Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.Erstes Buch. wünschete ihm Glük zu alle seinem wichtigen Vorhaben/ versprach auch/ inwendig Jahrsfrist/ da er lebete/ mit einer kleinen Ritterlichen Schaar/ bey welcher er vor Räuber Anfall gesichert seyn könte/ sich in Persen finden zu lassen/ welches diesem Herrn überaus ange- nehm wahr/ auch zuvernehmen gab/ je stärker er kommen würde/ je angenehmer würde er seyn/ ungeachtet man auff allen fall zum überfluß Völcker hätte. Also begab sich Herkules nach Hofe/ woselbst über Tische von diesem fremden Herrn viel geredet ward/ und schätze- te ihn der Stathalter vor einen Parthischen Gesanten/ der irgend bey dem Käyser nöhti- ge Werbung zuverrichten hätte/ worin er doch irrete/ massen er von andern Morgenlän- dischen Fürsten abgesendet wahr. Des Abends nach der Mahlzeit bey dem Tanze/ über- fiel Herkules eine ungewöhnliche Traurigkeit/ deren er sich durchaus nicht entschlagen kunte/ wie sehr er sich gleich der Fröligkeit annahm. Ladisla merkete solches an ihm/ und fragete/ ob er sich nicht wol befünde; dem er antwortete: Ich weiß fast selber nicht/ wie mir ist; mein Gemüht in mir ist als zerschlagen/ mein Herz ligt mir im Leibe als ein Kiselstein/ und weiß dessen doch nicht die allergeringeste Ursach; darumb bitte ich meinen Gott/ dz er von uns alles schädliche gnädig abwenden wolle. Mir ist nicht viel besser zu sinne/ sagte La- disla/ weiß nicht/ ob etwa die vielfältigen Gästereyen solchen Ekel und Widrigkeit erwec- ken mögen; sähe demnach gerne/ daß du dich zur ruhe legtest/ so wil ich dir bald folgen. Ich bin gleich des willens/ antwortete er; rief Klodius zu sich/ und befahl ihm/ daß er 1000 Kronen morgen gar früh dem Christlichen Lehrer bringen solte/ dieselben unter die Armen auszuteilen; schrieb auch/ da er in seiner Schlaffkammer angelanget wahr/ ein Brieflein an denselben/ offenbahrete ihm sein trauriges Anliegen/ und begehrete/ daß gegen morgen früh er sich auff eine Trostpredigt schicken möchte/ nach deren Anhörung er willens währe etwas auszureiten. Richtete hiemit seine herzliche Andacht zu Gott/ und sprach unter an- dern dieses Gebeht: Gnädiger Helffer! mein Heyland JEsus Christ; verzeihe mir gnädig die bißher begangene grosse üppigkeit/ und daß ich schier ohn einigen rechtschaffenen Gottesdienst/ diese Tage in der Weltpracht und nichtigen Fleischeswerken zugebracht habe; Du weist/ HErr mein Gott/ daß ich wider meinen Willen mich dabey finden lassen muß/ und viel lieber in stiller Einsamkeit dir dienete/ dein heiliges Wort zubetrachten; allein ich lebe ja leider in der Welt/ in der heydnischen Welt/ da ich manniche Abgötterey und Boßheit anzuhören gezwungen werde/ und mich solchem unbillichen Wesen nicht widersetzen darff. HErr sihe mich an mit den Augen deiner väterlichen Barmhertzigkeit; wende von mir des Herzen Traurigkeit/ und gib mir einen ruhigen Freuden Geist/ welcher von der welt sich abzihen und dir in beharlicher furcht dienen möge. Solte aber etwa ein schweres Unglük wegen meiner vielfältigen Sünde mir bevor stehen; O HErr so wende es in Gnaden von mir/ und stehe mir zur Rechten/ daß ich darunter nicht erliegen möge; alsdann wil ichs durch deine Hülffe gerne tragen/ und deine Züchtigung zur heilsamen Besserung annehmen; dann ich weiß HErr/ daß des Fleisches Wolergehen mich auff dem Wege zum Himmel nicht erhalten kan/ sondern deine Gläubigen dir durch viel Trübsal nachfolgen müssen. Erhöre mich HErr mein Gott umb deiner Barmherzigkeit willen/ und laß deine Güte über mich walten/ wie ich auff dich hoffe. Nach geendigtem Gebeht legte er sich und schlug alle weltliche Gedanken auß dem Sin- sich
Erſtes Buch. wuͤnſchete ihm Gluͤk zu alle ſeinem wichtigen Vorhaben/ verſprach auch/ inwendig Jahrsfriſt/ da er lebete/ mit einer kleinen Ritterlichen Schaar/ bey welcher er vor Raͤuber Anfall geſichert ſeyn koͤnte/ ſich in Perſen finden zu laſſen/ welches dieſem Herrn uͤberaus ange- nehm wahr/ auch zuvernehmen gab/ je ſtaͤrker er kommen wuͤrde/ je angenehmer wuͤrde er ſeyn/ ungeachtet man auff allen fall zum uͤberfluß Voͤlcker haͤtte. Alſo begab ſich Herkules nach Hofe/ woſelbſt uͤber Tiſche von dieſem fremden Herrn viel geredet ward/ und ſchaͤtze- te ihn der Stathalter vor einen Parthiſchen Geſanten/ der irgend bey dem Kaͤyſer noͤhti- ge Werbung zuverrichten haͤtte/ worin er doch irrete/ maſſen er von andern Morgenlaͤn- diſchen Fuͤrſten abgeſendet wahr. Des Abends nach der Mahlzeit bey dem Tanze/ uͤber- fiel Herkules eine ungewoͤhnliche Traurigkeit/ deren er ſich durchaus nicht entſchlagen kunte/ wie ſehr er ſich gleich der Froͤligkeit annahm. Ladiſla merkete ſolches an ihm/ und fragete/ ob er ſich nicht wol befuͤnde; dem er antwortete: Ich weiß faſt ſelber nicht/ wie miꝛ iſt; mein Gemuͤht in mir iſt als zerſchlagen/ mein Herz ligt mir im Leibe als ein Kiſelſtein/ und weiß deſſen doch nicht die allergeringeſte Urſach; darumb bitte ich meinen Gott/ dz er von uns alles ſchaͤdliche gnaͤdig abwenden wolle. Mir iſt nicht viel beſſer zu ſinne/ ſagte La- diſla/ weiß nicht/ ob etwa die vielfaͤltigen Gaͤſtereyen ſolchen Ekel und Widrigkeit erwec- ken moͤgen; ſaͤhe demnach gerne/ daß du dich zur ruhe legteſt/ ſo wil ich dir bald folgen. Ich bin gleich des willens/ antwortete er; rief Klodius zu ſich/ und befahl ihm/ daß er 1000 Kronen morgen gar fruͤh dem Chriſtlichen Lehrer bringen ſolte/ dieſelben unter die Armẽ auszuteilen; ſchrieb auch/ da er in ſeiner Schlaffkammer angelanget wahr/ ein Brieflein an denſelben/ offenbahrete ihm ſein trauriges Anliegen/ und begehrete/ daß gegen morgen fruͤh er ſich auff eine Troſtpredigt ſchicken moͤchte/ nach deren Anhoͤrung er willens waͤhre etwas auszureiten. Richtete hiemit ſeine herzliche Andacht zu Gott/ und ſprach unter an- dern dieſes Gebeht: Gnaͤdiger Helffer! mein Heyland JEſus Chriſt; verzeihe mir gnaͤdig die bißher begangene groſſe uͤppigkeit/ und daß ich ſchier ohn einigen rechtſchaffenen Gottesdienſt/ dieſe Tage in der Weltpracht und nichtigen Fleiſcheswerken zugebracht habe; Du weiſt/ HErr mein Gott/ daß ich wider meinen Willen mich dabey finden laſſen muß/ und viel lieber in ſtiller Einſamkeit dir dienete/ dein heiliges Wort zubetrachten; allein ich lebe ja leider in der Welt/ in der heydniſchen Welt/ da ich manniche Abgoͤtterey und Boßheit anzuhoͤren gezwungen werde/ und mich ſolchem unbillichen Weſen nicht widerſetzen darff. HErr ſihe mich an mit den Augen deiner vaͤterlichen Barmhertzigkeit; wende von mir des Herzen Traurigkeit/ uñ gib mir einen ruhigen Freuden Geiſt/ welcher von der welt ſich abzihen und dir in beharlicher furcht dienen moͤge. Solte aber etwa ein ſchweres Ungluͤk wegen meiner vielfaͤltigen Suͤnde mir bevor ſtehen; O HErr ſo wende es in Gnaden von mir/ und ſtehe mir zur Rechten/ daß ich darunter nicht erliegen moͤge; alsdann wil ichs durch deine Huͤlffe gerne tragen/ und deine Zuͤchtigung zur heilſamen Beſſerung annehmen; dann ich weiß HErr/ daß des Fleiſches Wolergehen mich auff dem Wege zum Himmel nicht erhalten kan/ ſondern deine Glaͤubigen dir durch viel Truͤbſal nachfolgen muͤſſen. Erhoͤre mich HErr mein Gott umb deiner Barmherzigkeit willen/ und laß deine Guͤte uͤber mich walten/ wie ich auff dich hoffe. Nach geendigtem Gebeht legte er ſich und ſchlug alle weltliche Gedanken auß dem Sin- ſich
<TEI> <text> <body> <div n="2"> <p><pb facs="#f0284" n="246"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Erſtes Buch.</hi></fw><lb/> wuͤnſchete ihm Gluͤk zu alle ſeinem wichtigen Vorhaben/ verſprach auch/ inwendig Jahrs<lb/> friſt/ da er lebete/ mit einer kleinen Ritterlichen Schaar/ bey welcher er vor Raͤuber Anfall<lb/> geſichert ſeyn koͤnte/ ſich in Perſen finden zu laſſen/ welches dieſem Herrn uͤberaus ange-<lb/> nehm wahr/ auch zuvernehmen gab/ je ſtaͤrker er kommen wuͤrde/ je angenehmer wuͤrde er<lb/> ſeyn/ ungeachtet man auff allen fall zum uͤberfluß Voͤlcker haͤtte. Alſo begab ſich Herkules<lb/> nach Hofe/ woſelbſt uͤber Tiſche von dieſem fremden Herrn viel geredet ward/ und ſchaͤtze-<lb/> te ihn der Stathalter vor einen Parthiſchen Geſanten/ der irgend bey dem Kaͤyſer noͤhti-<lb/> ge Werbung zuverrichten haͤtte/ worin er doch irrete/ maſſen er von andern Morgenlaͤn-<lb/> diſchen Fuͤrſten abgeſendet wahr. Des Abends nach der Mahlzeit bey dem Tanze/ uͤber-<lb/> fiel Herkules eine ungewoͤhnliche Traurigkeit/ deren er ſich durchaus nicht entſchlagen<lb/> kunte/ wie ſehr er ſich gleich der Froͤligkeit annahm. Ladiſla merkete ſolches an ihm/ und<lb/> fragete/ ob er ſich nicht wol befuͤnde; dem er antwortete: Ich weiß faſt ſelber nicht/ wie miꝛ<lb/> iſt; mein Gemuͤht in mir iſt als zerſchlagen/ mein Herz ligt mir im Leibe als ein Kiſelſtein/<lb/> und weiß deſſen doch nicht die allergeringeſte Urſach; darumb bitte ich meinen Gott/ dz er<lb/> von uns alles ſchaͤdliche gnaͤdig abwenden wolle. Mir iſt nicht viel beſſer zu ſinne/ ſagte La-<lb/> diſla/ weiß nicht/ ob etwa die vielfaͤltigen Gaͤſtereyen ſolchen Ekel und Widrigkeit erwec-<lb/> ken moͤgen; ſaͤhe demnach gerne/ daß du dich zur ruhe legteſt/ ſo wil ich dir bald folgen. Ich<lb/> bin gleich des willens/ antwortete er; rief Klodius zu ſich/ und befahl ihm/ daß er 1000<lb/> Kronen morgen gar fruͤh dem Chriſtlichen Lehrer bringen ſolte/ dieſelben unter die Armẽ<lb/> auszuteilen; ſchrieb auch/ da er in ſeiner Schlaffkammer angelanget wahr/ ein Brieflein<lb/> an denſelben/ offenbahrete ihm ſein trauriges Anliegen/ und begehrete/ daß gegen morgen<lb/> fruͤh er ſich auff eine Troſtpredigt ſchicken moͤchte/ nach deren Anhoͤrung er willens waͤhre<lb/> etwas auszureiten. Richtete hiemit ſeine herzliche Andacht zu Gott/ und ſprach unter an-<lb/> dern dieſes Gebeht: Gnaͤdiger Helffer! mein Heyland JEſus Chriſt; verzeihe mir gnaͤdig die<lb/> bißher begangene groſſe uͤppigkeit/ und daß ich ſchier ohn einigen rechtſchaffenen Gottesdienſt/ dieſe<lb/> Tage in der Weltpracht und nichtigen Fleiſcheswerken zugebracht habe; Du weiſt/ HErr mein Gott/<lb/> daß ich wider meinen Willen mich dabey finden laſſen muß/ und viel lieber in ſtiller Einſamkeit dir<lb/> dienete/ dein heiliges Wort zubetrachten; allein ich lebe ja leider in der Welt/ in der heydniſchen Welt/<lb/> da ich manniche Abgoͤtterey und Boßheit anzuhoͤren gezwungen werde/ und mich ſolchem unbillichen<lb/> Weſen nicht widerſetzen darff. HErr ſihe mich an mit den Augen deiner vaͤterlichen Barmhertzigkeit;<lb/> wende von mir des Herzen Traurigkeit/ uñ gib mir einen ruhigen Freuden Geiſt/ welcher von der welt<lb/> ſich abzihen und dir in beharlicher furcht dienen moͤge. Solte aber etwa ein ſchweres Ungluͤk wegen<lb/> meiner vielfaͤltigen Suͤnde mir bevor ſtehen; O HErr ſo wende es in Gnaden von mir/ und ſtehe mir<lb/> zur Rechten/ daß ich darunter nicht erliegen moͤge; alsdann wil ichs durch deine Huͤlffe gerne tragen/<lb/> und deine Zuͤchtigung zur heilſamen Beſſerung annehmen; dann ich weiß HErr/ daß des Fleiſches<lb/> Wolergehen mich auff dem Wege zum Himmel nicht erhalten kan/ ſondern deine Glaͤubigen dir durch<lb/> viel Truͤbſal nachfolgen muͤſſen. Erhoͤre mich HErr mein Gott umb deiner Barmherzigkeit willen/<lb/> und laß deine Guͤte uͤber mich walten/ wie ich auff dich hoffe.</p><lb/> <p>Nach geendigtem Gebeht legte er ſich und ſchlug alle weltliche Gedanken auß dem Sin-<lb/> ne. Ladiſla wolte ſamt ſeinem Gemahl mit Herkules in einem Gemache ſchlaffen/ weil er<lb/> ſeine Traurigkeit ſahe; folgete ihm auch bald nach/ und funden ihn ſchon in voller Ruhe/<lb/> da er einem Engel Gottes aͤhnlicher als einem Menſchen ſahe. Die Arme hatte er nacket<lb/> aus dem Bette liegen/ und die Haͤnde gefalzet/ dann uͤber dem Gebeht (welches ſtets ſeine<lb/> Gewonheit) wahr er eingeſchlaffen. Sie wolten ihn in ſeiner Ruhe nicht ſtoͤren/ legten<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſich</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [246/0284]
Erſtes Buch.
wuͤnſchete ihm Gluͤk zu alle ſeinem wichtigen Vorhaben/ verſprach auch/ inwendig Jahrs
friſt/ da er lebete/ mit einer kleinen Ritterlichen Schaar/ bey welcher er vor Raͤuber Anfall
geſichert ſeyn koͤnte/ ſich in Perſen finden zu laſſen/ welches dieſem Herrn uͤberaus ange-
nehm wahr/ auch zuvernehmen gab/ je ſtaͤrker er kommen wuͤrde/ je angenehmer wuͤrde er
ſeyn/ ungeachtet man auff allen fall zum uͤberfluß Voͤlcker haͤtte. Alſo begab ſich Herkules
nach Hofe/ woſelbſt uͤber Tiſche von dieſem fremden Herrn viel geredet ward/ und ſchaͤtze-
te ihn der Stathalter vor einen Parthiſchen Geſanten/ der irgend bey dem Kaͤyſer noͤhti-
ge Werbung zuverrichten haͤtte/ worin er doch irrete/ maſſen er von andern Morgenlaͤn-
diſchen Fuͤrſten abgeſendet wahr. Des Abends nach der Mahlzeit bey dem Tanze/ uͤber-
fiel Herkules eine ungewoͤhnliche Traurigkeit/ deren er ſich durchaus nicht entſchlagen
kunte/ wie ſehr er ſich gleich der Froͤligkeit annahm. Ladiſla merkete ſolches an ihm/ und
fragete/ ob er ſich nicht wol befuͤnde; dem er antwortete: Ich weiß faſt ſelber nicht/ wie miꝛ
iſt; mein Gemuͤht in mir iſt als zerſchlagen/ mein Herz ligt mir im Leibe als ein Kiſelſtein/
und weiß deſſen doch nicht die allergeringeſte Urſach; darumb bitte ich meinen Gott/ dz er
von uns alles ſchaͤdliche gnaͤdig abwenden wolle. Mir iſt nicht viel beſſer zu ſinne/ ſagte La-
diſla/ weiß nicht/ ob etwa die vielfaͤltigen Gaͤſtereyen ſolchen Ekel und Widrigkeit erwec-
ken moͤgen; ſaͤhe demnach gerne/ daß du dich zur ruhe legteſt/ ſo wil ich dir bald folgen. Ich
bin gleich des willens/ antwortete er; rief Klodius zu ſich/ und befahl ihm/ daß er 1000
Kronen morgen gar fruͤh dem Chriſtlichen Lehrer bringen ſolte/ dieſelben unter die Armẽ
auszuteilen; ſchrieb auch/ da er in ſeiner Schlaffkammer angelanget wahr/ ein Brieflein
an denſelben/ offenbahrete ihm ſein trauriges Anliegen/ und begehrete/ daß gegen morgen
fruͤh er ſich auff eine Troſtpredigt ſchicken moͤchte/ nach deren Anhoͤrung er willens waͤhre
etwas auszureiten. Richtete hiemit ſeine herzliche Andacht zu Gott/ und ſprach unter an-
dern dieſes Gebeht: Gnaͤdiger Helffer! mein Heyland JEſus Chriſt; verzeihe mir gnaͤdig die
bißher begangene groſſe uͤppigkeit/ und daß ich ſchier ohn einigen rechtſchaffenen Gottesdienſt/ dieſe
Tage in der Weltpracht und nichtigen Fleiſcheswerken zugebracht habe; Du weiſt/ HErr mein Gott/
daß ich wider meinen Willen mich dabey finden laſſen muß/ und viel lieber in ſtiller Einſamkeit dir
dienete/ dein heiliges Wort zubetrachten; allein ich lebe ja leider in der Welt/ in der heydniſchen Welt/
da ich manniche Abgoͤtterey und Boßheit anzuhoͤren gezwungen werde/ und mich ſolchem unbillichen
Weſen nicht widerſetzen darff. HErr ſihe mich an mit den Augen deiner vaͤterlichen Barmhertzigkeit;
wende von mir des Herzen Traurigkeit/ uñ gib mir einen ruhigen Freuden Geiſt/ welcher von der welt
ſich abzihen und dir in beharlicher furcht dienen moͤge. Solte aber etwa ein ſchweres Ungluͤk wegen
meiner vielfaͤltigen Suͤnde mir bevor ſtehen; O HErr ſo wende es in Gnaden von mir/ und ſtehe mir
zur Rechten/ daß ich darunter nicht erliegen moͤge; alsdann wil ichs durch deine Huͤlffe gerne tragen/
und deine Zuͤchtigung zur heilſamen Beſſerung annehmen; dann ich weiß HErr/ daß des Fleiſches
Wolergehen mich auff dem Wege zum Himmel nicht erhalten kan/ ſondern deine Glaͤubigen dir durch
viel Truͤbſal nachfolgen muͤſſen. Erhoͤre mich HErr mein Gott umb deiner Barmherzigkeit willen/
und laß deine Guͤte uͤber mich walten/ wie ich auff dich hoffe.
Nach geendigtem Gebeht legte er ſich und ſchlug alle weltliche Gedanken auß dem Sin-
ne. Ladiſla wolte ſamt ſeinem Gemahl mit Herkules in einem Gemache ſchlaffen/ weil er
ſeine Traurigkeit ſahe; folgete ihm auch bald nach/ und funden ihn ſchon in voller Ruhe/
da er einem Engel Gottes aͤhnlicher als einem Menſchen ſahe. Die Arme hatte er nacket
aus dem Bette liegen/ und die Haͤnde gefalzet/ dann uͤber dem Gebeht (welches ſtets ſeine
Gewonheit) wahr er eingeſchlaffen. Sie wolten ihn in ſeiner Ruhe nicht ſtoͤren/ legten
ſich
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/284 |
Zitationshilfe: | Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/284>, abgerufen am 16.06.2024. |