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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
Wasser währe an der noch übrigen seiten unergründlich/ darinnen ich ohn alle Hülfe er-
sauffen müste; es hätten jhrer etliche sich fast ausgezogen/ die mir nach schwimmen/ und
mich retten solten. Als ich diesen unangenehmen Trost hörete/ rief ich die himlische Hülfe
zum andern mahle an und sagete du Gott/ der du bißher mein Schiff/ Ruder und Steur-
man gewesen bist/ gib nicht zu/ daß die mehr als halb geleistete Rettung an mir vergeblich
sey. Wagete mich also mit Trost vollem Herzen wieder fort/ arbeitete auch auf die vorige
weise/ daß mir der Mund stets ausserhalb Wassers blieb/ daher ich Gottes unfehlbaren
Beystand spürete/ und nichts höhers wünschete/ als daß dieser mein hülfreicher Gott mir
bekant seyn möchte/ ümb jhm meine Dankbarkeit sehen zu lassen. Es wehrete mein after
schwimmen zwar noch eine gute weile/ doch ehe ich michs versahe/ stieß ich mit einem
Fusse wieder den Grund/ daß ich den übrigen Weg im Wasser gehend endigte/ und Ge-
sund ans trokne Ufer trat. Hie sahe ich mich erst kühnlich umb/ und ward gewahr/ daß die
langen nassen Kleider mir am Lauffe sehr hinderlich seyn würden/ und ich doch einen wei-
ten Weg zu Fusse wandern muste/ warf deswegen das Oberkleid gar hinweg/ ruhete ein
wenig auf die Schwimme-Müdigkeit/ und dankete dem Gott inniglich/ der mir so weit
in sicherheit geholffen hatte. Bald naheten sich zween Buben/ welche weit obenwertz des
Flusses sich ganz nacket hinein gewaget/ und die Schwerter ins Maul gefasset/ ohn zweifel
des Vorhabens/ mich zuerschlagen/ da sie mich lebendig nicht würden über bringen kön-
nen; weil mich aber Gott vor dißmahl retten wolte/ traf ich VI bequeme Werfsteine an/ de-
ren ich mich getröstete/ ließ den fördersten zu mir ankommen/ welchem ich/ da er das Ufer
fast erreichet hatte/ die Stirne mit einem/ und bald darauf das Maul mit dem ander stein
dergestalt küssete/ daß er niderstürzete; ich behende zu jhm hin/ nam sein Schwert zu mir/
und erwartete des andern ohn alle Furcht/ nur daß ich abscheuh an dem nacketen und un-
flätigen Buben hatte/ welcher ganz verwägen auf mich anging/ rüffend; weil jhr/ schönstes
Fräulein/ nicht habt glüklich leben wollen/ müsset jhr unglüklich sterben; ich schätzete sein
Dräuen gar liederlich/ mich nähst Gott auff meine zimliche Fechter-Erfahrenheit ver-
lassend/ stellete mich in ein bequemes Lager/ und sahe der Unflat daraus/ daß ich mich mei-
ner Haut erwehren würde/ welcher von der Fechtkunst wenig vergessen hatte/ daß ich vor
jhm mich leicht beschützete/ jhm auch Gnade und Leben anboht/ dafern er sich mir er geben/
und die Anstiffter dieser Freveltaht nahmhafft machen wolte; weil er dessen sich aber we-
gerte/ und endlich als ein rasender anfiel/ ließ ich jhn in mein Schwert lauffen/ daß jhm
das Herz durchbohret ward. Nicht desto weniger ritten die übrigen jenseit des Ufers auff
und nider/ ob sie mit den Pferden durchsetzen könten/ daher ich mich eines neuen überfalls
befürchtend/ meine Füsse auffmunterte/ und mit rischen Sprüngen das blutige Schwert
auff allen Nohtfall in der Faust haltend/ mich nach der Stad kehrete/ da ich mein Nider-
kleid biß an die Knie auffheben muste/ dz ich am lauffen nicht verhindert würde; es dauch-
te mich nicht raht seyn/ am Ufer hinzulauffen/ damit ich den Schelmen nicht allemahl im
Gesichte bliebe/ sahe von ferne eine Hecke/ hinter dieselbe begab ich mich/ und lauschete/ wz
sie an fahen würden/ merkete auch/ daß sie sich unter einander nidermacheten; doch wolte
ich ihr leztes nicht abwarten/ sondern nach andenrthalbstündigem irrelauffen traf ich ein
[al]tes Weib an/ die ihrer Sage nach/ Graß vor ihre Kuh samlete/ und fragete sie/ ob ich den

nähe-
E e ij

Erſtes Buch.
Waſſer waͤhre an der noch uͤbrigen ſeiten unergruͤndlich/ darinnen ich ohn alle Huͤlfe er-
ſauffen muͤſte; es haͤtten jhrer etliche ſich faſt ausgezogen/ die mir nach ſchwimmen/ und
mich retten ſolten. Als ich dieſen unangenehmen Troſt hoͤrete/ rief ich die himliſche Huͤlfe
zum andern mahle an und ſagete du Gott/ der du bißher mein Schiff/ Ruder und Steur-
man geweſen biſt/ gib nicht zu/ daß die mehr als halb geleiſtete Rettung an mir vergeblich
ſey. Wagete mich alſo mit Troſt vollem Herzen wieder fort/ arbeitete auch auf die vorige
weiſe/ daß mir der Mund ſtets auſſerhalb Waſſers blieb/ daher ich Gottes unfehlbaren
Beyſtand ſpuͤrete/ und nichts hoͤhers wuͤnſchete/ als daß dieſer mein huͤlfreicher Gott mir
bekant ſeyn moͤchte/ uͤmb jhm meine Dankbarkeit ſehen zu laſſen. Es wehrete mein after
ſchwimmen zwar noch eine gute weile/ doch ehe ich michs verſahe/ ſtieß ich mit einem
Fuſſe wieder den Grund/ daß ich den uͤbrigen Weg im Waſſer gehend endigte/ und Ge-
ſund ans trokne Ufer trat. Hie ſahe ich mich erſt kuͤhnlich umb/ und ward gewahr/ daß die
langen naſſen Kleider mir am Lauffe ſehr hinderlich ſeyn wuͤrden/ und ich doch einen wei-
ten Weg zu Fuſſe wandern muſte/ warf deswegen das Oberkleid gar hinweg/ ruhete ein
wenig auf die Schwimme-Muͤdigkeit/ und dankete dem Gott inniglich/ der mir ſo weit
in ſicherheit geholffen hatte. Bald naheten ſich zween Buben/ welche weit obenwertz des
Fluſſes ſich ganz nacket hinein gewaget/ und die Schwerter ins Maul gefaſſet/ ohn zweifel
des Vorhabens/ mich zuerſchlagen/ da ſie mich lebendig nicht wuͤrden uͤber bringen koͤn-
nen; weil mich aber Gott vor dißmahl retten wolte/ traf ich VI bequeme Werfſteine an/ de-
ren ich mich getroͤſtete/ ließ den foͤrderſten zu mir ankommen/ welchem ich/ da er das Ufer
faſt erreichet hatte/ die Stirne mit einem/ und bald darauf das Maul mit dem ander ſtein
dergeſtalt kuͤſſete/ daß er niderſtuͤrzete; ich behende zu jhm hin/ nam ſein Schwert zu mir/
und erwartete des andern ohn alle Furcht/ nur daß ich abſcheuh an dem nacketen und un-
flaͤtigen Buben hatte/ welcher ganz veꝛwaͤgen auf mich anging/ ruͤffend; weil jhr/ ſchoͤnſtes
Fraͤulein/ nicht habt gluͤklich leben wollen/ muͤſſet jhr ungluͤklich ſterben; ich ſchaͤtzete ſein
Draͤuen gar liederlich/ mich naͤhſt Gott auff meine zimliche Fechter-Erfahrenheit ver-
laſſend/ ſtellete mich in ein bequemes Lager/ und ſahe der Unflat daraus/ daß ich mich mei-
ner Haut erwehren wuͤrde/ welcher von der Fechtkunſt wenig vergeſſen hatte/ daß ich vor
jhm mich leicht beſchuͤtzete/ jhm auch Gnade und Leben anboht/ dafern er ſich mir er geben/
und die Anſtiffter dieſer Freveltaht nahmhafft machen wolte; weil er deſſen ſich aber we-
gerte/ und endlich als ein raſender anfiel/ ließ ich jhn in mein Schwert lauffen/ daß jhm
das Herz durchbohret ward. Nicht deſto weniger ritten die uͤbrigen jenſeit des Ufers auff
und nider/ ob ſie mit den Pferden durchſetzen koͤnten/ daher ich mich eines neuen uͤberfalls
befuͤrchtend/ meine Fuͤſſe auffmunterte/ und mit riſchen Spruͤngen das blutige Schwert
auff allen Nohtfall in der Fauſt haltend/ mich nach der Stad kehrete/ da ich mein Nider-
kleid biß an die Knie auffheben muſte/ dz ich am lauffen nicht verhindert wuͤrde; es dauch-
te mich nicht raht ſeyn/ am Ufer hinzulauffen/ damit ich den Schelmen nicht allemahl im
Geſichte bliebe/ ſahe von ferne eine Hecke/ hinter dieſelbe begab ich mich/ und lauſchete/ wz
ſie an fahen wuͤrden/ merkete auch/ daß ſie ſich unter einander nidermacheten; doch wolte
ich ihr leztes nicht abwarten/ ſondern nach andenrthalbſtuͤndigem irrelauffen traf ich ein
[al]tes Weib an/ die ihrer Sage nach/ Graß vor ihre Kuh ſamlete/ und fragete ſie/ ob ich den

naͤhe-
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[219/0257] Erſtes Buch. Waſſer waͤhre an der noch uͤbrigen ſeiten unergruͤndlich/ darinnen ich ohn alle Huͤlfe er- ſauffen muͤſte; es haͤtten jhrer etliche ſich faſt ausgezogen/ die mir nach ſchwimmen/ und mich retten ſolten. Als ich dieſen unangenehmen Troſt hoͤrete/ rief ich die himliſche Huͤlfe zum andern mahle an und ſagete du Gott/ der du bißher mein Schiff/ Ruder und Steur- man geweſen biſt/ gib nicht zu/ daß die mehr als halb geleiſtete Rettung an mir vergeblich ſey. Wagete mich alſo mit Troſt vollem Herzen wieder fort/ arbeitete auch auf die vorige weiſe/ daß mir der Mund ſtets auſſerhalb Waſſers blieb/ daher ich Gottes unfehlbaren Beyſtand ſpuͤrete/ und nichts hoͤhers wuͤnſchete/ als daß dieſer mein huͤlfreicher Gott mir bekant ſeyn moͤchte/ uͤmb jhm meine Dankbarkeit ſehen zu laſſen. Es wehrete mein after ſchwimmen zwar noch eine gute weile/ doch ehe ich michs verſahe/ ſtieß ich mit einem Fuſſe wieder den Grund/ daß ich den uͤbrigen Weg im Waſſer gehend endigte/ und Ge- ſund ans trokne Ufer trat. Hie ſahe ich mich erſt kuͤhnlich umb/ und ward gewahr/ daß die langen naſſen Kleider mir am Lauffe ſehr hinderlich ſeyn wuͤrden/ und ich doch einen wei- ten Weg zu Fuſſe wandern muſte/ warf deswegen das Oberkleid gar hinweg/ ruhete ein wenig auf die Schwimme-Muͤdigkeit/ und dankete dem Gott inniglich/ der mir ſo weit in ſicherheit geholffen hatte. Bald naheten ſich zween Buben/ welche weit obenwertz des Fluſſes ſich ganz nacket hinein gewaget/ und die Schwerter ins Maul gefaſſet/ ohn zweifel des Vorhabens/ mich zuerſchlagen/ da ſie mich lebendig nicht wuͤrden uͤber bringen koͤn- nen; weil mich aber Gott vor dißmahl retten wolte/ traf ich VI bequeme Werfſteine an/ de- ren ich mich getroͤſtete/ ließ den foͤrderſten zu mir ankommen/ welchem ich/ da er das Ufer faſt erreichet hatte/ die Stirne mit einem/ und bald darauf das Maul mit dem ander ſtein dergeſtalt kuͤſſete/ daß er niderſtuͤrzete; ich behende zu jhm hin/ nam ſein Schwert zu mir/ und erwartete des andern ohn alle Furcht/ nur daß ich abſcheuh an dem nacketen und un- flaͤtigen Buben hatte/ welcher ganz veꝛwaͤgen auf mich anging/ ruͤffend; weil jhr/ ſchoͤnſtes Fraͤulein/ nicht habt gluͤklich leben wollen/ muͤſſet jhr ungluͤklich ſterben; ich ſchaͤtzete ſein Draͤuen gar liederlich/ mich naͤhſt Gott auff meine zimliche Fechter-Erfahrenheit ver- laſſend/ ſtellete mich in ein bequemes Lager/ und ſahe der Unflat daraus/ daß ich mich mei- ner Haut erwehren wuͤrde/ welcher von der Fechtkunſt wenig vergeſſen hatte/ daß ich vor jhm mich leicht beſchuͤtzete/ jhm auch Gnade und Leben anboht/ dafern er ſich mir er geben/ und die Anſtiffter dieſer Freveltaht nahmhafft machen wolte; weil er deſſen ſich aber we- gerte/ und endlich als ein raſender anfiel/ ließ ich jhn in mein Schwert lauffen/ daß jhm das Herz durchbohret ward. Nicht deſto weniger ritten die uͤbrigen jenſeit des Ufers auff und nider/ ob ſie mit den Pferden durchſetzen koͤnten/ daher ich mich eines neuen uͤberfalls befuͤrchtend/ meine Fuͤſſe auffmunterte/ und mit riſchen Spruͤngen das blutige Schwert auff allen Nohtfall in der Fauſt haltend/ mich nach der Stad kehrete/ da ich mein Nider- kleid biß an die Knie auffheben muſte/ dz ich am lauffen nicht verhindert wuͤrde; es dauch- te mich nicht raht ſeyn/ am Ufer hinzulauffen/ damit ich den Schelmen nicht allemahl im Geſichte bliebe/ ſahe von ferne eine Hecke/ hinter dieſelbe begab ich mich/ und lauſchete/ wz ſie an fahen wuͤrden/ merkete auch/ daß ſie ſich unter einander nidermacheten; doch wolte ich ihr leztes nicht abwarten/ ſondern nach andenrthalbſtuͤndigem irrelauffen traf ich ein altes Weib an/ die ihrer Sage nach/ Graß vor ihre Kuh ſamlete/ und fragete ſie/ ob ich den naͤhe- E e ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/257>, abgerufen am 16.06.2024.