Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Erstes Buch.
les in prächtiger Kleidung finden lies/ tummelte sein Pferddermassen/ daß aller anwesen-
den Augen sich nach jhm kehreten. Bey dem Rennen bedingete er sich/ zwar zur Lust und
in Geselschaft mit zumachen/ aber keinen Teil am Gewinn zu haben. Weil ers dann allen
andern weit zuvor taht/ schikte jhm das Frauenzimmer einen schönen Blumen Kranz mit
köstlichen Perlen und ädlensteinen ümbwunden/ welchen er mit höflicher Ehrerbietung
an den rechten Arm steckete. Der ordentliche Siegesdanck ward dem fremden zuerkennet/
welcher des ersten Tages nebest Leches den höchsten Gewinn erhalten hatte; nehmlich/ ei-
ne güldene Speer Spitze mit Rubinen eingelegt/ ein par güldener Sporen/ und ein par
Steig Bügel auff gleiche art gezieret/ ingesamt am Wert 4000 Kronen. Dieser hätte un-
sers Herkules Kundschafft gerne gehabt/ weil er jhm über die masse gewogen wahr; nach-
dem er aber eine schleunige Reise fortzusetzen hatte/ ritte er nach geendigter übung zu jhm
hin/ und redete jhn also an: Hochberümter Ritter und Herr; ich dieses Orts ein Fremder
auch Ausländischer/ möchte wünschen/ die Gelegenheit zu haben/ mit demselben in bessere
Kundschafft/ und da ichs wert seyn könte/ vertraulichere Freundschafft einzutreten/ als
welcher vor Ritters Ehr und Zier nicht unbillich von jederman geschätzet wird; weil aber
die Nohtwendigkeit mir befihlet/ meine Reise straks Angesichts fortzusetzen/ bitte ich sehr/
mein Herr wolle mich/ Nahmens Pharnabazus aus Persen/ unter die Zahl seiner auff-
richtigen Diener und geträuen Freunde auffnehmen/ und bey diesem schlechten Ringe
(welchen er jhm reichete/ und über 3000 Kronen wert wahr) meiner stets eingedenke seyn/
da dann meine höchste Vergnügung seyn würde/ meinem Herrn der eins angenehme Dien-
ste leisten zu können. Herkules bedankete sich dessen mit sonderlicher Freundligkeit/ und sa-
gete: Mein Herr/ ich schätze mich ganz unwirdig des gesprochenen Lobes; Die verheisse-
ne Freundschafft ist mir tausendmahl angenehmer/ trage meinem Herrn ein gleichmässi-
ges aus redlichem Herzen auff/ und möchte sich wol begeben/ daß ich die abgelegenen Mor-
genländer besuchete/ da seinem lieben Nahmen nachzufragen/ ich unvergessen seyn werde/
wann ich nur des Orts etwas genauere Nachricht haben könte; reichete jhm auch einen
Ring ein/ köstlicher als der empfangene/ und nöhtigte ihn/ bey dem Stathalter mit einzu-
kehren. Dieser nam die Gedächtniß mit hohem Dank zu sich/ dabey anzeigend/ sein Nah-
me währe bey den Fürsten Höfen in Assyrien/ Susiana/ Persen/ Meden/ und andern mehr/
auch in der Parthischen Hauptstad selbst zimlicher massen bekant/ wann man nur fragete
nach Pharnabazus des Persen Artaxerxes Oheim. Nachgehends meldete er ihm vertrau-
lich an/ es würden in kurzer Zeit solche Verenderungen und Begebnissen in den Morgen-
ländern vorgehen/ dergleichen in mehr als 400 Jahren nicht erhöret währen/ und dafern
er/ Herkules/ belieben trüge/ in fremden Kriegen/ Lob/ Ehr und Gut zuerstreiten/ würde in
der ganzen Welt ihm bessere Gelegenheit nicht zustossen/ wolte ihn auch bey seiner Redlig-
keit versichern/ daß an Persischer seiten ihm seine Kriegsdienste dergestalt solten ersetzet
werden/ als er würde wünschen können. Daß er aber nach seinem begehren mit ihm vor
dißmahl nicht einkehrete/ verhinderte seine höchste Eile/ worauff vieler tausend Seelen
Wolfahrt hafftete/ und er sich hieselbst/ bloß aus Begierde feiner Kundschafft/ schon zu
lange auffgehalten hätte/ welches er mit Nachtreisen einbringen müste; nam hiemit Ab-
scheid/ baht/ das eröffnete ingeheim zuhalten/ und den Durchleuchtigsten Fürsten Herrn
Ladisla untertähnig zu grüssen. Herkules kunte ihn wider seinen Willen nicht auffhalten/

wün-
H h iij

Erſtes Buch.
les in praͤchtiger Kleidung finden lies/ tummelte ſein Pferddermaſſen/ daß aller anweſen-
den Augen ſich nach jhm kehreten. Bey dem Rennen bedingete er ſich/ zwar zur Luſt und
in Geſelſchaft mit zumachen/ aber keinen Teil am Gewinn zu haben. Weil ers dann allen
andern weit zuvor taht/ ſchikte jhm das Frauenzimmer einen ſchoͤnen Blumen Kranz mit
koͤſtlichen Perlen und aͤdlenſteinen uͤmbwunden/ welchen er mit hoͤflicher Ehrerbietung
an den rechten Arm ſteckete. Der ordentliche Siegesdanck ward dem fremden zuerkennet/
welcher des erſten Tages nebeſt Leches den hoͤchſten Gewinn erhalten hatte; nehmlich/ ei-
ne guͤldene Speer Spitze mit Rubinen eingelegt/ ein par guͤldener Sporen/ und ein par
Steig Buͤgel auff gleiche art gezieret/ ingeſamt am Wert 4000 Kronen. Dieſer haͤtte un-
ſers Herkules Kundſchafft gerne gehabt/ weil er jhm uͤber die maſſe gewogen wahr; nach-
dem er aber eine ſchleunige Reiſe fortzuſetzen hatte/ ritte er nach geendigter uͤbung zu jhm
hin/ und redete jhn alſo an: Hochberuͤmter Ritter und Herꝛ; ich dieſes Orts ein Fremder
auch Auslaͤndiſcher/ moͤchte wuͤnſchen/ die Gelegenheit zu haben/ mit demſelben in beſſere
Kundſchafft/ und da ichs wert ſeyn koͤnte/ vertraulichere Freundſchafft einzutreten/ als
welcher vor Ritters Ehr und Zier nicht unbillich von jederman geſchaͤtzet wird; weil aber
die Nohtwendigkeit mir befihlet/ meine Reiſe ſtraks Angeſichts fortzuſetzen/ bitte ich ſehr/
mein Herꝛ wolle mich/ Nahmens Pharnabazus aus Perſen/ unter die Zahl ſeiner auff-
richtigen Diener und getraͤuen Freunde auffnehmen/ und bey dieſem ſchlechten Ringe
(welchen er jhm reichete/ uñ uͤber 3000 Kronen wert wahr) meiner ſtets eingedenke ſeyn/
da dañ meine hoͤchſte Veꝛgnuͤgung ſeyn wuͤrde/ meinem Herꝛn deꝛ eins angenehme Dien-
ſte leiſten zu koͤnnen. Herkules bedankete ſich deſſen mit ſonderlicher Freundligkeit/ und ſa-
gete: Mein Herꝛ/ ich ſchaͤtze mich ganz unwirdig des geſprochenen Lobes; Die verheiſſe-
ne Freundſchafft iſt mir tauſendmahl angenehmer/ trage meinem Herꝛn ein gleichmaͤſſi-
ges aus redlichem Herzen auff/ uñ moͤchte ſich wol begeben/ daß ich die abgelegenen Mor-
genlaͤnder beſuchete/ da ſeinem lieben Nahmen nachzufragen/ ich unvergeſſen ſeyn werde/
wann ich nur des Orts etwas genauere Nachricht haben koͤnte; reichete jhm auch einen
Ring ein/ koͤſtlicher als der empfangene/ und noͤhtigte ihn/ bey dem Stathalter mit einzu-
kehren. Dieſer nam die Gedaͤchtniß mit hohem Dank zu ſich/ dabey anzeigend/ ſein Nah-
me waͤhre bey den Fuͤrſten Hoͤfen in Aſſyrien/ Suſiana/ Perſen/ Meden/ uñ andern mehꝛ/
auch in der Parthiſchen Hauptſtad ſelbſt zimlicher maſſen bekant/ wann man nur fragete
nach Pharnabazus des Perſen Artaxerxes Oheim. Nachgehends meldete er ihm vertrau-
lich an/ es wuͤrden in kurzer Zeit ſolche Verenderungen und Begebniſſen in den Morgen-
laͤndern vorgehen/ dergleichen in mehr als 400 Jahren nicht erhoͤret waͤhren/ und dafern
er/ Herkules/ belieben truͤge/ in fremden Kriegen/ Lob/ Ehr und Gut zuerſtreiten/ wuͤrde in
der ganzen Welt ihm beſſere Gelegenheit nicht zuſtoſſen/ wolte ihn auch bey ſeiner Redlig-
keit verſichern/ daß an Perſiſcher ſeiten ihm ſeine Kriegsdienſte dergeſtalt ſolten erſetzet
werden/ als er wuͤrde wuͤnſchen koͤnnen. Daß er aber nach ſeinem begehren mit ihm vor
dißmahl nicht einkehrete/ verhinderte ſeine hoͤchſte Eile/ worauff vieler tauſend Seelen
Wolfahrt hafftete/ und er ſich hieſelbſt/ bloß aus Begierde feiner Kundſchafft/ ſchon zu
lange auffgehalten haͤtte/ welches er mit Nachtreiſen einbringen muͤſte; nam hiemit Ab-
ſcheid/ baht/ das eroͤffnete ingeheim zuhalten/ und den Durchleuchtigſten Fuͤrſten Herrn
Ladiſla untertaͤhnig zu gruͤſſen. Herkules kunte ihn wider ſeinen Willen nicht auffhalten/

wuͤn-
H h iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0283" n="245"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Er&#x017F;tes Buch.</hi></fw><lb/>
les in pra&#x0364;chtiger Kleidung finden lies/ tummelte &#x017F;ein Pferdderma&#x017F;&#x017F;en/ daß aller anwe&#x017F;en-<lb/>
den Augen &#x017F;ich nach jhm kehreten. Bey dem Rennen bedingete er &#x017F;ich/ zwar zur Lu&#x017F;t und<lb/>
in Ge&#x017F;el&#x017F;chaft mit zumachen/ aber keinen Teil am Gewinn zu haben. Weil ers dann allen<lb/>
andern weit zuvor taht/ &#x017F;chikte jhm das Frauenzimmer einen &#x017F;cho&#x0364;nen Blumen Kranz mit<lb/>
ko&#x0364;&#x017F;tlichen Perlen und a&#x0364;dlen&#x017F;teinen u&#x0364;mbwunden/ welchen er mit ho&#x0364;flicher Ehrerbietung<lb/>
an den rechten Arm &#x017F;teckete. Der ordentliche Siegesdanck ward dem fremden zuerkennet/<lb/>
welcher des er&#x017F;ten Tages nebe&#x017F;t Leches den ho&#x0364;ch&#x017F;ten Gewinn erhalten hatte; nehmlich/ ei-<lb/>
ne gu&#x0364;ldene Speer Spitze mit Rubinen eingelegt/ ein par gu&#x0364;ldener Sporen/ und ein par<lb/>
Steig Bu&#x0364;gel auff gleiche art gezieret/ inge&#x017F;amt am Wert 4000 Kronen. Die&#x017F;er ha&#x0364;tte un-<lb/>
&#x017F;ers Herkules Kund&#x017F;chafft gerne gehabt/ weil er jhm u&#x0364;ber die ma&#x017F;&#x017F;e gewogen wahr; nach-<lb/>
dem er aber eine &#x017F;chleunige Rei&#x017F;e fortzu&#x017F;etzen hatte/ ritte er nach geendigter u&#x0364;bung zu jhm<lb/>
hin/ und redete jhn al&#x017F;o an: Hochberu&#x0364;mter Ritter und Her&#xA75B;; ich die&#x017F;es Orts ein Fremder<lb/>
auch Ausla&#x0364;ndi&#x017F;cher/ mo&#x0364;chte wu&#x0364;n&#x017F;chen/ die Gelegenheit zu haben/ mit dem&#x017F;elben in be&#x017F;&#x017F;ere<lb/>
Kund&#x017F;chafft/ und da ichs wert &#x017F;eyn ko&#x0364;nte/ vertraulichere Freund&#x017F;chafft einzutreten/ als<lb/>
welcher vor Ritters Ehr und Zier nicht unbillich von jederman ge&#x017F;cha&#x0364;tzet wird; weil aber<lb/>
die Nohtwendigkeit mir befihlet/ meine Rei&#x017F;e &#x017F;traks Ange&#x017F;ichts fortzu&#x017F;etzen/ bitte ich &#x017F;ehr/<lb/>
mein Her&#xA75B; wolle mich/ Nahmens Pharnabazus aus Per&#x017F;en/ unter die Zahl &#x017F;einer auff-<lb/>
richtigen Diener und getra&#x0364;uen Freunde auffnehmen/ und bey die&#x017F;em &#x017F;chlechten Ringe<lb/>
(welchen er jhm reichete/ un&#x0303; u&#x0364;ber 3000 Kronen wert wahr) meiner &#x017F;tets eingedenke &#x017F;eyn/<lb/>
da dan&#x0303; meine ho&#x0364;ch&#x017F;te Ve&#xA75B;gnu&#x0364;gung &#x017F;eyn wu&#x0364;rde/ meinem Her&#xA75B;n de&#xA75B; eins angenehme Dien-<lb/>
&#x017F;te lei&#x017F;ten zu ko&#x0364;nnen. Herkules bedankete &#x017F;ich de&#x017F;&#x017F;en mit &#x017F;onderlicher Freundligkeit/ und &#x017F;a-<lb/>
gete: Mein Her&#xA75B;/ ich &#x017F;cha&#x0364;tze mich ganz unwirdig des ge&#x017F;prochenen Lobes; Die verhei&#x017F;&#x017F;e-<lb/>
ne Freund&#x017F;chafft i&#x017F;t mir tau&#x017F;endmahl angenehmer/ trage meinem Her&#xA75B;n ein gleichma&#x0364;&#x017F;&#x017F;i-<lb/>
ges aus redlichem Herzen auff/ un&#x0303; mo&#x0364;chte &#x017F;ich wol begeben/ daß ich die abgelegenen Mor-<lb/>
genla&#x0364;nder be&#x017F;uchete/ da &#x017F;einem lieben Nahmen nachzufragen/ ich unverge&#x017F;&#x017F;en &#x017F;eyn werde/<lb/>
wann ich nur des Orts etwas genauere Nachricht haben ko&#x0364;nte; reichete jhm auch einen<lb/>
Ring ein/ ko&#x0364;&#x017F;tlicher als der empfangene/ und no&#x0364;htigte ihn/ bey dem Stathalter mit einzu-<lb/>
kehren. Die&#x017F;er nam die Geda&#x0364;chtniß mit hohem Dank zu &#x017F;ich/ dabey anzeigend/ &#x017F;ein Nah-<lb/>
me wa&#x0364;hre bey den Fu&#x0364;r&#x017F;ten Ho&#x0364;fen in A&#x017F;&#x017F;yrien/ Su&#x017F;iana/ Per&#x017F;en/ Meden/ un&#x0303; andern meh&#xA75B;/<lb/>
auch in der Parthi&#x017F;chen Haupt&#x017F;tad &#x017F;elb&#x017F;t zimlicher ma&#x017F;&#x017F;en bekant/ wann man nur fragete<lb/>
nach Pharnabazus des Per&#x017F;en Artaxerxes Oheim. Nachgehends meldete er ihm vertrau-<lb/>
lich an/ es wu&#x0364;rden in kurzer Zeit &#x017F;olche Verenderungen und Begebni&#x017F;&#x017F;en in den Morgen-<lb/>
la&#x0364;ndern vorgehen/ dergleichen in mehr als 400 Jahren nicht erho&#x0364;ret wa&#x0364;hren/ und dafern<lb/>
er/ Herkules/ belieben tru&#x0364;ge/ in fremden Kriegen/ Lob/ Ehr und Gut zuer&#x017F;treiten/ wu&#x0364;rde in<lb/>
der ganzen Welt ihm be&#x017F;&#x017F;ere Gelegenheit nicht zu&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en/ wolte ihn auch bey &#x017F;einer Redlig-<lb/>
keit ver&#x017F;ichern/ daß an Per&#x017F;i&#x017F;cher &#x017F;eiten ihm &#x017F;eine Kriegsdien&#x017F;te derge&#x017F;talt &#x017F;olten er&#x017F;etzet<lb/>
werden/ als er wu&#x0364;rde wu&#x0364;n&#x017F;chen ko&#x0364;nnen. Daß er aber nach &#x017F;einem begehren mit ihm vor<lb/>
dißmahl nicht einkehrete/ verhinderte &#x017F;eine ho&#x0364;ch&#x017F;te Eile/ worauff vieler tau&#x017F;end Seelen<lb/>
Wolfahrt hafftete/ und er &#x017F;ich hie&#x017F;elb&#x017F;t/ bloß aus Begierde feiner Kund&#x017F;chafft/ &#x017F;chon zu<lb/>
lange auffgehalten ha&#x0364;tte/ welches er mit Nachtrei&#x017F;en einbringen mu&#x0364;&#x017F;te; nam hiemit Ab-<lb/>
&#x017F;cheid/ baht/ das ero&#x0364;ffnete ingeheim zuhalten/ und den Durchleuchtig&#x017F;ten Fu&#x0364;r&#x017F;ten Herrn<lb/>
Ladi&#x017F;la unterta&#x0364;hnig zu gru&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Herkules kunte ihn wider &#x017F;einen Willen nicht auffhalten/<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H h iij</fw><fw place="bottom" type="catch">wu&#x0364;n-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[245/0283] Erſtes Buch. les in praͤchtiger Kleidung finden lies/ tummelte ſein Pferddermaſſen/ daß aller anweſen- den Augen ſich nach jhm kehreten. Bey dem Rennen bedingete er ſich/ zwar zur Luſt und in Geſelſchaft mit zumachen/ aber keinen Teil am Gewinn zu haben. Weil ers dann allen andern weit zuvor taht/ ſchikte jhm das Frauenzimmer einen ſchoͤnen Blumen Kranz mit koͤſtlichen Perlen und aͤdlenſteinen uͤmbwunden/ welchen er mit hoͤflicher Ehrerbietung an den rechten Arm ſteckete. Der ordentliche Siegesdanck ward dem fremden zuerkennet/ welcher des erſten Tages nebeſt Leches den hoͤchſten Gewinn erhalten hatte; nehmlich/ ei- ne guͤldene Speer Spitze mit Rubinen eingelegt/ ein par guͤldener Sporen/ und ein par Steig Buͤgel auff gleiche art gezieret/ ingeſamt am Wert 4000 Kronen. Dieſer haͤtte un- ſers Herkules Kundſchafft gerne gehabt/ weil er jhm uͤber die maſſe gewogen wahr; nach- dem er aber eine ſchleunige Reiſe fortzuſetzen hatte/ ritte er nach geendigter uͤbung zu jhm hin/ und redete jhn alſo an: Hochberuͤmter Ritter und Herꝛ; ich dieſes Orts ein Fremder auch Auslaͤndiſcher/ moͤchte wuͤnſchen/ die Gelegenheit zu haben/ mit demſelben in beſſere Kundſchafft/ und da ichs wert ſeyn koͤnte/ vertraulichere Freundſchafft einzutreten/ als welcher vor Ritters Ehr und Zier nicht unbillich von jederman geſchaͤtzet wird; weil aber die Nohtwendigkeit mir befihlet/ meine Reiſe ſtraks Angeſichts fortzuſetzen/ bitte ich ſehr/ mein Herꝛ wolle mich/ Nahmens Pharnabazus aus Perſen/ unter die Zahl ſeiner auff- richtigen Diener und getraͤuen Freunde auffnehmen/ und bey dieſem ſchlechten Ringe (welchen er jhm reichete/ uñ uͤber 3000 Kronen wert wahr) meiner ſtets eingedenke ſeyn/ da dañ meine hoͤchſte Veꝛgnuͤgung ſeyn wuͤrde/ meinem Herꝛn deꝛ eins angenehme Dien- ſte leiſten zu koͤnnen. Herkules bedankete ſich deſſen mit ſonderlicher Freundligkeit/ und ſa- gete: Mein Herꝛ/ ich ſchaͤtze mich ganz unwirdig des geſprochenen Lobes; Die verheiſſe- ne Freundſchafft iſt mir tauſendmahl angenehmer/ trage meinem Herꝛn ein gleichmaͤſſi- ges aus redlichem Herzen auff/ uñ moͤchte ſich wol begeben/ daß ich die abgelegenen Mor- genlaͤnder beſuchete/ da ſeinem lieben Nahmen nachzufragen/ ich unvergeſſen ſeyn werde/ wann ich nur des Orts etwas genauere Nachricht haben koͤnte; reichete jhm auch einen Ring ein/ koͤſtlicher als der empfangene/ und noͤhtigte ihn/ bey dem Stathalter mit einzu- kehren. Dieſer nam die Gedaͤchtniß mit hohem Dank zu ſich/ dabey anzeigend/ ſein Nah- me waͤhre bey den Fuͤrſten Hoͤfen in Aſſyrien/ Suſiana/ Perſen/ Meden/ uñ andern mehꝛ/ auch in der Parthiſchen Hauptſtad ſelbſt zimlicher maſſen bekant/ wann man nur fragete nach Pharnabazus des Perſen Artaxerxes Oheim. Nachgehends meldete er ihm vertrau- lich an/ es wuͤrden in kurzer Zeit ſolche Verenderungen und Begebniſſen in den Morgen- laͤndern vorgehen/ dergleichen in mehr als 400 Jahren nicht erhoͤret waͤhren/ und dafern er/ Herkules/ belieben truͤge/ in fremden Kriegen/ Lob/ Ehr und Gut zuerſtreiten/ wuͤrde in der ganzen Welt ihm beſſere Gelegenheit nicht zuſtoſſen/ wolte ihn auch bey ſeiner Redlig- keit verſichern/ daß an Perſiſcher ſeiten ihm ſeine Kriegsdienſte dergeſtalt ſolten erſetzet werden/ als er wuͤrde wuͤnſchen koͤnnen. Daß er aber nach ſeinem begehren mit ihm vor dißmahl nicht einkehrete/ verhinderte ſeine hoͤchſte Eile/ worauff vieler tauſend Seelen Wolfahrt hafftete/ und er ſich hieſelbſt/ bloß aus Begierde feiner Kundſchafft/ ſchon zu lange auffgehalten haͤtte/ welches er mit Nachtreiſen einbringen muͤſte; nam hiemit Ab- ſcheid/ baht/ das eroͤffnete ingeheim zuhalten/ und den Durchleuchtigſten Fuͤrſten Herrn Ladiſla untertaͤhnig zu gruͤſſen. Herkules kunte ihn wider ſeinen Willen nicht auffhalten/ wuͤn- H h iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/283
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/283>, abgerufen am 22.12.2024.