ist es be- fremdlich, auf der von ihm gemalten Schale regelmässig _ für _ zu finden, während doch _ für das lange _ ange- wendet wird, was den Gesetzen der guten Zeit entgegen ist. In Hinsicht auf Styl aber unterscheidet sich diese Vase wesentlich von den gewöhnlichen vulcentischen und schliesst sich vielmehr den grossgriechischen an, sowohl in der Zeichnung, namentlich der Gewänder, als in der ganzen Erfindung der Figuren, ihren Stellungen und ihrem Ausdruck. Es kehren also auch hier ähnliche Eigenthümlichkeiten, wie bei anderen Beispielen des Imperfectum wieder. Was aber noch wichtiger ist: auch neben dem Namen des Pheidippos mit _ erscheint auf derselben Vase der des Hischylos mit dem Aorist _ ; so dass also in der Verbindung der beiden Tempora auf der Schale des Aristophanes nicht sowohl ein Versehen als ein besonderer Sprachgebrauch anzuerkennen sein möchte. Die Thatsache, dass das Imperfectum nur auf Vasen des entwickeltsten oder eines mit Bewusstsein nachgeahmten Styls sich findet, lässt sich also nicht wegläugnen; und es wird wenig fruchten, sie im Einzelnen beschränken zu wollen. Sie mag gegenüber der jetzt ziemlich allgemein angenomme- nen Theorie der Chronologie der Vasenmalerei mindestens unbequem erscheinen; aber wir dürfen über ihre Bedeutung die Augen nicht verschliessen. Sie ist weitgreifender, als es auf den ersten Blick den Anschein haben mag. Denn sie beschränkt sich nicht auf die wenigen Vasen, auf denen sich wirklich das Imperfectum findet, sondern sie erstreckt sich ausserdem auf alle Vasen der Künstler, die auch nur ein ein- ziges Mal das Imperfectum angewendet haben; sodann aber auch auf alle Werke derjenigen Künstler, welche mit den genannten in irgend einer Gemeinschaft stehen, also vor al- lem auf die Sippschaft des Hischylos, Epiktetos, Sakonides. Wäre es ferner sicher, dass der Name des Amasis sich wirk- lich auf einer Vase mit rothen Figuren, der des Kachrylion auf einer Vase mit schwarzen Figuren fände, so würden

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 652. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/669>, abgerufen am 16.06.2024.