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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
Jahr lang in solcher Gottlosigkeit verblieben/ und euch nicht wieder durch herzliche Reu
angemeldet/ und zur Christlichen Kirchen begeben habt; trauet mir/ daß alle eure Boß-
heit/ die ihr mit Stehlen/ Rauben/ Morden oder sonsten begangen/ gegen diese
Sünde nicht eins zurechnen sey/ dann jenes beleidiget eigentlich die Menschen/ dieses
aber ist schnuhrgerade wieder GOtt im Himmel selbst gerichtet. Jedoch; ist es euch
von Herzen leid/ und habt jhr den steifen Vorsaz/ diese Sünde der Verleugnung nimmer-
mehr wieder zu begehen/ sondern bey eurem Heylande in Schande und Ehre/ in Glük und
Wiederwärtigkeit fest zu halten/ so das weder Feur noch Schwert/ Wasser noch Strik/
Angst noch Pein euch davon scheiden sol; daneben auch aller Boßheit/ so viel mensch-und
möglich/ euch hinfüro zuenthalten/ und mit wahrem Glauben dem Sohn Gottes anzu-
hangen/ auch ein Christliches Gottseliges Leben zu führen gesonnen seyd/ so verspreche ich
euch/ daß Christus solche und alle andere Sünde/ keine ausgenommen/ euch gnädig verzi-
hen/ und in die tieffe des Meers versenket hat. O wolte Gott/ sagte Gallus/ daß ich dieses
gläuben/ und in mein Herz fassen könte/ wie gerne wolte ich mich selber bey den Richtern
vor einen Christen angeben/ und zu aller zeitlichen Pein und Straffe meinen Leib frölich
darbieten. Dieses müsset jhr gläuben sagte Herkules/ und was hält euch abe/ daß jhrs nicht
in euer Herz bringen könnet? Gallus antwortete: O der schwere Stein meiner Sünden/
welcher mich hinunter biß in die unterste Helle drücket! Eure Sünde? sagte Herkules/
wisset jhr nicht/ das Jesus in die Welt kommen ist/ nicht üm der Frommen oder Gerech-
ten/ sondern ümb der Sünder willen? Spricht er nicht selber/ er sey kommen/ zu suchen
was verlohren wahr? Ja/ lässet er nicht ümb eines einzigen verlohrnen Schaffes willen
die ganze Herde in der Wüsten/ und gehet diesem nach/ biß ers finde/ leget es hernach auff
seine Achseln mit Freuden/ und träget es wieder hin in seinen Schaffstal/ da es das Leben und
volle Gnüge haben muß? Was saget jhr mir dann von euren Sünden? Solte die den Gna-
denbrun der Barmherzigkeit Gottes wol ausgetroknet haben? Lasset jhr nur abe vom bö-
sen/ bereuet eure übertretung/ eure verleugnung und übeltahten/ und kehret euch wieder hin
zu dem/ welchen jhr aus Fleisches Schwacheit/ nicht aus frevelmühtiger Boßheit verleug-
net habet; Wann dann eure Sünde gleich Blutroht sind/ sollen sie doch Schneweis wer-
den/ wann sie sind wie Rosinfarbe/ sollen sie wie die weisse Wolle werden. Dieses spricht
Gott selber/ der Mund der unsträflichen Warheit/ der nicht liegen kan/ und unmöglich ist/
daß er liegen solte. Höret höret/ wie Christus Jesus euch und eures gleichen ruffet: Kom-
met her zu mir alle die jhr mühselig und beladen seyd/ ich wil/ nicht allein ich kan/ sondern ich
wil/ ich wil euch erquicken. Zweifelt jhr ferner/ ob der Sohn Gottes eine solche Sünde/ ei-
ne solche Verleugnung euch vergeben wolle? Sehet an die den HErrn selbstgekreuziget
haben/ wie hart sündigeten die? Noch dannoch vergab er jhnen nicht allein gerne und wil-
lig/ noch ehe sie jhn darumb ersucheten/ sondern er baht auch vor sie zu Gott seinem himli-
schen Vater. Und deucht euch auch dieses noch nicht gnug? Ey so nehmet vor euch den
Apostel und Jünger des HErrn den Petrus: wahr derselbe nicht etliche Jahr mit dem
HErrn ümher gereiset? Hatte er nicht seine Zeichen und Wunder gesehen? Ja hatte er
nicht bekennet/ du bist Christ der Sohn des lebendigen Gottes? Vermaß er endlich sich
nicht gar/ mit jhm in Gefängnis und in den Tod zu gehen? Gallus sagete: Mein Herr/ ich

erinne-
M m ij

Anderes Buch.
Jahr lang in ſolcher Gottloſigkeit verblieben/ und euch nicht wieder durch herzliche Reu
angemeldet/ und zur Chriſtlichen Kirchen begeben habt; trauet mir/ daß alle eure Boß-
heit/ die ihr mit Stehlen/ Rauben/ Morden oder ſonſten begangen/ gegen dieſe
Suͤnde nicht eins zurechnen ſey/ dann jenes beleidiget eigentlich die Menſchen/ dieſes
aber iſt ſchnuhrgerade wieder GOtt im Himmel ſelbſt gerichtet. Jedoch; iſt es euch
von Herzen leid/ und habt jhr den ſteifen Vorſaz/ dieſe Suͤnde der Verleugnung nimmer-
mehr wieder zu begehen/ ſondern bey eurem Heylande in Schande und Ehre/ in Gluͤk uñ
Wiederwaͤrtigkeit feſt zu halten/ ſo das weder Feur noch Schwert/ Waſſer noch Strik/
Angſt noch Pein euch davon ſcheiden ſol; daneben auch aller Boßheit/ ſo viel menſch-uñ
moͤglich/ euch hinfuͤro zuenthalten/ und mit wahrem Glauben dem Sohn Gottes anzu-
hangen/ auch ein Chriſtliches Gottſeliges Leben zu fuͤhren geſonnen ſeyd/ ſo verſpreche ich
euch/ daß Chriſtus ſolche und alle andere Suͤnde/ keine ausgenommen/ euch gnaͤdig verzi-
hen/ und in die tieffe des Meers verſenket hat. O wolte Gott/ ſagte Gallus/ daß ich dieſes
glaͤuben/ und in mein Herz faſſen koͤnte/ wie gerne wolte ich mich ſelber bey den Richtern
vor einen Chriſten angeben/ und zu aller zeitlichen Pein und Straffe meinen Leib froͤlich
darbieten. Dieſes muͤſſet jhr glaͤuben ſagte Heꝛkules/ und was haͤlt euch abe/ daß jhrs nicht
in euer Herz bringen koͤnnet? Gallus antwortete: O der ſchwere Stein meiner Suͤnden/
welcher mich hinunter biß in die unterſte Helle druͤcket! Eure Suͤnde? ſagte Herkules/
wiſſet jhr nicht/ das Jeſus in die Welt kommen iſt/ nicht uͤm der Frommen oder Gerech-
ten/ ſondern uͤmb der Suͤnder willen? Spricht er nicht ſelber/ er ſey kommen/ zu ſuchen
was verlohren wahr? Ja/ laͤſſet er nicht uͤmb eines einzigen verlohrnen Schaffes willen
die ganze Herde in der Wuͤſten/ und gehet dieſem nach/ biß ers finde/ leget es hernach auff
ſeine Achſeln mit Freudẽ/ und traͤget es wieder hin in ſeinen Schaffſtal/ da es das Leben uñ
volle Gnuͤge habẽ muß? Was ſaget jhr mir dañ von euren Suͤnden? Solte die den Gna-
denbrun der Barmherzigkeit Gottes wol ausgetroknet haben? Laſſet jhr nur abe vom boͤ-
ſen/ bereuet eure uͤbertretung/ euꝛe verleugnung und uͤbeltahten/ und kehret euch wieder hin
zu dem/ welchen jhr aus Fleiſches Schwacheit/ nicht aus frevelmuͤhtiger Boßheit veꝛleug-
net habet; Wann dann eure Suͤnde gleich Blutroht ſind/ ſollen ſie doch Schneweis wer-
den/ wann ſie ſind wie Roſinfarbe/ ſollen ſie wie die weiſſe Wolle werden. Dieſes ſpricht
Gott ſelber/ der Mund der unſtraͤflichen Warheit/ der nicht liegen kan/ und unmoͤglich iſt/
daß er liegen ſolte. Hoͤret hoͤret/ wie Chriſtus Jeſus euch und eures gleichen ruffet: Kom-
met her zu mir alle die jhr muͤhſelig uñ beladen ſeyd/ ich wil/ nicht allein ich kan/ ſondern ich
wil/ ich wil euch erquicken. Zweifelt jhr ferner/ ob der Sohn Gottes eine ſolche Suͤnde/ ei-
ne ſolche Verleugnung euch vergeben wolle? Sehet an die den HErꝛn ſelbſtgekreuziget
haben/ wie hart ſuͤndigeten die? Noch dannoch vergab eꝛ jhnen nicht allein gerne und wil-
lig/ noch ehe ſie jhn darumb erſucheten/ ſondern er baht auch vor ſie zu Gott ſeinem himli-
ſchen Vater. Und deucht euch auch dieſes noch nicht gnug? Ey ſo nehmet vor euch den
Apoſtel und Juͤnger des HErꝛn den Petrus: wahr derſelbe nicht etliche Jahr mit dem
HErꝛn uͤmher gereiſet? Hatte er nicht ſeine Zeichen und Wunder geſehen? Ja hatte er
nicht bekennet/ du biſt Chriſt der Sohn des lebendigen Gottes? Vermaß er endlich ſich
nicht gar/ mit jhm in Gefaͤngnis und in den Tod zu gehen? Gallus ſagete: Mein Herꝛ/ ich

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[275/0313] Anderes Buch. Jahr lang in ſolcher Gottloſigkeit verblieben/ und euch nicht wieder durch herzliche Reu angemeldet/ und zur Chriſtlichen Kirchen begeben habt; trauet mir/ daß alle eure Boß- heit/ die ihr mit Stehlen/ Rauben/ Morden oder ſonſten begangen/ gegen dieſe Suͤnde nicht eins zurechnen ſey/ dann jenes beleidiget eigentlich die Menſchen/ dieſes aber iſt ſchnuhrgerade wieder GOtt im Himmel ſelbſt gerichtet. Jedoch; iſt es euch von Herzen leid/ und habt jhr den ſteifen Vorſaz/ dieſe Suͤnde der Verleugnung nimmer- mehr wieder zu begehen/ ſondern bey eurem Heylande in Schande und Ehre/ in Gluͤk uñ Wiederwaͤrtigkeit feſt zu halten/ ſo das weder Feur noch Schwert/ Waſſer noch Strik/ Angſt noch Pein euch davon ſcheiden ſol; daneben auch aller Boßheit/ ſo viel menſch-uñ moͤglich/ euch hinfuͤro zuenthalten/ und mit wahrem Glauben dem Sohn Gottes anzu- hangen/ auch ein Chriſtliches Gottſeliges Leben zu fuͤhren geſonnen ſeyd/ ſo verſpreche ich euch/ daß Chriſtus ſolche und alle andere Suͤnde/ keine ausgenommen/ euch gnaͤdig verzi- hen/ und in die tieffe des Meers verſenket hat. O wolte Gott/ ſagte Gallus/ daß ich dieſes glaͤuben/ und in mein Herz faſſen koͤnte/ wie gerne wolte ich mich ſelber bey den Richtern vor einen Chriſten angeben/ und zu aller zeitlichen Pein und Straffe meinen Leib froͤlich darbieten. Dieſes muͤſſet jhr glaͤuben ſagte Heꝛkules/ und was haͤlt euch abe/ daß jhrs nicht in euer Herz bringen koͤnnet? Gallus antwortete: O der ſchwere Stein meiner Suͤnden/ welcher mich hinunter biß in die unterſte Helle druͤcket! Eure Suͤnde? ſagte Herkules/ wiſſet jhr nicht/ das Jeſus in die Welt kommen iſt/ nicht uͤm der Frommen oder Gerech- ten/ ſondern uͤmb der Suͤnder willen? Spricht er nicht ſelber/ er ſey kommen/ zu ſuchen was verlohren wahr? Ja/ laͤſſet er nicht uͤmb eines einzigen verlohrnen Schaffes willen die ganze Herde in der Wuͤſten/ und gehet dieſem nach/ biß ers finde/ leget es hernach auff ſeine Achſeln mit Freudẽ/ und traͤget es wieder hin in ſeinen Schaffſtal/ da es das Leben uñ volle Gnuͤge habẽ muß? Was ſaget jhr mir dañ von euren Suͤnden? Solte die den Gna- denbrun der Barmherzigkeit Gottes wol ausgetroknet haben? Laſſet jhr nur abe vom boͤ- ſen/ bereuet eure uͤbertretung/ euꝛe verleugnung und uͤbeltahten/ und kehret euch wieder hin zu dem/ welchen jhr aus Fleiſches Schwacheit/ nicht aus frevelmuͤhtiger Boßheit veꝛleug- net habet; Wann dann eure Suͤnde gleich Blutroht ſind/ ſollen ſie doch Schneweis wer- den/ wann ſie ſind wie Roſinfarbe/ ſollen ſie wie die weiſſe Wolle werden. Dieſes ſpricht Gott ſelber/ der Mund der unſtraͤflichen Warheit/ der nicht liegen kan/ und unmoͤglich iſt/ daß er liegen ſolte. Hoͤret hoͤret/ wie Chriſtus Jeſus euch und eures gleichen ruffet: Kom- met her zu mir alle die jhr muͤhſelig uñ beladen ſeyd/ ich wil/ nicht allein ich kan/ ſondern ich wil/ ich wil euch erquicken. Zweifelt jhr ferner/ ob der Sohn Gottes eine ſolche Suͤnde/ ei- ne ſolche Verleugnung euch vergeben wolle? Sehet an die den HErꝛn ſelbſtgekreuziget haben/ wie hart ſuͤndigeten die? Noch dannoch vergab eꝛ jhnen nicht allein gerne und wil- lig/ noch ehe ſie jhn darumb erſucheten/ ſondern er baht auch vor ſie zu Gott ſeinem himli- ſchen Vater. Und deucht euch auch dieſes noch nicht gnug? Ey ſo nehmet vor euch den Apoſtel und Juͤnger des HErꝛn den Petrus: wahr derſelbe nicht etliche Jahr mit dem HErꝛn uͤmher gereiſet? Hatte er nicht ſeine Zeichen und Wunder geſehen? Ja hatte er nicht bekennet/ du biſt Chriſt der Sohn des lebendigen Gottes? Vermaß er endlich ſich nicht gar/ mit jhm in Gefaͤngnis und in den Tod zu gehen? Gallus ſagete: Mein Herꝛ/ ich erinne- M m ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/313>, abgerufen am 22.12.2024.