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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
erinnere mich sehr wol/ dieses alles in meiner Jugend gehöret zu haben. Je wisset jhr dann
nicht/ fuhr Herkules fort/ daß eben dieser Petrus seinen HErrn und Meister verleugnete?
Nicht aus furcht vor dem Feur/ wie jhr getahn/ sondern da er durch einer armen Magd
stimme vom Feur/ dabey er sich wärmete/ hinweg getrieben/ und nur bloß gefraget ward/
ob er deren einer währe/ die dem JEsus von Nazareth zu folgen pflegeten; sehet was vor
ein Fall wahr dieser. Nicht desto weniger nam jhn der HErr stündlich wieder zu Gnaden
an/ da er seine Sünde herzlich beweinete; ja noch ehe dann er sie beweinete. O du grund-
gütiger Gott/ sagte hierauff Gallus/ so biß doch auch mir armen Sünder/ mir boßhaftigen
Verleugner/ mir Räuber und Mörder/ gnädig und barmherzig/ und laß meine Beichte
und Busse dir zu herzen gehen/ wie du des Mörders seine/ welcher mit dir gekreuziget ward/
dir zu herzen gehen liessest; fing damit an so bitterlich zu weinen/ daß Herkules ein grosses
Mitleiden mit jhm trug/ und zu jhm sagete: Seyd versichert/ mein Gallus/ daß JEsus der
Sohn Gottes diese eure Trähnen durch den heiligen Geist in euch wirket/ und trauet Ihm
nur gewiß/ daß Er euch alle eure Sünde aus Gnaden verzihen und vergeben hat/ laut Sei-
ner teuren Verheissung/ Er wolle deren keinen hinaus stossen/ die durch wahre Reu und
Busse in wahrem Glauben zu Ihm kommen. O ja mein Herr/ antwortete er/ mein Herz
empfindet schon die Gegenwart der Barmherzigkeit Gottes/ daher mir eine solche Freu-
digkeit entstehet/ als ob ich von neuen gebohren währe/ und in der allergrösten Himmels-
Freude schon sässe. Dieses/ sagte Herkules/ ist eben das Zeugnis/ daß wir Gottes Kinder
sind/ wann unser Geist durch den Geist Gottes also auffgerichtet/ und aus dem Sumpfe
der Verzweifelung hervorgerissen wird/ dann ein jeder der wirklich in den Bund Gottes
auffgenommen ist/ und in wahrem Glauben seinem Erlöser anhanget/ dessen Herz kan durch-
aus/ auch in der allergrössesten Wiederwertigkeit/ der geistlichen Freude nicht beraubet
werden/ massen alles was die Weltweisen oder Irdisch-Gelehrten von dem höchsten Gu-
te schreiben/ und dessen doch das allergeringste nicht geniessen/ daß findet sich alles bey eines
Christen Seele/ die in Gott gestärket ist/ welches aber nicht aus unser Krafft und Erwer-
bung/ sondern einzig und allein aus dem Gnadenschaz Gottes herrühret. O das muß ein
überaus gnädiger Gott seyn/ sagete Gallus/ der die groben mutwilligen Sünder ümsonst
wieder zu Gnaden annimt; ja antwortete Herkules/ wann es an unser seite nicht ümsonst
geschähe/ so geschähe es nimmermehr; gestaltsam nichts düchtiges an uns ist/ welches
Gottes Güte erwerben könte; daher meldet auch die Heilige Schrifft/ der Sohn Gottes
sey vor uns gestorben/ da wir noch Sünder/ ja da wir noch seine Feinde wahren/ anzudeu-
ten/ daß das Werk unser Begnadigung ohn alles unser Zutuhn geschehen sey. Gallus sage-
te; mein Herr/ ich habe mich nach meiner Verleugnung allemahl vor Gottes gesträngem
Recht gefürchtet/ und nicht gewust/ daß seine Barmherzigkeit demselben begegnen und sel-
biges stillen könte. Billich fürchtet sich ein Mensch vor Gottes Gerechtigkeit/ sagete Herku-
les/ als oft er seine unwirdigkeit betrachtet; aber daß jhr euch darein recht zuschicken wisset/
so nehmet diesen kurzen Bericht ein/ der euch nun in einer kindlichen Furcht stärken/ und die
knechtische schüchternheit abnehmen wird; es ist freylich Gott der HErr beydes eingerechter
und zugleich ein barmherziger Gott/ bleibet auch in alle Ewigkeit so wol gerecht als barm-
herzig; Und weil wir Menschen alle miteinander die Gerechtigkeit Gottes mit unsern Sün-

den

Anderes Buch.
erinnere mich ſehr wol/ dieſes alles in meiner Jugend gehoͤret zu haben. Je wiſſet jhr dañ
nicht/ fuhr Herkules fort/ daß eben dieſer Petrus ſeinen HErꝛn und Meiſter verleugnete?
Nicht aus furcht vor dem Feur/ wie jhr getahn/ ſondern da er durch einer armen Magd
ſtimme vom Feur/ dabey er ſich waͤrmete/ hinweg getrieben/ und nur bloß gefraget ward/
ob er deren einer waͤhre/ die dem JEſus von Nazareth zu folgen pflegeten; ſehet was vor
ein Fall wahr dieſer. Nicht deſto weniger nam jhn der HErꝛ ſtuͤndlich wieder zu Gnaden
an/ da er ſeine Suͤnde herzlich beweinete; ja noch ehe dann er ſie beweinete. O du grund-
guͤtiger Gott/ ſagte hierauff Gallus/ ſo biß doch auch mir armen Suͤnder/ mir boßhaftigen
Verleugner/ mir Raͤuber und Moͤrder/ gnaͤdig und barmherzig/ und laß meine Beichte
und Buſſe dir zu herzen gehen/ wie du des Moͤrdeꝛs ſeine/ welcheꝛ mit dir gekreuziget waꝛd/
dir zu herzen gehen lieſſeſt; fing damit an ſo bitterlich zu weinen/ daß Herkules ein groſſes
Mitleiden mit jhm trug/ und zu jhm ſagete: Seyd verſichert/ mein Gallus/ daß JEſus der
Sohn Gottes dieſe eure Traͤhnen durch den heiligen Geiſt in euch wirket/ uñ trauet Ihm
nur gewiß/ daß Er euch alle eure Suͤnde aus Gnaden verzihen uñ vergeben hat/ laut Sei-
ner teuren Verheiſſung/ Er wolle deren keinen hinaus ſtoſſen/ die durch wahre Reu und
Buſſe in wahrem Glauben zu Ihm kommen. O ja mein Herꝛ/ antwortete er/ mein Herz
empfindet ſchon die Gegenwart der Barmherzigkeit Gottes/ daher mir eine ſolche Freu-
digkeit entſtehet/ als ob ich von neuen gebohren waͤhre/ und in der allergroͤſten Himmels-
Freude ſchon ſaͤſſe. Dieſes/ ſagte Herkules/ iſt eben das Zeugnis/ daß wir Gottes Kinder
ſind/ wann unſer Geiſt durch den Geiſt Gottes alſo auffgerichtet/ und aus dem Sumpfe
der Verzweifelung hervorgeriſſen wird/ dann ein jeder der wirklich in den Bund Gottes
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aus/ auch in der allergroͤſſeſten Wiederwertigkeit/ der geiſtlichen Freude nicht beraubet
werden/ maſſen alles was die Weltweiſen oder Irdiſch-Gelehrten von dem hoͤchſten Gu-
te ſchꝛeiben/ und deſſen doch das alleꝛgeringſte nicht genieſſen/ daß findet ſich alles bey eines
Chriſten Seele/ die in Gott geſtaͤrket iſt/ welches aber nicht aus unſer Krafft und Erwer-
bung/ ſondern einzig und allein aus dem Gnadenſchaz Gottes herruͤhret. O das muß ein
uͤberaus gnaͤdiger Gott ſeyn/ ſagete Gallus/ der die groben mutwilligen Suͤnder uͤmſonſt
wieder zu Gnaden annimt; ja antwortete Herkules/ wann es an unſer ſeite nicht uͤmſonſt
geſchaͤhe/ ſo geſchaͤhe es nimmermehr; geſtaltſam nichts duͤchtiges an uns iſt/ welches
Gottes Guͤte erwerben koͤnte; daher meldet auch die Heilige Schrifft/ der Sohn Gottes
ſey vor uns geſtorben/ da wir noch Suͤnder/ ja da wir noch ſeine Feinde wahren/ anzudeu-
ten/ daß das Werk unſer Begnadigung ohn alles unſer Zutuhn geſchehen ſey. Gallus ſage-
te; mein Herꝛ/ ich habe mich nach meiner Verleugnung allemahl vor Gottes geſtraͤngem
Recht gefuͤrchtet/ und nicht gewuſt/ daß ſeine Barmherzigkeit demſelben begegnen und ſel-
biges ſtillẽ koͤnte. Billich fuͤꝛchtet ſich ein Menſch vor Gottes Geꝛechtigkeit/ ſagete Herku-
les/ als oft er ſeine unwirdigkeit betꝛachtet; aber daß jhꝛ euch daꝛein recht zuſchicken wiſſet/
ſo nehmet dieſen kurzen Bericht ein/ der euch nun in einer kindlichen Furcht ſtaͤrken/ uñ die
knechtiſche ſchuͤchternheit abnehmẽ wird; es iſt freylich Gott der HErꝛ beydes eingerechteꝛ
und zugleich ein barmherziger Gott/ bleibet auch in alle Ewigkeit ſo wol gerecht als barm-
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[276/0314] Anderes Buch. erinnere mich ſehr wol/ dieſes alles in meiner Jugend gehoͤret zu haben. Je wiſſet jhr dañ nicht/ fuhr Herkules fort/ daß eben dieſer Petrus ſeinen HErꝛn und Meiſter verleugnete? Nicht aus furcht vor dem Feur/ wie jhr getahn/ ſondern da er durch einer armen Magd ſtimme vom Feur/ dabey er ſich waͤrmete/ hinweg getrieben/ und nur bloß gefraget ward/ ob er deren einer waͤhre/ die dem JEſus von Nazareth zu folgen pflegeten; ſehet was vor ein Fall wahr dieſer. Nicht deſto weniger nam jhn der HErꝛ ſtuͤndlich wieder zu Gnaden an/ da er ſeine Suͤnde herzlich beweinete; ja noch ehe dann er ſie beweinete. O du grund- guͤtiger Gott/ ſagte hierauff Gallus/ ſo biß doch auch mir armen Suͤnder/ mir boßhaftigen Verleugner/ mir Raͤuber und Moͤrder/ gnaͤdig und barmherzig/ und laß meine Beichte und Buſſe dir zu herzen gehen/ wie du des Moͤrdeꝛs ſeine/ welcheꝛ mit dir gekreuziget waꝛd/ dir zu herzen gehen lieſſeſt; fing damit an ſo bitterlich zu weinen/ daß Herkules ein groſſes Mitleiden mit jhm trug/ und zu jhm ſagete: Seyd verſichert/ mein Gallus/ daß JEſus der Sohn Gottes dieſe eure Traͤhnen durch den heiligen Geiſt in euch wirket/ uñ trauet Ihm nur gewiß/ daß Er euch alle eure Suͤnde aus Gnaden verzihen uñ vergeben hat/ laut Sei- ner teuren Verheiſſung/ Er wolle deren keinen hinaus ſtoſſen/ die durch wahre Reu und Buſſe in wahrem Glauben zu Ihm kommen. O ja mein Herꝛ/ antwortete er/ mein Herz empfindet ſchon die Gegenwart der Barmherzigkeit Gottes/ daher mir eine ſolche Freu- digkeit entſtehet/ als ob ich von neuen gebohren waͤhre/ und in der allergroͤſten Himmels- Freude ſchon ſaͤſſe. Dieſes/ ſagte Herkules/ iſt eben das Zeugnis/ daß wir Gottes Kinder ſind/ wann unſer Geiſt durch den Geiſt Gottes alſo auffgerichtet/ und aus dem Sumpfe der Verzweifelung hervorgeriſſen wird/ dann ein jeder der wirklich in den Bund Gottes auffgenommen iſt/ uñ in wahrem Glauben ſeinem Eꝛloͤſer anhanget/ deſſen Herz kan duꝛch- aus/ auch in der allergroͤſſeſten Wiederwertigkeit/ der geiſtlichen Freude nicht beraubet werden/ maſſen alles was die Weltweiſen oder Irdiſch-Gelehrten von dem hoͤchſten Gu- te ſchꝛeiben/ und deſſen doch das alleꝛgeringſte nicht genieſſen/ daß findet ſich alles bey eines Chriſten Seele/ die in Gott geſtaͤrket iſt/ welches aber nicht aus unſer Krafft und Erwer- bung/ ſondern einzig und allein aus dem Gnadenſchaz Gottes herruͤhret. O das muß ein uͤberaus gnaͤdiger Gott ſeyn/ ſagete Gallus/ der die groben mutwilligen Suͤnder uͤmſonſt wieder zu Gnaden annimt; ja antwortete Herkules/ wann es an unſer ſeite nicht uͤmſonſt geſchaͤhe/ ſo geſchaͤhe es nimmermehr; geſtaltſam nichts duͤchtiges an uns iſt/ welches Gottes Guͤte erwerben koͤnte; daher meldet auch die Heilige Schrifft/ der Sohn Gottes ſey vor uns geſtorben/ da wir noch Suͤnder/ ja da wir noch ſeine Feinde wahren/ anzudeu- ten/ daß das Werk unſer Begnadigung ohn alles unſer Zutuhn geſchehen ſey. Gallus ſage- te; mein Herꝛ/ ich habe mich nach meiner Verleugnung allemahl vor Gottes geſtraͤngem Recht gefuͤrchtet/ und nicht gewuſt/ daß ſeine Barmherzigkeit demſelben begegnen und ſel- biges ſtillẽ koͤnte. Billich fuͤꝛchtet ſich ein Menſch vor Gottes Geꝛechtigkeit/ ſagete Herku- les/ als oft er ſeine unwirdigkeit betꝛachtet; aber daß jhꝛ euch daꝛein recht zuſchicken wiſſet/ ſo nehmet dieſen kurzen Bericht ein/ der euch nun in einer kindlichen Furcht ſtaͤrken/ uñ die knechtiſche ſchuͤchternheit abnehmẽ wird; es iſt freylich Gott der HErꝛ beydes eingerechteꝛ und zugleich ein barmherziger Gott/ bleibet auch in alle Ewigkeit ſo wol gerecht als barm- herzig; Und weil wir Menſchẽ alle miteinander die Gerechtigkeit Gottes mit unſern Suͤn- den

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/314>, abgerufen am 22.12.2024.