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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.

Ladisla erkennete in seinem Herzen wol/ daß die Erbarkeit selbst sie zu die ser Nach-
forschung seines Standes antriebe/ und hielt die Libe zu dem Fräulein/ und die seinem Her-
kules geschworne Verschwiegenheit einen starken Kampff in seiner Seele/ ob er sich ihr
gänzlich solte zuerkennen geben; doch ging er endlich in sich/ gab der Vernunfft Plaz/ und
antwortete ihr folgen der Gestalt: Hochgeliebtes Fräulein; ich erkenne euer rechtmässi-
ges Begehren/ und thut mir von Herzen leid/ daß durch Aidschwur gehindert/ ich ihr
nicht bald anfangs meinen Stand wissen lassen dürffen/ wie ich gerne gewolt hätte. Ich
gestehe/ daß ich eine zeitlang meinen rechten Nahmen verendert/ und in nach suchung mei-
nes Herkules/ welchen ich vor wenig Monaten erst wieder angetroffen/ mich Winn. bald
nennen lassen; anjetzo aber meinen vorigen Nahmen wieder angenommen habe/ vielmehr
darff ich diese Stunde nicht von mir sagen/ biß mein Herkules mich des getahnen äydes
erlassen wird/ welches ich leicht erhalten werde. Vor dißmahl nur schwöre ich bey meinen
ritterlichen Ehren/ daß ich ein gebohrner und Herschender König bin/ über ein Reich/
welches weder dem Römischen Käyser noch einigen andern/ Schatzung oder pflichtschul-
digen Gehorsam gestehet/ sondern nähest seinen Göttern mich allein vor die höchste O-
brigkeit erkennet und ehret; bitte aber/ mein herzgeliebtes Fräulein diese Geheimnis noch
zur Zeit vor sich allein wissen/ und umb wichtiger Ursachen willen verschwiegen halte wol-
le. Das Fräulein erbleichete vor dieser Rede/ und antwortete gar furchtsam: O ihr Göt-
ter! warumb habt ihr heut einen mächtigen König meinetwegen in Lebensgefahr stürzen
wollen/ dessen Verlust tausendmahl grösser als der meine gewesen währe? Ja ihr Götter/
habt ihr mich eure Magd deßwegen in Räuber Hände gerahten lassen/ daß ein König
mich nicht allein retten/ sondern dessen ich nicht fähig bin/ mir seine eheliche Liebe antra-
gen müssen? Ladisla baht sehr/ ihn forthin weder heimlich noch öffentlich anders als einen
Herren Standes zuhalten/ und wo möglich/ auff sein inbrünstiges Ansuchen ihm gewiri-
ge Erklärung wiederfahren zu lassen; dessen er von ihr mit diesen Worten gewehret ward:
Ja mein Herr/ sintemahl es ihm also gefällig ist/ wil ich noch zur Zeit selber nicht wissen/
wer er ist/ und wie hoch ich ihn zu ehren schuldig bin. Wegen angetragener Liebe bedanke
ich mich von ganzer Seele/ und auff sein inständiges Anfodern verhiesse ich in aller bestän-
digen Träue/ so viel in meiner Macht seyn kan/ als nehmlich/ daß entweder Herr Ladisla
allein/ da sonst meiner Eltern bewilligung folgen kan/ oder doch kein ander Mannesbilde
eheliche Gewalt über mich haben sol; und ob durch väterlichen Zwang zur brechung die-
ses Gelüb des ich solte genöhtiget werden/ wil ich entweder Herren Ladisla/ wie ers begeh-
ren wird/ durch Noht und Gefahr folgen/ oder den Tod mit frölichem Herzen angehen.
Auff diese Antwort küssete ihr Ladisla die Hände/ und sagte: So schwöre ich hinwieder-
umb bey den mächtigen Göttern/ daß ich ihr als meinem einig geliebten Fräulein die ver-
sprochene Träue und eheliche liebe halten/ und durch kein Ding der Welt mich davon ab-
wendigen lassen wil; so gar/ daß ob sie mir durch jemand solte versaget werden/ ich meines
Reichs ganze Macht dran wagen/ und lebendig mich ihrer nicht begeben wil. Da gingen
nun die herzvergnügliche Reden erst recht an/ und bemühete sich jeder Theil/ dem andern
sich behäglich gnug zu machen. Als aber Ladisla durch hitzige Liebesflammen übernommen/
umb schleunigen wirklichen Verfolg anhielt/ wuste sie ihm dergestalt mit holdseliger Ein-

rede
J ij
Erſtes Buch.

Ladiſla erkennete in ſeinem Herzen wol/ daß die Erbarkeit ſelbſt ſie zu die ſer Nach-
forſchung ſeines Standes antriebe/ und hielt die Libe zu dem Fraͤulein/ und die ſeinem Her-
kules geſchworne Verſchwiegenheit einen ſtarken Kampff in ſeiner Seele/ ob er ſich ihr
gaͤnzlich ſolte zuerkennen geben; doch ging er endlich in ſich/ gab der Vernunfft Plaz/ und
antwortete ihr folgen der Geſtalt: Hochgeliebtes Fraͤulein; ich erkenne euer rechtmaͤſſi-
ges Begehren/ und thut mir von Herzen leid/ daß durch Aidſchwur gehindert/ ich ihr
nicht bald anfangs meinen Stand wiſſen laſſen duͤrffen/ wie ich gerne gewolt haͤtte. Ich
geſtehe/ daß ich eine zeitlang meinen rechten Nahmen verendert/ und in nach ſuchung mei-
nes Herkules/ welchen ich vor wenig Monaten erſt wieder angetroffen/ mich Winn. bald
nennen laſſen; anjetzo aber meinen vorigen Nahmen wieder angenommen habe/ vielmehr
darff ich dieſe Stunde nicht von mir ſagen/ biß mein Herkules mich des getahnen aͤydes
erlaſſen wird/ welches ich leicht erhalten werde. Vor dißmahl nur ſchwoͤre ich bey meinen
ritterlichen Ehren/ daß ich ein gebohrner und Herſchender Koͤnig bin/ uͤber ein Reich/
welches weder dem Roͤmiſchen Kaͤyſer noch einigen andern/ Schatzung oder pflichtſchul-
digen Gehorſam geſtehet/ ſondern naͤheſt ſeinen Goͤttern mich allein vor die hoͤchſte O-
brigkeit erkennet und ehret; bitte aber/ mein herzgeliebtes Fraͤulein dieſe Geheimnis noch
zur Zeit vor ſich allein wiſſen/ und umb wichtiger Urſachen willen verſchwiegen halte wol-
le. Das Fraͤulein erbleichete vor dieſer Rede/ und antwortete gar furchtſam: O ihr Goͤt-
ter! warumb habt ihr heut einen maͤchtigen Koͤnig meinetwegen in Lebensgefahr ſtuͤrzen
wollen/ deſſen Verluſt tauſendmahl groͤſſer als der meine geweſen waͤhre? Ja ihr Goͤtter/
habt ihr mich eure Magd deßwegen in Raͤuber Haͤnde gerahten laſſen/ daß ein Koͤnig
mich nicht allein retten/ ſondern deſſen ich nicht faͤhig bin/ mir ſeine eheliche Liebe antra-
gen muͤſſen? Ladiſla baht ſehr/ ihn forthin weder heimlich noch oͤffentlich anders als einen
Herren Standes zuhalten/ und wo moͤglich/ auff ſein inbruͤnſtiges Anſuchen ihm gewiri-
ge Erklaͤrung wiederfahren zu laſſen; deſſen er von ihr mit dieſen Worten gewehret ward:
Ja mein Herr/ ſintemahl es ihm alſo gefaͤllig iſt/ wil ich noch zur Zeit ſelber nicht wiſſen/
wer er iſt/ und wie hoch ich ihn zu ehren ſchuldig bin. Wegen angetragener Liebe bedanke
ich mich von ganzer Seele/ und auff ſein inſtaͤndiges Anfodern verhieſſe ich in aller beſtaͤn-
digen Traͤue/ ſo viel in meiner Macht ſeyn kan/ als nehmlich/ daß entweder Herr Ladiſla
allein/ da ſonſt meiner Eltern bewilligung folgen kan/ oder doch kein ander Mannesbilde
eheliche Gewalt uͤber mich haben ſol; und ob durch vaͤterlichen Zwang zur brechung die-
ſes Geluͤb des ich ſolte genoͤhtiget werden/ wil ich entweder Herren Ladiſla/ wie ers begeh-
ren wird/ durch Noht und Gefahr folgen/ oder den Tod mit froͤlichem Herzen angehen.
Auff dieſe Antwort kuͤſſete ihr Ladiſla die Haͤnde/ und ſagte: So ſchwoͤre ich hinwieder-
umb bey den maͤchtigen Goͤttern/ daß ich ihr als meinem einig geliebten Fraͤulein die ver-
ſprochene Traͤue und eheliche liebe halten/ und durch kein Ding der Welt mich davon ab-
wendigen laſſen wil; ſo gar/ daß ob ſie mir durch jemand ſolte verſaget werden/ ich meines
Reichs ganze Macht dran wagen/ und lebendig mich ihrer nicht begeben wil. Da gingen
nun die herzvergnuͤgliche Reden erſt recht an/ und bemuͤhete ſich jeder Theil/ dem andern
ſich behaͤglich gnug zu machen. Als aber Ladiſla durch hitzige Liebesflammen uͤbernom̃en/
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[67/0105] Erſtes Buch. Ladiſla erkennete in ſeinem Herzen wol/ daß die Erbarkeit ſelbſt ſie zu die ſer Nach- forſchung ſeines Standes antriebe/ und hielt die Libe zu dem Fraͤulein/ und die ſeinem Her- kules geſchworne Verſchwiegenheit einen ſtarken Kampff in ſeiner Seele/ ob er ſich ihr gaͤnzlich ſolte zuerkennen geben; doch ging er endlich in ſich/ gab der Vernunfft Plaz/ und antwortete ihr folgen der Geſtalt: Hochgeliebtes Fraͤulein; ich erkenne euer rechtmaͤſſi- ges Begehren/ und thut mir von Herzen leid/ daß durch Aidſchwur gehindert/ ich ihr nicht bald anfangs meinen Stand wiſſen laſſen duͤrffen/ wie ich gerne gewolt haͤtte. Ich geſtehe/ daß ich eine zeitlang meinen rechten Nahmen verendert/ und in nach ſuchung mei- nes Herkules/ welchen ich vor wenig Monaten erſt wieder angetroffen/ mich Winn. bald nennen laſſen; anjetzo aber meinen vorigen Nahmen wieder angenommen habe/ vielmehr darff ich dieſe Stunde nicht von mir ſagen/ biß mein Herkules mich des getahnen aͤydes erlaſſen wird/ welches ich leicht erhalten werde. Vor dißmahl nur ſchwoͤre ich bey meinen ritterlichen Ehren/ daß ich ein gebohrner und Herſchender Koͤnig bin/ uͤber ein Reich/ welches weder dem Roͤmiſchen Kaͤyſer noch einigen andern/ Schatzung oder pflichtſchul- digen Gehorſam geſtehet/ ſondern naͤheſt ſeinen Goͤttern mich allein vor die hoͤchſte O- brigkeit erkennet und ehret; bitte aber/ mein herzgeliebtes Fraͤulein dieſe Geheimnis noch zur Zeit vor ſich allein wiſſen/ und umb wichtiger Urſachen willen verſchwiegen halte wol- le. Das Fraͤulein erbleichete vor dieſer Rede/ und antwortete gar furchtſam: O ihr Goͤt- ter! warumb habt ihr heut einen maͤchtigen Koͤnig meinetwegen in Lebensgefahr ſtuͤrzen wollen/ deſſen Verluſt tauſendmahl groͤſſer als der meine geweſen waͤhre? Ja ihr Goͤtter/ habt ihr mich eure Magd deßwegen in Raͤuber Haͤnde gerahten laſſen/ daß ein Koͤnig mich nicht allein retten/ ſondern deſſen ich nicht faͤhig bin/ mir ſeine eheliche Liebe antra- gen muͤſſen? Ladiſla baht ſehr/ ihn forthin weder heimlich noch oͤffentlich anders als einen Herren Standes zuhalten/ und wo moͤglich/ auff ſein inbruͤnſtiges Anſuchen ihm gewiri- ge Erklaͤrung wiederfahren zu laſſen; deſſen er von ihr mit dieſen Worten gewehret ward: Ja mein Herr/ ſintemahl es ihm alſo gefaͤllig iſt/ wil ich noch zur Zeit ſelber nicht wiſſen/ wer er iſt/ und wie hoch ich ihn zu ehren ſchuldig bin. Wegen angetragener Liebe bedanke ich mich von ganzer Seele/ und auff ſein inſtaͤndiges Anfodern verhieſſe ich in aller beſtaͤn- digen Traͤue/ ſo viel in meiner Macht ſeyn kan/ als nehmlich/ daß entweder Herr Ladiſla allein/ da ſonſt meiner Eltern bewilligung folgen kan/ oder doch kein ander Mannesbilde eheliche Gewalt uͤber mich haben ſol; und ob durch vaͤterlichen Zwang zur brechung die- ſes Geluͤb des ich ſolte genoͤhtiget werden/ wil ich entweder Herren Ladiſla/ wie ers begeh- ren wird/ durch Noht und Gefahr folgen/ oder den Tod mit froͤlichem Herzen angehen. Auff dieſe Antwort kuͤſſete ihr Ladiſla die Haͤnde/ und ſagte: So ſchwoͤre ich hinwieder- umb bey den maͤchtigen Goͤttern/ daß ich ihr als meinem einig geliebten Fraͤulein die ver- ſprochene Traͤue und eheliche liebe halten/ und durch kein Ding der Welt mich davon ab- wendigen laſſen wil; ſo gar/ daß ob ſie mir durch jemand ſolte verſaget werden/ ich meines Reichs ganze Macht dran wagen/ und lebendig mich ihrer nicht begeben wil. Da gingen nun die herzvergnuͤgliche Reden erſt recht an/ und bemuͤhete ſich jeder Theil/ dem andern ſich behaͤglich gnug zu machen. Als aber Ladiſla durch hitzige Liebesflammen uͤbernom̃en/ umb ſchleunigen wirklichen Verfolg anhielt/ wuſte ſie ihm dergeſtalt mit holdſeliger Ein- rede J ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/105>, abgerufen am 22.12.2024.