Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.Anderes Buch. bringer seyn muß; sahe hiemit Herkules sehr traurig an/ und auff Teutsch sagte er mit lei-ser Stimme zu ihm: Ach Fürst Herkules/ unser Fräulein Valißka/ unser Frl. Valißka! damit verging ihm die Rede und der Odem zugleich. Als Herkules diesen allerliebsten Nahmen hörete/ erstarreten alle seine Gliedmassen/ das Geblüt aus allen Adern lieff ihm zum Herzen/ daß ihm ein kalter Schweiß außbrach/ und er nur diese Worte sagte: O du allerliebstes Seelichen! o wo bistu/ wo bistu? womit er sanfftiglich zur Erden niderfiel/ und unbewäglich liegen blieb. Frl. Sibylla stund ihm allernähest/ sahe ihn sinken/ und ward dadurch so bestürzet/ daß ihr gleiche Ohmacht überging/ und sie auff ihn dahin fiel. Der Stathalter sahe den grossen Jammer/ schlug die Hände zusammen/ und wünschete ihm selber den Tod. Ladislastund wie ein Stein/ kunte weder reden noch schweigen/ biß ihm ber grosse Herzensprast diese Worte heraus drängete: Sol es dann also aus Angst und Trübnis gestorben seyn/ werde ich gewißlich nicht der lezte überbleiben. Der junge Fabius tröstete ihn/ er solte sich seines unüberwindlichen Gemühts erinnern/ dem Unglük geherzt das Häupt bieten/ und nicht mit todes Gedanken umbgehen/ sondern anordnen helffen/ daß sein Freund gelabet würde. Damit trat die Stathalterin hinzu/ risse Frl. Sibyllen den Busem auff/ und besprützete sie mit kühlem Wasser. Ladisla rüttelte und schüttelte sei- nen Herkules/ wischete ihm den Angstschweiß ab/ und bestreich ihn mit Krafftwasser/ zu ihm sagend: Mein Bruder/ hastu Ursach gnug zusterben/ so nim deinen Ladisla mit/ der dich nimmermehr überleben wird. Fabius taht ihm geträuen Beystand/ daß er endlich zu ihm selber kam/ und mit einem tieffen Seuffzer und halb verschlossenen Augen wieder zu Teutsch anfing: O du allerliebstes Seelichen? o du unvergleichlicher Weltschaz! sol ich dich dann in der ewigen Seligkeit nicht sehen? O du allerliebstes Seelichen/ o wo bistu? Ladisla trat hin zu Wenzesla/ (der wieder zun Füssen kommen wahr/ und neben den Gesan- ten diß grosse Unglük beklagete) und fragete ihn/ ob dann seine Frl. Schwester todes ver- blichen währe. Nein Gn. Herr/ antwortete er/ aber sie ist gefangen und in Räuber Hän- den. Nun dann sagete er/ so stehet ihr ja noch zu helffen; ging wieder zu Herkules/ und sag- te zu ihm: Mein allerliebster Bruder/ unsere Schwester Valiska lebet. O Bruder o Bru- der/ antwortete er/ ertichtete Hoffnung zergehet bald; und sagte weiter: O du ädle Seele/ du außbund menschliches Geschlechts/ währestu doch nur vor deinem Ende zur erkänt- nis deines Heylandes kommen; o so dürftestu die ewige Verdamnis nit ertragen. Wen- zesla trat auch zu ihm/ sprechend: Gewißlich Gn. Herr/ eure Frl. Swester lebet und ist gesund/ nur daß sie von etlichen Räubern gefangen gehalten wird. Hierauff besan er sich/ fürchtend/ er hätte etwa in dieser Angst sich etlicher Reden vernehmen lassen/ wodurch sei- ne Liebe könte geargwohnet werden; stund auff und sagte: Ich bin meiner Frl. Wasen und Schwester ohnzweiffel mein Leben schuldig/ welches zu rächen/ sie vor zwey jahren so be- reit und willig wahr/ da es die Noht erfodert hätte; in betrachtung dessen/ muß ihre Ge- fängnis oder meines Lebensfadem gebrochen werden/ welches ich in keinem wirdigern Dienste anzuwenden weiß. Er nahete sich zum Tische/ mit einem Trunk Wein seine matten Geister zu laben/ sahe aber das Fr. Sophia/ deren niemand acht hatte/ auff ihres H. Va- ters Stuele in der tieffsten Ohmacht saß/ und kein Lebenszeichen sehen lies/ welches vor seinem Ladisla zu verbergen/ er ihr den Busem öffnete/ und den Wein unter das Angesicht streich/ J i ij
Anderes Buch. bringer ſeyn muß; ſahe hiemit Herkules ſehr traurig an/ und auff Teutſch ſagte er mit lei-ſer Stimme zu ihm: Ach Fuͤrſt Herkules/ unſer Fraͤulein Valißka/ unſer Frl. Valißka! damit verging ihm die Rede und der Odem zugleich. Als Herkules dieſen allerliebſten Nahmen hoͤrete/ erſtarreten alle ſeine Gliedmaſſen/ das Gebluͤt aus allen Adern lieff ihm zum Herzen/ daß ihm ein kalter Schweiß außbrach/ und er nur dieſe Worte ſagte: O du allerliebſtes Seelichen! o wo biſtu/ wo biſtu? womit er ſanfftiglich zur Erden niderfiel/ uñ unbewaͤglich liegen blieb. Frl. Sibylla ſtund ihm allernaͤheſt/ ſahe ihn ſinken/ und ward dadurch ſo beſtuͤrzet/ daß ihr gleiche Ohmacht uͤberging/ und ſie auff ihn dahin fiel. Der Stathalter ſahe den groſſen Jammer/ ſchlug die Haͤnde zuſammen/ und wuͤnſchete ihm ſelber den Tod. Ladiſlaſtund wie ein Stein/ kunte weder reden noch ſchweigen/ biß ihm ber groſſe Herzenspraſt dieſe Worte heraus draͤngete: Sol es dann alſo aus Angſt und Truͤbnis geſtorben ſeyn/ werde ich gewißlich nicht der lezte uͤberbleiben. Der junge Fabius troͤſtete ihn/ er ſolte ſich ſeines unuͤberwindlichen Gemuͤhts erinnern/ dem Ungluͤk geherzt das Haͤupt bieten/ und nicht mit todes Gedanken umbgehen/ ſondern anordnen helffen/ daß ſein Freund gelabet wuͤrde. Damit trat die Stathalterin hinzu/ riſſe Frl. Sibyllen den Buſem auff/ und beſpruͤtzete ſie mit kuͤhlem Waſſer. Ladiſla ruͤttelte und ſchuͤttelte ſei- nen Herkules/ wiſchete ihm den Angſtſchweiß ab/ und beſtreich ihn mit Krafftwaſſer/ zu ihm ſagend: Mein Bruder/ haſtu Urſach gnug zuſterben/ ſo nim deinen Ladiſla mit/ der dich nimmermehr uͤberleben wird. Fabius taht ihm getraͤuen Beyſtand/ daß er endlich zu ihm ſelber kam/ und mit einem tieffen Seuffzer und halb verſchloſſenen Augen wieder zu Teutſch anfing: O du allerliebſtes Seelichen? o du unvergleichlicher Weltſchaz! ſol ich dich dann in der ewigen Seligkeit nicht ſehen? O du allerliebſtes Seelichen/ o wo biſtu? Ladiſla trat hin zu Wenzeſla/ (der wieder zun Fuͤſſen kommen wahr/ und neben den Geſan- ten diß groſſe Ungluͤk beklagete) und fragete ihn/ ob dann ſeine Frl. Schweſter todes ver- blichen waͤhre. Nein Gn. Herr/ antwortete er/ aber ſie iſt gefangen und in Raͤuber Haͤn- den. Nun dann ſagete er/ ſo ſtehet ihr ja noch zu helffen; ging wieder zu Herkules/ und ſag- te zu ihm: Mein allerliebſter Bruder/ unſere Schweſter Valiſka lebet. O Bruder o Bru- der/ antwortete er/ ertichtete Hoffnung zergehet bald; und ſagte weiter: O du aͤdle Seele/ du außbund menſchliches Geſchlechts/ waͤhreſtu doch nur vor deinem Ende zur erkaͤnt- nis deines Heylandes kommen; o ſo duͤrfteſtu die ewige Verdamnis nit ertragen. Wen- zeſla trat auch zu ihm/ ſprechend: Gewißlich Gn. Herr/ eure Frl. Sweſter lebet und iſt geſund/ nur daß ſie von etlichen Raͤubern gefangen gehalten wird. Hierauff beſan er ſich/ fuͤrchtend/ er haͤtte etwa in dieſer Angſt ſich etlicher Reden vernehmen laſſen/ wodurch ſei- ne Liebe koͤnte geargwohnet werden; ſtund auff und ſagte: Ich bin meiner Frl. Waſen uñ Schweſter ohnzweiffel mein Leben ſchuldig/ welches zu raͤchen/ ſie vor zwey jahren ſo be- reit und willig wahr/ da es die Noht erfodert haͤtte; in betrachtung deſſen/ muß ihre Ge- faͤngnis oder meines Lebensfadem gebrochen werden/ welches ich in keinem wirdigern Dienſte anzuwenden weiß. Er nahete ſich zum Tiſche/ mit einem Trunk Wein ſeine matten Geiſter zu laben/ ſahe aber das Fr. Sophia/ deren niemand acht hatte/ auff ihres H. Va- ters Stuele in der tieffſten Ohmacht ſaß/ und kein Lebenszeichen ſehen lies/ welches vor ſeinem Ladiſla zu verbergen/ er ihr den Buſem oͤffnete/ und den Wein unter das Angeſicht ſtreich/ J i ij
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Anderes Buch.
bringer ſeyn muß; ſahe hiemit Herkules ſehr traurig an/ und auff Teutſch ſagte er mit lei-
ſer Stimme zu ihm: Ach Fuͤrſt Herkules/ unſer Fraͤulein Valißka/ unſer Frl. Valißka!
damit verging ihm die Rede und der Odem zugleich. Als Herkules dieſen allerliebſten
Nahmen hoͤrete/ erſtarreten alle ſeine Gliedmaſſen/ das Gebluͤt aus allen Adern lieff ihm
zum Herzen/ daß ihm ein kalter Schweiß außbrach/ und er nur dieſe Worte ſagte: O du
allerliebſtes Seelichen! o wo biſtu/ wo biſtu? womit er ſanfftiglich zur Erden niderfiel/ uñ
unbewaͤglich liegen blieb. Frl. Sibylla ſtund ihm allernaͤheſt/ ſahe ihn ſinken/ und ward
dadurch ſo beſtuͤrzet/ daß ihr gleiche Ohmacht uͤberging/ und ſie auff ihn dahin fiel. Der
Stathalter ſahe den groſſen Jammer/ ſchlug die Haͤnde zuſammen/ und wuͤnſchete ihm
ſelber den Tod. Ladiſlaſtund wie ein Stein/ kunte weder reden noch ſchweigen/ biß ihm
ber groſſe Herzenspraſt dieſe Worte heraus draͤngete: Sol es dann alſo aus Angſt und
Truͤbnis geſtorben ſeyn/ werde ich gewißlich nicht der lezte uͤberbleiben. Der junge Fabius
troͤſtete ihn/ er ſolte ſich ſeines unuͤberwindlichen Gemuͤhts erinnern/ dem Ungluͤk geherzt
das Haͤupt bieten/ und nicht mit todes Gedanken umbgehen/ ſondern anordnen helffen/
daß ſein Freund gelabet wuͤrde. Damit trat die Stathalterin hinzu/ riſſe Frl. Sibyllen
den Buſem auff/ und beſpruͤtzete ſie mit kuͤhlem Waſſer. Ladiſla ruͤttelte und ſchuͤttelte ſei-
nen Herkules/ wiſchete ihm den Angſtſchweiß ab/ und beſtreich ihn mit Krafftwaſſer/ zu
ihm ſagend: Mein Bruder/ haſtu Urſach gnug zuſterben/ ſo nim deinen Ladiſla mit/ der
dich nimmermehr uͤberleben wird. Fabius taht ihm getraͤuen Beyſtand/ daß er endlich zu
ihm ſelber kam/ und mit einem tieffen Seuffzer und halb verſchloſſenen Augen wieder zu
Teutſch anfing: O du allerliebſtes Seelichen? o du unvergleichlicher Weltſchaz! ſol ich
dich dann in der ewigen Seligkeit nicht ſehen? O du allerliebſtes Seelichen/ o wo biſtu?
Ladiſla trat hin zu Wenzeſla/ (der wieder zun Fuͤſſen kommen wahr/ und neben den Geſan-
ten diß groſſe Ungluͤk beklagete) und fragete ihn/ ob dann ſeine Frl. Schweſter todes ver-
blichen waͤhre. Nein Gn. Herr/ antwortete er/ aber ſie iſt gefangen und in Raͤuber Haͤn-
den. Nun dann ſagete er/ ſo ſtehet ihr ja noch zu helffen; ging wieder zu Herkules/ und ſag-
te zu ihm: Mein allerliebſter Bruder/ unſere Schweſter Valiſka lebet. O Bruder o Bru-
der/ antwortete er/ ertichtete Hoffnung zergehet bald; und ſagte weiter: O du aͤdle Seele/
du außbund menſchliches Geſchlechts/ waͤhreſtu doch nur vor deinem Ende zur erkaͤnt-
nis deines Heylandes kommen; o ſo duͤrfteſtu die ewige Verdamnis nit ertragen. Wen-
zeſla trat auch zu ihm/ ſprechend: Gewißlich Gn. Herr/ eure Frl. Sweſter lebet und iſt
geſund/ nur daß ſie von etlichen Raͤubern gefangen gehalten wird. Hierauff beſan er ſich/
fuͤrchtend/ er haͤtte etwa in dieſer Angſt ſich etlicher Reden vernehmen laſſen/ wodurch ſei-
ne Liebe koͤnte geargwohnet werden; ſtund auff und ſagte: Ich bin meiner Frl. Waſen uñ
Schweſter ohnzweiffel mein Leben ſchuldig/ welches zu raͤchen/ ſie vor zwey jahren ſo be-
reit und willig wahr/ da es die Noht erfodert haͤtte; in betrachtung deſſen/ muß ihre Ge-
faͤngnis oder meines Lebensfadem gebrochen werden/ welches ich in keinem wirdigern
Dienſte anzuwenden weiß. Er nahete ſich zum Tiſche/ mit einem Trunk Wein ſeine matten
Geiſter zu laben/ ſahe aber das Fr. Sophia/ deren niemand acht hatte/ auff ihres H. Va-
ters Stuele in der tieffſten Ohmacht ſaß/ und kein Lebenszeichen ſehen lies/ welches vor
ſeinem Ladiſla zu verbergen/ er ihr den Buſem oͤffnete/ und den Wein unter das Angeſicht
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Zitationshilfe: | Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/289>, abgerufen am 16.06.2024. |