Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Anderes Buch.
und versichere dich hinwiederumb/ daß deine kunfftige Dienste ich dir nach getahnen ver-
sprechen vergelten wil; kehrete sich hiemit nach Fabius/ und begehrete von ihm/ er möchte
als ein von dem Römischen Stathalter gevolmächtigter/ ihm zu Liebe und Freundschafft
diesen seinen neuen Diener Gallus frey und ehrlich/ auch aller Straffe loß und ledig spre-
chen. Dieser wahr hirzu willig/ lies ihm die Bande an Händen und Armen entzwey schnei-
den/ und erklärete ihn ehrlich/ frey/ und aller Anklage enthoben; worüber der recht büssende
Mensch höchst erfreuet/ auff seine Knie niderfiel/ und mit trähnenden Augen vor beschehe-
ne Gnade dankete; sagete; er währe nun reich und glükselig genug/ und wolte in ihren
Diensten gerne und mit freuden sterben. Sie ritten feisch fort/ biß sie endlich an die Stelle
kahmen/ da die Räuber sich geteilet hatten/ woselbst Herkules seine lieben Freunde allein
zu sich foderte/ umb zu bereden/ wie die Sachen am tuhnlichsten anzugreiffen seyn möch-
ten; aber da wahr mancherley und keine beständige Meynung/ weil niemand etwas ge-
wisses hatte/ darauff er fussen kunte/ daher Herkules zu ihnen sagete; Ich merke wol/ daß
mein Gallus hierin der beste Rahtgeber seyn wird/ rieff ihn herzu/ und befahl ihm seine Ge-
danken hierüber frey und ungescheuhet zueröffnen. Dieser aber baht sehr/ seine Gnn. Her-
ren wolten doch nach belieben rahten/ er wolte alles nach Vermögen ins Werk richten
helffen/ ob er gleich das äusserste darüber außstehen solte; dann würde ich einen Anschlag
machen/ sagte er/ und es geriete zum ärgesten/ wie ich doch nicht hoffen wolte/ möchte ich
einiger Verrähterey verdacht werden. Mein Gallus/ antwortete Herkules/ wann ich diese
Gedanken von euch hätte/ würde ich euch so ledig und loß neben mir nicht reiten lassen/
drumb lasset hören was euch dünket. Gn. Herr/ sagte er/ so bitte ich untertähnig/ mir zu
verzeihen/ wann irgend mein Vorschlag nicht beliebet seyn könte/ ausser dem wir aber un-
ser Vorhaben schwerlich erreichen werden/ dann die außspehung eurer Reuter hat mir
die Sache sehr verwirret/ und die Räuber aus der nähe in ihre heimliche Gewahrsam ge-
trieben; dahin/ währe ich der Meynung/ mich zu begeben/ und einen geträuen Menschen
eures mittels zu mir zunehmen/ welcher sichs nicht würde müssen verdriessen lassen/ mit
mir durch Hecken und Püsche zu fusse zu krichen/ und sich zu stellen/ als währe er von mir
vor einen Räuber-Landsknecht geworben; solte man dann nach seinem zustande fragen/
könte er irgend vorgeben/ er hätte einen Todschlag hie oder da begangen/ daß er flüchtig
seyn müste/ und sich im verborgenen zuhalten gezwungen würde; währe uns dann Gott
beyständig/ wie ich gänzlich hoffe/ daß wir den geraubeten Jüngling anträffen/ solte er
euch Zeit/ Ort/ und Weise eurer Ankunfft und überfals berichten/ wie ichs finden würde/
am sichersten und bequemesten zu seyn/ im falle ich sie in der Güte nicht bereden könte/ die
Gefangenen neben der Beute von sich zugeben. Sie hielten diesen Raht alle vor gut/ lobe-
ten seine vernünfftigen Anschläge/ und reizeten ihn mit grossen verheissungen zur besten-
digkeit. Und als man darüber rahtschlagete/ wer Gallus zugegeben werden solte/ schlug
Ladisla seinen Leches vor/ Fabius stimmete auff Klodius; Herkules aber baht/ man möchte
ihm die Wahl gönnen/ weichen er darzu würde düchtig erachten/ und nach bewilligung
stieg er vom Pferde/ sprechend: Ich werde mich zu dieser Abenteur selbst gebrauchen las-
sen/ und traue meinem Gott ungezweiffelt/ er werde mir Glük und guten fortgang verley-
hen. Ladisla und Fabius bahten ihn sehr/ von solchem Vorhaben abzustehen/ angesehen der

grossen

Anderes Buch.
und verſichere dich hinwiederumb/ daß deine kunfftige Dienſte ich dir nach getahnen ver-
ſprechen vergelten wil; kehrete ſich hiemit nach Fabius/ und begehrete von ihm/ er moͤchte
als ein von dem Roͤmiſchen Stathalter gevolmaͤchtigter/ ihm zu Liebe und Freundſchafft
dieſen ſeinen neuen Diener Gallus frey und ehrlich/ auch aller Straffe loß und ledig ſpre-
chen. Dieſer wahr hirzu willig/ lies ihm die Bande an Haͤnden uñ Armen entzwey ſchnei-
den/ und erklaͤrete ihn ehrlich/ frey/ uñ aller Anklage enthoben; woruͤber der recht buͤſſende
Menſch hoͤchſt erfreuet/ auff ſeine Knie niderfiel/ und mit traͤhnenden Augen vor beſchehe-
ne Gnade dankete; ſagete; er waͤhre nun reich und gluͤkſelig genug/ und wolte in ihren
Dienſten gerne und mit freuden ſterben. Sie ritten feiſch fort/ biß ſie endlich an die Stelle
kahmen/ da die Raͤuber ſich geteilet hatten/ woſelbſt Herkules ſeine lieben Freunde allein
zu ſich foderte/ umb zu bereden/ wie die Sachen am tuhnlichſten anzugreiffen ſeyn moͤch-
ten; aber da wahr mancherley und keine beſtaͤndige Meynung/ weil niemand etwas ge-
wiſſes hatte/ darauff er fuſſen kunte/ daher Herkules zu ihnen ſagete; Ich merke wol/ daß
mein Gallus hierin der beſte Rahtgeber ſeyn wird/ rieff ihn herzu/ und befahl ihm ſeine Ge-
danken hieruͤber frey und ungeſcheuhet zueroͤffnen. Dieſer aber baht ſehr/ ſeine Gñ. Her-
ren wolten doch nach belieben rahten/ er wolte alles nach Vermoͤgen ins Werk richten
helffen/ ob er gleich das aͤuſſerſte daruͤber außſtehen ſolte; dann wuͤrde ich einen Anſchlag
machen/ ſagte er/ und es geriete zum aͤrgeſten/ wie ich doch nicht hoffen wolte/ moͤchte ich
einiger Verraͤhterey verdacht werden. Mein Gallus/ antwortete Herkules/ wann ich dieſe
Gedanken von euch haͤtte/ wuͤrde ich euch ſo ledig und loß neben mir nicht reiten laſſen/
drumb laſſet hoͤren was euch duͤnket. Gn. Herr/ ſagte er/ ſo bitte ich untertaͤhnig/ mir zu
verzeihen/ wann irgend mein Vorſchlag nicht beliebet ſeyn koͤnte/ auſſer dem wir aber un-
ſer Vorhaben ſchwerlich erreichen werden/ dann die außſpehung eurer Reuter hat mir
die Sache ſehr verwirret/ und die Raͤuber aus der naͤhe in ihre heimliche Gewahrſam ge-
trieben; dahin/ waͤhre ich der Meynung/ mich zu begeben/ und einen getraͤuen Menſchen
eures mittels zu mir zunehmen/ welcher ſichs nicht wuͤrde muͤſſen verdrieſſen laſſen/ mit
mir durch Hecken und Puͤſche zu fuſſe zu krichen/ und ſich zu ſtellen/ als waͤhre er von mir
vor einen Raͤuber-Landsknecht geworben; ſolte man dann nach ſeinem zuſtande fragen/
koͤnte er irgend vorgeben/ er haͤtte einen Todſchlag hie oder da begangen/ daß er fluͤchtig
ſeyn muͤſte/ und ſich im verborgenen zuhalten gezwungen wuͤrde; waͤhre uns dann Gott
beyſtaͤndig/ wie ich gaͤnzlich hoffe/ daß wir den geraubeten Juͤngling antraͤffen/ ſolte er
euch Zeit/ Ort/ und Weiſe eurer Ankunfft und uͤberfals berichten/ wie ichs finden wuͤrde/
am ſicherſten und bequemeſten zu ſeyn/ im falle ich ſie in der Guͤte nicht bereden koͤnte/ die
Gefangenen neben der Beute von ſich zugeben. Sie hielten dieſen Raht alle vor gut/ lobe-
ten ſeine vernuͤnfftigen Anſchlaͤge/ und reizeten ihn mit groſſen verheiſſungen zur beſten-
digkeit. Und als man daruͤber rahtſchlagete/ wer Gallus zugegeben werden ſolte/ ſchlug
Ladiſla ſeinen Leches vor/ Fabius ſtimmete auff Klodius; Herkules aber baht/ man moͤchte
ihm die Wahl goͤnnen/ weichen er darzu wuͤrde duͤchtig erachten/ und nach bewilligung
ſtieg er vom Pferde/ ſprechend: Ich werde mich zu dieſer Abenteur ſelbſt gebrauchen laſ-
ſen/ und traue meinem Gott ungezweiffelt/ er werde mir Gluͤk und guten fortgang verley-
hen. Ladiſla und Fabius bahten ihn ſehr/ von ſolchem Vorhaben abzuſtehen/ angeſehen der

groſſen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0309" n="271"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anderes Buch.</hi></fw><lb/>
und ver&#x017F;ichere dich hinwiederumb/ daß deine kunfftige Dien&#x017F;te ich dir nach getahnen ver-<lb/>
&#x017F;prechen vergelten wil; kehrete &#x017F;ich hiemit nach Fabius/ und begehrete von ihm/ er mo&#x0364;chte<lb/>
als ein von dem Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Stathalter gevolma&#x0364;chtigter/ ihm zu Liebe und Freund&#x017F;chafft<lb/>
die&#x017F;en &#x017F;einen neuen Diener Gallus frey und ehrlich/ auch aller Straffe loß und ledig &#x017F;pre-<lb/>
chen. Die&#x017F;er wahr hirzu willig/ lies ihm die Bande an Ha&#x0364;nden un&#x0303; Armen entzwey &#x017F;chnei-<lb/>
den/ und erkla&#x0364;rete ihn ehrlich/ frey/ un&#x0303; aller Anklage enthoben; woru&#x0364;ber der recht bu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ende<lb/>
Men&#x017F;ch ho&#x0364;ch&#x017F;t erfreuet/ auff &#x017F;eine Knie niderfiel/ und mit tra&#x0364;hnenden Augen vor be&#x017F;chehe-<lb/>
ne Gnade dankete; &#x017F;agete; er wa&#x0364;hre nun reich und glu&#x0364;k&#x017F;elig genug/ und wolte in ihren<lb/>
Dien&#x017F;ten gerne und mit freuden &#x017F;terben. Sie ritten fei&#x017F;ch fort/ biß &#x017F;ie endlich an die Stelle<lb/>
kahmen/ da die Ra&#x0364;uber &#x017F;ich geteilet hatten/ wo&#x017F;elb&#x017F;t Herkules &#x017F;eine lieben Freunde allein<lb/>
zu &#x017F;ich foderte/ umb zu bereden/ wie die Sachen am tuhnlich&#x017F;ten anzugreiffen &#x017F;eyn mo&#x0364;ch-<lb/>
ten; aber da wahr mancherley und keine be&#x017F;ta&#x0364;ndige Meynung/ weil niemand etwas ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;es hatte/ darauff er fu&#x017F;&#x017F;en kunte/ daher Herkules zu ihnen &#x017F;agete; Ich merke wol/ daß<lb/>
mein Gallus hierin der be&#x017F;te Rahtgeber &#x017F;eyn wird/ rieff ihn herzu/ und befahl ihm &#x017F;eine Ge-<lb/>
danken hieru&#x0364;ber frey und unge&#x017F;cheuhet zuero&#x0364;ffnen. Die&#x017F;er aber baht &#x017F;ehr/ &#x017F;eine Gn&#x0303;. Her-<lb/>
ren wolten doch nach belieben rahten/ er wolte alles nach Vermo&#x0364;gen ins Werk richten<lb/>
helffen/ ob er gleich das a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;te daru&#x0364;ber auß&#x017F;tehen &#x017F;olte; dann wu&#x0364;rde ich einen An&#x017F;chlag<lb/>
machen/ &#x017F;agte er/ und es geriete zum a&#x0364;rge&#x017F;ten/ wie ich doch nicht hoffen wolte/ mo&#x0364;chte ich<lb/>
einiger Verra&#x0364;hterey verdacht werden. Mein Gallus/ antwortete Herkules/ wann ich die&#x017F;e<lb/>
Gedanken von euch ha&#x0364;tte/ wu&#x0364;rde ich euch &#x017F;o ledig und loß neben mir nicht reiten la&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
drumb la&#x017F;&#x017F;et ho&#x0364;ren was euch du&#x0364;nket. Gn. Herr/ &#x017F;agte er/ &#x017F;o bitte ich unterta&#x0364;hnig/ mir zu<lb/>
verzeihen/ wann irgend mein Vor&#x017F;chlag nicht beliebet &#x017F;eyn ko&#x0364;nte/ au&#x017F;&#x017F;er dem wir aber un-<lb/>
&#x017F;er Vorhaben &#x017F;chwerlich erreichen werden/ dann die auß&#x017F;pehung eurer Reuter hat mir<lb/>
die Sache &#x017F;ehr verwirret/ und die Ra&#x0364;uber aus der na&#x0364;he in ihre heimliche Gewahr&#x017F;am ge-<lb/>
trieben; dahin/ wa&#x0364;hre ich der Meynung/ mich zu begeben/ und einen getra&#x0364;uen Men&#x017F;chen<lb/>
eures mittels zu mir zunehmen/ welcher &#x017F;ichs nicht wu&#x0364;rde mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en verdrie&#x017F;&#x017F;en la&#x017F;&#x017F;en/ mit<lb/>
mir durch Hecken und Pu&#x0364;&#x017F;che zu fu&#x017F;&#x017F;e zu krichen/ und &#x017F;ich zu &#x017F;tellen/ als wa&#x0364;hre er von mir<lb/>
vor einen Ra&#x0364;uber-Landsknecht geworben; &#x017F;olte man dann nach &#x017F;einem zu&#x017F;tande fragen/<lb/>
ko&#x0364;nte er irgend vorgeben/ er ha&#x0364;tte einen Tod&#x017F;chlag hie oder da begangen/ daß er flu&#x0364;chtig<lb/>
&#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;te/ und &#x017F;ich im verborgenen zuhalten gezwungen wu&#x0364;rde; wa&#x0364;hre uns dann Gott<lb/>
bey&#x017F;ta&#x0364;ndig/ wie ich ga&#x0364;nzlich hoffe/ daß wir den geraubeten Ju&#x0364;ngling antra&#x0364;ffen/ &#x017F;olte er<lb/>
euch Zeit/ Ort/ und Wei&#x017F;e eurer Ankunfft und u&#x0364;berfals berichten/ wie ichs finden wu&#x0364;rde/<lb/>
am &#x017F;icher&#x017F;ten und bequeme&#x017F;ten zu &#x017F;eyn/ im falle ich &#x017F;ie in der Gu&#x0364;te nicht bereden ko&#x0364;nte/ die<lb/>
Gefangenen neben der Beute von &#x017F;ich zugeben. Sie hielten die&#x017F;en Raht alle vor gut/ lobe-<lb/>
ten &#x017F;eine vernu&#x0364;nfftigen An&#x017F;chla&#x0364;ge/ und reizeten ihn mit gro&#x017F;&#x017F;en verhei&#x017F;&#x017F;ungen zur be&#x017F;ten-<lb/>
digkeit. Und als man daru&#x0364;ber raht&#x017F;chlagete/ wer Gallus zugegeben werden &#x017F;olte/ &#x017F;chlug<lb/>
Ladi&#x017F;la &#x017F;einen Leches vor/ Fabius &#x017F;timmete auff Klodius; Herkules aber baht/ man mo&#x0364;chte<lb/>
ihm die Wahl go&#x0364;nnen/ weichen er darzu wu&#x0364;rde du&#x0364;chtig erachten/ und nach bewilligung<lb/>
&#x017F;tieg er vom Pferde/ &#x017F;prechend: Ich werde mich zu die&#x017F;er Abenteur &#x017F;elb&#x017F;t gebrauchen la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ und traue meinem Gott ungezweiffelt/ er werde mir Glu&#x0364;k und guten fortgang verley-<lb/>
hen. Ladi&#x017F;la und Fabius bahten ihn &#x017F;ehr/ von &#x017F;olchem Vorhaben abzu&#x017F;tehen/ ange&#x017F;ehen der<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gro&#x017F;&#x017F;en</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[271/0309] Anderes Buch. und verſichere dich hinwiederumb/ daß deine kunfftige Dienſte ich dir nach getahnen ver- ſprechen vergelten wil; kehrete ſich hiemit nach Fabius/ und begehrete von ihm/ er moͤchte als ein von dem Roͤmiſchen Stathalter gevolmaͤchtigter/ ihm zu Liebe und Freundſchafft dieſen ſeinen neuen Diener Gallus frey und ehrlich/ auch aller Straffe loß und ledig ſpre- chen. Dieſer wahr hirzu willig/ lies ihm die Bande an Haͤnden uñ Armen entzwey ſchnei- den/ und erklaͤrete ihn ehrlich/ frey/ uñ aller Anklage enthoben; woruͤber der recht buͤſſende Menſch hoͤchſt erfreuet/ auff ſeine Knie niderfiel/ und mit traͤhnenden Augen vor beſchehe- ne Gnade dankete; ſagete; er waͤhre nun reich und gluͤkſelig genug/ und wolte in ihren Dienſten gerne und mit freuden ſterben. Sie ritten feiſch fort/ biß ſie endlich an die Stelle kahmen/ da die Raͤuber ſich geteilet hatten/ woſelbſt Herkules ſeine lieben Freunde allein zu ſich foderte/ umb zu bereden/ wie die Sachen am tuhnlichſten anzugreiffen ſeyn moͤch- ten; aber da wahr mancherley und keine beſtaͤndige Meynung/ weil niemand etwas ge- wiſſes hatte/ darauff er fuſſen kunte/ daher Herkules zu ihnen ſagete; Ich merke wol/ daß mein Gallus hierin der beſte Rahtgeber ſeyn wird/ rieff ihn herzu/ und befahl ihm ſeine Ge- danken hieruͤber frey und ungeſcheuhet zueroͤffnen. Dieſer aber baht ſehr/ ſeine Gñ. Her- ren wolten doch nach belieben rahten/ er wolte alles nach Vermoͤgen ins Werk richten helffen/ ob er gleich das aͤuſſerſte daruͤber außſtehen ſolte; dann wuͤrde ich einen Anſchlag machen/ ſagte er/ und es geriete zum aͤrgeſten/ wie ich doch nicht hoffen wolte/ moͤchte ich einiger Verraͤhterey verdacht werden. Mein Gallus/ antwortete Herkules/ wann ich dieſe Gedanken von euch haͤtte/ wuͤrde ich euch ſo ledig und loß neben mir nicht reiten laſſen/ drumb laſſet hoͤren was euch duͤnket. Gn. Herr/ ſagte er/ ſo bitte ich untertaͤhnig/ mir zu verzeihen/ wann irgend mein Vorſchlag nicht beliebet ſeyn koͤnte/ auſſer dem wir aber un- ſer Vorhaben ſchwerlich erreichen werden/ dann die außſpehung eurer Reuter hat mir die Sache ſehr verwirret/ und die Raͤuber aus der naͤhe in ihre heimliche Gewahrſam ge- trieben; dahin/ waͤhre ich der Meynung/ mich zu begeben/ und einen getraͤuen Menſchen eures mittels zu mir zunehmen/ welcher ſichs nicht wuͤrde muͤſſen verdrieſſen laſſen/ mit mir durch Hecken und Puͤſche zu fuſſe zu krichen/ und ſich zu ſtellen/ als waͤhre er von mir vor einen Raͤuber-Landsknecht geworben; ſolte man dann nach ſeinem zuſtande fragen/ koͤnte er irgend vorgeben/ er haͤtte einen Todſchlag hie oder da begangen/ daß er fluͤchtig ſeyn muͤſte/ und ſich im verborgenen zuhalten gezwungen wuͤrde; waͤhre uns dann Gott beyſtaͤndig/ wie ich gaͤnzlich hoffe/ daß wir den geraubeten Juͤngling antraͤffen/ ſolte er euch Zeit/ Ort/ und Weiſe eurer Ankunfft und uͤberfals berichten/ wie ichs finden wuͤrde/ am ſicherſten und bequemeſten zu ſeyn/ im falle ich ſie in der Guͤte nicht bereden koͤnte/ die Gefangenen neben der Beute von ſich zugeben. Sie hielten dieſen Raht alle vor gut/ lobe- ten ſeine vernuͤnfftigen Anſchlaͤge/ und reizeten ihn mit groſſen verheiſſungen zur beſten- digkeit. Und als man daruͤber rahtſchlagete/ wer Gallus zugegeben werden ſolte/ ſchlug Ladiſla ſeinen Leches vor/ Fabius ſtimmete auff Klodius; Herkules aber baht/ man moͤchte ihm die Wahl goͤnnen/ weichen er darzu wuͤrde duͤchtig erachten/ und nach bewilligung ſtieg er vom Pferde/ ſprechend: Ich werde mich zu dieſer Abenteur ſelbſt gebrauchen laſ- ſen/ und traue meinem Gott ungezweiffelt/ er werde mir Gluͤk und guten fortgang verley- hen. Ladiſla und Fabius bahten ihn ſehr/ von ſolchem Vorhaben abzuſtehen/ angeſehen der groſſen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/309
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/309>, abgerufen am 22.12.2024.