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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
zahl Geldes äidlich versprechen/ und ohn List und gefährde ehistes einliefern lassen; meine-
ten sie aber/ hiedurch noch nicht gnug versichert zu seyn/ wolte er samt seinen Jungfern sich
ihnen ergeben/ und mit ihnen in ihre Gewahrsam zihen/ biß ihnen die Lösegelder gezählet
währen/ auch zugleich verheissen/ daß es an ihrer keinem solte geeifert noch gerochen wer-
den; jedoch solten sie zuvor ihm einen leiblichen äid schwören/ und zuhalten angeloben/ dz
ihm und den seinen/ wie sie sich anjezt erbohten hätten/ an Ehr und Leben nichts widriges
solte angelegt werden; wo nicht/ währe er gänzlich entschlossen/ sich viel ehe mit Feur ver-
brennen zulassen; alsdann habt ihr nicht allein unserer euch gar nicht bemächtiget/
hatte er gesagt/ sondern werdet keinen Heller Lösegeld zugeniessen haben/ da ich euch
aus freyem Willen hundert tausend Kronen zugeben/ mich hiemit anerbiete. Fabius
der weder Böhmisch noch Teutsch verstund/ hätte auch gerne den Verlauff gewust/
deswegen Herkules jhm alles kürzlich erzählete/ und darauff von jhm gefraget ward/ wie
alt dann dieses Fräulein währe; er aber zur Antwort gab: Den Jahren nach kan sie sich
keines hohen Alters rühmen/ gestaltsam sie vor wenig Monaten ins sechzehnde Jahr jhres
Alters getreten ist; jhre Tugend aber leuchtet der Welt schon dergestalt vor/ daß wann sie
bereit graues Haar trüge/ man schwerlich ein mehres von jhr fodern könte. Aber berich-
tet uns nun weiter/ sagte er zu Neklam/ ob die Räuber den gefoderten äid auch geleistet ha-
ben. Ja gn. Herr/ antwortete er/ sie sind einträchtig vor die Kammer getreten/ und haben
solchen äid/ wie er jhnen von dem Fräulein vorgesprochen worden/ mit ausgerekten Armen
und erhobenen Fingern nachgesaget/ worauf das Frl. ganz beherzt/ die beyden Jungfern
aber sehr betrübt und mit weinenden Augen herunter gestiegen wahren/ und verwunder-
te ich mich/ sagte der Pannonische Knecht zu mir/ wie mänlich es dem ertichteten jüngling
anstund/ welchen ich zwar des vorigen Abends in weiblichen Kleidern und langen schönen
Haaren gesehen hatte/ die jhr aber jezt als einem jungen Gesellen abgeschnitten wahren.
Ich bat den Knecht/ daß er mir vergönnete auf die Kammer zusteigen/ woselbst ich unter
der Bettestet ein zusammen gewickeltes Bündlein jhrer Haar/ und diese vier guldene Rin-
ge daneben fand/ welches alles ich zu mir nam/ üm meinem gn. Könige es einzuliefern. La-
disla nam es zu sich/ und als Fabius das Haar so glänzender Goldfarbe sahe/ sagte er: Kömt
die übrige schönheit dieser Fräulein mit diesem Haar überein; so muß sie keine gleichen
haben. Herkules sahe dasselbe mit betrübten Augen an/ und fehlete wenig/ er währe vom
Pferde gesunken/ erhohlete sich doch/ und baht Ladisla/ jhm des Haars ein wenig zum Ge-
dächtnis zu verehren/ der jhm das ganze Bündlein reichete/ welches er alsbald von ander
machete/ und seinen an das Fräulein geschriebenen Brief darinnen fand/ den er allen un-
vermerket zu sich nam/ nachgehends das Haar in drey Teile legete/ gab deren zween Ladis-
la und Fabius/ den dritten und grösten behielt er vor sich/ und mit sonderlichem Eifer sagte
er: Gebe mir Gott das Glük/ dieser Schelmen mächtig zu werden/ welche das Fräulein
in die äusserste Noht/ jhr schönstes Haar abzuschneiden/ gestürzet haben/ sie sollens gewiß-
lich mit dem Halse/ und zwar nicht ohn Pein bezahlen. Von den Ringen behielt Ladisla
der Fräulein kleines Pitschier/ in dessen schwarzen Stein ein Löue mit einem zweyfachen
Herzen geschnitten wahr/ und umher der Nahme VALISCA. Die übrigen drey überliefer-
te er Herkules/ welcher nach Beschauung alsbald denselben darunter fand/ den er ihr bey

Wen-

Anderes Buch.
zahl Geldes aͤidlich verſprechen/ und ohn Liſt und gefaͤhrde ehiſtes einliefern laſſen; meine-
ten ſie aber/ hiedurch noch nicht gnug verſichert zu ſeyn/ wolte er ſamt ſeinen Jungfern ſich
ihnen ergeben/ und mit ihnen in ihre Gewahrſam zihen/ biß ihnen die Loͤſegelder gezaͤhlet
waͤhren/ auch zugleich verheiſſen/ daß es an ihrer keinem ſolte geeifert noch gerochen wer-
den; jedoch ſolten ſie zuvor ihm einen leiblichen aͤid ſchwoͤren/ und zuhalten angeloben/ dz
ihm und den ſeinen/ wie ſie ſich anjezt erbohten haͤtten/ an Ehr und Leben nichts widriges
ſolte angelegt werden; wo nicht/ waͤhre er gaͤnzlich entſchloſſen/ ſich viel ehe mit Feur ver-
brennen zulaſſen; alsdann habt ihr nicht allein unſerer euch gar nicht bemaͤchtiget/
hatte er geſagt/ ſondern werdet keinen Heller Loͤſegeld zugenieſſen haben/ da ich euch
aus freyem Willen hundert tauſend Kronen zugeben/ mich hiemit anerbiete. Fabius
der weder Boͤhmiſch noch Teutſch verſtund/ haͤtte auch gerne den Verlauff gewuſt/
deswegen Herkules jhm alles kuͤrzlich erzaͤhlete/ und darauff von jhm gefraget ward/ wie
alt dann dieſes Fraͤulein waͤhre; er aber zur Antwort gab: Den Jahren nach kan ſie ſich
keines hohen Alters ruͤhmen/ geſtaltſam ſie vor wenig Monaten ins ſechzehnde Jahr jhres
Alters getreten iſt; jhre Tugend aber leuchtet der Welt ſchon dergeſtalt vor/ daß wann ſie
bereit graues Haar truͤge/ man ſchwerlich ein mehres von jhr fodern koͤnte. Aber berich-
tet uns nun weiter/ ſagte er zu Neklam/ ob die Raͤuber den gefoderten aͤid auch geleiſtet ha-
ben. Ja gn. Herꝛ/ antwortete er/ ſie ſind eintraͤchtig vor die Kammer getreten/ und haben
ſolchen aͤid/ wie er jhnen von dem Fraͤulein vorgeſprochen worden/ mit ausgerekten Armẽ
und erhobenen Fingern nachgeſaget/ worauf das Frl. ganz beherzt/ die beyden Jungfern
aber ſehr betruͤbt und mit weinenden Augen herunter geſtiegen wahren/ und verwunder-
te ich mich/ ſagte der Pannoniſche Knecht zu mir/ wie maͤnlich es dem ertichteten juͤngling
anſtund/ welchen ich zwar des vorigen Abends in weiblichen Kleideꝛn und langen ſchoͤnen
Haaren geſehen hatte/ die jhr aber jezt als einem jungen Geſellen abgeſchnitten wahren.
Ich bat den Knecht/ daß er mir vergoͤnnete auf die Kammer zuſteigen/ woſelbſt ich unter
der Betteſtet ein zuſammen gewickeltes Buͤndlein jhrer Haar/ uñ dieſe vier guldene Rin-
ge daneben fand/ welches alles ich zu mir nam/ uͤm meinem gn. Koͤnige es einzuliefern. La-
diſla nam es zu ſich/ uñ als Fabius das Haar ſo glaͤnzender Goldfaꝛbe ſahe/ ſagte er: Koͤmt
die uͤbrige ſchoͤnheit dieſer Fraͤulein mit dieſem Haar uͤberein; ſo muß ſie keine gleichen
haben. Herkules ſahe daſſelbe mit betruͤbten Augen an/ und fehlete wenig/ er waͤhre vom
Pferde geſunken/ erhohlete ſich doch/ und baht Ladiſla/ jhm des Haars ein wenig zum Ge-
daͤchtnis zu verehren/ der jhm das ganze Buͤndlein reichete/ welches er alsbald von ander
machete/ und ſeinen an das Fraͤulein geſchriebenen Brief darinnen fand/ den er allen un-
vermerket zu ſich nam/ nachgehends das Haar in drey Teile legete/ gab deren zween Ladiſ-
la und Fabius/ den dritten und groͤſten behielt er vor ſich/ und mit ſonderlichem Eifer ſagte
er: Gebe mir Gott das Gluͤk/ dieſer Schelmen maͤchtig zu werden/ welche das Fraͤulein
in die aͤuſſerſte Noht/ jhr ſchoͤnſtes Haar abzuſchneiden/ geſtuͤrzet haben/ ſie ſollens gewiß-
lich mit dem Halſe/ und zwar nicht ohn Pein bezahlen. Von den Ringen behielt Ladiſla
der Fraͤulein kleines Pitſchier/ in deſſen ſchwarzen Stein ein Loͤue mit einem zweyfachen
Herzen geſchnitten wahr/ und umher der Nahme VALISCA. Die uͤbrigen drey uͤberliefeꝛ-
te er Herkules/ welcher nach Beſchauung alsbald denſelben darunter fand/ den er ihr bey

Wen-
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[256/0294] Anderes Buch. zahl Geldes aͤidlich verſprechen/ und ohn Liſt und gefaͤhrde ehiſtes einliefern laſſen; meine- ten ſie aber/ hiedurch noch nicht gnug verſichert zu ſeyn/ wolte er ſamt ſeinen Jungfern ſich ihnen ergeben/ und mit ihnen in ihre Gewahrſam zihen/ biß ihnen die Loͤſegelder gezaͤhlet waͤhren/ auch zugleich verheiſſen/ daß es an ihrer keinem ſolte geeifert noch gerochen wer- den; jedoch ſolten ſie zuvor ihm einen leiblichen aͤid ſchwoͤren/ und zuhalten angeloben/ dz ihm und den ſeinen/ wie ſie ſich anjezt erbohten haͤtten/ an Ehr und Leben nichts widriges ſolte angelegt werden; wo nicht/ waͤhre er gaͤnzlich entſchloſſen/ ſich viel ehe mit Feur ver- brennen zulaſſen; alsdann habt ihr nicht allein unſerer euch gar nicht bemaͤchtiget/ hatte er geſagt/ ſondern werdet keinen Heller Loͤſegeld zugenieſſen haben/ da ich euch aus freyem Willen hundert tauſend Kronen zugeben/ mich hiemit anerbiete. Fabius der weder Boͤhmiſch noch Teutſch verſtund/ haͤtte auch gerne den Verlauff gewuſt/ deswegen Herkules jhm alles kuͤrzlich erzaͤhlete/ und darauff von jhm gefraget ward/ wie alt dann dieſes Fraͤulein waͤhre; er aber zur Antwort gab: Den Jahren nach kan ſie ſich keines hohen Alters ruͤhmen/ geſtaltſam ſie vor wenig Monaten ins ſechzehnde Jahr jhres Alters getreten iſt; jhre Tugend aber leuchtet der Welt ſchon dergeſtalt vor/ daß wann ſie bereit graues Haar truͤge/ man ſchwerlich ein mehres von jhr fodern koͤnte. Aber berich- tet uns nun weiter/ ſagte er zu Neklam/ ob die Raͤuber den gefoderten aͤid auch geleiſtet ha- ben. Ja gn. Herꝛ/ antwortete er/ ſie ſind eintraͤchtig vor die Kammer getreten/ und haben ſolchen aͤid/ wie er jhnen von dem Fraͤulein vorgeſprochen worden/ mit ausgerekten Armẽ und erhobenen Fingern nachgeſaget/ worauf das Frl. ganz beherzt/ die beyden Jungfern aber ſehr betruͤbt und mit weinenden Augen herunter geſtiegen wahren/ und verwunder- te ich mich/ ſagte der Pannoniſche Knecht zu mir/ wie maͤnlich es dem ertichteten juͤngling anſtund/ welchen ich zwar des vorigen Abends in weiblichen Kleideꝛn und langen ſchoͤnen Haaren geſehen hatte/ die jhr aber jezt als einem jungen Geſellen abgeſchnitten wahren. Ich bat den Knecht/ daß er mir vergoͤnnete auf die Kammer zuſteigen/ woſelbſt ich unter der Betteſtet ein zuſammen gewickeltes Buͤndlein jhrer Haar/ uñ dieſe vier guldene Rin- ge daneben fand/ welches alles ich zu mir nam/ uͤm meinem gn. Koͤnige es einzuliefern. La- diſla nam es zu ſich/ uñ als Fabius das Haar ſo glaͤnzender Goldfaꝛbe ſahe/ ſagte er: Koͤmt die uͤbrige ſchoͤnheit dieſer Fraͤulein mit dieſem Haar uͤberein; ſo muß ſie keine gleichen haben. Herkules ſahe daſſelbe mit betruͤbten Augen an/ und fehlete wenig/ er waͤhre vom Pferde geſunken/ erhohlete ſich doch/ und baht Ladiſla/ jhm des Haars ein wenig zum Ge- daͤchtnis zu verehren/ der jhm das ganze Buͤndlein reichete/ welches er alsbald von ander machete/ und ſeinen an das Fraͤulein geſchriebenen Brief darinnen fand/ den er allen un- vermerket zu ſich nam/ nachgehends das Haar in drey Teile legete/ gab deren zween Ladiſ- la und Fabius/ den dritten und groͤſten behielt er vor ſich/ und mit ſonderlichem Eifer ſagte er: Gebe mir Gott das Gluͤk/ dieſer Schelmen maͤchtig zu werden/ welche das Fraͤulein in die aͤuſſerſte Noht/ jhr ſchoͤnſtes Haar abzuſchneiden/ geſtuͤrzet haben/ ſie ſollens gewiß- lich mit dem Halſe/ und zwar nicht ohn Pein bezahlen. Von den Ringen behielt Ladiſla der Fraͤulein kleines Pitſchier/ in deſſen ſchwarzen Stein ein Loͤue mit einem zweyfachen Herzen geſchnitten wahr/ und umher der Nahme VALISCA. Die uͤbrigen drey uͤberliefeꝛ- te er Herkules/ welcher nach Beſchauung alsbald denſelben darunter fand/ den er ihr bey Wen-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/294>, abgerufen am 22.12.2024.