Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Erstes Buch.
hen/ daß sie ohn Auffschub mit allen Sachen wieder hingehen musten/ daher sie kommen
wahren. Hernach fiel er in die flehe/ und baht mit einem Fußfalle umb gnädige Verge-
bung/ einwen dend/ daß er den groben Tölpeln solche Frecheit nicht befohlen hätte/ er auch
dieselben/ da Ihre Durchl. es begehreten/ deswegen am Leben straffen wolte. Das Fräu-
lein richtete ihn freundlich auff/ und antwortete ihm: Aus seinen Reden erkennete sie seine
Unschuld/ und solte hiemit alles vergeben und vergessen seyn; bald hernach gab sie ihm zu
vernehmen/ wie sie nicht unwillig währe sein Vorbringen zubeantworten/ nur möchte sie
zuvor von ihm gerne berichtet seyn/ ob sein Großfürst Herr Markomir sie dann gesehen
hätte/ wie aus seinen Reden sie nicht anders muhtmassen könte. Ja/ gnädigstes Fräulein/
antwortete er/ es wolle/ bitte ich/ Eure Durchl. sich gn. erinnern/ daß vor ungefehr neun
Wochen deroselben ein junger Ritter mit einem Purpur Reit Rocke und langem weissen
Federpusche im Gehöltze auff der Jagt ohngefehr begegnet/ sie freundlich gegrüsset/ und
gefraget/ ob sein Weg recht nach Prag zuginge; Worauff sie jhm mit einem kurtzen Ja
geantwortet/ und ohn verweilen dem Wilde nachgeeilet. Es kan seyn/ antwortete sie/ wie-
wol ich mich dessen kaum erinnere. Ist aber derselbe euer Großfürst gewesen? Ja/ sagte
er; und hat dessen Durchl. sich darauff XII Tage in Prag als ein schlechter Ritter auffge-
halten/ auch täglich Gelegenheit gesucht/ ihr allerliebreizendeste Angesicht zusehen/ worü-
ber er vor unleidlicher Liebeshitze in eine gefährliche Krankheit gerahten ist/ daß er sich also
schwach hat müssen lassen nach seiner Heymat hinführen/ ist auch sider dem nicht genesen/
sondern des steiffen Vorsatzes verblieben/ seinem Kummer durch den Tod die Endschaft
zugeben; biß der König sein Herr Vater durch einen jungen ädelman/ welchen der junge
Großfürst hefftig liebet/ die Ursach seiner Schwacheit in Erfahrung gebracht/ und ihn
heissen gutes muhts seyn/ unter der verheissung/ durchaus nichts zu sparen/ biß er ihm die-
se wirdige Heyraht hätte zuwege gebracht/ ob er gleich seingantzes Vermögen dran setzen
solte. Sehet/ Gnädigstes Fräulein/ einen solchen inbrünstigen Liebhaber hat dieselbe an
meinem Gnädigsten Großfürsten/ welcher meines ermässens verdienet/ daß durch Euer
Gn. Begünstigung sein Leben gerettet und dem frühzeitigen Tode entrissen werde. Es
müste mir sehr leid seyn/ antwortete das Fräulein/ daß ein so ruhmwirdiger Fürst meinet
wegen einiges Ungemach erleiden solte/ weiß auch wol/ daß meine ganz geringe Schön-
heit der Wirkung nicht ist/ einen solchen Fürsten in Liebes Leyden zu stürzen/ sondern eine
falsche Einbildung/ oder sonsten ein schädlicher Zufal muß dieses bey ihm verursachet ha-
ben. Doch wie dem allen/ so vernehmet/ Herr Gesanter/ meine Gewissens-nöhtige Ant-
wort auff euer erstes vorbringen. Ihr rahtet mir/ ich solle meiner angebohrnen Freyheit
mich gebrauchen/ und wollet mir zugleich einbilden/ der meinem Herr Bruder von mir ge-
leistete äid verbinde mich nicht zum gehorsam dessen/ was ich so teur versprochen habe.
Zwar es mag der Herr Gesandter/ angesehen meine Jugend und weibliches Geschlecht/
mich vor so unverständig halten/ als wüste ich diesem seinen Vorbringen nicht mit gülti-
ger Wiederlegung zu begegnen; und gestehe ich gerne/ daß meine Einfalt vielleicht nicht
sihet/ was verständigere sehen; aber daß ich gleichwol nicht gar in der Maulwurffs-blind-
heit liege/ wird verhoffentlich meine kurtze Antwort in etwas Anzeige tuhn. Der Herr Ge-
santer erinnert mich meiner Freyheit/ die ich Gott Lob von meiner Geburtsart habe; Ja

ich
C c

Erſtes Buch.
hen/ daß ſie ohn Auffſchub mit allen Sachen wieder hingehen muſten/ daher ſie kommen
wahren. Hernach fiel er in die flehe/ und baht mit einem Fußfalle umb gnaͤdige Verge-
bung/ einwen dend/ daß er den groben Toͤlpeln ſolche Frecheit nicht befohlen haͤtte/ er auch
dieſelben/ da Ihre Durchl. es begehreten/ deswegen am Leben ſtraffen wolte. Das Fraͤu-
lein richtete ihn freundlich auff/ und antwortete ihm: Aus ſeinen Reden erkennete ſie ſeine
Unſchuld/ und ſolte hiemit alles vergeben und vergeſſen ſeyn; bald hernach gab ſie ihm zu
vernehmen/ wie ſie nicht unwillig waͤhre ſein Vorbringen zubeantworten/ nur moͤchte ſie
zuvor von ihm gerne berichtet ſeyn/ ob ſein Großfuͤrſt Herꝛ Markomir ſie dann geſehen
haͤtte/ wie aus ſeinen Reden ſie nicht anders muhtmaſſen koͤnte. Ja/ gnaͤdigſtes Fraͤulein/
antwortete er/ es wolle/ bitte ich/ Eure Durchl. ſich gn. erinnern/ daß vor ungefehr neun
Wochen deroſelben ein junger Ritter mit einem Purpur Reit Rocke und langem weiſſen
Federpuſche im Gehoͤltze auff der Jagt ohngefehr begegnet/ ſie freundlich gegruͤſſet/ und
gefraget/ ob ſein Weg recht nach Prag zuginge; Worauff ſie jhm mit einem kurtzen Ja
geantwortet/ und ohn verweilen dem Wilde nachgeeilet. Es kan ſeyn/ antwortete ſie/ wie-
wol ich mich deſſen kaum erinnere. Iſt aber derſelbe euer Großfuͤrſt geweſen? Ja/ ſagte
er; und hat deſſen Durchl. ſich darauff XII Tage in Prag als ein ſchlechter Ritter auffge-
halten/ auch taͤglich Gelegenheit geſucht/ ihr allerliebreizendeſte Angeſicht zuſehen/ woruͤ-
ber eꝛ vor unleidlicher Liebeshitze in eine gefaͤhrliche Krankheit gerahten iſt/ daß er ſich alſo
ſchwach hat muͤſſen laſſen nach ſeiner Heymat hinfuͤhren/ iſt auch ſider dem nicht geneſen/
ſondern des ſteiffen Vorſatzes verblieben/ ſeinem Kummer durch den Tod die Endſchaft
zugeben; biß der Koͤnig ſein Herꝛ Vater durch einen jungen aͤdelman/ welchen der junge
Großfuͤrſt hefftig liebet/ die Urſach ſeiner Schwacheit in Erfahrung gebracht/ und ihn
heiſſen gutes muhts ſeyn/ unter der verheiſſung/ durchaus nichts zu ſparen/ biß er ihm die-
ſe wirdige Heyraht haͤtte zuwege gebracht/ ob er gleich ſeingantzes Vermoͤgen dran ſetzen
ſolte. Sehet/ Gnaͤdigſtes Fraͤulein/ einen ſolchen inbruͤnſtigen Liebhaber hat dieſelbe an
meinem Gnaͤdigſten Großfuͤrſten/ welcher meines ermaͤſſens verdienet/ daß durch Euer
Gn. Beguͤnſtigung ſein Leben gerettet und dem fruͤhzeitigen Tode entriſſen werde. Es
muͤſte mir ſehr leid ſeyn/ antwortete das Fraͤulein/ daß ein ſo ruhmwirdiger Fuͤrſt meinet
wegen einiges Ungemach erleiden ſolte/ weiß auch wol/ daß meine ganz geringe Schoͤn-
heit der Wirkung nicht iſt/ einen ſolchen Fuͤrſten in Liebes Leyden zu ſtuͤrzen/ ſondern eine
falſche Einbildung/ oder ſonſten ein ſchaͤdlicher Zufal muß dieſes bey ihm verurſachet ha-
ben. Doch wie dem allen/ ſo vernehmet/ Herꝛ Geſanter/ meine Gewiſſens-noͤhtige Ant-
wort auff euer erſtes vorbringen. Ihr rahtet mir/ ich ſolle meiner angebohrnen Freyheit
mich gebrauchen/ und wollet mir zugleich einbilden/ der meinem Herꝛ Bruder von mir ge-
leiſtete aͤid verbinde mich nicht zum gehorſam deſſen/ was ich ſo teur verſprochen habe.
Zwar es mag der Herꝛ Geſandter/ angeſehen meine Jugend und weibliches Geſchlecht/
mich vor ſo unverſtaͤndig halten/ als wuͤſte ich dieſem ſeinen Vorbringen nicht mit guͤlti-
ger Wiederlegung zu begegnen; und geſtehe ich gerne/ daß meine Einfalt vielleicht nicht
ſihet/ was verſtaͤndigere ſehen; aber daß ich gleichwol nicht gar in der Maulwurffs-blind-
heit liege/ wird verhoffentlich meine kurtze Antwort in etwas Anzeige tuhn. Der Herꝛ Ge-
ſanter erinnert mich meiner Freyheit/ die ich Gott Lob von meiner Geburtsart habe; Ja

ich
C c
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0239" n="201"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Er&#x017F;tes Buch.</hi></fw><lb/>
hen/ daß &#x017F;ie ohn Auff&#x017F;chub mit allen Sachen wieder hingehen mu&#x017F;ten/ daher &#x017F;ie kommen<lb/>
wahren. Hernach fiel er in die flehe/ und baht mit einem Fußfalle umb gna&#x0364;dige Verge-<lb/>
bung/ einwen dend/ daß er den groben To&#x0364;lpeln &#x017F;olche Frecheit nicht befohlen ha&#x0364;tte/ er auch<lb/>
die&#x017F;elben/ da Ihre Durchl. es begehreten/ deswegen am Leben &#x017F;traffen wolte. Das Fra&#x0364;u-<lb/>
lein richtete ihn freundlich auff/ und antwortete ihm: Aus &#x017F;einen Reden erkennete &#x017F;ie &#x017F;eine<lb/>
Un&#x017F;chuld/ und &#x017F;olte hiemit alles vergeben und verge&#x017F;&#x017F;en &#x017F;eyn; bald hernach gab &#x017F;ie ihm zu<lb/>
vernehmen/ wie &#x017F;ie nicht unwillig wa&#x0364;hre &#x017F;ein Vorbringen zubeantworten/ nur mo&#x0364;chte &#x017F;ie<lb/>
zuvor von ihm gerne berichtet &#x017F;eyn/ ob &#x017F;ein Großfu&#x0364;r&#x017F;t Her&#xA75B; Markomir &#x017F;ie dann ge&#x017F;ehen<lb/>
ha&#x0364;tte/ wie aus &#x017F;einen Reden &#x017F;ie nicht anders muhtma&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nte. Ja/ gna&#x0364;dig&#x017F;tes Fra&#x0364;ulein/<lb/>
antwortete er/ es wolle/ bitte ich/ Eure Durchl. &#x017F;ich gn. erinnern/ daß vor ungefehr neun<lb/>
Wochen dero&#x017F;elben ein junger Ritter mit einem Purpur Reit Rocke und langem wei&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Federpu&#x017F;che im Geho&#x0364;ltze auff der Jagt ohngefehr begegnet/ &#x017F;ie freundlich gegru&#x0364;&#x017F;&#x017F;et/ und<lb/>
gefraget/ ob &#x017F;ein Weg recht nach Prag zuginge; Worauff &#x017F;ie jhm mit einem kurtzen Ja<lb/>
geantwortet/ und ohn verweilen dem Wilde nachgeeilet. Es kan &#x017F;eyn/ antwortete &#x017F;ie/ wie-<lb/>
wol ich mich de&#x017F;&#x017F;en kaum erinnere. I&#x017F;t aber der&#x017F;elbe euer Großfu&#x0364;r&#x017F;t gewe&#x017F;en? Ja/ &#x017F;agte<lb/>
er; und hat de&#x017F;&#x017F;en Durchl. &#x017F;ich darauff <hi rendition="#aq">XII</hi> Tage in Prag als ein &#x017F;chlechter Ritter auffge-<lb/>
halten/ auch ta&#x0364;glich Gelegenheit ge&#x017F;ucht/ ihr allerliebreizende&#x017F;te Ange&#x017F;icht zu&#x017F;ehen/ woru&#x0364;-<lb/>
ber e&#xA75B; vor unleidlicher Liebeshitze in eine gefa&#x0364;hrliche Krankheit gerahten i&#x017F;t/ daß er &#x017F;ich al&#x017F;o<lb/>
&#x017F;chwach hat mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en la&#x017F;&#x017F;en nach &#x017F;einer Heymat hinfu&#x0364;hren/ i&#x017F;t auch &#x017F;ider dem nicht gene&#x017F;en/<lb/>
&#x017F;ondern des &#x017F;teiffen Vor&#x017F;atzes verblieben/ &#x017F;einem Kummer durch den Tod die End&#x017F;chaft<lb/>
zugeben; biß der Ko&#x0364;nig &#x017F;ein Her&#xA75B; Vater durch einen jungen a&#x0364;delman/ welchen der junge<lb/>
Großfu&#x0364;r&#x017F;t hefftig liebet/ die Ur&#x017F;ach &#x017F;einer Schwacheit in Erfahrung gebracht/ und ihn<lb/>
hei&#x017F;&#x017F;en gutes muhts &#x017F;eyn/ unter der verhei&#x017F;&#x017F;ung/ durchaus nichts zu &#x017F;paren/ biß er ihm die-<lb/>
&#x017F;e wirdige Heyraht ha&#x0364;tte zuwege gebracht/ ob er gleich &#x017F;eingantzes Vermo&#x0364;gen dran &#x017F;etzen<lb/>
&#x017F;olte. Sehet/ Gna&#x0364;dig&#x017F;tes Fra&#x0364;ulein/ einen &#x017F;olchen inbru&#x0364;n&#x017F;tigen Liebhaber hat die&#x017F;elbe an<lb/>
meinem Gna&#x0364;dig&#x017F;ten Großfu&#x0364;r&#x017F;ten/ welcher meines erma&#x0364;&#x017F;&#x017F;ens verdienet/ daß durch Euer<lb/>
Gn. Begu&#x0364;n&#x017F;tigung &#x017F;ein Leben gerettet und dem fru&#x0364;hzeitigen Tode entri&#x017F;&#x017F;en werde. Es<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;te mir &#x017F;ehr leid &#x017F;eyn/ antwortete das Fra&#x0364;ulein/ daß ein &#x017F;o ruhmwirdiger Fu&#x0364;r&#x017F;t meinet<lb/>
wegen einiges Ungemach erleiden &#x017F;olte/ weiß auch wol/ daß meine ganz geringe Scho&#x0364;n-<lb/>
heit der Wirkung nicht i&#x017F;t/ einen &#x017F;olchen Fu&#x0364;r&#x017F;ten in Liebes Leyden zu &#x017F;tu&#x0364;rzen/ &#x017F;ondern eine<lb/>
fal&#x017F;che Einbildung/ oder &#x017F;on&#x017F;ten ein &#x017F;cha&#x0364;dlicher Zufal muß die&#x017F;es bey ihm verur&#x017F;achet ha-<lb/>
ben. Doch wie dem allen/ &#x017F;o vernehmet/ Her&#xA75B; Ge&#x017F;anter/ meine Gewi&#x017F;&#x017F;ens-no&#x0364;htige Ant-<lb/>
wort auff euer er&#x017F;tes vorbringen. Ihr rahtet mir/ ich &#x017F;olle meiner angebohrnen Freyheit<lb/>
mich gebrauchen/ und wollet mir zugleich einbilden/ der meinem Her&#xA75B; Bruder von mir ge-<lb/>
lei&#x017F;tete a&#x0364;id verbinde mich nicht zum gehor&#x017F;am de&#x017F;&#x017F;en/ was ich &#x017F;o teur ver&#x017F;prochen habe.<lb/>
Zwar es mag der Her&#xA75B; Ge&#x017F;andter/ ange&#x017F;ehen meine Jugend und weibliches Ge&#x017F;chlecht/<lb/>
mich vor &#x017F;o unver&#x017F;ta&#x0364;ndig halten/ als wu&#x0364;&#x017F;te ich die&#x017F;em &#x017F;einen Vorbringen nicht mit gu&#x0364;lti-<lb/>
ger Wiederlegung zu begegnen; und ge&#x017F;tehe ich gerne/ daß meine Einfalt vielleicht nicht<lb/>
&#x017F;ihet/ was ver&#x017F;ta&#x0364;ndigere &#x017F;ehen; aber daß ich gleichwol nicht gar in der Maulwurffs-blind-<lb/>
heit liege/ wird verhoffentlich meine kurtze Antwort in etwas Anzeige tuhn. Der Her&#xA75B; Ge-<lb/>
&#x017F;anter erinnert mich meiner Freyheit/ die ich Gott Lob von meiner Geburtsart habe; Ja<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C c</fw><fw place="bottom" type="catch">ich</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[201/0239] Erſtes Buch. hen/ daß ſie ohn Auffſchub mit allen Sachen wieder hingehen muſten/ daher ſie kommen wahren. Hernach fiel er in die flehe/ und baht mit einem Fußfalle umb gnaͤdige Verge- bung/ einwen dend/ daß er den groben Toͤlpeln ſolche Frecheit nicht befohlen haͤtte/ er auch dieſelben/ da Ihre Durchl. es begehreten/ deswegen am Leben ſtraffen wolte. Das Fraͤu- lein richtete ihn freundlich auff/ und antwortete ihm: Aus ſeinen Reden erkennete ſie ſeine Unſchuld/ und ſolte hiemit alles vergeben und vergeſſen ſeyn; bald hernach gab ſie ihm zu vernehmen/ wie ſie nicht unwillig waͤhre ſein Vorbringen zubeantworten/ nur moͤchte ſie zuvor von ihm gerne berichtet ſeyn/ ob ſein Großfuͤrſt Herꝛ Markomir ſie dann geſehen haͤtte/ wie aus ſeinen Reden ſie nicht anders muhtmaſſen koͤnte. Ja/ gnaͤdigſtes Fraͤulein/ antwortete er/ es wolle/ bitte ich/ Eure Durchl. ſich gn. erinnern/ daß vor ungefehr neun Wochen deroſelben ein junger Ritter mit einem Purpur Reit Rocke und langem weiſſen Federpuſche im Gehoͤltze auff der Jagt ohngefehr begegnet/ ſie freundlich gegruͤſſet/ und gefraget/ ob ſein Weg recht nach Prag zuginge; Worauff ſie jhm mit einem kurtzen Ja geantwortet/ und ohn verweilen dem Wilde nachgeeilet. Es kan ſeyn/ antwortete ſie/ wie- wol ich mich deſſen kaum erinnere. Iſt aber derſelbe euer Großfuͤrſt geweſen? Ja/ ſagte er; und hat deſſen Durchl. ſich darauff XII Tage in Prag als ein ſchlechter Ritter auffge- halten/ auch taͤglich Gelegenheit geſucht/ ihr allerliebreizendeſte Angeſicht zuſehen/ woruͤ- ber eꝛ vor unleidlicher Liebeshitze in eine gefaͤhrliche Krankheit gerahten iſt/ daß er ſich alſo ſchwach hat muͤſſen laſſen nach ſeiner Heymat hinfuͤhren/ iſt auch ſider dem nicht geneſen/ ſondern des ſteiffen Vorſatzes verblieben/ ſeinem Kummer durch den Tod die Endſchaft zugeben; biß der Koͤnig ſein Herꝛ Vater durch einen jungen aͤdelman/ welchen der junge Großfuͤrſt hefftig liebet/ die Urſach ſeiner Schwacheit in Erfahrung gebracht/ und ihn heiſſen gutes muhts ſeyn/ unter der verheiſſung/ durchaus nichts zu ſparen/ biß er ihm die- ſe wirdige Heyraht haͤtte zuwege gebracht/ ob er gleich ſeingantzes Vermoͤgen dran ſetzen ſolte. Sehet/ Gnaͤdigſtes Fraͤulein/ einen ſolchen inbruͤnſtigen Liebhaber hat dieſelbe an meinem Gnaͤdigſten Großfuͤrſten/ welcher meines ermaͤſſens verdienet/ daß durch Euer Gn. Beguͤnſtigung ſein Leben gerettet und dem fruͤhzeitigen Tode entriſſen werde. Es muͤſte mir ſehr leid ſeyn/ antwortete das Fraͤulein/ daß ein ſo ruhmwirdiger Fuͤrſt meinet wegen einiges Ungemach erleiden ſolte/ weiß auch wol/ daß meine ganz geringe Schoͤn- heit der Wirkung nicht iſt/ einen ſolchen Fuͤrſten in Liebes Leyden zu ſtuͤrzen/ ſondern eine falſche Einbildung/ oder ſonſten ein ſchaͤdlicher Zufal muß dieſes bey ihm verurſachet ha- ben. Doch wie dem allen/ ſo vernehmet/ Herꝛ Geſanter/ meine Gewiſſens-noͤhtige Ant- wort auff euer erſtes vorbringen. Ihr rahtet mir/ ich ſolle meiner angebohrnen Freyheit mich gebrauchen/ und wollet mir zugleich einbilden/ der meinem Herꝛ Bruder von mir ge- leiſtete aͤid verbinde mich nicht zum gehorſam deſſen/ was ich ſo teur verſprochen habe. Zwar es mag der Herꝛ Geſandter/ angeſehen meine Jugend und weibliches Geſchlecht/ mich vor ſo unverſtaͤndig halten/ als wuͤſte ich dieſem ſeinen Vorbringen nicht mit guͤlti- ger Wiederlegung zu begegnen; und geſtehe ich gerne/ daß meine Einfalt vielleicht nicht ſihet/ was verſtaͤndigere ſehen; aber daß ich gleichwol nicht gar in der Maulwurffs-blind- heit liege/ wird verhoffentlich meine kurtze Antwort in etwas Anzeige tuhn. Der Herꝛ Ge- ſanter erinnert mich meiner Freyheit/ die ich Gott Lob von meiner Geburtsart habe; Ja ich C c

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/239
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/239>, abgerufen am 25.05.2024.