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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859.

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nicht nur sie, sondern auch Kleophrades, Euphronios und
Onesimos unter die Kategorie der Künstler fallen, die in einem
nachgeahmten Style arbeiteten. Indessen, sind wir einmal so
weit vorgeschritten, so kann es auf einzelne Namen kaum
noch ankommen; vielmehr drängt sich uns die Frage auf,
wie sich diese gesammte Kategorie zu der übrigen Masse
verhalte? Ich gestehe, dass ich, nach Ausscheidung des Un-
teritalischen und bis auf einige weitere Ausnahmen keinen
irgend wesentlichen Unterschied aufzufinden vermag, der eine
bestimmte historische Unterscheidung begründen könnte. Hier-
bei darf noch ein anderer Punkt nicht ausser Betracht ge-
lassen werden: vergleichen wir die Paläographie der aus
Etrurien stammenden Künstlerinschriften neben schwarzen,
wie neben rothen Figuren, mögen sie mit dem Aorist oder
Imperfectum verbunden sein, so finden wir auch hier kaum
irgend eine merkliche Verschiedenheit (vgl. Jahn S. 169 und
und 187), während gerade in der Zeit, in welcher wir den
ursprünglichen Uebergang aus dem einen in den andern Styl
anzunehmen geneigt sind, auch in paläographischer Bezie-
hung mannigfacher Wechsel eintrat: also auch hier werden
wir zu der Annahme geführt, dass die Paläographie nicht
sowohl eine originale, als eine conventionelle sei.

Eine Erklärung der hier berührten Thatsachen hat aller-
dings Jahn (S. 175 ff.) versucht, indem er annahm, dass in
der Epoche des Ueberganges beide Stylarten zu gleicher Zeit
und neben einander geübt worden seien. Allein, wenn dies
bis zu einem gewissen Grade zugegeben werden mag, so
hat doch gerade die Zusammenstellung beider Stylarten auf
einer und derselben Vase etwas Gesuchtes, was sich mit
der urkräftigen und fast gewaltsam vorwärts strebenden Ent-
wickelung der Kunst zur Zeit des Polygnot und Phidias
schwer vereinigen lässt. Wenn ferner die Paläographie der
Künstlerinschriften auf der einen Seite keineswegs so alter-
thümlich ist, dass sie (etwa mit alleiniger Ausnahme der
Francoisvase) uns viel hinter Ol. 80 zurück-, auf der andern
Seite nicht entwickelt genug, dass sie, sofern wir nicht con-
ventionelle Nachahmung annehmen, uns viel über Ol. 90
hinauszugehen erlaubte, so wird dadurch die Fabrikation
nicht nur der Vasen mit Künstlernamen, sondern der Haupt-
masse aller in Etrurien gefundenen, in einen so kurzen Zeit-

nicht nur sie, sondern auch Kleophrades, Euphronios und
Onesimos unter die Kategorie der Künstler fallen, die in einem
nachgeahmten Style arbeiteten. Indessen, sind wir einmal so
weit vorgeschritten, so kann es auf einzelne Namen kaum
noch ankommen; vielmehr drängt sich uns die Frage auf,
wie sich diese gesammte Kategorie zu der übrigen Masse
verhalte? Ich gestehe, dass ich, nach Ausscheidung des Un-
teritalischen und bis auf einige weitere Ausnahmen keinen
irgend wesentlichen Unterschied aufzufinden vermag, der eine
bestimmte historische Unterscheidung begründen könnte. Hier-
bei darf noch ein anderer Punkt nicht ausser Betracht ge-
lassen werden: vergleichen wir die Paläographie der aus
Etrurien stammenden Künstlerinschriften neben schwarzen,
wie neben rothen Figuren, mögen sie mit dem Aorist oder
Imperfectum verbunden sein, so finden wir auch hier kaum
irgend eine merkliche Verschiedenheit (vgl. Jahn S. 169 und
und 187), während gerade in der Zeit, in welcher wir den
ursprünglichen Uebergang aus dem einen in den andern Styl
anzunehmen geneigt sind, auch in paläographischer Bezie-
hung mannigfacher Wechsel eintrat: also auch hier werden
wir zu der Annahme geführt, dass die Paläographie nicht
sowohl eine originale, als eine conventionelle sei.

Eine Erklärung der hier berührten Thatsachen hat aller-
dings Jahn (S. 175 ff.) versucht, indem er annahm, dass in
der Epoche des Ueberganges beide Stylarten zu gleicher Zeit
und neben einander geübt worden seien. Allein, wenn dies
bis zu einem gewissen Grade zugegeben werden mag, so
hat doch gerade die Zusammenstellung beider Stylarten auf
einer und derselben Vase etwas Gesuchtes, was sich mit
der urkräftigen und fast gewaltsam vorwärts strebenden Ent-
wickelung der Kunst zur Zeit des Polygnot und Phidias
schwer vereinigen lässt. Wenn ferner die Paläographie der
Künstlerinschriften auf der einen Seite keineswegs so alter-
thümlich ist, dass sie (etwa mit alleiniger Ausnahme der
Françoisvase) uns viel hinter Ol. 80 zurück-, auf der andern
Seite nicht entwickelt genug, dass sie, sofern wir nicht con-
ventionelle Nachahmung annehmen, uns viel über Ol. 90
hinauszugehen erlaubte, so wird dadurch die Fabrikation
nicht nur der Vasen mit Künstlernamen, sondern der Haupt-
masse aller in Etrurien gefundenen, in einen so kurzen Zeit-

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[653/0670] nicht nur sie, sondern auch Kleophrades, Euphronios und Onesimos unter die Kategorie der Künstler fallen, die in einem nachgeahmten Style arbeiteten. Indessen, sind wir einmal so weit vorgeschritten, so kann es auf einzelne Namen kaum noch ankommen; vielmehr drängt sich uns die Frage auf, wie sich diese gesammte Kategorie zu der übrigen Masse verhalte? Ich gestehe, dass ich, nach Ausscheidung des Un- teritalischen und bis auf einige weitere Ausnahmen keinen irgend wesentlichen Unterschied aufzufinden vermag, der eine bestimmte historische Unterscheidung begründen könnte. Hier- bei darf noch ein anderer Punkt nicht ausser Betracht ge- lassen werden: vergleichen wir die Paläographie der aus Etrurien stammenden Künstlerinschriften neben schwarzen, wie neben rothen Figuren, mögen sie mit dem Aorist oder Imperfectum verbunden sein, so finden wir auch hier kaum irgend eine merkliche Verschiedenheit (vgl. Jahn S. 169 und und 187), während gerade in der Zeit, in welcher wir den ursprünglichen Uebergang aus dem einen in den andern Styl anzunehmen geneigt sind, auch in paläographischer Bezie- hung mannigfacher Wechsel eintrat: also auch hier werden wir zu der Annahme geführt, dass die Paläographie nicht sowohl eine originale, als eine conventionelle sei. Eine Erklärung der hier berührten Thatsachen hat aller- dings Jahn (S. 175 ff.) versucht, indem er annahm, dass in der Epoche des Ueberganges beide Stylarten zu gleicher Zeit und neben einander geübt worden seien. Allein, wenn dies bis zu einem gewissen Grade zugegeben werden mag, so hat doch gerade die Zusammenstellung beider Stylarten auf einer und derselben Vase etwas Gesuchtes, was sich mit der urkräftigen und fast gewaltsam vorwärts strebenden Ent- wickelung der Kunst zur Zeit des Polygnot und Phidias schwer vereinigen lässt. Wenn ferner die Paläographie der Künstlerinschriften auf der einen Seite keineswegs so alter- thümlich ist, dass sie (etwa mit alleiniger Ausnahme der Françoisvase) uns viel hinter Ol. 80 zurück-, auf der andern Seite nicht entwickelt genug, dass sie, sofern wir nicht con- ventionelle Nachahmung annehmen, uns viel über Ol. 90 hinauszugehen erlaubte, so wird dadurch die Fabrikation nicht nur der Vasen mit Künstlernamen, sondern der Haupt- masse aller in Etrurien gefundenen, in einen so kurzen Zeit-

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 653. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/670>, abgerufen am 24.11.2024.