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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
ein freundliches Brieflein an ihn zu schreiben wil ich mich nicht wegern/ aber von solcher
worten Gattung muß es trauen nicht gestellet seyn. Ja ja/ sagte Libussa/ liebet eure Gn. so
bedachtsam/ so liebet sie noch in so flammichter Hitze nit/ als ihre Schwermütigkeit michs
eine zeitlang hat bereden wollen/ doch rühme ich dieses an euer Gn. billich/ und bitte die
gütigen Götter/ daß sie ihre Gedanken vor außgang eines Monats befriedigen. Befriedi-
gen? antwortete das Fräulein; doch ja/ es heisse also/ dann ich bin noch zur Zeit befriediget/
wann ich nur offt Schreiben von ihm haben/ oder (ach Glük erfreue Hoffnung) seine lieb-
reiche Augen gegenwärtig schauen möchte. Diesen Wunsch wird der Himmel bald er-
füllen/ sagete Libussa; aber eure Gn. wünschet schon mehr Schreiben/ und hat dieses durch-
zulesen kaum Zeit gehabt; wer weiß was folgen kan? geduldet euch mein Fräulein/ nichts
wächset und reiffet auff einen Tag; gebet dem lieben Fürsten Ruhe/ daß er die Schreibfe-
der aus der Hand legen/ und andere Nohtwendigkeiten verrichten möge. Auff diese Weise
reizete sie das Fräulein/ biß sie zur Mahlzeit gefodert ward/ da ihre Fr. Mutter mit ihr ab-
redete/ daß sie alsbald einen Landtag außschreiben/ und den Reichsständen ihres Königes
Gesundheit und Vorhaben aus seinem eigenen Schreiben anzeigen wolte.

Des folgenden tages gab sich vor dem Stadtohr ein Königlicher Gesanter aus Gal-
lien oder Frankreich an/ 120 Pferde stark/ und begehrete von der Königin und dem Kö-
niglichen Fräulein/ im Nahmen und von wegen seines Königes/ gehöret zu werden. Die
Königin ließ ihn in der Stad mit seinen Leuten verlegen/ und setzete ihm den dritten Tag
zur Verhörung an/ unter welcher Zeit er nicht allein sich der Fräulein Wesens und Ei-
genschafften erforschete/ sondern sie einsmahls auff die Jagt ausreiten sahe/ und in seinem
Hertzen gestund/ daß er nie etwas volkommeners gesehen hätte. Es ließ aber die Königin
alsbald etliche vornehme Herren/ als den Reichs Kantzler/ Herrn Bretisla/ Herrn Pri-
bisla/ Herrn Krokus/ Herrn Stanisla und Herrn Bugesla zu sich nacher Prage fodern/
in deren Gegenwart die Königliche Gesandschafft solte abgelegt werden. Dem verliebe-
ten Fräulein schwanete nichts gutes/ massen sie wuste/ daß der Sikamber König in Gal-
lien (welches ein Teutsches Volck wahr) zimlich schwach war/ und einen tapfferen hoch-
berühmten Sohn hatte/ so noch unverheyrahtet/ und nach des Vaters Hintrit in der Her-
schafft folgen würde; foderte demnach ihre Libussen zu fich/ und sagete zu ihr: Mein Kind/
was sol ich nun beginnen? gilt wo diese Gesandschafft nicht bloß meinet wegen angestellet
ist? Wie aber/ wann meiner Fr. Mutter diese Heyraht gefiele/ und die Reichs Sassen mit
zurieten? Ich weiß nicht/ wodurch ich das leidige Glük dergestalt mag wider mich erzür-
net haben/ daß mirs so gar keinen frölichen Tag gönnet/ der nicht mit Unruhe und Angst
solte versalzen seyn? Jedoch mag dieser Gesandter bringen was er wil und kan/ so sol und
muß ich meinem Herkules vorbehalten seyn/ oder allein durch einen schmerzhafften Tod
von ihm abgeschieden werden. Ich stehe mit Eurer Gn. in gleichen Gedanken/ sagte Li-
bussa/ wil auch nimmermehr rahten/ daß dieselbe ichtwas eingehe/ welches dem allerge-
träuesten Liebhaber Fürst Herkules könte nachteilig seyn/ weil ich ohndas wol weiß/ daß
mein Gn. Fräulein in diesem Stük keinen Wechsel oder Tausch nimmermehr bewilligen
wird; nur allein muß die Sache auffs vorsichtigste und klüglichste gehandelt/ und entwe-
der abgelehnet/ oder unter lauter Ungewißheit auffgeschoben werden/ auff daß die Zeit

ver-
B b

Erſtes Buch.
ein freundliches Brieflein an ihn zu ſchreiben wil ich mich nicht wegern/ aber von ſolcher
worten Gattung muß es trauen nicht geſtellet ſeyn. Ja ja/ ſagte Libuſſa/ liebet eure Gn. ſo
bedachtſam/ ſo liebet ſie noch in ſo flammichter Hitze nit/ als ihre Schwermuͤtigkeit michs
eine zeitlang hat bereden wollen/ doch ruͤhme ich dieſes an euer Gn. billich/ und bitte die
guͤtigen Goͤtter/ daß ſie ihre Gedanken vor außgang eines Monats befriedigen. Befriedi-
gen? antwortete das Fraͤulein; doch ja/ es heiſſe alſo/ dañ ich bin noch zur Zeit befriediget/
wann ich nur offt Schreiben von ihm haben/ oder (ach Gluͤk erfreue Hoffnung) ſeine lieb-
reiche Augen gegenwaͤrtig ſchauen moͤchte. Dieſen Wunſch wird der Himmel bald er-
fuͤllen/ ſagete Libuſſa; aber eure Gn. wuͤnſchet ſchon mehr Schreiben/ uñ hat dieſes durch-
zuleſen kaum Zeit gehabt; wer weiß was folgen kan? geduldet euch mein Fraͤulein/ nichts
waͤchſet und reiffet auff einen Tag; gebet dem lieben Fuͤrſten Ruhe/ daß er die Schreibfe-
der aus der Hand legen/ und andere Nohtwendigkeiten verrichten moͤge. Auff dieſe Weiſe
reizete ſie das Fraͤulein/ biß ſie zur Mahlzeit gefodert ward/ da ihre Fr. Mutter mit ihr ab-
redete/ daß ſie alsbald einen Landtag außſchreiben/ und den Reichsſtaͤnden ihres Koͤniges
Geſundheit und Vorhaben aus ſeinem eigenen Schreiben anzeigen wolte.

Des folgenden tages gab ſich vor dem Stadtohr ein Koͤniglicher Geſanter aus Gal-
lien oder Frankreich an/ 120 Pferde ſtark/ und begehrete von der Koͤnigin und dem Koͤ-
niglichen Fraͤulein/ im Nahmen und von wegen ſeines Koͤniges/ gehoͤret zu werden. Die
Koͤnigin ließ ihn in der Stad mit ſeinen Leuten verlegen/ und ſetzete ihm den dritten Tag
zur Verhoͤrung an/ unter welcher Zeit er nicht allein ſich der Fraͤulein Weſens und Ei-
genſchafften erforſchete/ ſondern ſie einsmahls auff die Jagt ausreiten ſahe/ und in ſeinem
Hertzen geſtund/ daß er nie etwas volkommeners geſehen haͤtte. Es ließ aber die Koͤnigin
alsbald etliche vornehme Herren/ als den Reichs Kantzler/ Herrn Bretiſla/ Herrn Pri-
biſla/ Herrn Krokus/ Herrn Staniſla und Herrn Bugeſla zu ſich nacher Prage fodern/
in deren Gegenwart die Koͤnigliche Geſandſchafft ſolte abgelegt werden. Dem verliebe-
ten Fraͤulein ſchwanete nichts gutes/ maſſen ſie wuſte/ daß der Sikamber Koͤnig in Gal-
lien (welches ein Teutſches Volck wahr) zimlich ſchwach war/ und einen tapfferen hoch-
beruͤhmten Sohn hatte/ ſo noch unverheyrahtet/ uñ nach des Vaters Hintrit in der Her-
ſchafft folgen wuͤrde; foderte demnach ihre Libuſſen zu fich/ und ſagete zu ihr: Mein Kind/
was ſol ich nun beginnen? gilt wo dieſe Geſandſchafft nicht bloß meinet wegen angeſtellet
iſt? Wie aber/ wann meiner Fr. Mutter dieſe Heyraht gefiele/ und die Reichs Saſſen mit
zurieten? Ich weiß nicht/ wodurch ich das leidige Gluͤk dergeſtalt mag wider mich erzuͤr-
net haben/ daß mirs ſo gar keinen froͤlichen Tag goͤnnet/ der nicht mit Unruhe und Angſt
ſolte verſalzen ſeyn? Jedoch mag dieſer Geſandter bringen was er wil und kan/ ſo ſol und
muß ich meinem Herkules vorbehalten ſeyn/ oder allein durch einen ſchmerzhafften Tod
von ihm abgeſchieden werden. Ich ſtehe mit Eurer Gn. in gleichen Gedanken/ ſagte Li-
buſſa/ wil auch nimmermehr rahten/ daß dieſelbe ichtwas eingehe/ welches dem allerge-
traͤueſten Liebhaber Fuͤrſt Herkules koͤnte nachteilig ſeyn/ weil ich ohndas wol weiß/ daß
mein Gn. Fraͤulein in dieſem Stuͤk keinen Wechſel oder Tauſch nimmermehr bewilligen
wird; nur allein muß die Sache auffs vorſichtigſte und kluͤglichſte gehandelt/ und entwe-
der abgelehnet/ oder unter lauter Ungewißheit auffgeſchoben werden/ auff daß die Zeit

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[193/0231] Erſtes Buch. ein freundliches Brieflein an ihn zu ſchreiben wil ich mich nicht wegern/ aber von ſolcher worten Gattung muß es trauen nicht geſtellet ſeyn. Ja ja/ ſagte Libuſſa/ liebet eure Gn. ſo bedachtſam/ ſo liebet ſie noch in ſo flammichter Hitze nit/ als ihre Schwermuͤtigkeit michs eine zeitlang hat bereden wollen/ doch ruͤhme ich dieſes an euer Gn. billich/ und bitte die guͤtigen Goͤtter/ daß ſie ihre Gedanken vor außgang eines Monats befriedigen. Befriedi- gen? antwortete das Fraͤulein; doch ja/ es heiſſe alſo/ dañ ich bin noch zur Zeit befriediget/ wann ich nur offt Schreiben von ihm haben/ oder (ach Gluͤk erfreue Hoffnung) ſeine lieb- reiche Augen gegenwaͤrtig ſchauen moͤchte. Dieſen Wunſch wird der Himmel bald er- fuͤllen/ ſagete Libuſſa; aber eure Gn. wuͤnſchet ſchon mehr Schreiben/ uñ hat dieſes durch- zuleſen kaum Zeit gehabt; wer weiß was folgen kan? geduldet euch mein Fraͤulein/ nichts waͤchſet und reiffet auff einen Tag; gebet dem lieben Fuͤrſten Ruhe/ daß er die Schreibfe- der aus der Hand legen/ und andere Nohtwendigkeiten verrichten moͤge. Auff dieſe Weiſe reizete ſie das Fraͤulein/ biß ſie zur Mahlzeit gefodert ward/ da ihre Fr. Mutter mit ihr ab- redete/ daß ſie alsbald einen Landtag außſchreiben/ und den Reichsſtaͤnden ihres Koͤniges Geſundheit und Vorhaben aus ſeinem eigenen Schreiben anzeigen wolte. Des folgenden tages gab ſich vor dem Stadtohr ein Koͤniglicher Geſanter aus Gal- lien oder Frankreich an/ 120 Pferde ſtark/ und begehrete von der Koͤnigin und dem Koͤ- niglichen Fraͤulein/ im Nahmen und von wegen ſeines Koͤniges/ gehoͤret zu werden. Die Koͤnigin ließ ihn in der Stad mit ſeinen Leuten verlegen/ und ſetzete ihm den dritten Tag zur Verhoͤrung an/ unter welcher Zeit er nicht allein ſich der Fraͤulein Weſens und Ei- genſchafften erforſchete/ ſondern ſie einsmahls auff die Jagt ausreiten ſahe/ und in ſeinem Hertzen geſtund/ daß er nie etwas volkommeners geſehen haͤtte. Es ließ aber die Koͤnigin alsbald etliche vornehme Herren/ als den Reichs Kantzler/ Herrn Bretiſla/ Herrn Pri- biſla/ Herrn Krokus/ Herrn Staniſla und Herrn Bugeſla zu ſich nacher Prage fodern/ in deren Gegenwart die Koͤnigliche Geſandſchafft ſolte abgelegt werden. Dem verliebe- ten Fraͤulein ſchwanete nichts gutes/ maſſen ſie wuſte/ daß der Sikamber Koͤnig in Gal- lien (welches ein Teutſches Volck wahr) zimlich ſchwach war/ und einen tapfferen hoch- beruͤhmten Sohn hatte/ ſo noch unverheyrahtet/ uñ nach des Vaters Hintrit in der Her- ſchafft folgen wuͤrde; foderte demnach ihre Libuſſen zu fich/ und ſagete zu ihr: Mein Kind/ was ſol ich nun beginnen? gilt wo dieſe Geſandſchafft nicht bloß meinet wegen angeſtellet iſt? Wie aber/ wann meiner Fr. Mutter dieſe Heyraht gefiele/ und die Reichs Saſſen mit zurieten? Ich weiß nicht/ wodurch ich das leidige Gluͤk dergeſtalt mag wider mich erzuͤr- net haben/ daß mirs ſo gar keinen froͤlichen Tag goͤnnet/ der nicht mit Unruhe und Angſt ſolte verſalzen ſeyn? Jedoch mag dieſer Geſandter bringen was er wil und kan/ ſo ſol und muß ich meinem Herkules vorbehalten ſeyn/ oder allein durch einen ſchmerzhafften Tod von ihm abgeſchieden werden. Ich ſtehe mit Eurer Gn. in gleichen Gedanken/ ſagte Li- buſſa/ wil auch nimmermehr rahten/ daß dieſelbe ichtwas eingehe/ welches dem allerge- traͤueſten Liebhaber Fuͤrſt Herkules koͤnte nachteilig ſeyn/ weil ich ohndas wol weiß/ daß mein Gn. Fraͤulein in dieſem Stuͤk keinen Wechſel oder Tauſch nimmermehr bewilligen wird; nur allein muß die Sache auffs vorſichtigſte und kluͤglichſte gehandelt/ und entwe- der abgelehnet/ oder unter lauter Ungewißheit auffgeſchoben werden/ auff daß die Zeit ver- B b

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/231>, abgerufen am 18.05.2024.