Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859.

Bild:
<< vorherige Seite

ler werden wir auch den auf zwei Vasen vorkommenden Pa-
maphios beziehen dürfen. Da nach Letronne [Rev. arch.
V, 1, p. 126] die Form Panthaios gegen die Gesetze der
griechischen Sprachbildung verstösst, dazu auch [fremdsprachliches Material - fehlt] und [fremdsprachliches Material - fehlt]
leicht aus Nachlässigkeit verwechselt werden konnten, so
wird Panphaios als die Grundform des Namens betrachtet
werden müssen, dessen Bildung von Boeckh (bei Panofka:
über den Vasenbildner Panphaios, Berl. Akad. 1848, S. 225 ff.)
ausführlich gerechtfertigt worden ist. Die übrigen Formen
erklären sich leicht theils aus der Nachlässigkeit des Malers,
theils aus den Modificationen der Aussprache des gewöhnli-
chen Lebens.

Unter den Gefässen dieses Künstlers überwiegen der
Zahl nach die mit rothen Figuren und unter diesen wiederum
die Trinkschalen, mit deren Beschreibung wir beginnen:

1) in München (N. 439): A. Herakles knieend mit dem
Löwen ringend; über diesem an einem Oelbaum hängt der
Köcher, hinter Herakles Schwert und Mantel. Rechts eilt
nach der Mittelgruppe zurückblickend ein Jüngling davon,
links ebenso Athene; noch weiter links kniet ein bärtiger
Krieger mit Helm und Lanze. Die Mittelgruppe ist grösser
als die übrigen Figuren. B. Fünf nackte Männer in lebendi-
ger Bewegung, einer davon mit einer grossen Amphora, ein
anderer mit einem Weinschlauch. Unter dem einen Henkel
eine Birne. Innen ein tanzender Krieger, sehr ergänzt. Auf
dem Rande des Fusses [fremdsprachliches Material - fehlt]. Buchstaben,
die keinen Sinn geben, finden sich auch zwischen den Figu-
ren. Wahrscheinlich ist diese Schale die fragmentirte Can-
delori'sche, also aus Vulci, deren Fuss mit der Inschrift Ger-
hard Rapp. vulc. n. 712 erwähnt.

2) aus Vulci, im brittischen Museum (n. 834): A. Ein
nackter bärtiger Mann wird von zwei geflügelten Dämonen
von der Erde aufgehoben. Sie sind gerüstet mit Harnisch,
Schwert, Helm und Beinschienen, und wahrscheinlich als
Schlaf und Tod zu erklären (nach Anderen als Windgötter),
welche den Leichnam des Memnon entführen. Demnach
würde die Frauengestalt in lebhafter Bewegung auf der einen
Seite für Eos zu halten sein, während auf der andern Seite
Iris mit dem Heroldsstab herbeieilt. B. Sieben Amazonen,
die sich zum Kampfe bereiten, zwei darunter als Bogen-

ler werden wir auch den auf zwei Vasen vorkommenden Pa-
maphios beziehen dürfen. Da nach Letronne [Rev. arch.
V, 1, p. 126] die Form Panthaios gegen die Gesetze der
griechischen Sprachbildung verstösst, dazu auch [fremdsprachliches Material – fehlt] und [fremdsprachliches Material – fehlt]
leicht aus Nachlässigkeit verwechselt werden konnten, so
wird Panphaios als die Grundform des Namens betrachtet
werden müssen, dessen Bildung von Boeckh (bei Panofka:
über den Vasenbildner Panphaios, Berl. Akad. 1848, S. 225 ff.)
ausführlich gerechtfertigt worden ist. Die übrigen Formen
erklären sich leicht theils aus der Nachlässigkeit des Malers,
theils aus den Modificationen der Aussprache des gewöhnli-
chen Lebens.

Unter den Gefässen dieses Künstlers überwiegen der
Zahl nach die mit rothen Figuren und unter diesen wiederum
die Trinkschalen, mit deren Beschreibung wir beginnen:

1) in München (N. 439): A. Herakles knieend mit dem
Löwen ringend; über diesem an einem Oelbaum hängt der
Köcher, hinter Herakles Schwert und Mantel. Rechts eilt
nach der Mittelgruppe zurückblickend ein Jüngling davon,
links ebenso Athene; noch weiter links kniet ein bärtiger
Krieger mit Helm und Lanze. Die Mittelgruppe ist grösser
als die übrigen Figuren. B. Fünf nackte Männer in lebendi-
ger Bewegung, einer davon mit einer grossen Amphora, ein
anderer mit einem Weinschlauch. Unter dem einen Henkel
eine Birne. Innen ein tanzender Krieger, sehr ergänzt. Auf
dem Rande des Fusses [fremdsprachliches Material – fehlt]. Buchstaben,
die keinen Sinn geben, finden sich auch zwischen den Figu-
ren. Wahrscheinlich ist diese Schale die fragmentirte Can-
delori’sche, also aus Vulci, deren Fuss mit der Inschrift Ger-
hard Rapp. vulc. n. 712 erwähnt.

2) aus Vulci, im brittischen Museum (n. 834): A. Ein
nackter bärtiger Mann wird von zwei geflügelten Dämonen
von der Erde aufgehoben. Sie sind gerüstet mit Harnisch,
Schwert, Helm und Beinschienen, und wahrscheinlich als
Schlaf und Tod zu erklären (nach Anderen als Windgötter),
welche den Leichnam des Memnon entführen. Demnach
würde die Frauengestalt in lebhafter Bewegung auf der einen
Seite für Eos zu halten sein, während auf der andern Seite
Iris mit dem Heroldsstab herbeieilt. B. Sieben Amazonen,
die sich zum Kampfe bereiten, zwei darunter als Bogen-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0738" n="721"/>
ler werden wir auch den auf zwei Vasen vorkommenden Pa-<lb/>
maphios beziehen dürfen. Da nach Letronne [Rev. arch.<lb/>
V, 1, p. 126] die Form Panthaios gegen die Gesetze der<lb/>
griechischen Sprachbildung verstösst, dazu auch <foreign xml:lang="gre"><gap reason="fm" unit="words"/></foreign> und <foreign xml:lang="gre"><gap reason="fm" unit="words"/></foreign><lb/>
leicht aus Nachlässigkeit verwechselt werden konnten, so<lb/>
wird Panphaios als die Grundform des Namens betrachtet<lb/>
werden müssen, dessen Bildung von Boeckh (bei Panofka:<lb/>
über den Vasenbildner Panphaios, Berl. Akad. 1848, S. 225 ff.)<lb/>
ausführlich gerechtfertigt worden ist. Die übrigen Formen<lb/>
erklären sich leicht theils aus der Nachlässigkeit des Malers,<lb/>
theils aus den Modificationen der Aussprache des gewöhnli-<lb/>
chen Lebens.</p><lb/>
          <p>Unter den Gefässen dieses Künstlers überwiegen der<lb/>
Zahl nach die mit <hi rendition="#g">rothen</hi> Figuren und unter diesen wiederum<lb/>
die <hi rendition="#g">Trinkschalen,</hi> mit deren Beschreibung wir beginnen:</p><lb/>
          <p>1) in München (N. 439): <hi rendition="#i">A.</hi> Herakles knieend mit dem<lb/>
Löwen ringend; über diesem an einem Oelbaum hängt der<lb/>
Köcher, hinter Herakles Schwert und Mantel. Rechts eilt<lb/>
nach der Mittelgruppe zurückblickend ein Jüngling davon,<lb/>
links ebenso Athene; noch weiter links kniet ein bärtiger<lb/>
Krieger mit Helm und Lanze. Die Mittelgruppe ist grösser<lb/>
als die übrigen Figuren. <hi rendition="#i">B.</hi> Fünf nackte Männer in lebendi-<lb/>
ger Bewegung, einer davon mit einer grossen Amphora, ein<lb/>
anderer mit einem Weinschlauch. Unter dem einen Henkel<lb/>
eine Birne. Innen ein tanzender Krieger, sehr ergänzt. Auf<lb/>
dem Rande des Fusses <foreign xml:lang="gre"><gap reason="fm" unit="words"/></foreign>. Buchstaben,<lb/>
die keinen Sinn geben, finden sich auch zwischen den Figu-<lb/>
ren. Wahrscheinlich ist diese Schale die fragmentirte Can-<lb/>
delori&#x2019;sche, also aus Vulci, deren Fuss mit der Inschrift Ger-<lb/>
hard Rapp. vulc. n. 712 erwähnt.</p><lb/>
          <p>2) aus Vulci, im brittischen Museum (n. 834): <hi rendition="#i">A.</hi> Ein<lb/>
nackter bärtiger Mann wird von zwei geflügelten Dämonen<lb/>
von der Erde aufgehoben. Sie sind gerüstet mit Harnisch,<lb/>
Schwert, Helm und Beinschienen, und wahrscheinlich als<lb/>
Schlaf und Tod zu erklären (nach Anderen als Windgötter),<lb/>
welche den Leichnam des Memnon entführen. Demnach<lb/>
würde die Frauengestalt in lebhafter Bewegung auf der einen<lb/>
Seite für Eos zu halten sein, während auf der andern Seite<lb/>
Iris mit dem Heroldsstab herbeieilt. <hi rendition="#i">B.</hi> Sieben Amazonen,<lb/>
die sich zum Kampfe bereiten, zwei darunter als Bogen-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[721/0738] ler werden wir auch den auf zwei Vasen vorkommenden Pa- maphios beziehen dürfen. Da nach Letronne [Rev. arch. V, 1, p. 126] die Form Panthaios gegen die Gesetze der griechischen Sprachbildung verstösst, dazu auch _ und _ leicht aus Nachlässigkeit verwechselt werden konnten, so wird Panphaios als die Grundform des Namens betrachtet werden müssen, dessen Bildung von Boeckh (bei Panofka: über den Vasenbildner Panphaios, Berl. Akad. 1848, S. 225 ff.) ausführlich gerechtfertigt worden ist. Die übrigen Formen erklären sich leicht theils aus der Nachlässigkeit des Malers, theils aus den Modificationen der Aussprache des gewöhnli- chen Lebens. Unter den Gefässen dieses Künstlers überwiegen der Zahl nach die mit rothen Figuren und unter diesen wiederum die Trinkschalen, mit deren Beschreibung wir beginnen: 1) in München (N. 439): A. Herakles knieend mit dem Löwen ringend; über diesem an einem Oelbaum hängt der Köcher, hinter Herakles Schwert und Mantel. Rechts eilt nach der Mittelgruppe zurückblickend ein Jüngling davon, links ebenso Athene; noch weiter links kniet ein bärtiger Krieger mit Helm und Lanze. Die Mittelgruppe ist grösser als die übrigen Figuren. B. Fünf nackte Männer in lebendi- ger Bewegung, einer davon mit einer grossen Amphora, ein anderer mit einem Weinschlauch. Unter dem einen Henkel eine Birne. Innen ein tanzender Krieger, sehr ergänzt. Auf dem Rande des Fusses _ . Buchstaben, die keinen Sinn geben, finden sich auch zwischen den Figu- ren. Wahrscheinlich ist diese Schale die fragmentirte Can- delori’sche, also aus Vulci, deren Fuss mit der Inschrift Ger- hard Rapp. vulc. n. 712 erwähnt. 2) aus Vulci, im brittischen Museum (n. 834): A. Ein nackter bärtiger Mann wird von zwei geflügelten Dämonen von der Erde aufgehoben. Sie sind gerüstet mit Harnisch, Schwert, Helm und Beinschienen, und wahrscheinlich als Schlaf und Tod zu erklären (nach Anderen als Windgötter), welche den Leichnam des Memnon entführen. Demnach würde die Frauengestalt in lebhafter Bewegung auf der einen Seite für Eos zu halten sein, während auf der andern Seite Iris mit dem Heroldsstab herbeieilt. B. Sieben Amazonen, die sich zum Kampfe bereiten, zwei darunter als Bogen-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Der zweite Band der "Geschichte der griechischen … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/738
Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 721. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/738>, abgerufen am 16.06.2024.