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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
Werken der Christlichen Liebe sich fleissig übet. In diesem Vorsatze müsset ihr nun fort-
hin beständig verbleiben/ alsdann werdet ihr erfahren/ wiegnädig sich Gott wird finden
lassen; und ob wegen begangener Sünde er euch etwa hier zeitlich mit dem lieben Kreuz
heimsuchen/ daß ist/ mit seiner väterlichen Zuchtruhte stäupen würde/ daß ihr in Krankheit/
Gefängnis/ Armut/ ja in den zeitlichen Tod selbst gerahten soltet/ wird euer Herz doch
immer freudig bleiben/ und alle Pein und Angst dieses Lebens verachten. So komt nun
her/ setzet euch mit mir auff die Knie/ und sprechet mit herzlicher Andacht mir folgen des
Gebeht nach. Gallus wahr darzu willig/ fiel auff die Erde ganz nider/ lehnete sich auff die
Arme/ und mit gefaltenen Händen und heissen Trähnen sagte er ihm dieses Gebeht nach:
O du barmherziger HErr JEsus Christ/ du Liebhaber der Menschen/ du Erlöser der Sünder/ du Be-
kehrer der Unbußfertigen/ du Heyland aller Welt; ich bitte dich durch deine heilsame Menschwerdung
und Geburt/ durch dein Leyden/ Kreuz und Tod/ ja durch deine siegreiche Aufferstehung und Himmel-
fahrt/ du wollest mich armen elenden Sünder mit den Augen deiner grundlosen Barmherzigkeit an-
sehen/ wie du angesehen hast die bußfertige grosse Sünderin/ den Verleugner Petrus/ den Räuber und
Mörder am Kreuz. HErr mein Gott/ ich bin nicht wert/ daß ich vor dir erscheine/ noch meine Augen
und Stimme zu dir erhebe/ weil ich dich meinen Heyland mutwillig verleugnet/ auch nachgehends in
solcher Verleugnung viel Jahr ohn Wiederkehrung zugebracht/ da ich unterdessen durch des bösen
Feindes Verleitung und meines eigenen Willens Getrieb/ mein ganzes Leben in allerhand Sünden
und groben Lastern zugebracht habe. Dannoch aber/ weil du grundgütiger HErr allen Sündern ohn
Unterscheid zur Busse ruffest/ und ihnen Vergebung umbsonst/ und himlische Freude ohn Entgeltniß
anbeutest/ O HErr/ so halte ich dir dein Wort vor/ ich erinnere dich HErr deiner Einladung; komme
in solcher Zuversicht zu dir/ erkenne und bekenne meine Sünde/ und kehre mich zu deiner tröstlichen
Gnade und Barmherzigkeit. O Gott Vater/ und HErr meines Lebens/ biß mir armen elenden Sün-
der gnädig und barmherzig umb deines lieben Sohns JEsus Christ willen/ ach heilige und reinige
mich mit deinem Heiligen Geiste in meinem ganzen Leben/ mache aus mir ein heilsam und nüzliches
Werkzeug zu Lobe deinem Nahmen/ und zu meiner Seelen Seligkeit erhalte mich zum ewigen Leben;
Dann sihe O Gott mein Heil/ ich komme ja zu dir/ nicht auff meine Gerechtigkeit/ welche auch nichts
als Unflaht ist/ sondern auff deine grundlose Barmherz[i]gkeit mich verlassend/ deß wegen handele doch
mit mir nicht nach meiner Sünden/ und vergilt mir nicht nach meiner Missetaht/ sondern wie sich ein
Vater erbarmet über seine Kinder/ so erbarme dich HErr über mich/ auff daß ich deiner Gnade teil-
hafftig werde/ und so wol hier zeitlich als dort ewig dich davor loben/ rühmen und preisen möge/ Amen.

Nach endigung dieses Gebehts/ sprachen sie den Algemeinen Christlichen Glauben
und das heilige Vater Unser/ stunden hernach von der Erden wieder auff/ und rühmete
Gallus mit freudigem Angesicht/ wie er so einen kräfftigen Trost in seiner Seele empfün-
de/ und Gottes Barn herzigkeit eigentlich spürete. Herkules antwortete/ es ist mir sehr
lieb/ daß ihr durch meine Anleitung/ die Gott gewirker hat/ wiederumb ein wahres Glied-
maß der algemeinen Christlichen Kirchen worden seid; aber bittet Gott/ daß durch sei-
nen guten Geist er euch in diesem wolangefangenen Werke stärke und erhalte; und sehet
zu/ lasset euch durch Fleisch und Blut ja nicht verführen/ daß ihrs wieder anfangen woltet/
wo ihrs gelassen habt. Unterrichtete ihn hernach weiter in den Häuptstücken des Christ-
lichen Glaubens/ deren er sich alle wieder erinnern kunte/ wie er ohn daß einen scharffen
Verstand und gutes Gedächtnis hatte. Schlißlich ermahnete er ihn/ er solte bey des Glau-
bens Einfalt bleiben/ und durch die vorwitzig-Gelehrten sich nicht irre machen lassen/ in-

sonder-

Anderes Buch.
Werken der Chriſtlichen Liebe ſich fleiſſig uͤbet. In dieſem Vorſatze muͤſſet ihr nun fort-
hin beſtaͤndig verbleiben/ alsdann werdet ihr erfahren/ wiegnaͤdig ſich Gott wird finden
laſſen; und ob wegen begangener Suͤnde er euch etwa hier zeitlich mit dem lieben Kreuz
heimſuchen/ daß iſt/ mit ſeiner vaͤterlichen Zuchtruhte ſtaͤupen wuͤꝛde/ daß ihr in Krankheit/
Gefaͤngnis/ Armut/ ja in den zeitlichen Tod ſelbſt gerahten ſoltet/ wird euer Herz doch
immer freudig bleiben/ und alle Pein und Angſt dieſes Lebens verachten. So komt nun
her/ ſetzet euch mit mir auff die Knie/ und ſprechet mit herzlicher Andacht mir folgen des
Gebeht nach. Gallus wahr darzu willig/ fiel auff die Erde ganz nider/ lehnete ſich auff die
Arme/ und mit gefaltenen Haͤnden und heiſſen Traͤhnen ſagte er ihm dieſes Gebeht nach:
O du barmherziger HErr JEſus Chriſt/ du Liebhaber der Menſchen/ du Erloͤſer der Suͤnder/ du Be-
kehrer der Unbußfertigen/ du Heyland aller Welt; ich bitte dich durch deine heilſame Menſchwerdung
und Geburt/ durch dein Leyden/ Kreuz und Tod/ ja durch deine ſiegreiche Aufferſtehung und Himmel-
fahrt/ du wolleſt mich armen elenden Suͤnder mit den Augen deiner grundloſen Barmherzigkeit an-
ſehen/ wie du angeſehen haſt die bußfertige groſſe Suͤnderin/ den Verleugner Petrus/ den Raͤuber uñ
Moͤrder am Kreuz. HErr mein Gott/ ich bin nicht wert/ daß ich vor dir erſcheine/ noch meine Augen
und Stimme zu dir erhebe/ weil ich dich meinen Heyland mutwillig verleugnet/ auch nachgehends in
ſolcher Verleugnung viel Jahr ohn Wiederkehrung zugebracht/ da ich unterdeſſen durch des boͤſen
Feindes Verleitung und meines eigenen Willens Getrieb/ mein ganzes Leben in allerhand Suͤnden
und groben Laſtern zugebracht habe. Dannoch aber/ weil du grundguͤtiger HErr allen Suͤndern ohn
Unterſcheid zur Buſſe ruffeſt/ und ihnen Vergebung umbſonſt/ und himliſche Freude ohn Entgeltniß
anbeuteſt/ O HErr/ ſo halte ich dir dein Wort vor/ ich erinnere dich HErr deiner Einladung; komme
in ſolcher Zuverſicht zu dir/ erkenne und bekenne meine Suͤnde/ und kehre mich zu deiner troͤſtlichen
Gnade und Barmherzigkeit. O Gott Vater/ und HErr meines Lebens/ biß mir armen elenden Suͤn-
der gnaͤdig und barmherzig umb deines lieben Sohns JEſus Chriſt willen/ ach heilige und reinige
mich mit deinem Heiligen Geiſte in meinem ganzen Leben/ mache aus mir ein heilſam und nuͤzliches
Werkzeug zu Lobe deinem Nahmen/ und zu meiner Seelen Seligkeit erhalte mich zum ewigen Leben;
Dann ſihe O Gott mein Heil/ ich komme ja zu dir/ nicht auff meine Gerechtigkeit/ welche auch nichts
als Unflaht iſt/ ſondern auff deine grundloſe Barmherz[i]gkeit mich verlaſſend/ deß wegen handele doch
mit mir nicht nach meiner Sünden/ und vergilt mir nicht nach meiner Miſſetaht/ ſondern wie ſich ein
Vater erbarmet uͤber ſeine Kinder/ ſo erbarme dich HErr uͤber mich/ auff daß ich deiner Gnade teil-
hafftig werde/ und ſo wol hier zeitlich als dort ewig dich davor loben/ ruͤhmen und preiſen moͤge/ Amẽ.

Nach endigung dieſes Gebehts/ ſprachen ſie den Algemeinen Chriſtlichen Glauben
und das heilige Vater Unſer/ ſtunden hernach von der Erden wieder auff/ und ruͤhmete
Gallus mit freudigem Angeſicht/ wie er ſo einen kraͤfftigen Troſt in ſeiner Seele empfuͤn-
de/ und Gottes Barn herzigkeit eigentlich ſpuͤrete. Herkules antwortete/ es iſt mir ſehr
lieb/ daß ihr durch meine Anleitung/ die Gott gewirker hat/ wiederumb ein wahres Glied-
maß der algemeinen Chriſtlichen Kirchen worden ſeid; aber bittet Gott/ daß durch ſei-
nen guten Geiſt er euch in dieſem wolangefangenen Werke ſtaͤrke und erhalte; und ſehet
zu/ laſſet euch durch Fleiſch und Blut ja nicht verfuͤhren/ daß ihrs wieder anfangen woltet/
wo ihrs gelaſſen habt. Unterrichtete ihn hernach weiter in den Haͤuptſtuͤcken des Chriſt-
lichen Glaubens/ deren er ſich alle wieder erinnern kunte/ wie er ohn daß einen ſcharffen
Verſtand uñ gutes Gedaͤchtnis hatte. Schlißlich ermahnete er ihn/ er ſolte bey des Glau-
bens Einfalt bleiben/ und durch die vorwitzig-Gelehrten ſich nicht irre machen laſſen/ in-

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[278/0316] Anderes Buch. Werken der Chriſtlichen Liebe ſich fleiſſig uͤbet. In dieſem Vorſatze muͤſſet ihr nun fort- hin beſtaͤndig verbleiben/ alsdann werdet ihr erfahren/ wiegnaͤdig ſich Gott wird finden laſſen; und ob wegen begangener Suͤnde er euch etwa hier zeitlich mit dem lieben Kreuz heimſuchen/ daß iſt/ mit ſeiner vaͤterlichen Zuchtruhte ſtaͤupen wuͤꝛde/ daß ihr in Krankheit/ Gefaͤngnis/ Armut/ ja in den zeitlichen Tod ſelbſt gerahten ſoltet/ wird euer Herz doch immer freudig bleiben/ und alle Pein und Angſt dieſes Lebens verachten. So komt nun her/ ſetzet euch mit mir auff die Knie/ und ſprechet mit herzlicher Andacht mir folgen des Gebeht nach. Gallus wahr darzu willig/ fiel auff die Erde ganz nider/ lehnete ſich auff die Arme/ und mit gefaltenen Haͤnden und heiſſen Traͤhnen ſagte er ihm dieſes Gebeht nach: O du barmherziger HErr JEſus Chriſt/ du Liebhaber der Menſchen/ du Erloͤſer der Suͤnder/ du Be- kehrer der Unbußfertigen/ du Heyland aller Welt; ich bitte dich durch deine heilſame Menſchwerdung und Geburt/ durch dein Leyden/ Kreuz und Tod/ ja durch deine ſiegreiche Aufferſtehung und Himmel- fahrt/ du wolleſt mich armen elenden Suͤnder mit den Augen deiner grundloſen Barmherzigkeit an- ſehen/ wie du angeſehen haſt die bußfertige groſſe Suͤnderin/ den Verleugner Petrus/ den Raͤuber uñ Moͤrder am Kreuz. HErr mein Gott/ ich bin nicht wert/ daß ich vor dir erſcheine/ noch meine Augen und Stimme zu dir erhebe/ weil ich dich meinen Heyland mutwillig verleugnet/ auch nachgehends in ſolcher Verleugnung viel Jahr ohn Wiederkehrung zugebracht/ da ich unterdeſſen durch des boͤſen Feindes Verleitung und meines eigenen Willens Getrieb/ mein ganzes Leben in allerhand Suͤnden und groben Laſtern zugebracht habe. Dannoch aber/ weil du grundguͤtiger HErr allen Suͤndern ohn Unterſcheid zur Buſſe ruffeſt/ und ihnen Vergebung umbſonſt/ und himliſche Freude ohn Entgeltniß anbeuteſt/ O HErr/ ſo halte ich dir dein Wort vor/ ich erinnere dich HErr deiner Einladung; komme in ſolcher Zuverſicht zu dir/ erkenne und bekenne meine Suͤnde/ und kehre mich zu deiner troͤſtlichen Gnade und Barmherzigkeit. O Gott Vater/ und HErr meines Lebens/ biß mir armen elenden Suͤn- der gnaͤdig und barmherzig umb deines lieben Sohns JEſus Chriſt willen/ ach heilige und reinige mich mit deinem Heiligen Geiſte in meinem ganzen Leben/ mache aus mir ein heilſam und nuͤzliches Werkzeug zu Lobe deinem Nahmen/ und zu meiner Seelen Seligkeit erhalte mich zum ewigen Leben; Dann ſihe O Gott mein Heil/ ich komme ja zu dir/ nicht auff meine Gerechtigkeit/ welche auch nichts als Unflaht iſt/ ſondern auff deine grundloſe Barmherzigkeit mich verlaſſend/ deß wegen handele doch mit mir nicht nach meiner Sünden/ und vergilt mir nicht nach meiner Miſſetaht/ ſondern wie ſich ein Vater erbarmet uͤber ſeine Kinder/ ſo erbarme dich HErr uͤber mich/ auff daß ich deiner Gnade teil- hafftig werde/ und ſo wol hier zeitlich als dort ewig dich davor loben/ ruͤhmen und preiſen moͤge/ Amẽ. Nach endigung dieſes Gebehts/ ſprachen ſie den Algemeinen Chriſtlichen Glauben und das heilige Vater Unſer/ ſtunden hernach von der Erden wieder auff/ und ruͤhmete Gallus mit freudigem Angeſicht/ wie er ſo einen kraͤfftigen Troſt in ſeiner Seele empfuͤn- de/ und Gottes Barn herzigkeit eigentlich ſpuͤrete. Herkules antwortete/ es iſt mir ſehr lieb/ daß ihr durch meine Anleitung/ die Gott gewirker hat/ wiederumb ein wahres Glied- maß der algemeinen Chriſtlichen Kirchen worden ſeid; aber bittet Gott/ daß durch ſei- nen guten Geiſt er euch in dieſem wolangefangenen Werke ſtaͤrke und erhalte; und ſehet zu/ laſſet euch durch Fleiſch und Blut ja nicht verfuͤhren/ daß ihrs wieder anfangen woltet/ wo ihrs gelaſſen habt. Unterrichtete ihn hernach weiter in den Haͤuptſtuͤcken des Chriſt- lichen Glaubens/ deren er ſich alle wieder erinnern kunte/ wie er ohn daß einen ſcharffen Verſtand uñ gutes Gedaͤchtnis hatte. Schlißlich ermahnete er ihn/ er ſolte bey des Glau- bens Einfalt bleiben/ und durch die vorwitzig-Gelehrten ſich nicht irre machen laſſen/ in- ſonder-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/316>, abgerufen am 22.12.2024.