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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
te/ nach den obgedachten Bauren Pferden/ setzete mich auf deren eines/ und rante Sporn-
streichs gleich auf die Molda zu. Die hintersten Reuter wahren meiner Flucht zeitig inne
worden/ hatten sich ümgewand/ und bearbeiteten sich/ mir den Weg abzuschneiden; mir
aber fiel zwar zum gefährlichen/ aber doch gutem Glücke des alten Pfaffen warnung ein;
und da ich nach der Hasen art durch das Feld davon zufliehen keine mögligkeitsahe/ nam
ich der Entvogel gebrauch an mich und setzete gerade auf die Molda zu. Am Ufer kam mir
ein erschrekliches grausen an/ dann der schnelle Strohm bildete mir nicht allein den gewis-
sen Tod vor die Augen/ sondern das hohe Ufer/ von welchem ich etliche klafter hinab sahe/
machte mich verzaget/ daß ich den Sprung nicht wagen durffte/ hielt also stille/ biß die lei-
digen Verfolger sich naheten/ denen ich zurief/ sie solten mich meines weges ziehen lassen/
oder ich wolte mich ins Wasser stürzen; welches sie auch ein wenig stutzen machte/ daß sie
anfingen mir gute Worte zu geben/ vorwendend/ sie sucheten ja mein Verderben nicht/ ich
hätte mich des aller geringsten nicht zu befürchten/ meine Wolfahrt bestünde in diesem/
wann ich mit jhnen unwegerlich fortzihen würde; aber dieses wahr noch lange die rechte
Lokpfeiffe nicht/ sondern ich fragete besser nach/ was vor einen Bräutigam sie mir dqnn vor-
schlügen/ solten sie mich wissen lassen/ alsdann würde ich mich erklären können. Dieses an-
zudeuten wahr jhnen ungelegen/ ümsetzeten mir meinen Weg/ daß ich weder zur seiten noch
hinterwarz fliehen kunte/ sondern bloß nur der tieffe Fluß mir offen stund. Die übrigen
Reuter kahmen auch angestiegen/ deren einer von ferne rief/ sie solten mich anfassen/ es hät-
te nichts zu bedeuten/ daß ich mich in das Wasser stürzen würde. Nun muß ich bekennen/
daß ich sehr zweiffelmühtig wahr/ dann weil ich des Schwimmens aller dinge unerfah-
ren/ sahe ich auff solchen Fal/ daß ich mich in den Tod stürzen würde/ jedoch/ weil jhrer vie-
re zugleich von den Pferden stiegen/ und auf mich zudrungen/ fassete ich eine kurze Erklä-
rung/ sahe gen Himmel und rief mit andächtigem Herzen; du warhaftiger Gott/ wie du
auch heissest/ hilf mir aus der Wassers Noht/ wie du mich von dem Donnerkeil und diesen
Räubern hast erlöset; und als diese Buben gleich nach mir griffen/ wagete ich den sprung
frisch zum Ufer hinab/ da der Wind unter meine Kleider mich fassete/ und mich wol VI
grosser Schritte hinein führete/ daß ich schon daher schwam wie ein Entvogel/ wiewol die
augenblikliche Wasserkälte auf den heissen schweiß mir gar ungewohne taht. Es dauchte
mich ein Spielwerk seyn/ so lange meine Kleider trocken wahren/ und der Strohm mich
nicht fassete/ aber hernach galt es trauen todes Angst; ich hatte wol ehmals schwimmen ge-
sehen/ aber es wolte mir nicht fugen/ massen wann ich mit den Füssen zuschlagen anfing/
zogen sich meine durchnetzeten Kleider zusammen/ daß ich nur drinnen verwickelt ward.
Bald darauf geriet ich in den Strohm/ der mich über und über purzelte/ und ich mich dem
Tode gutwillig ergab/ nur daß ich mich scheuhete/ das unreine Wasser zu trinken/ und da-
her meinen Mund feste zuhielt/ biß ich das Häupt ausserhalb Wassers merkete/ dann schöp-
fete ich Lufft/ und durch dieses Mittel entging ich dem hefftigsten Strom/ in dem ich mit
den Füssen unterwarts/ und mit den Händen nach dem andern Ufer zu arbeitete/ biß ich
an einen Sandhügel geriet/ da mir das Wasser nährlich an den Leib reichete/ und ich fein
aufrecht stund mich auszuruhen. Meine Verfolger hielten am Ufer und rieffen mir zu/
ich solte mich ja nicht durch die Flucht von dem gefasseten Stande lassen abtreiben/ das

Wasser

Erſtes Buch.
te/ nach den obgedachten Bauren Pferden/ ſetzete mich auf deren eines/ und rante Sporn-
ſtreichs gleich auf die Molda zu. Die hinterſten Reuter wahren meiner Flucht zeitig inne
worden/ hatten ſich uͤmgewand/ und bearbeiteten ſich/ mir den Weg abzuſchneiden; mir
aber fiel zwar zum gefaͤhrlichen/ aber doch gutem Gluͤcke des alten Pfaffen warnung ein;
und da ich nach der Haſen art durch das Feld davon zufliehen keine moͤgligkeitſahe/ nam
ich der Entvogel gebrauch an mich und ſetzete gerade auf die Molda zu. Am Ufer kam mir
ein erſchrekliches grauſen an/ dann der ſchnelle Stꝛohm bildete mir nicht allein den gewiſ-
ſen Tod vor die Augen/ ſondern das hohe Ufer/ von welchem ich etliche klafter hinab ſahe/
machte mich verzaget/ daß ich den Sprung nicht wagen durffte/ hielt alſo ſtille/ biß die lei-
digen Verfolger ſich naheten/ denen ich zurief/ ſie ſolten mich meines weges ziehen laſſen/
oder ich wolte mich ins Waſſer ſtuͤrzen; welches ſie auch ein wenig ſtutzen machte/ daß ſie
anfingen mir gute Worte zu geben/ vorwendend/ ſie ſucheten ja mein Verderben nicht/ ich
haͤtte mich des aller geringſten nicht zu befuͤrchten/ meine Wolfahrt beſtuͤnde in dieſem/
wann ich mit jhnen unwegerlich fortzihen wuͤrde; aber dieſes wahr noch lange die rechte
Lokpfeiffe nicht/ ſondeꝛn ich fragete beſſer nach/ was vor einen Braͤutigam ſie mir dqñ voꝛ-
ſchluͤgen/ ſolten ſie mich wiſſen laſſen/ alsdañ wuͤrde ich mich erklaͤren koͤnnen. Dieſes an-
zudeuten wahr jhnen ungelegẽ/ uͤmſetzeten mir meinen Weg/ daß ich weder zur ſeiten noch
hinterwarz fliehen kunte/ ſondern bloß nur der tieffe Fluß mir offen ſtund. Die uͤbrigen
Reuter kahmen auch angeſtiegen/ deꝛen eineꝛ von feꝛne rief/ ſie ſolten mich anfaſſen/ es haͤt-
te nichts zu bedeuten/ daß ich mich in das Waſſer ſtuͤrzen wuͤrde. Nun muß ich bekennen/
daß ich ſehr zweiffelmuͤhtig wahr/ dann weil ich des Schwimmens aller dinge unerfah-
ren/ ſahe ich auff ſolchen Fal/ daß ich mich in den Tod ſtuͤrzen wuͤrde/ jedoch/ weil jhrer vie-
re zugleich von den Pferden ſtiegen/ und auf mich zudrungen/ faſſete ich eine kurze Erklaͤ-
rung/ ſahe gen Himmel und rief mit andaͤchtigem Herzen; du warhaftiger Gott/ wie du
auch heiſſeſt/ hilf mir aus der Waſſers Noht/ wie du mich von dem Donnerkeil und dieſen
Raͤubern haſt erloͤſet; und als dieſe Buben gleich nach mir griffen/ wagete ich den ſprung
friſch zum Ufer hinab/ da der Wind unter meine Kleider mich faſſete/ und mich wol VI
groſſer Schritte hinein fuͤhrete/ daß ich ſchon daher ſchwam wie ein Entvogel/ wiewol die
augenblikliche Waſſeꝛkaͤlte auf den heiſſen ſchweiß miꝛ gar ungewohne taht. Es dauchte
mich ein Spielwerk ſeyn/ ſo lange meine Kleider trocken wahren/ und der Strohm mich
nicht faſſete/ aber hernach galt es tꝛauen todes Angſt; ich hatte wol ehmals ſchwimmen ge-
ſehen/ aber es wolte mir nicht fugen/ maſſen wann ich mit den Fuͤſſen zuſchlagen anfing/
zogen ſich meine durchnetzeten Kleider zuſammen/ daß ich nur drinnen verwickelt ward.
Bald darauf geriet ich in den Stꝛohm/ der mich uͤber und uͤber purzelte/ und ich mich dem
Tode gutwillig ergab/ nur daß ich mich ſcheuhete/ das unreine Waſſer zu trinken/ und da-
her meinen Mund feſte zuhielt/ biß ich das Haͤupt auſſerhalb Waſſers merkete/ dañ ſchoͤp-
fete ich Lufft/ und durch dieſes Mittel entging ich dem hefftigſten Strom/ in dem ich mit
den Fuͤſſen unterwarts/ und mit den Haͤnden nach dem andern Ufer zu arbeitete/ biß ich
an einen Sandhuͤgel geriet/ da mir das Waſſer naͤhrlich an den Leib reichete/ und ich fein
aufrecht ſtund mich auszuruhen. Meine Verfolger hielten am Ufer und rieffen mir zu/
ich ſolte mich ja nicht durch die Flucht von dem gefaſſeten Stande laſſen abtreiben/ das

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[218/0256] Erſtes Buch. te/ nach den obgedachten Bauren Pferden/ ſetzete mich auf deren eines/ und rante Sporn- ſtreichs gleich auf die Molda zu. Die hinterſten Reuter wahren meiner Flucht zeitig inne worden/ hatten ſich uͤmgewand/ und bearbeiteten ſich/ mir den Weg abzuſchneiden; mir aber fiel zwar zum gefaͤhrlichen/ aber doch gutem Gluͤcke des alten Pfaffen warnung ein; und da ich nach der Haſen art durch das Feld davon zufliehen keine moͤgligkeitſahe/ nam ich der Entvogel gebrauch an mich und ſetzete gerade auf die Molda zu. Am Ufer kam mir ein erſchrekliches grauſen an/ dann der ſchnelle Stꝛohm bildete mir nicht allein den gewiſ- ſen Tod vor die Augen/ ſondern das hohe Ufer/ von welchem ich etliche klafter hinab ſahe/ machte mich verzaget/ daß ich den Sprung nicht wagen durffte/ hielt alſo ſtille/ biß die lei- digen Verfolger ſich naheten/ denen ich zurief/ ſie ſolten mich meines weges ziehen laſſen/ oder ich wolte mich ins Waſſer ſtuͤrzen; welches ſie auch ein wenig ſtutzen machte/ daß ſie anfingen mir gute Worte zu geben/ vorwendend/ ſie ſucheten ja mein Verderben nicht/ ich haͤtte mich des aller geringſten nicht zu befuͤrchten/ meine Wolfahrt beſtuͤnde in dieſem/ wann ich mit jhnen unwegerlich fortzihen wuͤrde; aber dieſes wahr noch lange die rechte Lokpfeiffe nicht/ ſondeꝛn ich fragete beſſer nach/ was vor einen Braͤutigam ſie mir dqñ voꝛ- ſchluͤgen/ ſolten ſie mich wiſſen laſſen/ alsdañ wuͤrde ich mich erklaͤren koͤnnen. Dieſes an- zudeuten wahr jhnen ungelegẽ/ uͤmſetzeten mir meinen Weg/ daß ich weder zur ſeiten noch hinterwarz fliehen kunte/ ſondern bloß nur der tieffe Fluß mir offen ſtund. Die uͤbrigen Reuter kahmen auch angeſtiegen/ deꝛen eineꝛ von feꝛne rief/ ſie ſolten mich anfaſſen/ es haͤt- te nichts zu bedeuten/ daß ich mich in das Waſſer ſtuͤrzen wuͤrde. Nun muß ich bekennen/ daß ich ſehr zweiffelmuͤhtig wahr/ dann weil ich des Schwimmens aller dinge unerfah- ren/ ſahe ich auff ſolchen Fal/ daß ich mich in den Tod ſtuͤrzen wuͤrde/ jedoch/ weil jhrer vie- re zugleich von den Pferden ſtiegen/ und auf mich zudrungen/ faſſete ich eine kurze Erklaͤ- rung/ ſahe gen Himmel und rief mit andaͤchtigem Herzen; du warhaftiger Gott/ wie du auch heiſſeſt/ hilf mir aus der Waſſers Noht/ wie du mich von dem Donnerkeil und dieſen Raͤubern haſt erloͤſet; und als dieſe Buben gleich nach mir griffen/ wagete ich den ſprung friſch zum Ufer hinab/ da der Wind unter meine Kleider mich faſſete/ und mich wol VI groſſer Schritte hinein fuͤhrete/ daß ich ſchon daher ſchwam wie ein Entvogel/ wiewol die augenblikliche Waſſeꝛkaͤlte auf den heiſſen ſchweiß miꝛ gar ungewohne taht. Es dauchte mich ein Spielwerk ſeyn/ ſo lange meine Kleider trocken wahren/ und der Strohm mich nicht faſſete/ aber hernach galt es tꝛauen todes Angſt; ich hatte wol ehmals ſchwimmen ge- ſehen/ aber es wolte mir nicht fugen/ maſſen wann ich mit den Fuͤſſen zuſchlagen anfing/ zogen ſich meine durchnetzeten Kleider zuſammen/ daß ich nur drinnen verwickelt ward. Bald darauf geriet ich in den Stꝛohm/ der mich uͤber und uͤber purzelte/ und ich mich dem Tode gutwillig ergab/ nur daß ich mich ſcheuhete/ das unreine Waſſer zu trinken/ und da- her meinen Mund feſte zuhielt/ biß ich das Haͤupt auſſerhalb Waſſers merkete/ dañ ſchoͤp- fete ich Lufft/ und durch dieſes Mittel entging ich dem hefftigſten Strom/ in dem ich mit den Fuͤſſen unterwarts/ und mit den Haͤnden nach dem andern Ufer zu arbeitete/ biß ich an einen Sandhuͤgel geriet/ da mir das Waſſer naͤhrlich an den Leib reichete/ und ich fein aufrecht ſtund mich auszuruhen. Meine Verfolger hielten am Ufer und rieffen mir zu/ ich ſolte mich ja nicht durch die Flucht von dem gefaſſeten Stande laſſen abtreiben/ das Waſſer

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/256>, abgerufen am 22.12.2024.