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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859.

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ten Bemerkung durch de Witte nachgewiesen worden: Ann.
d. Inst. 1856, p. 86. Die Vasen mit seinem Namen, sämmt-
lich Trinkschalen mit rothen Figuren, sind von sehr sorg-
fältiger Ausführung in noch etwas strengem Styl, denen des
Hieron sehr verwandt. -- 1) aus Vulci, im Städel'schen In-
stitut zu Frankfurt. A. Auf hohem Throne sitzt ein bärtiger
Mann in langem Gewande und Mantel, von königlicher Hal-
tung mit dem Scepter in der Linken und einer Schale in der
Rechten. Sein Sitz ist innerhalb eines, durch zwei dorische
Säulen angedeuteten Gebäudes zu denken, aus dem, vom Kö-
nige sich entfernend, zwei Frauen heraustreten, die hintere,
wie es scheint, mit einer Fackel in der Linken, die vordere
mit einer Granatblüthe in der Rechten. Beide wenden sich
gegen die auf geflügeltem Wagen sitzende langbekleidete Ge-
stalt, welche in ihrer Linken Aehren oder Mohnstengel, in
der Rechten eine Schale hält (Triptolemos nach Gerhard,
Demeter nach Welcker). Hinter dem Wagen erscheint zu-
nächst eine Frau, welche sich rückwärts wendend eine Schale
einer geflügelten weiblichen Gestalt mit der Oenochoe in der
Rechten entgegenstreckt. Eine andere Frau mit zwei Fackeln
blickt ebenfalls nach dieser, ist aber mit ihrem Körper ge-
gen einen vollständig gerüsteten Krieger gewendet, der in
seiner Rechten eine Schale hält. Neben ihm ist eine niedrige,
würfelartige Basis sichtbar; und über den beiden letzten Fi-
guren liest man [fremdsprachliches Material - fehlt]. Bis zu ihnen reicht
von der andern Seite der Schale her der Schwanz einer ge-
waltigen Schlange, die neben Strauchwerk sich hinter zwei
fliehenden Frauen erhebt. Sie tragen in ihren Händen ara-
beskenartige Blumen und eilen einem Hause zu, das durch
eine dorische Säule in der Mitte dieses Bildes bezeichnet ist.
Innerhalb desselben kommt ihnen eine Frau mit ausgestreck-
ten Armen entgegen, hinter der auf Stühlen ein bärtiger
Mann und eine Frau oder ein Jüngling, ebenfalls mit dem
Ausdrucke des Erstaunens sitzen. Innen: eine fliehende Frau
wendet sich gegen einen sie verfolgenden bärtigen Mann in
langem königlichen Gewande zurück, der durch das Attribut
eines Zweizacks charakterisirt ist, wahrscheinlicher Pluton
als Poseidon: Gerh. Trinksch. u. Gef. Taf. A. B.; Welcker:
Ann. d. Inst. 1850, tav. d'agg. G und Alte Denkmäler III,
p. 92. Die Erklärungen beider Gelehrten weichen bedeutend

ten Bemerkung durch de Witte nachgewiesen worden: Ann.
d. Inst. 1856, p. 86. Die Vasen mit seinem Namen, sämmt-
lich Trinkschalen mit rothen Figuren, sind von sehr sorg-
fältiger Ausführung in noch etwas strengem Styl, denen des
Hieron sehr verwandt. — 1) aus Vulci, im Städel’schen In-
stitut zu Frankfurt. A. Auf hohem Throne sitzt ein bärtiger
Mann in langem Gewande und Mantel, von königlicher Hal-
tung mit dem Scepter in der Linken und einer Schale in der
Rechten. Sein Sitz ist innerhalb eines, durch zwei dorische
Säulen angedeuteten Gebäudes zu denken, aus dem, vom Kö-
nige sich entfernend, zwei Frauen heraustreten, die hintere,
wie es scheint, mit einer Fackel in der Linken, die vordere
mit einer Granatblüthe in der Rechten. Beide wenden sich
gegen die auf geflügeltem Wagen sitzende langbekleidete Ge-
stalt, welche in ihrer Linken Aehren oder Mohnstengel, in
der Rechten eine Schale hält (Triptolemos nach Gerhard,
Demeter nach Welcker). Hinter dem Wagen erscheint zu-
nächst eine Frau, welche sich rückwärts wendend eine Schale
einer geflügelten weiblichen Gestalt mit der Oenochoe in der
Rechten entgegenstreckt. Eine andere Frau mit zwei Fackeln
blickt ebenfalls nach dieser, ist aber mit ihrem Körper ge-
gen einen vollständig gerüsteten Krieger gewendet, der in
seiner Rechten eine Schale hält. Neben ihm ist eine niedrige,
würfelartige Basis sichtbar; und über den beiden letzten Fi-
guren liest man [fremdsprachliches Material – fehlt]. Bis zu ihnen reicht
von der andern Seite der Schale her der Schwanz einer ge-
waltigen Schlange, die neben Strauchwerk sich hinter zwei
fliehenden Frauen erhebt. Sie tragen in ihren Händen ara-
beskenartige Blumen und eilen einem Hause zu, das durch
eine dorische Säule in der Mitte dieses Bildes bezeichnet ist.
Innerhalb desselben kommt ihnen eine Frau mit ausgestreck-
ten Armen entgegen, hinter der auf Stühlen ein bärtiger
Mann und eine Frau oder ein Jüngling, ebenfalls mit dem
Ausdrucke des Erstaunens sitzen. Innen: eine fliehende Frau
wendet sich gegen einen sie verfolgenden bärtigen Mann in
langem königlichen Gewande zurück, der durch das Attribut
eines Zweizacks charakterisirt ist, wahrscheinlicher Pluton
als Poseidon: Gerh. Trinksch. u. Gef. Taf. A. B.; Welcker:
Ann. d. Inst. 1850, tav. d’agg. G und Alte Denkmäler III,
p. 92. Die Erklärungen beider Gelehrten weichen bedeutend

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[663/0680] ten Bemerkung durch de Witte nachgewiesen worden: Ann. d. Inst. 1856, p. 86. Die Vasen mit seinem Namen, sämmt- lich Trinkschalen mit rothen Figuren, sind von sehr sorg- fältiger Ausführung in noch etwas strengem Styl, denen des Hieron sehr verwandt. — 1) aus Vulci, im Städel’schen In- stitut zu Frankfurt. A. Auf hohem Throne sitzt ein bärtiger Mann in langem Gewande und Mantel, von königlicher Hal- tung mit dem Scepter in der Linken und einer Schale in der Rechten. Sein Sitz ist innerhalb eines, durch zwei dorische Säulen angedeuteten Gebäudes zu denken, aus dem, vom Kö- nige sich entfernend, zwei Frauen heraustreten, die hintere, wie es scheint, mit einer Fackel in der Linken, die vordere mit einer Granatblüthe in der Rechten. Beide wenden sich gegen die auf geflügeltem Wagen sitzende langbekleidete Ge- stalt, welche in ihrer Linken Aehren oder Mohnstengel, in der Rechten eine Schale hält (Triptolemos nach Gerhard, Demeter nach Welcker). Hinter dem Wagen erscheint zu- nächst eine Frau, welche sich rückwärts wendend eine Schale einer geflügelten weiblichen Gestalt mit der Oenochoe in der Rechten entgegenstreckt. Eine andere Frau mit zwei Fackeln blickt ebenfalls nach dieser, ist aber mit ihrem Körper ge- gen einen vollständig gerüsteten Krieger gewendet, der in seiner Rechten eine Schale hält. Neben ihm ist eine niedrige, würfelartige Basis sichtbar; und über den beiden letzten Fi- guren liest man _ . Bis zu ihnen reicht von der andern Seite der Schale her der Schwanz einer ge- waltigen Schlange, die neben Strauchwerk sich hinter zwei fliehenden Frauen erhebt. Sie tragen in ihren Händen ara- beskenartige Blumen und eilen einem Hause zu, das durch eine dorische Säule in der Mitte dieses Bildes bezeichnet ist. Innerhalb desselben kommt ihnen eine Frau mit ausgestreck- ten Armen entgegen, hinter der auf Stühlen ein bärtiger Mann und eine Frau oder ein Jüngling, ebenfalls mit dem Ausdrucke des Erstaunens sitzen. Innen: eine fliehende Frau wendet sich gegen einen sie verfolgenden bärtigen Mann in langem königlichen Gewande zurück, der durch das Attribut eines Zweizacks charakterisirt ist, wahrscheinlicher Pluton als Poseidon: Gerh. Trinksch. u. Gef. Taf. A. B.; Welcker: Ann. d. Inst. 1850, tav. d’agg. G und Alte Denkmäler III, p. 92. Die Erklärungen beider Gelehrten weichen bedeutend

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 663. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/680>, abgerufen am 24.11.2024.