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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
ger ihr eben so hoch als ihr eigenes lassen angelegen seyn/ hoffete auch/ durch Ladisla Vor-
bitte wol durchzudringen. Sie verfügeten sich also wieder nach dem Saal/ gleich wie der
Bräutigam durch eine andere Tühr hinein trat/ und der Stathalter jhn nach freundli-
chem empfahen dem Fräulein zuführete; welches die anwesende nicht wenig befremdete/
aber durch des Stathalters Vorbringen bald unterrichtet wurden/ welcher also anfing:
Geliebte Herren und Freunde; da sehet ihr den vor treflichen Ritter und Herrn/ Herrn La-
disla/ dem zwar viel ein höher Ehren Nahme zustehet/ welchen ich doch/ weil es ihm also ge-
fället/ gerne ungemeldet lasse. Dieser Herr/ was massen er meiner liebsten einigen Tochter
Ehr und Leben gestern und heut geschützet/ ist niemand unter euch unwissend. Als ich nun
gemerket/ daß eine brünstige wiewol züchtige Liebesflamme sich zwischen ihnen angezündet/
daß sie lieber allein/ als in anderer Gegenwart mit einander schwatzen wollen/ und aber in
meiner Jugend an mir selbst und meiner Pompejen erfahren/ daß wann die Vogel begin-
nen zu nisten/ sie sich schon vergesellet haben/ und auff weiteres gedenken/ so habe ich das
rahtsamste zu seyn gemeynet/ jhnen den Zweg umb so viel näher zu stecken/ damit allerhand
Ungelegenheit und Verdacht möge abgewendet werden; bin demnach entschlossen/ ihnen
diesen Abend das Beylager zu machen/ damit nicht morgen ein ander komme/ der/ wie heut
geschehen/ meiner Tochter halben des Lebens ohn werde/ oder es einem andern nehme.
Was diesen Ritter und Herren betrifft/ dafern ich nicht wüste/ ihn meiner Tochter gnug
wirdig zu seyn/ hätte ich ein so wichtiges Werck in langwieriges Bedenken gezogen/ ohn-
geachtet er meine Tochter ihm selbst erstritten hat; Wollen demnach meine Herren und
Freunde dieser Schleunigkeit sich nicht verwundern/ oder einige ungleiche Gedanken dar-
auß schöpffen/ nach dem ich sie bey meinen Ehren versichern kan/ daß der H. Bräutigam
und die Braut dieses mein Vorhaben kaum vor anderthalb Stunden selbst erfahren.
Die Anwesende gaben ihm recht/ nur daß H. Kornelius/ der ihm am nähesten stund/ ihm
heimlich ins Ohr raunete; Er wünschete von herzen Glük und Heil zu der Heyraht/ hätte
daran durch auß nichts zu tadeln/ wann es nur von andern im besten auffgenommen wür-
de/ daß man so geschwinde verführe/ und gleichwol fein stünde/ daß man Herrn Ladisla ehe
vor einen Freyer als Bräutigam erkennete. Aber der Stathalter gab zur Antwort: Es
hinderten ihn böser Leute Mäuler nicht/ die viel zu geringe währen/ seinen heiligen Vor-
saz wanken zu machen. In dessen fing Ladisla also an: Hochmögender Herr und Vater/
auch Gn. Fr. Mutter/ und sämtliche werte Herren/ Frauen/ Fräulein und Freunde: Das
eigenwillige Glük/ welches mir/ ungeachtet meiner Jugend/ manniche Tük erwiesen/ hat
sich heut so überflüssig günstig erzeigt/ dz ich alles vorige hiedurch tausendfach ersetzet halte/
indem es meinen Herrn Vater beredet/ das Durchleuchtige mit allen jungfräulichen Ga-
ben und Tugenden außgezierte Fräulein/ seine herzvielgeliebte Frl. Tochter mir nicht al-
lein zu versprechen/ sondern alsbald darauff an die eheliche Hand zu geben. Wie ich nun
hiedurch den inniglichen Wunsch meiner Seele erhalten/ also befinde ich mich schuldig/
vorerst meinem Herr Vater und Fr. Mutter/ Dank und kindlichen Gehorsam/ meiner
herzgeliebten Frl. Braut eheliche Träue und Ergebenheit; und der gesamten hochansehn-
lichen Freundschafft/ gebührliche Ehre zu leisten. Weil aber solches in einem oder wenig
Tagen von mir gebührlich nicht verrichtet werden kan/ bitte ich sehr/ mir die Zeit zu gön-

nen/
O ij

Erſtes Buch.
ger ihr eben ſo hoch als ihr eigenes laſſen angelegen ſeyn/ hoffete auch/ durch Ladiſla Vor-
bitte wol durchzudringen. Sie verfuͤgeten ſich alſo wieder nach dem Saal/ gleich wie der
Braͤutigam durch eine andere Tuͤhr hinein trat/ und der Stathalter jhn nach freundli-
chem empfahen dem Fraͤulein zufuͤhrete; welches die anweſende nicht wenig befremdete/
aber durch des Stathalters Vorbringen bald unterrichtet wurden/ welcher alſo anfing:
Geliebte Herren und Freunde; da ſehet ihr den vor treflichen Ritter und Herꝛn/ Herꝛn La-
diſla/ dem zwar viel ein hoͤher Ehren Nahme zuſtehet/ welchen ich doch/ weil es ihm alſo ge-
faͤllet/ gerne ungemeldet laſſe. Dieſer Herr/ was maſſen er meiner liebſten einigen Tochter
Ehr und Leben geſtern und heut geſchuͤtzet/ iſt niemand unter euch unwiſſend. Als ich nun
gemerket/ daß eine bruͤnſtige wiewol zuͤchtige Liebesflam̃e ſich zwiſchen ihnen angezuͤndet/
daß ſie lieber allein/ als in anderer Gegenwart mit einander ſchwatzen wollen/ und aber in
meiner Jugend an mir ſelbſt und meiner Pompejen erfahren/ daß wann die Vogel begin-
nen zu niſten/ ſie ſich ſchon vergeſellet haben/ und auff weiteres gedenken/ ſo habe ich das
rahtſamſte zu ſeyn gemeynet/ jhnen den Zweg umb ſo viel naͤher zu ſtecken/ damit allerhand
Ungelegenheit und Verdacht moͤge abgewendet werden; bin demnach entſchloſſen/ ihnen
dieſen Abend das Beylager zu machen/ damit nicht morgen ein ander kom̃e/ der/ wie heut
geſchehen/ meiner Tochter halben des Lebens ohn werde/ oder es einem andern nehme.
Was dieſen Ritter und Herren betrifft/ dafern ich nicht wuͤſte/ ihn meiner Tochter gnug
wirdig zu ſeyn/ haͤtte ich ein ſo wichtiges Werck in langwieriges Bedenken gezogen/ ohn-
geachtet er meine Tochter ihm ſelbſt erſtritten hat; Wollen demnach meine Herren und
Freunde dieſer Schleunigkeit ſich nicht verwundern/ oder einige ungleiche Gedanken dar-
auß ſchoͤpffen/ nach dem ich ſie bey meinen Ehren verſichern kan/ daß der H. Braͤutigam
und die Braut dieſes mein Vorhaben kaum vor anderthalb Stunden ſelbſt erfahren.
Die Anweſende gaben ihm recht/ nur daß H. Kornelius/ der ihm am naͤheſten ſtund/ ihm
heimlich ins Ohr raunete; Er wuͤnſchete von herzen Gluͤk und Heil zu der Heyraht/ haͤtte
daran durch auß nichts zu tadeln/ wann es nur von andern im beſten auffgenommen wuͤr-
de/ daß man ſo geſchwinde verfuͤhre/ und gleichwol fein ſtuͤnde/ daß man Herrn Ladiſla ehe
vor einen Freyer als Braͤutigam erkennete. Aber der Stathalter gab zur Antwort: Es
hinderten ihn boͤſer Leute Maͤuler nicht/ die viel zu geringe waͤhren/ ſeinen heiligen Vor-
ſaz wanken zu machen. In deſſen fing Ladiſla alſo an: Hochmoͤgender Herr und Vater/
auch Gn. Fr. Mutter/ und ſaͤmtliche werte Herren/ Frauen/ Fraͤulein und Freunde: Das
eigenwillige Gluͤk/ welches mir/ ungeachtet meiner Jugend/ manniche Tuͤk erwieſen/ hat
ſich heut ſo uͤbeꝛfluͤſſig guͤnſtig erzeigt/ dz ich alles vorige hiedurch tauſendfach erſetzet halte/
indem es meinen Herrn Vater beredet/ das Durchleuchtige mit allen jungfraͤulichen Ga-
ben und Tugenden außgezierte Fraͤulein/ ſeine herzvielgeliebte Frl. Tochter mir nicht al-
lein zu verſprechen/ ſondern alsbald darauff an die eheliche Hand zu geben. Wie ich nun
hiedurch den inniglichen Wunſch meiner Seele erhalten/ alſo befinde ich mich ſchuldig/
vorerſt meinem Herr Vater und Fr. Mutter/ Dank und kindlichen Gehorſam/ meiner
herzgeliebten Frl. Braut eheliche Traͤue und Ergebenheit; und der geſamten hochanſehn-
lichen Freundſchafft/ gebuͤhrliche Ehre zu leiſten. Weil aber ſolches in einem oder wenig
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[107/0145] Erſtes Buch. ger ihr eben ſo hoch als ihr eigenes laſſen angelegen ſeyn/ hoffete auch/ durch Ladiſla Vor- bitte wol durchzudringen. Sie verfuͤgeten ſich alſo wieder nach dem Saal/ gleich wie der Braͤutigam durch eine andere Tuͤhr hinein trat/ und der Stathalter jhn nach freundli- chem empfahen dem Fraͤulein zufuͤhrete; welches die anweſende nicht wenig befremdete/ aber durch des Stathalters Vorbringen bald unterrichtet wurden/ welcher alſo anfing: Geliebte Herren und Freunde; da ſehet ihr den vor treflichen Ritter und Herꝛn/ Herꝛn La- diſla/ dem zwar viel ein hoͤher Ehren Nahme zuſtehet/ welchen ich doch/ weil es ihm alſo ge- faͤllet/ gerne ungemeldet laſſe. Dieſer Herr/ was maſſen er meiner liebſten einigen Tochter Ehr und Leben geſtern und heut geſchuͤtzet/ iſt niemand unter euch unwiſſend. Als ich nun gemerket/ daß eine bruͤnſtige wiewol zuͤchtige Liebesflam̃e ſich zwiſchen ihnen angezuͤndet/ daß ſie lieber allein/ als in anderer Gegenwart mit einander ſchwatzen wollen/ und aber in meiner Jugend an mir ſelbſt und meiner Pompejen erfahren/ daß wann die Vogel begin- nen zu niſten/ ſie ſich ſchon vergeſellet haben/ und auff weiteres gedenken/ ſo habe ich das rahtſamſte zu ſeyn gemeynet/ jhnen den Zweg umb ſo viel naͤher zu ſtecken/ damit allerhand Ungelegenheit und Verdacht moͤge abgewendet werden; bin demnach entſchloſſen/ ihnen dieſen Abend das Beylager zu machen/ damit nicht morgen ein ander kom̃e/ der/ wie heut geſchehen/ meiner Tochter halben des Lebens ohn werde/ oder es einem andern nehme. Was dieſen Ritter und Herren betrifft/ dafern ich nicht wuͤſte/ ihn meiner Tochter gnug wirdig zu ſeyn/ haͤtte ich ein ſo wichtiges Werck in langwieriges Bedenken gezogen/ ohn- geachtet er meine Tochter ihm ſelbſt erſtritten hat; Wollen demnach meine Herren und Freunde dieſer Schleunigkeit ſich nicht verwundern/ oder einige ungleiche Gedanken dar- auß ſchoͤpffen/ nach dem ich ſie bey meinen Ehren verſichern kan/ daß der H. Braͤutigam und die Braut dieſes mein Vorhaben kaum vor anderthalb Stunden ſelbſt erfahren. Die Anweſende gaben ihm recht/ nur daß H. Kornelius/ der ihm am naͤheſten ſtund/ ihm heimlich ins Ohr raunete; Er wuͤnſchete von herzen Gluͤk und Heil zu der Heyraht/ haͤtte daran durch auß nichts zu tadeln/ wann es nur von andern im beſten auffgenommen wuͤr- de/ daß man ſo geſchwinde verfuͤhre/ und gleichwol fein ſtuͤnde/ daß man Herrn Ladiſla ehe vor einen Freyer als Braͤutigam erkennete. Aber der Stathalter gab zur Antwort: Es hinderten ihn boͤſer Leute Maͤuler nicht/ die viel zu geringe waͤhren/ ſeinen heiligen Vor- ſaz wanken zu machen. In deſſen fing Ladiſla alſo an: Hochmoͤgender Herr und Vater/ auch Gn. Fr. Mutter/ und ſaͤmtliche werte Herren/ Frauen/ Fraͤulein und Freunde: Das eigenwillige Gluͤk/ welches mir/ ungeachtet meiner Jugend/ manniche Tuͤk erwieſen/ hat ſich heut ſo uͤbeꝛfluͤſſig guͤnſtig erzeigt/ dz ich alles vorige hiedurch tauſendfach erſetzet halte/ indem es meinen Herrn Vater beredet/ das Durchleuchtige mit allen jungfraͤulichen Ga- ben und Tugenden außgezierte Fraͤulein/ ſeine herzvielgeliebte Frl. Tochter mir nicht al- lein zu verſprechen/ ſondern alsbald darauff an die eheliche Hand zu geben. Wie ich nun hiedurch den inniglichen Wunſch meiner Seele erhalten/ alſo befinde ich mich ſchuldig/ vorerſt meinem Herr Vater und Fr. Mutter/ Dank und kindlichen Gehorſam/ meiner herzgeliebten Frl. Braut eheliche Traͤue und Ergebenheit; und der geſamten hochanſehn- lichen Freundſchafft/ gebuͤhrliche Ehre zu leiſten. Weil aber ſolches in einem oder wenig Tagen von mir gebuͤhrlich nicht verrichtet werden kan/ bitte ich ſehr/ mir die Zeit zu goͤn- nen/ O ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/145>, abgerufen am 18.05.2024.