Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.Erstes Buch. schet/ und sie zu verlieren sich befürchtet: wie er dann wol gedenken mag/ daß mehr jungeFürsten als er und Markomir das schönste wählen. Und bedenket nur/ mein Fräulein/ ob jhr dieser Steknadel so acht habet/ als eures kostbahresten Kleinots; jene stecket jhr in ein Nadelküssen/ bleibet sie; gut; wo nicht/ macht jhr euch weiter keine Gedanken; dieses aber verschliesset jhr nicht allein in feste/ mit eisen beschlagene Truhen/ sondern setzet es auff das wolverwahrteste Gemach/ und dannoch fürchtet jhr euch noch wol vor Dieben. Warumb gönner jhr eurem Herkules nicht eben diese gebührliche Freiheit/ sich der Diebe zu besor- gen/ die euch so heftig nachstellen? Dieser Vorsorge verdenke ich jhn nicht/ antwortete das Fräulein/ wann er nur meine Träuenicht in zweifel zöge/ die ich bey Markomirs anwer- bung/ und noch gestern/ meiner Meynung nach/ völlig dargelegt/ in dem ich seinet/ ja bloß seinetwegen mich dem wütigen Strohm anvertrauet/ ob ich jhm zu gute und zu seiner Ver- gnügung mein Leben retten könte/ welches ich mir sonst im troknen lieber hätte durchs Schwert kürzen lassen/ solte es auch mein eigenes verrichtet haben/ da mirs zur Hand ge- wesen währe. Wol/ sehr wol getahn/ sagte die Jungfer; eure unvergleichliche Seele/ eu- re geträueste Bestendigkeit flammet aus dieser Taht Sonnen-klar hervor: aber gönnet doch/ mein Fräulein/ gönnet dem durchhin verliebeten Fürsten dessen zuvor Wissenschaft/ ehe jhr seinen Zweifel/ der doch so gar Zweiffelmuhtig nicht ist/ anklaget und entgegen fein- det Aber wil dann jhre Gn. die gelieferte Lade auch unbesehen wieder hinweg tragen las- sen/ wie des Markomirs seinen geschahe? das wirstu bald erfahren/ antwortete sie/ ergreif den Schlüssel/ öfnete das wol verwahrete Schloß/ und fand anfangs ein seidenes Tuch/ als eine Hülle; nahm dasselbe hinweg/ und zohe etliche Stük der besten Güldenen Stük Tücher hervor dreyerley Gattung/ jhr zu Kleidern; Unter diesen stund eine helffenbeinen Schachtel in welcher zwölf trefliche Stük allerhand Häupt- und Brust-Kleinote lagen; noch ein schwarzes Schächtelchen mit Gold belegt/ welches da es geöfnet ward/ blitzeten die Strahlen von den kostbahresten Demanten hervor/ dann es wahr der ganze Räuber- Fürstin Schmuk/ welchen Servilius jhm in der Höhle unvermerket eingehändiget hatte. In beyden Schachteln lag ein kleines Brieflein/ welches andeutete/ daß solches alles dem Fräulein von Herkules geschicket würde/ zur Vergeltung der jhm ehmals erzeigeten ab- waschung des unsaubern Pannonischen Blutes. Die dritte und vierde Schachtel fand sich auch/ da in der einen eine köstliche Halßkette von Rubinen und Smaragden üms an- der geheftet/ gedoppelt drey Ellen lang/ ein par Armbänder fünffdoppelt gleicher Art/ ein Leib Gürtel und Messerketchen eben derselben Arbeit/ zwey Ohrengehänge und sechs Rin- ge mit grossen Rubinen/ gelegt wahren/ auch ein beygefügetes Zettel anzeige taht/ daß es als ein Beutpfennig der Königin von Herkules solte eingereichet werden. In der lezten lagen zehn par güldene Armbänder und zehn Ringe/ vor das adeliche Frauenzimmer der Königlichen Fräulein/ so daß jene schwarz und weiß verblümet/ und auff jedem Schlosse ein schöner Rubin eingefasset wahr/ diese aber drey Rubinen in gestalt eines Kleeblades hatten; noch zwey par Armbänder von Rubinen und Schmaragden/ und zween Ringe von köstlichen Demanten/ vor der Fräulein zwo Leib Jungfern; und endlich XII köstliche Ringe von allerhand Steinen vor das Fräuleiu selbst/ welches alles auch ein Zettel anzei- gete. Als Libussa nun die schönen Tücher zu den Kleidern besahe/ fiel ein kleiner praller Beu- tel F f ij
Erſtes Buch. ſchet/ und ſie zu verlieren ſich befuͤrchtet: wie er dann wol gedenken mag/ daß mehr jungeFuͤrſten als er und Markomir das ſchoͤnſte waͤhlen. Und bedenket nur/ mein Fraͤulein/ ob jhr dieſer Steknadel ſo acht habet/ als eures koſtbahreſten Kleinots; jene ſtecket jhr in ein Nadelkuͤſſen/ bleibet ſie; gut; wo nicht/ macht jhr euch weiter keine Gedanken; dieſes aber verſchlieſſet jhr nicht allein in feſte/ mit eiſen beſchlagene Truhen/ ſondern ſetzet es auff das wolverwahrteſte Gemach/ und dannoch fuͤrchtet jhr euch noch wol vor Dieben. Warumb goͤnner jhr eurem Herkules nicht eben dieſe gebuͤhrliche Freiheit/ ſich der Diebe zu beſor- gen/ die euch ſo heftig nachſtellen? Dieſer Vorſorge verdenke ich jhn nicht/ antwortete das Fraͤulein/ wann er nur meine Traͤuenicht in zweifel zoͤge/ die ich bey Markomirs anwer- bung/ und noch geſtern/ meiner Meynung nach/ voͤllig dargelegt/ in dem ich ſeinet/ ja bloß ſeinetwegen mich dem wuͤtigen Strohm anvertrauet/ ob ich jhm zu gute uñ zu ſeiner Veꝛ- gnuͤgung mein Leben retten koͤnte/ welches ich mir ſonſt im troknen lieber haͤtte durchs Schwert kuͤrzen laſſen/ ſolte es auch mein eigenes verrichtet haben/ da mirs zur Hand ge- weſen waͤhre. Wol/ ſehr wol getahn/ ſagte die Jungfer; eure unvergleichliche Seele/ eu- re getraͤueſte Beſtendigkeit flammet aus dieſer Taht Sonnen-klar hervor: aber goͤnnet doch/ mein Fraͤulein/ goͤnnet dem durchhin verliebeten Fuͤrſten deſſen zuvor Wiſſenſchaft/ ehe jhr ſeinen Zweifel/ der doch ſo gar Zweiffelmuhtig nicht iſt/ anklaget und entgegen fein- det Aber wil dann jhre Gn. die gelieferte Lade auch unbeſehen wieder hinweg tragen laſ- ſen/ wie des Markomirs ſeinen geſchahe? das wirſtu bald erfahren/ antwortete ſie/ ergreif den Schluͤſſel/ oͤfnete das wol verwahrete Schloß/ und fand anfangs ein ſeidenes Tuch/ als eine Huͤlle; nahm daſſelbe hinweg/ und zohe etliche Stuͤk der beſten Guͤldenen Stuͤk Tuͤcher hervor dreyerley Gattung/ jhr zu Kleidern; Unter dieſen ſtund eine helffenbeinen Schachtel in welcher zwoͤlf trefliche Stuͤk allerhand Haͤupt- und Bruſt-Kleinote lagen; noch ein ſchwarzes Schaͤchtelchen mit Gold belegt/ welches da es geoͤfnet ward/ blitzeten die Strahlen von den koſtbahreſten Demanten hervor/ dann es wahr der ganze Raͤuber- Fuͤrſtin Schmuk/ welchen Servilius jhm in der Hoͤhle unvermerket eingehaͤndiget hatte. In beyden Schachteln lag ein kleines Brieflein/ welches andeutete/ daß ſolches alles dem Fraͤulein von Herkules geſchicket wuͤrde/ zur Vergeltung der jhm ehmals erzeigeten ab- waſchung des unſaubern Pannoniſchen Blutes. Die dritte und vierde Schachtel fand ſich auch/ da in der einen eine koͤſtliche Halßkette von Rubinen und Smaragden uͤms an- der geheftet/ gedoppelt drey Ellen lang/ ein par Armbaͤnder fuͤnffdoppelt gleicher Art/ ein Leib Guͤrtel und Meſſerketchen eben derſelben Arbeit/ zwey Ohrengehaͤnge und ſechs Rin- ge mit groſſen Rubinen/ gelegt wahren/ auch ein beygefuͤgetes Zettel anzeige taht/ daß es als ein Beutpfennig der Koͤnigin von Herkules ſolte eingereichet werden. In der lezten lagen zehn par guͤldene Armbaͤnder und zehn Ringe/ vor das adeliche Frauenzimmer der Koͤniglichen Fraͤulein/ ſo daß jene ſchwarz und weiß verbluͤmet/ und auff jedem Schloſſe ein ſchoͤner Rubin eingefaſſet wahr/ dieſe aber drey Rubinen in geſtalt eines Kleeblades hatten; noch zwey par Armbaͤnder von Rubinen und Schmaragden/ und zween Ringe von koͤſtlichen Demanten/ vor der Fraͤulein zwo Leib Jungfern; und endlich XII koͤſtliche Ringe von allerhand Steinen vor das Fraͤuleiu ſelbſt/ welches alles auch ein Zettel anzei- gete. Als Libuſſa nun die ſchoͤnen Tuͤcher zu den Kleideꝛn beſahe/ fiel ein kleineꝛ praller Beu- tel F f ij
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Erſtes Buch.
ſchet/ und ſie zu verlieren ſich befuͤrchtet: wie er dann wol gedenken mag/ daß mehr junge
Fuͤrſten als er und Markomir das ſchoͤnſte waͤhlen. Und bedenket nur/ mein Fraͤulein/ ob
jhr dieſer Steknadel ſo acht habet/ als eures koſtbahreſten Kleinots; jene ſtecket jhr in ein
Nadelkuͤſſen/ bleibet ſie; gut; wo nicht/ macht jhr euch weiter keine Gedanken; dieſes aber
verſchlieſſet jhr nicht allein in feſte/ mit eiſen beſchlagene Truhen/ ſondern ſetzet es auff das
wolverwahrteſte Gemach/ und dannoch fuͤrchtet jhr euch noch wol vor Dieben. Warumb
goͤnner jhr eurem Herkules nicht eben dieſe gebuͤhrliche Freiheit/ ſich der Diebe zu beſor-
gen/ die euch ſo heftig nachſtellen? Dieſer Vorſorge verdenke ich jhn nicht/ antwortete das
Fraͤulein/ wann er nur meine Traͤuenicht in zweifel zoͤge/ die ich bey Markomirs anwer-
bung/ und noch geſtern/ meiner Meynung nach/ voͤllig dargelegt/ in dem ich ſeinet/ ja bloß
ſeinetwegen mich dem wuͤtigen Strohm anvertrauet/ ob ich jhm zu gute uñ zu ſeiner Veꝛ-
gnuͤgung mein Leben retten koͤnte/ welches ich mir ſonſt im troknen lieber haͤtte durchs
Schwert kuͤrzen laſſen/ ſolte es auch mein eigenes verrichtet haben/ da mirs zur Hand ge-
weſen waͤhre. Wol/ ſehr wol getahn/ ſagte die Jungfer; eure unvergleichliche Seele/ eu-
re getraͤueſte Beſtendigkeit flammet aus dieſer Taht Sonnen-klar hervor: aber goͤnnet
doch/ mein Fraͤulein/ goͤnnet dem durchhin verliebeten Fuͤrſten deſſen zuvor Wiſſenſchaft/
ehe jhr ſeinen Zweifel/ der doch ſo gar Zweiffelmuhtig nicht iſt/ anklaget und entgegen fein-
det Aber wil dann jhre Gn. die gelieferte Lade auch unbeſehen wieder hinweg tragen laſ-
ſen/ wie des Markomirs ſeinen geſchahe? das wirſtu bald erfahren/ antwortete ſie/ ergreif
den Schluͤſſel/ oͤfnete das wol verwahrete Schloß/ und fand anfangs ein ſeidenes Tuch/
als eine Huͤlle; nahm daſſelbe hinweg/ und zohe etliche Stuͤk der beſten Guͤldenen Stuͤk
Tuͤcher hervor dreyerley Gattung/ jhr zu Kleidern; Unter dieſen ſtund eine helffenbeinen
Schachtel in welcher zwoͤlf trefliche Stuͤk allerhand Haͤupt- und Bruſt-Kleinote lagen;
noch ein ſchwarzes Schaͤchtelchen mit Gold belegt/ welches da es geoͤfnet ward/ blitzeten
die Strahlen von den koſtbahreſten Demanten hervor/ dann es wahr der ganze Raͤuber-
Fuͤrſtin Schmuk/ welchen Servilius jhm in der Hoͤhle unvermerket eingehaͤndiget hatte.
In beyden Schachteln lag ein kleines Brieflein/ welches andeutete/ daß ſolches alles dem
Fraͤulein von Herkules geſchicket wuͤrde/ zur Vergeltung der jhm ehmals erzeigeten ab-
waſchung des unſaubern Pannoniſchen Blutes. Die dritte und vierde Schachtel fand
ſich auch/ da in der einen eine koͤſtliche Halßkette von Rubinen und Smaragden uͤms an-
der geheftet/ gedoppelt drey Ellen lang/ ein par Armbaͤnder fuͤnffdoppelt gleicher Art/ ein
Leib Guͤrtel und Meſſerketchen eben derſelben Arbeit/ zwey Ohrengehaͤnge und ſechs Rin-
ge mit groſſen Rubinen/ gelegt wahren/ auch ein beygefuͤgetes Zettel anzeige taht/ daß es
als ein Beutpfennig der Koͤnigin von Herkules ſolte eingereichet werden. In der lezten
lagen zehn par guͤldene Armbaͤnder und zehn Ringe/ vor das adeliche Frauenzimmer der
Koͤniglichen Fraͤulein/ ſo daß jene ſchwarz und weiß verbluͤmet/ und auff jedem Schloſſe
ein ſchoͤner Rubin eingefaſſet wahr/ dieſe aber drey Rubinen in geſtalt eines Kleeblades
hatten; noch zwey par Armbaͤnder von Rubinen und Schmaragden/ und zween Ringe
von koͤſtlichen Demanten/ vor der Fraͤulein zwo Leib Jungfern; und endlich XII koͤſtliche
Ringe von allerhand Steinen vor das Fraͤuleiu ſelbſt/ welches alles auch ein Zettel anzei-
gete. Als Libuſſa nun die ſchoͤnen Tuͤcher zu den Kleideꝛn beſahe/ fiel ein kleineꝛ praller Beu-
tel
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Zitationshilfe: | Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/265>, abgerufen am 16.06.2024. |