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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
sich auch so sanffte nider/ daß er ihrer Anwesenheit nicht inne ward. Als es gegen den Mor-
gen ging/ ließ er einen schweren Seufzen im Slaffe hören/ worüber Ladisla erwachete/
und ihn bewäglich fragte/ ob er sich nit wol befünde. Er vernam nun erst/ daß er mit ihm
auff einem Gemache schlieff/ und gab zur Antwort; Ey dz Gott walte/ wie schrecken mich
die leidigen Träume und einbildungen; Gott behüte mich und alle die meinen vor schwe-
rem und unerträglichem Unglük. Fr. Sophia baht ihn/ sein Anliegen zu melden; welches
er ihr nicht versagen wolte/ und zeigete an/ es währe ihm vorkommen/ als hätte ein listiger
Fuchs einen grossen hauffen hungeringer Wölffe auff ihn gehetzet/ welche ihn grimmig
angefallen/ und das Herz ihm aus dem Leibe gerissen/ welches er zwar endlich/ aber mit un-
außsprechlicher Mühe und Lebensgefahr wieder bekommen/ da er sich zu Wasser und Lan-
de darnach wagen müssen. Ladisla sagete darauff; alle böse Deutungen gehen über unsere
Feinde; aber Fr. Sophia/ welche ihnen die traurigen Gedanken benehmen wolte/ machte
einen Scherz daraus/ gab vor/ sie könte daher anders nichts schliessen/ als das ein schö-
nes verständiges Fräulein ihn verliebet machen/ und der Liebes Gott seine Pfeile mit
hauffen auff sein Herz zuschiessen würde/ biß er sein ander Herz erlangete und in seine Ge-
walt brächte; welches er mit wenigem beantwortete/ und sie darauff/ weil es noch sehr früh
wahr/ bald wieder einschlieffen/ ohn Herkules/ der ohn unterlaß in seinem herzlichen Ge-
beht zu Gott anhielt/ daß er doch die allerschärffesten Straffruhten ihn nicht wolte fühlen
lassen/ sondern als ein gnädiger Vater mit ihm handeln. Behtete darauff den XXV, XXXI,
CXXI, CXXX,
und andere Psalmen Davids mehr/ und verrichtete seine Christeiferige
Andacht nicht ohn Trähnen. Als er nun eine Stunde also mit Gott geredet hatte/ fuhr
Ladisla aus dem Schlaffe und sagte; Die Götter behüten dich vor allem übel. Wen mein
Schaz/ wen sollen die Götter behüten/ fragete ihn Fr. Sophia. Ich rede es wegen meiner
Frl. Schwester/ antwortete er/ die mich dauchte in grosser Ohmacht liegen/ an Händen
und Füssen gebunden/ da sie zu mir sagte: Mein Bruder/ wilt dann weder du noch Herku-
les eure Schwester Valißken retten/ die umb euret willen dem grimmigen Drachen sol
vorgeworffen werden? Sein Gemahl redete ihm ein/ man müste auff Träume nicht ach-
ten/ als durch welche die Menschen gemeinlich betöhret würden. Aber Herkules ward hie-
durch noch leidiger; dann er deutete sein geraubetes Herz schon auff nichts anders aus auf
sein allerliebstes Fräulein; daher baht er Gott inständig/ er möchte sie gnädigst bewahren/
daß sie nicht im Heydentuhm unterginge; hernach sagte er zu Ladisla: Mein Bruder/ ich
fürchte sehr/ es werde zu Prag nicht am besten zugehen/ oder doch ein feindlicher Anfal nit
weit seyn/ welchen zu hindern uns ohnzweiffel die Träume anreizen wollen; und wer weiß/
was der Pannonier im Schilde führet/ welcher schon bey deines H. Vaters Lebzeiten Ur-
sach und Gelegenheit zum Kriege suchete; währe demnach nicht undienlich/ dz du mit dei-
nem Gemahl dich nach deinem Königreiche erhöbest/ und deines Heyls wahr nähmest.
Ja mein Bruder/ antwortete er; Mein Gemahl und ich sind darzu bereit und fertig/ nur
mangelts bloß an dir/ ob du dich erklären könnest/ mit uns fortzuzihen/ als dann sol der erste
Tag mir der liebeste seyn. Herkules erseufzete über diesem anmuhten/ nnd sagte; wann ich
dir sonderlich nütze in deinem Königreiche währe/ wolte ich dir ein solches nicht versagen.
Er wolte weiter in der Rede fortfahren/ aber Klodius klopfete an/ und als ihm Herkules be-
fahl hinein zu treten/ meldete er an/ es währe diese Nacht ein solches Unwesen in ihrem Mar-

stalle

Erſtes Buch.
ſich auch ſo ſanffte nider/ daß er ihrer Anweſenheit nicht inne ward. Als es gegen den Mor-
gen ging/ ließ er einen ſchweren Seufzen im Slaffe hoͤren/ woruͤber Ladiſla erwachete/
und ihn bewaͤglich fragte/ ob er ſich nit wol befuͤnde. Er vernam nun erſt/ daß er mit ihm
auff einem Gemache ſchlieff/ und gab zur Antwort; Ey dz Gott walte/ wie ſchrecken mich
die leidigen Traͤume und einbildungen; Gott behuͤte mich und alle die meinen vor ſchwe-
rem und unertraͤglichem Ungluͤk. Fr. Sophia baht ihn/ ſein Anliegen zu melden; welches
er ihr nicht verſagen wolte/ und zeigete an/ es waͤhre ihm vorkommen/ als haͤtte ein liſtiger
Fuchs einen groſſen hauffen hungeringer Woͤlffe auff ihn gehetzet/ welche ihn grimmig
angefallen/ und das Herz ihm aus dem Leibe geriſſen/ welches er zwar endlich/ aber mit un-
außſprechlicher Muͤhe und Lebensgefahr wieder bekommen/ da er ſich zu Waſſer und Lan-
de darnach wagen muͤſſen. Ladiſla ſagete darauff; alle boͤſe Deutungen gehen uͤber unſere
Feinde; aber Fr. Sophia/ welche ihnen die traurigen Gedanken benehmen wolte/ machte
einen Scherz daraus/ gab vor/ ſie koͤnte daher anders nichts ſchlieſſen/ als das ein ſchoͤ-
nes verſtaͤndiges Fraͤulein ihn verliebet machen/ und der Liebes Gott ſeine Pfeile mit
hauffen auff ſein Herz zuſchieſſen wuͤrde/ biß er ſein ander Herz erlangete und in ſeine Ge-
walt braͤchte; welches er mit wenigem beantwortete/ uñ ſie darauff/ weil es noch ſehr fruͤh
wahr/ bald wieder einſchlieffen/ ohn Herkules/ der ohn unterlaß in ſeinem herzlichen Ge-
beht zu Gott anhielt/ daß er doch die allerſchaͤrffeſten Straffruhten ihn nicht wolte fuͤhlen
laſſẽ/ ſondern als ein gnaͤdiger Vater mit ihm handeln. Behtete darauff den XXV, XXXI,
CXXI, CXXX,
und andere Pſalmen Davids mehr/ und verrichtete ſeine Chriſteiferige
Andacht nicht ohn Traͤhnen. Als er nun eine Stunde alſo mit Gott geredet hatte/ fuhr
Ladiſla aus dem Schlaffe und ſagte; Die Goͤtter behuͤten dich vor allem uͤbel. Wen mein
Schaz/ wen ſollen die Goͤtter behuͤten/ fragete ihn Fr. Sophia. Ich rede es wegen meiner
Frl. Schweſter/ antwortete er/ die mich dauchte in groſſer Ohmacht liegen/ an Haͤnden
und Fuͤſſen gebunden/ da ſie zu mir ſagte: Mein Bruder/ wilt dann weder du noch Herku-
les eure Schweſter Valißken retten/ die umb euret willen dem grimmigen Drachen ſol
vorgeworffen werden? Sein Gemahl redete ihm ein/ man muͤſte auff Traͤume nicht ach-
ten/ als durch welche die Menſchen gemeinlich betoͤhret wuͤrden. Aber Herkules ward hie-
durch noch leidiger; dañ er deutete ſein geraubetes Herz ſchon auff nichts anders aus auf
ſein allerliebſtes Fraͤulein; daher baht er Gott inſtaͤndig/ er moͤchte ſie gnaͤdigſt bewahren/
daß ſie nicht im Heydentuhm unterginge; hernach ſagte er zu Ladiſla: Mein Bruder/ ich
fuͤrchte ſehr/ es werde zu Prag nicht am beſten zugehen/ oder doch ein feindlicher Anfal nit
weit ſeyn/ welchen zu hindern uns ohnzweiffel die Traͤume anreizen wollen; und wer weiß/
was der Pannonier im Schilde fuͤhret/ welcher ſchon bey deines H. Vaters Lebzeiten Ur-
ſach und Gelegenheit zum Kriege ſuchete; waͤhre demnach nicht undienlich/ dz du mit dei-
nem Gemahl dich nach deinem Koͤnigreiche erhoͤbeſt/ und deines Heyls wahr naͤhmeſt.
Ja mein Bruder/ antwortete er; Mein Gemahl und ich ſind darzu bereit und fertig/ nur
mangelts bloß an dir/ ob du dich erklaͤren koͤnneſt/ mit uns fortzuzihen/ als dañ ſol der erſte
Tag mir der liebeſte ſeyn. Herkules erſeufzete uͤber dieſem anmuhten/ nnd ſagte; wann ich
dir ſonderlich nuͤtze in deinem Koͤnigreiche waͤhre/ wolte ich dir ein ſolches nicht verſagen.
Er wolte weiter in der Rede fortfahren/ aber Klodius klopfete an/ uñ als ihm Herkules be-
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[247/0285] Erſtes Buch. ſich auch ſo ſanffte nider/ daß er ihrer Anweſenheit nicht inne ward. Als es gegen den Mor- gen ging/ ließ er einen ſchweren Seufzen im Slaffe hoͤren/ woruͤber Ladiſla erwachete/ und ihn bewaͤglich fragte/ ob er ſich nit wol befuͤnde. Er vernam nun erſt/ daß er mit ihm auff einem Gemache ſchlieff/ und gab zur Antwort; Ey dz Gott walte/ wie ſchrecken mich die leidigen Traͤume und einbildungen; Gott behuͤte mich und alle die meinen vor ſchwe- rem und unertraͤglichem Ungluͤk. Fr. Sophia baht ihn/ ſein Anliegen zu melden; welches er ihr nicht verſagen wolte/ und zeigete an/ es waͤhre ihm vorkommen/ als haͤtte ein liſtiger Fuchs einen groſſen hauffen hungeringer Woͤlffe auff ihn gehetzet/ welche ihn grimmig angefallen/ und das Herz ihm aus dem Leibe geriſſen/ welches er zwar endlich/ aber mit un- außſprechlicher Muͤhe und Lebensgefahr wieder bekommen/ da er ſich zu Waſſer und Lan- de darnach wagen muͤſſen. Ladiſla ſagete darauff; alle boͤſe Deutungen gehen uͤber unſere Feinde; aber Fr. Sophia/ welche ihnen die traurigen Gedanken benehmen wolte/ machte einen Scherz daraus/ gab vor/ ſie koͤnte daher anders nichts ſchlieſſen/ als das ein ſchoͤ- nes verſtaͤndiges Fraͤulein ihn verliebet machen/ und der Liebes Gott ſeine Pfeile mit hauffen auff ſein Herz zuſchieſſen wuͤrde/ biß er ſein ander Herz erlangete und in ſeine Ge- walt braͤchte; welches er mit wenigem beantwortete/ uñ ſie darauff/ weil es noch ſehr fruͤh wahr/ bald wieder einſchlieffen/ ohn Herkules/ der ohn unterlaß in ſeinem herzlichen Ge- beht zu Gott anhielt/ daß er doch die allerſchaͤrffeſten Straffruhten ihn nicht wolte fuͤhlen laſſẽ/ ſondern als ein gnaͤdiger Vater mit ihm handeln. Behtete darauff den XXV, XXXI, CXXI, CXXX, und andere Pſalmen Davids mehr/ und verrichtete ſeine Chriſteiferige Andacht nicht ohn Traͤhnen. Als er nun eine Stunde alſo mit Gott geredet hatte/ fuhr Ladiſla aus dem Schlaffe und ſagte; Die Goͤtter behuͤten dich vor allem uͤbel. Wen mein Schaz/ wen ſollen die Goͤtter behuͤten/ fragete ihn Fr. Sophia. Ich rede es wegen meiner Frl. Schweſter/ antwortete er/ die mich dauchte in groſſer Ohmacht liegen/ an Haͤnden und Fuͤſſen gebunden/ da ſie zu mir ſagte: Mein Bruder/ wilt dann weder du noch Herku- les eure Schweſter Valißken retten/ die umb euret willen dem grimmigen Drachen ſol vorgeworffen werden? Sein Gemahl redete ihm ein/ man muͤſte auff Traͤume nicht ach- ten/ als durch welche die Menſchen gemeinlich betoͤhret wuͤrden. Aber Herkules ward hie- durch noch leidiger; dañ er deutete ſein geraubetes Herz ſchon auff nichts anders aus auf ſein allerliebſtes Fraͤulein; daher baht er Gott inſtaͤndig/ er moͤchte ſie gnaͤdigſt bewahren/ daß ſie nicht im Heydentuhm unterginge; hernach ſagte er zu Ladiſla: Mein Bruder/ ich fuͤrchte ſehr/ es werde zu Prag nicht am beſten zugehen/ oder doch ein feindlicher Anfal nit weit ſeyn/ welchen zu hindern uns ohnzweiffel die Traͤume anreizen wollen; und wer weiß/ was der Pannonier im Schilde fuͤhret/ welcher ſchon bey deines H. Vaters Lebzeiten Ur- ſach und Gelegenheit zum Kriege ſuchete; waͤhre demnach nicht undienlich/ dz du mit dei- nem Gemahl dich nach deinem Koͤnigreiche erhoͤbeſt/ und deines Heyls wahr naͤhmeſt. Ja mein Bruder/ antwortete er; Mein Gemahl und ich ſind darzu bereit und fertig/ nur mangelts bloß an dir/ ob du dich erklaͤren koͤnneſt/ mit uns fortzuzihen/ als dañ ſol der erſte Tag mir der liebeſte ſeyn. Herkules erſeufzete uͤber dieſem anmuhten/ nnd ſagte; wann ich dir ſonderlich nuͤtze in deinem Koͤnigreiche waͤhre/ wolte ich dir ein ſolches nicht verſagen. Er wolte weiter in der Rede fortfahren/ aber Klodius klopfete an/ uñ als ihm Herkules be- fahl hinein zu tꝛetẽ/ meldete er an/ es waͤhꝛe dieſe Nacht ein ſolches Unweſen in ihꝛem Maꝛ- ſtalle

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/285>, abgerufen am 22.12.2024.