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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
gewärtig zu seyn; Aber der Rostige antwortete darauff; Gnädigster Herr Stathalter; es
geliebe eurer Durchl. diesem Ritter gn. zu verzeihen/ und uns beyden zu erläuben/ daß wir
alsbald unsern Span ausser den Schranken mit Speer und Schwert schlichten mögen.
Der Stathalter beredete es kürzlich mit unsern Helden/ und gab jhm zur Antwort: wolan
Tugendhafter Ritter/ ich willige in euer Begehren. Sie wurden des beyderseits froh/ mach-
ten sich hinweg und nahmen jhre scharffen Speere zur Hand/ da der Ausfoderer an der
rechten Schulder hart verwundet/ zur Erde geworffen ward; daher der Obsieger abstieg/
den Schwertstreit zu Fusse mit jhm antrat/ jener aber wegen empfangener Wunde schlech-
ten Wiederstand taht/ daß dieser jhn leicht hätte niderschlagen können; Er wolte aber nicht/
sondern sagte zu jhm: Mein Freund/ könnet jhr von der ganz unbillichen Rache abstehen/
wil ich euch des Streits gerne erlassen/ weil ich sehe/ daß die empfangene Wunde euch an
weiterm Gefechte sehr hinderlich ist. Dieser wolte solches ehrliche Erbieten nicht ausschla-
gen/ und gab zur Antwort: Ritter ich erkenne eure Höfligkeit/ die mich euch zu aller freund-
schaft verbindet; gaben darauff einander die Hände/ und schieden wol vergnüget wiewol
der Rostige sich wieder in die Schranken begab/ da sich alsbald fünff Ritter nach einander
an jhm rieben/ welche alle springen musten/ daß seine vorige Verachtung in den höchsten
Ruhm verwandelt ward. Nun meinete der Schwarze Ritter an diesem zuerlangen/ was
er an dem ersten verlohren hatte/ traffen auch zweymahl mit gleicher Standhaftigkeit/ aber
im dritten Satze ging es mit jhm wie vorhin. So hatte der Blanke auch ein Pferd wieder
bekommen/ und versuchte sich mit jhm/ hielt auch zween harte Püffe aus/ aber im dritten
ging er über und über. Der mit dem Uhr Ochsen wagete sich an den ersten/ und ward glei-
cher gestalt im dritten Treffen nidergeleget. Es hütete sich aber der Rostige mit fleiß/ diesem
ersten kein Anlaß zum ausfoderen zu geben/ und tummelte sich mit andern weidlich herum/
die ihm alle denunwilligen Fußfall tahten; wie gleicher weise jener erste sich auch nicht säu-
mete/ und ebenmässige Krafft sehen ließ/ daher alle wünscheten/ daß diese beyden es mit ein-
ander auffnehmen möchten/ damit man den besten kennete; und hoffete zwar dieser/ es wür-
de der Rostige ihm die Spitze bieten; weil es aber nicht geschahe/ machte er sich zu ihm/ und
sagte: Ritter/ ihr seyd in diesem Spiel offt ausgefodert/ aber allemahl zu euren Ehren/ wel-
ches ich eurer Tapfferkeit wol gönne/ und schier nicht wagen darff/ euch ein mehres anzu-
muhten; hätte demnach wünschen mögen/ daß unsere Speere sich einander auch gegrüs-
set hätten/ welches zwar das meine noch gerne leisten wolte/ wann ichs ohn Unhöfligkeit
bitten dürffte. Der ander merkte wol/ daß dieser ein grosser Herr seyn müste/ und antworte-
te ihm mit demühtigen Worten: Er achtete sich dieser Ehr unwirdig/ mit dem weiter
noch zustechen/ welcher ausser allem Zweiffel den höchsten Preiß schon erworben/ wolte
auch sein begehren/ wann es ohn Verletzung Ritterlicher Ehr geschehen könte/ gerne von
sich lehnen/ weil er aber hoffete/ ihm durch Wilfährigkeit einen Dienst zu tuhn/ währe er
bereit ihm zugehorsamen. Herkules hörete ihn reden/ und sagte zu Ladisla: Dieser Ritter
zeiget inner- und äusserlich seine Demuht an/ hält sich vor Rost- und kötig/ und ist der wol-
geputzeten einer/ dessen Kundschafft ich wol haben möchte. Dem Ausfoderer gefiel seine
Höfligkeit nicht weniger/ baht/ mit dem unverdienten Lobe sein zu verschonen/ und würde
ihm/ sich mit jhm zuversuchen/ angenehmer seyn/ als alles übrige schon geleistete. Wor-

auff
H h

Erſtes Buch.
gewaͤrtig zu ſeyn; Aber der Roſtige antwortete darauff; Gnaͤdigſter Herꝛ Stathalter; es
geliebe eurer Durchl. dieſem Ritter gn. zu verzeihen/ und uns beyden zu erlaͤuben/ daß wir
alsbald unſern Span auſſer den Schranken mit Speer und Schwert ſchlichten moͤgen.
Der Stathalter beredete es kuͤrzlich mit unſern Helden/ und gab jhm zur Antwort: wolan
Tugendhafter Ritter/ ich willige in euer Begehren. Sie wurdẽ des beyderſeits froh/ mach-
ten ſich hinweg und nahmen jhre ſcharffen Speere zur Hand/ da der Ausfoderer an der
rechten Schulder hart verwundet/ zur Erde geworffen ward; daher der Obſieger abſtieg/
den Schwertſtreit zu Fuſſe mit jhm antrat/ jener aber wegen empfangeneꝛ Wunde ſchlech-
ten Wiedeꝛſtand taht/ daß dieſer jhn leicht haͤtte niderſchlagen koͤnnẽ; Er wolte aber nicht/
ſondern ſagte zu jhm: Mein Freund/ koͤnnet jhr von der ganz unbillichen Rache abſtehen/
wil ich euch des Streits gerne erlaſſen/ weil ich ſehe/ daß die empfangene Wunde euch an
weiterm Gefechte ſehr hinderlich iſt. Dieſer wolte ſolches ehrliche Erbieten nicht ausſchla-
gen/ und gab zur Antwort: Ritter ich erkeñe eure Hoͤfligkeit/ die mich euch zu aller freund-
ſchaft verbindet; gaben darauff einander die Haͤnde/ und ſchieden wol vergnuͤget wiewol
der Roſtige ſich wieder in die Schranken begab/ da ſich alsbald fuͤnff Ritter nach einander
an jhm rieben/ welche alle ſpringen muſten/ daß ſeine vorige Verachtung in den hoͤchſten
Ruhm verwandelt ward. Nun meinete der Schwarze Ritter an dieſem zuerlangen/ was
er an dem erſten verlohren hatte/ traffen auch zweymahl mit gleicher Standhaftigkeit/ abeꝛ
im dritten Satze ging es mit jhm wie vorhin. So hatte der Blanke auch ein Pferd wiedeꝛ
bekommen/ und verſuchte ſich mit jhm/ hielt auch zween harte Puͤffe aus/ aber im dritten
ging er uͤber und uͤber. Der mit dem Uhr Ochſen wagete ſich an den erſten/ und ward glei-
cher geſtalt im dritten Treffen nidergeleget. Es huͤtete ſich aber der Roſtige mit fleiß/ dieſem
erſten kein Anlaß zum ausfoderen zu geben/ und tummelte ſich mit andern weidlich heꝛum/
die ihm alle denunwilligen Fußfall tahten; wie gleicher weiſe jener erſte ſich auch nicht ſaͤu-
mete/ und ebenmaͤſſige Krafft ſehen ließ/ daher alle wuͤnſcheten/ daß dieſe beydẽ es mit ein-
ander auffnehmen moͤchten/ damit man den beſten kennete; uñ hoffete zwar dieſer/ es wuͤꝛ-
de der Roſtige ihm die Spitze bieten; weil es aber nicht geſchahe/ machte er ſich zu ihm/ uñ
ſagte: Ritter/ ihr ſeyd in dieſem Spiel offt ausgefodert/ aber allemahl zu euren Ehren/ wel-
ches ich eurer Tapfferkeit wol goͤnne/ und ſchier nicht wagen darff/ euch ein mehres anzu-
muhten; haͤtte demnach wuͤnſchen moͤgen/ daß unſere Speere ſich einander auch gegruͤſ-
ſet haͤtten/ welches zwar das meine noch gerne leiſten wolte/ wann ichs ohn Unhoͤfligkeit
bitten duͤrffte. Der ander merkte wol/ daß dieſer ein groſſer Herr ſeyn muͤſte/ und antworte-
te ihm mit demuͤhtigen Worten: Er achtete ſich dieſer Ehr unwirdig/ mit dem weiter
noch zuſtechen/ welcher auſſer allem Zweiffel den hoͤchſten Preiß ſchon erworben/ wolte
auch ſein begehren/ wann es ohn Verletzung Ritterlicher Ehr geſchehen koͤnte/ gerne von
ſich lehnen/ weil er aber hoffete/ ihm durch Wilfaͤhrigkeit einen Dienſt zu tuhn/ waͤhre er
bereit ihm zugehorſamen. Herkules hoͤrete ihn reden/ und ſagte zu Ladiſla: Dieſer Ritter
zeiget inner- und aͤuſſerlich ſeine Demuht an/ haͤlt ſich vor Roſt- und koͤtig/ und iſt der wol-
geputzeten einer/ deſſen Kundſchafft ich wol haben moͤchte. Dem Ausfoderer gefiel ſeine
Hoͤfligkeit nicht weniger/ baht/ mit dem unverdienten Lobe ſein zu verſchonen/ und wuͤrde
ihm/ ſich mit jhm zuverſuchen/ angenehmer ſeyn/ als alles uͤbrige ſchon geleiſtete. Wor-

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[241/0279] Erſtes Buch. gewaͤrtig zu ſeyn; Aber der Roſtige antwortete darauff; Gnaͤdigſter Herꝛ Stathalter; es geliebe eurer Durchl. dieſem Ritter gn. zu verzeihen/ und uns beyden zu erlaͤuben/ daß wir alsbald unſern Span auſſer den Schranken mit Speer und Schwert ſchlichten moͤgen. Der Stathalter beredete es kuͤrzlich mit unſern Helden/ und gab jhm zur Antwort: wolan Tugendhafter Ritter/ ich willige in euer Begehren. Sie wurdẽ des beyderſeits froh/ mach- ten ſich hinweg und nahmen jhre ſcharffen Speere zur Hand/ da der Ausfoderer an der rechten Schulder hart verwundet/ zur Erde geworffen ward; daher der Obſieger abſtieg/ den Schwertſtreit zu Fuſſe mit jhm antrat/ jener aber wegen empfangeneꝛ Wunde ſchlech- ten Wiedeꝛſtand taht/ daß dieſer jhn leicht haͤtte niderſchlagen koͤnnẽ; Er wolte aber nicht/ ſondern ſagte zu jhm: Mein Freund/ koͤnnet jhr von der ganz unbillichen Rache abſtehen/ wil ich euch des Streits gerne erlaſſen/ weil ich ſehe/ daß die empfangene Wunde euch an weiterm Gefechte ſehr hinderlich iſt. Dieſer wolte ſolches ehrliche Erbieten nicht ausſchla- gen/ und gab zur Antwort: Ritter ich erkeñe eure Hoͤfligkeit/ die mich euch zu aller freund- ſchaft verbindet; gaben darauff einander die Haͤnde/ und ſchieden wol vergnuͤget wiewol der Roſtige ſich wieder in die Schranken begab/ da ſich alsbald fuͤnff Ritter nach einander an jhm rieben/ welche alle ſpringen muſten/ daß ſeine vorige Verachtung in den hoͤchſten Ruhm verwandelt ward. Nun meinete der Schwarze Ritter an dieſem zuerlangen/ was er an dem erſten verlohren hatte/ traffen auch zweymahl mit gleicher Standhaftigkeit/ abeꝛ im dritten Satze ging es mit jhm wie vorhin. So hatte der Blanke auch ein Pferd wiedeꝛ bekommen/ und verſuchte ſich mit jhm/ hielt auch zween harte Puͤffe aus/ aber im dritten ging er uͤber und uͤber. Der mit dem Uhr Ochſen wagete ſich an den erſten/ und ward glei- cher geſtalt im dritten Treffen nidergeleget. Es huͤtete ſich aber der Roſtige mit fleiß/ dieſem erſten kein Anlaß zum ausfoderen zu geben/ und tummelte ſich mit andern weidlich heꝛum/ die ihm alle denunwilligen Fußfall tahten; wie gleicher weiſe jener erſte ſich auch nicht ſaͤu- mete/ und ebenmaͤſſige Krafft ſehen ließ/ daher alle wuͤnſcheten/ daß dieſe beydẽ es mit ein- ander auffnehmen moͤchten/ damit man den beſten kennete; uñ hoffete zwar dieſer/ es wuͤꝛ- de der Roſtige ihm die Spitze bieten; weil es aber nicht geſchahe/ machte er ſich zu ihm/ uñ ſagte: Ritter/ ihr ſeyd in dieſem Spiel offt ausgefodert/ aber allemahl zu euren Ehren/ wel- ches ich eurer Tapfferkeit wol goͤnne/ und ſchier nicht wagen darff/ euch ein mehres anzu- muhten; haͤtte demnach wuͤnſchen moͤgen/ daß unſere Speere ſich einander auch gegruͤſ- ſet haͤtten/ welches zwar das meine noch gerne leiſten wolte/ wann ichs ohn Unhoͤfligkeit bitten duͤrffte. Der ander merkte wol/ daß dieſer ein groſſer Herr ſeyn muͤſte/ und antworte- te ihm mit demuͤhtigen Worten: Er achtete ſich dieſer Ehr unwirdig/ mit dem weiter noch zuſtechen/ welcher auſſer allem Zweiffel den hoͤchſten Preiß ſchon erworben/ wolte auch ſein begehren/ wann es ohn Verletzung Ritterlicher Ehr geſchehen koͤnte/ gerne von ſich lehnen/ weil er aber hoffete/ ihm durch Wilfaͤhrigkeit einen Dienſt zu tuhn/ waͤhre er bereit ihm zugehorſamen. Herkules hoͤrete ihn reden/ und ſagte zu Ladiſla: Dieſer Ritter zeiget inner- und aͤuſſerlich ſeine Demuht an/ haͤlt ſich vor Roſt- und koͤtig/ und iſt der wol- geputzeten einer/ deſſen Kundſchafft ich wol haben moͤchte. Dem Ausfoderer gefiel ſeine Hoͤfligkeit nicht weniger/ baht/ mit dem unverdienten Lobe ſein zu verſchonen/ und wuͤrde ihm/ ſich mit jhm zuverſuchen/ angenehmer ſeyn/ als alles uͤbrige ſchon geleiſtete. Wor- auff H h

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/279>, abgerufen am 22.12.2024.