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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
zimmer es eigentlich vernehmen kunte/ sie also anredete: Helena Emilia von Rom/ wz vor
eine freche Freyheit bildet ihr euch ein/ daß wann ihr unter dem Tanze die Füsse weiter auß-
strecket/ als unsers gleichen geziemet/ und man als dann unversehens dieselbe berühret/ ihr
eine ehrliche Jungfer/ die allerdinge eures gleichen ist/ und ja so gut als ihr/ vor eine grobe
unvorsichtige dirne/ vor einer solchen adelichen Geselschafft außschelten dürffet? trauen
ihr habt hiedurch eure Römische Höffligkeit wenig blicken lassen/ und bedürfstets besser als
ich/ daß man euch das grobe abhöfelte; wil euch aber diesen schlimmen Streich auff diß-
mahl zu gute halten/ und werdet mir zu danken haben/ daß ich euch hiedurch anlaß gebe/
eure Füsse hernähst etwas züchtiger einzuzihen. Die so es höreten/ erschraken dieser re-
de/ und Helena selbst erstarrete vor Zorn und Eyver; endlich da ihr die Vernunfft und
Sprache wieder kam/ sagte sie: Wer Pech angreifft der besudelt sich damit. Und wer auff
Koht trit/ antwortete jene/ der macht in flissen und sprützen; sind euch aber die Paduani-
sche ädlen Jungfern als Pech/ so könnet ihr euch ja derselben enthalten/ daß von ihrer gro-
ben unvor sichtigkeit ihr unbesudelt bleibet; wisset aber/ daß wir unsere vier Viertel ja so
lang rechnen als ihr eure Elle. Fr. Sophia ward dieses Zankes inne/ trat hinzu/ und sagte
als im scherze; Sie wolte nicht hoffen/ daß man diesen Jungfern Streit mit scharffen
Schwertern beylegen müste. Nein/ antwortete Avonius Schwester/ nur wolle ihre Gn.
meine Beysitzerin abmahnen/ daß sie hernähst nicht mehr ehrliche ädle Jungfern in sol-
chen hochausehnlichen Geselschafften vor grobe unvorsichtige Dirnen außschelte/ oder
man wird ihr solche vorsichtige Höffligkeit nicht allemahl zu gute halten; vor dißmahl a-
ber/ weil ich Gelegenheit gehabt mich gebührlich zuverantworten/ sol ihr verzihen seyn.
Fr. Sophia wolte keinem Teil zu oder abfallen/ sondern erinnerte sie beyderseits/ ihren
Jungfräulichen Wolftand zubeobachten/ damit nicht die anwesende junge Aedelleute einen
Spot mit ihnen trieben; welches die Paduanische mit einer sonderlichen Freymühtig-
keit auffnam/ und sich davor bedankete/ mit der Beteurung/ daß wann diese Erinnerung
ihr zeitiger währe vorgehalten/ wolte sie die hohe Beschimpffung verschmerzet haben. He-
lena aber/ welche meynete/ es solte Fr. Sophia mit jener anlegen und sie vertreten/ ward
hierüber so entrüstet/ daß sie zur Antwort gab/ wann ihre Fr. Wase sie noch weiters hätte
beschimpffen wollen/ währe solches am füg- und leidlichsten ohn anderer beysein geschehen;
stund damit auff und ging mit ihrer Leibdienerin davon/ welche schon mit der andern ihrer
folge Magd angebunden hatte/ und wenig fehlete/ daß sie ihrer Jungfern Ansehen zu schü-
tzen/ ein artiges Haarzausen angefangen hätten/ dem einig nur hiedurch vorgebauet ward.
Die Fehde wahr gleichwol hiemit gestillet/ und machte der gute Avonius so gute Kund-
schafft mit gedachter Jungfer Urbinichen/ daß er Helenen der Vergessenheit übergab/
und bald hernach mit dieser Verlöbnis hielt.

Es wurden die übrigen Tage mit allerhand ehrlieben der Kurzweile zugebracht/ biß
der Stathalter von seinem Bruder durch schnelle Botschafft berichtet ward/ dz die Käy-
serlichen Schreiben/ nach allem Wunsch auffgesetzet/ ihm des folgenden tages würden
eingelieffert werden; und hätte zwar Käyserl. Hocheit dieselben mit zuzihung des Römi-
schen Rahts verfertigen lassen/ aber von allen Anwesenden den Aid genommen/ nichts
davon anders wohin zuberichten/ biß die Volstreckung zu Padua geschehen währe. Die-

se Zei-

Erſtes Buch.
zimmer es eigentlich vernehmen kunte/ ſie alſo anredete: Helena Emilia von Rom/ wz vor
eine freche Freyheit bildet ihr euch ein/ daß wann ihr unter dem Tanze die Fuͤſſe weiter auß-
ſtrecket/ als unſers gleichen geziemet/ und man als dann unverſehens dieſelbe beruͤhret/ ihr
eine ehrliche Jungfer/ die allerdinge eures gleichen iſt/ und ja ſo gut als ihr/ vor eine grobe
unvorſichtige dirne/ vor einer ſolchen adelichen Geſelſchafft außſchelten duͤrffet? trauen
ihr habt hiedurch eure Roͤmiſche Hoͤffligkeit wenig blicken laſſen/ und beduͤrfſtets beſſer als
ich/ daß man euch das grobe abhoͤfelte; wil euch aber dieſen ſchlimmen Streich auff diß-
mahl zu gute halten/ und werdet mir zu danken haben/ daß ich euch hiedurch anlaß gebe/
eure Fuͤſſe hernaͤhſt etwas zuͤchtiger einzuzihen. Die ſo es hoͤreten/ erſchraken dieſer re-
de/ und Helena ſelbſt erſtarrete vor Zorn und Eyver; endlich da ihr die Vernunfft und
Sprache wieder kam/ ſagte ſie: Wer Pech angreifft der beſudelt ſich damit. Und wer auff
Koht trit/ antwortete jene/ der macht in fliſſen und ſpruͤtzen; ſind euch aber die Paduani-
ſche aͤdlen Jungfern als Pech/ ſo koͤnnet ihr euch ja derſelben enthalten/ daß von ihrer gro-
ben unvor ſichtigkeit ihr unbeſudelt bleibet; wiſſet aber/ daß wir unſere vier Viertel ja ſo
lang rechnen als ihr eure Elle. Fr. Sophia ward dieſes Zankes inne/ trat hinzu/ und ſagte
als im ſcherze; Sie wolte nicht hoffen/ daß man dieſen Jungfern Streit mit ſcharffen
Schwertern beylegen muͤſte. Nein/ antwortete Avonius Schweſter/ nur wolle ihre Gn.
meine Beyſitzerin abmahnen/ daß ſie hernaͤhſt nicht mehr ehrliche aͤdle Jungfern in ſol-
chen hochauſehnlichen Geſelſchafften vor grobe unvorſichtige Dirnen außſchelte/ oder
man wird ihr ſolche vorſichtige Hoͤffligkeit nicht allemahl zu gute halten; vor dißmahl a-
ber/ weil ich Gelegenheit gehabt mich gebuͤhrlich zuverantworten/ ſol ihr verzihen ſeyn.
Fr. Sophia wolte keinem Teil zu oder abfallen/ ſondern erinnerte ſie beyderſeits/ ihren
Jungfꝛaͤulichen Wolftand zubeobachten/ damit nicht die anweſende junge Aedelleute einen
Spot mit ihnen trieben; welches die Paduaniſche mit einer ſonderlichen Freymuͤhtig-
keit auffnam/ und ſich davor bedankete/ mit der Beteurung/ daß wann dieſe Erinnerung
ihr zeitiger waͤhre vorgehalten/ wolte ſie die hohe Beſchimpffung verſchmerzet haben. He-
lena aber/ welche meynete/ es ſolte Fr. Sophia mit jener anlegen und ſie vertreten/ ward
hieruͤber ſo entruͤſtet/ daß ſie zur Antwort gab/ wann ihre Fr. Waſe ſie noch weiters haͤtte
beſchimpffen wollen/ waͤhre ſolches am fuͤg- und leidlichſten ohn anderer beyſein geſchehẽ;
ſtund damit auff und ging mit ihrer Leibdienerin davon/ welche ſchon mit der andern ihrer
folge Magd angebunden hatte/ und wenig fehlete/ daß ſie ihrer Jungfern Anſehen zu ſchuͤ-
tzen/ ein artiges Haarzauſen angefangen haͤttẽ/ dem einig nur hiedurch vorgebauet ward.
Die Fehde wahr gleichwol hiemit geſtillet/ und machte der gute Avonius ſo gute Kund-
ſchafft mit gedachter Jungfer Urbinichen/ daß er Helenen der Vergeſſenheit uͤbergab/
und bald hernach mit dieſer Verloͤbnis hielt.

Es wurden die uͤbrigen Tage mit allerhand ehrlieben der Kurzweile zugebracht/ biß
der Stathalter von ſeinem Bruder durch ſchnelle Botſchafft berichtet ward/ dz die Kaͤy-
ſerlichen Schreiben/ nach allem Wunſch auffgeſetzet/ ihm des folgenden tages wuͤrden
eingelieffert werden; und haͤtte zwar Kaͤyſerl. Hocheit dieſelben mit zuzihung des Roͤmi-
ſchen Rahts verfertigen laſſen/ aber von allen Anweſenden den Aid genommen/ nichts
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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/202>, abgerufen am 18.05.2024.