Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Anderes Buch.
sonderheit müste er der Ketzer Gift meiden/ welchen der leidige Teuffel in Simon dem
Zäuberer außgehecket/ und der Christlichen Kirchen zu grossem Schaden erwecket; als da
währen/ die des Menander/ Zerinthus/ Ebions/ Basilides/ Karpokrates/ Zerdon/ Marzi-
on/ Tazianus/ Montanus und dergleichen ungereimten Schwarm in der Kirchen Gottes
außzubreiten sich bemüheten. Gallus gelobete träulich an/ diesem allen nach vermögen
nachzusetzen; und da es meinem Herrn geliebet/ sagte er/ werden wir etwas stiller gehen/
massen wir unsern mühseligen Wegschier zum Ende bracht/ und bald daselbst anlangen
werden/ wo die gottlose Geselschafft ihre verborgene Höhle hat. Wie gar vergeblich aber
aller eurer Reuter Nachsuchung würde gewesen seyn/ hat mein Herr gnug abzunehmen/
weil unmöglich ist/ daß ein unbewanderter diesen Weg finden/ vielweniger zu Pferde hin-
durch kommen solte. Herkules erkennete solches wol/ und ging in aller stille mit ihm fort/
biß sie unter einen grossen Baum kahmen/ zwischen dessen dicken Aesten Gallus hinauff in
die höhe sahe/ und als er niemand darauff sitzen fand/ nam ihnsolches wunder/ und sagte:
Mein Herr/ es gehet alhie nicht recht zu/ sonst sässe eine Schildwache auff diesem Baume.
Valikules (also werden wir Herkules eine Zeitlang nennen) fragete/ obs dann ein böses
oder gutes Zeichen währe. Ich kan mich nicht drein schicken/ antwortete er/ und gläube
ja nicht/ daß nach empfangener so grosser Schlappe/ sie sich von dem vorigen Ritter zu ei-
nem andern Wagstücke haben verleiten lassen/ welcher uns mit grossen Verheissungen
zu dem gestrigen angetrieben hat/ unter dem Vorgeben/ der Jüngling währe des Römi-
schen Käysers Feind/ und hätte statliche Gelder und Kleinot bey sich/ welche wir alle zum
Raube behalten solten/ wann wir nur den Jüngling zu seinen Händen liefern würden.
Doch/ währen sie gleich außgezogen/ so hätten sie dannoch die Schildwache unbesetzet
nicht gelassen. Sie gingen weiter fort/ und pfiffe Gallus dreymahl in ein helles Pfeifchen
die Lose/ stund und horchete/ vernam aber nichts als eine ungewöhnliche stille; worauff er
sagete: Nun weis ich nicht was ich gedenken sol/ daß mir nicht geantwortet wird; es muß
sich in Warheit etwas sonderliches zugetragen haben/ welches wir bald erfahren werden.
Sie gingen ein wenig fort/ da funden sie drey tode Leichnam in ihrem Blut ligen. Gallus
besahe sie und sagete: Diß sind Räuberbursche/ wer mag dieses Nest immermehr verstö-
ret haben? Und als sie etwas weiter gingen/ sahen sie bald hie bald da/ bey die hundert er-
schlagene zerstreuet liegen/ worüber sie sich höchlich entsetzeten/ und sagte Gallus; als viel
ich merke/ muß eine Räuber Zunft über die andere bekommen seyn/ dann ich sehe unser Volk
und Fremde durch einander liegen. O so sey es Gott geklaget/ sagte Valikules mit einem
tieffen Seuffzen; ich fürchte sehr/ mein geliebter Bruder sey mit erschlagen/ oder von an-
dern Räubern gefangen hinweg geschleppet; O wo sol ich dich nun suchen/ O du meiner
Seelen werdester Freund? O mein Bruder/ wolte Gott/ ich solte an deine Stat die Ket-
ten und Banden tragen/ weil du sie nur meinetwegen tragen must. Gallus stund als ein
Verzucketer/ wuste nicht was er antworten solte/ endlich sagete er: Komt mein Herr/ lasset
uns die Todten durchgehen/ vielleicht finden wir noch einen Lebendigen unter jhnen; pfiffe
auch noch einmahl überlaut/ da wehrete es nicht lange/ daß ein verwundeter aus dem Pu-
sche hervorkroch welcher zu Gallus sagete: O Herr Häuptmann/ wo kommet jhr her/ die-
ses grosse Unglük anzusehen? Geschwinde/ sagte Gallus/ und zeige mir an/ was dieses vor

eine

Anderes Buch.
ſonderheit muͤſte er der Ketzer Gift meiden/ welchen der leidige Teuffel in Simon dem
Zaͤuberer außgehecket/ und der Chriſtlichen Kirchen zu groſſem Schaden erwecket; als da
waͤhren/ die des Menander/ Zerinthus/ Ebions/ Baſilides/ Karpokrates/ Zerdon/ Marzi-
on/ Tazianus/ Montanus und dergleichen ungereimten Schwarm in der Kirchen Gottes
außzubreiten ſich bemuͤheten. Gallus gelobete traͤulich an/ dieſem allen nach vermoͤgen
nachzuſetzen; und da es meinem Herrn geliebet/ ſagte er/ werden wir etwas ſtiller gehen/
maſſen wir unſern muͤhſeligen Wegſchier zum Ende bracht/ und bald daſelbſt anlangen
werden/ wo die gottloſe Geſelſchafft ihre verborgene Hoͤhle hat. Wie gar vergeblich aber
aller eurer Reuter Nachſuchung wuͤrde geweſen ſeyn/ hat mein Herr gnug abzunehmen/
weil unmoͤglich iſt/ daß ein unbewanderter dieſen Weg finden/ vielweniger zu Pferde hin-
durch kommen ſolte. Herkules erkennete ſolches wol/ und ging in aller ſtille mit ihm fort/
biß ſie unter einen groſſen Baum kahmen/ zwiſchen deſſen dicken Aeſten Gallus hinauff in
die hoͤhe ſahe/ und als er niemand darauff ſitzen fand/ nam ihnſolches wunder/ und ſagte:
Mein Herr/ es gehet alhie nicht recht zu/ ſonſt ſaͤſſe eine Schildwache auff dieſem Baume.
Valikules (alſo werden wir Herkules eine Zeitlang nennen) fragete/ obs dann ein boͤſes
oder gutes Zeichen waͤhre. Ich kan mich nicht drein ſchicken/ antwortete er/ und glaͤube
ja nicht/ daß nach empfangener ſo groſſer Schlappe/ ſie ſich von dem vorigen Ritter zu ei-
nem andern Wagſtuͤcke haben verleiten laſſen/ welcher uns mit groſſen Verheiſſungen
zu dem geſtrigen angetrieben hat/ unter dem Vorgeben/ der Juͤngling waͤhre des Roͤmi-
ſchen Kaͤyſers Feind/ und haͤtte ſtatliche Gelder und Kleinot bey ſich/ welche wir alle zum
Raube behalten ſolten/ wann wir nur den Juͤngling zu ſeinen Haͤnden liefern wuͤrden.
Doch/ waͤhren ſie gleich außgezogen/ ſo haͤtten ſie dannoch die Schildwache unbeſetzet
nicht gelaſſen. Sie gingen weiter fort/ und pfiffe Gallus dreymahl in ein helles Pfeifchen
die Loſe/ ſtund und horchete/ vernam aber nichts als eine ungewoͤhnliche ſtille; worauff er
ſagete: Nun weis ich nicht was ich gedenken ſol/ daß mir nicht geantwortet wird; es muß
ſich in Warheit etwas ſonderliches zugetragen haben/ welches wir bald erfahren werden.
Sie gingen ein wenig fort/ da funden ſie drey tode Leichnam in ihrem Blut ligen. Gallus
beſahe ſie und ſagete: Diß ſind Raͤuberburſche/ wer mag dieſes Neſt immermehr verſtoͤ-
ret haben? Und als ſie etwas weiter gingen/ ſahen ſie bald hie bald da/ bey die hundert er-
ſchlagene zerſtreuet liegen/ woruͤber ſie ſich hoͤchlich entſetzeten/ und ſagte Gallus; als viel
ich merke/ muß eine Raͤuber Zunft uͤber die andere bekommen ſeyn/ dann ich ſehe unſer Volk
und Fremde durch einander liegen. O ſo ſey es Gott geklaget/ ſagte Valikules mit einem
tieffen Seuffzen; ich fuͤrchte ſehr/ mein geliebter Bruder ſey mit erſchlagen/ oder von an-
dern Raͤubern gefangen hinweg geſchleppet; O wo ſol ich dich nun ſuchen/ O du meiner
Seelen werdeſter Freund? O mein Bruder/ wolte Gott/ ich ſolte an deine Stat die Ket-
ten und Banden tragen/ weil du ſie nur meinetwegen tragen muſt. Gallus ſtund als ein
Verzucketer/ wuſte nicht was er antworten ſolte/ endlich ſagete er: Komt mein Herꝛ/ laſſet
uns die Todten durchgehen/ vielleicht finden wir noch einen Lebendigen unter jhnen; pfiffe
auch noch einmahl uͤberlaut/ da wehrete es nicht lange/ daß ein verwundeter aus dem Pu-
ſche hervorkroch welcher zu Gallus ſagete: O Herꝛ Haͤuptmann/ wo kommet jhr her/ die-
ſes groſſe Ungluͤk anzuſehen? Geſchwinde/ ſagte Gallus/ und zeige mir an/ was dieſes vor

eine
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0317" n="279"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anderes Buch.</hi></fw><lb/>
&#x017F;onderheit mu&#x0364;&#x017F;te er der Ketzer Gift meiden/ welchen der leidige Teuffel in Simon dem<lb/>
Za&#x0364;uberer außgehecket/ und der Chri&#x017F;tlichen Kirchen zu gro&#x017F;&#x017F;em Schaden erwecket; als da<lb/>
wa&#x0364;hren/ die des Menander/ Zerinthus/ Ebions/ Ba&#x017F;ilides/ Karpokrates/ Zerdon/ Marzi-<lb/>
on/ Tazianus/ Montanus und dergleichen ungereimten Schwarm in der Kirchen Gottes<lb/>
außzubreiten &#x017F;ich bemu&#x0364;heten. Gallus gelobete tra&#x0364;ulich an/ die&#x017F;em allen nach vermo&#x0364;gen<lb/>
nachzu&#x017F;etzen; und da es meinem Herrn geliebet/ &#x017F;agte er/ werden wir etwas &#x017F;tiller gehen/<lb/>
ma&#x017F;&#x017F;en wir un&#x017F;ern mu&#x0364;h&#x017F;eligen Weg&#x017F;chier zum Ende bracht/ und bald da&#x017F;elb&#x017F;t anlangen<lb/>
werden/ wo die gottlo&#x017F;e Ge&#x017F;el&#x017F;chafft ihre verborgene Ho&#x0364;hle hat. Wie gar vergeblich aber<lb/>
aller eurer Reuter Nach&#x017F;uchung wu&#x0364;rde gewe&#x017F;en &#x017F;eyn/ hat mein Herr gnug abzunehmen/<lb/>
weil unmo&#x0364;glich i&#x017F;t/ daß ein unbewanderter die&#x017F;en Weg finden/ vielweniger zu Pferde hin-<lb/>
durch kommen &#x017F;olte. Herkules erkennete &#x017F;olches wol/ und ging in aller &#x017F;tille mit ihm fort/<lb/>
biß &#x017F;ie unter einen gro&#x017F;&#x017F;en Baum kahmen/ zwi&#x017F;chen de&#x017F;&#x017F;en dicken Ae&#x017F;ten Gallus hinauff in<lb/>
die ho&#x0364;he &#x017F;ahe/ und als er niemand darauff &#x017F;itzen fand/ nam ihn&#x017F;olches wunder/ und &#x017F;agte:<lb/>
Mein Herr/ es gehet alhie nicht recht zu/ &#x017F;on&#x017F;t &#x017F;a&#x0364;&#x017F;&#x017F;e eine Schildwache auff die&#x017F;em Baume.<lb/>
Valikules (al&#x017F;o werden wir Herkules eine Zeitlang nennen) fragete/ obs dann ein bo&#x0364;&#x017F;es<lb/>
oder gutes Zeichen wa&#x0364;hre. Ich kan mich nicht drein &#x017F;chicken/ antwortete er/ und gla&#x0364;ube<lb/>
ja nicht/ daß nach empfangener &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;er Schlappe/ &#x017F;ie &#x017F;ich von dem vorigen Ritter zu ei-<lb/>
nem andern Wag&#x017F;tu&#x0364;cke haben verleiten la&#x017F;&#x017F;en/ welcher uns mit gro&#x017F;&#x017F;en Verhei&#x017F;&#x017F;ungen<lb/>
zu dem ge&#x017F;trigen angetrieben hat/ unter dem Vorgeben/ der Ju&#x0364;ngling wa&#x0364;hre des Ro&#x0364;mi-<lb/>
&#x017F;chen Ka&#x0364;y&#x017F;ers Feind/ und ha&#x0364;tte &#x017F;tatliche Gelder und Kleinot bey &#x017F;ich/ welche wir alle zum<lb/>
Raube behalten &#x017F;olten/ wann wir nur den Ju&#x0364;ngling zu &#x017F;einen Ha&#x0364;nden liefern wu&#x0364;rden.<lb/>
Doch/ wa&#x0364;hren &#x017F;ie gleich außgezogen/ &#x017F;o ha&#x0364;tten &#x017F;ie dannoch die Schildwache unbe&#x017F;etzet<lb/>
nicht gela&#x017F;&#x017F;en. Sie gingen weiter fort/ und pfiffe Gallus dreymahl in ein helles Pfeifchen<lb/>
die Lo&#x017F;e/ &#x017F;tund und horchete/ vernam aber nichts als eine ungewo&#x0364;hnliche &#x017F;tille; worauff er<lb/>
&#x017F;agete: Nun weis ich nicht was ich gedenken &#x017F;ol/ daß mir nicht geantwortet wird; es muß<lb/>
&#x017F;ich in Warheit etwas &#x017F;onderliches zugetragen haben/ welches wir bald erfahren werden.<lb/>
Sie gingen ein wenig fort/ da funden &#x017F;ie drey tode Leichnam in ihrem Blut ligen. Gallus<lb/>
be&#x017F;ahe &#x017F;ie und &#x017F;agete: Diß &#x017F;ind Ra&#x0364;uberbur&#x017F;che/ wer mag die&#x017F;es Ne&#x017F;t immermehr ver&#x017F;to&#x0364;-<lb/>
ret haben? Und als &#x017F;ie etwas weiter gingen/ &#x017F;ahen &#x017F;ie bald hie bald da/ bey die hundert er-<lb/>
&#x017F;chlagene zer&#x017F;treuet liegen/ woru&#x0364;ber &#x017F;ie &#x017F;ich ho&#x0364;chlich ent&#x017F;etzeten/ und &#x017F;agte Gallus; als viel<lb/>
ich merke/ muß eine Ra&#x0364;uber Zunft u&#x0364;ber die andere bekommen &#x017F;eyn/ dann ich &#x017F;ehe un&#x017F;er Volk<lb/>
und Fremde durch einander liegen. O &#x017F;o &#x017F;ey es Gott geklaget/ &#x017F;agte Valikules mit einem<lb/>
tieffen Seuffzen; ich fu&#x0364;rchte &#x017F;ehr/ mein geliebter Bruder &#x017F;ey mit er&#x017F;chlagen/ oder von an-<lb/>
dern Ra&#x0364;ubern gefangen hinweg ge&#x017F;chleppet; O wo &#x017F;ol ich dich nun &#x017F;uchen/ O du meiner<lb/>
Seelen werde&#x017F;ter Freund? O mein Bruder/ wolte Gott/ ich &#x017F;olte an deine Stat die Ket-<lb/>
ten und Banden tragen/ weil du &#x017F;ie nur meinetwegen tragen mu&#x017F;t. Gallus &#x017F;tund als ein<lb/>
Verzucketer/ wu&#x017F;te nicht was er antworten &#x017F;olte/ endlich &#x017F;agete er: Komt mein Her&#xA75B;/ la&#x017F;&#x017F;et<lb/>
uns die Todten durchgehen/ vielleicht finden wir noch einen Lebendigen unter jhnen; pfiffe<lb/>
auch noch einmahl u&#x0364;berlaut/ da wehrete es nicht lange/ daß ein verwundeter aus dem Pu-<lb/>
&#x017F;che hervorkroch welcher zu Gallus &#x017F;agete: O Her&#xA75B; Ha&#x0364;uptmann/ wo kommet jhr her/ die-<lb/>
&#x017F;es gro&#x017F;&#x017F;e Unglu&#x0364;k anzu&#x017F;ehen? Ge&#x017F;chwinde/ &#x017F;agte Gallus/ und zeige mir an/ was die&#x017F;es vor<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">eine</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[279/0317] Anderes Buch. ſonderheit muͤſte er der Ketzer Gift meiden/ welchen der leidige Teuffel in Simon dem Zaͤuberer außgehecket/ und der Chriſtlichen Kirchen zu groſſem Schaden erwecket; als da waͤhren/ die des Menander/ Zerinthus/ Ebions/ Baſilides/ Karpokrates/ Zerdon/ Marzi- on/ Tazianus/ Montanus und dergleichen ungereimten Schwarm in der Kirchen Gottes außzubreiten ſich bemuͤheten. Gallus gelobete traͤulich an/ dieſem allen nach vermoͤgen nachzuſetzen; und da es meinem Herrn geliebet/ ſagte er/ werden wir etwas ſtiller gehen/ maſſen wir unſern muͤhſeligen Wegſchier zum Ende bracht/ und bald daſelbſt anlangen werden/ wo die gottloſe Geſelſchafft ihre verborgene Hoͤhle hat. Wie gar vergeblich aber aller eurer Reuter Nachſuchung wuͤrde geweſen ſeyn/ hat mein Herr gnug abzunehmen/ weil unmoͤglich iſt/ daß ein unbewanderter dieſen Weg finden/ vielweniger zu Pferde hin- durch kommen ſolte. Herkules erkennete ſolches wol/ und ging in aller ſtille mit ihm fort/ biß ſie unter einen groſſen Baum kahmen/ zwiſchen deſſen dicken Aeſten Gallus hinauff in die hoͤhe ſahe/ und als er niemand darauff ſitzen fand/ nam ihnſolches wunder/ und ſagte: Mein Herr/ es gehet alhie nicht recht zu/ ſonſt ſaͤſſe eine Schildwache auff dieſem Baume. Valikules (alſo werden wir Herkules eine Zeitlang nennen) fragete/ obs dann ein boͤſes oder gutes Zeichen waͤhre. Ich kan mich nicht drein ſchicken/ antwortete er/ und glaͤube ja nicht/ daß nach empfangener ſo groſſer Schlappe/ ſie ſich von dem vorigen Ritter zu ei- nem andern Wagſtuͤcke haben verleiten laſſen/ welcher uns mit groſſen Verheiſſungen zu dem geſtrigen angetrieben hat/ unter dem Vorgeben/ der Juͤngling waͤhre des Roͤmi- ſchen Kaͤyſers Feind/ und haͤtte ſtatliche Gelder und Kleinot bey ſich/ welche wir alle zum Raube behalten ſolten/ wann wir nur den Juͤngling zu ſeinen Haͤnden liefern wuͤrden. Doch/ waͤhren ſie gleich außgezogen/ ſo haͤtten ſie dannoch die Schildwache unbeſetzet nicht gelaſſen. Sie gingen weiter fort/ und pfiffe Gallus dreymahl in ein helles Pfeifchen die Loſe/ ſtund und horchete/ vernam aber nichts als eine ungewoͤhnliche ſtille; worauff er ſagete: Nun weis ich nicht was ich gedenken ſol/ daß mir nicht geantwortet wird; es muß ſich in Warheit etwas ſonderliches zugetragen haben/ welches wir bald erfahren werden. Sie gingen ein wenig fort/ da funden ſie drey tode Leichnam in ihrem Blut ligen. Gallus beſahe ſie und ſagete: Diß ſind Raͤuberburſche/ wer mag dieſes Neſt immermehr verſtoͤ- ret haben? Und als ſie etwas weiter gingen/ ſahen ſie bald hie bald da/ bey die hundert er- ſchlagene zerſtreuet liegen/ woruͤber ſie ſich hoͤchlich entſetzeten/ und ſagte Gallus; als viel ich merke/ muß eine Raͤuber Zunft uͤber die andere bekommen ſeyn/ dann ich ſehe unſer Volk und Fremde durch einander liegen. O ſo ſey es Gott geklaget/ ſagte Valikules mit einem tieffen Seuffzen; ich fuͤrchte ſehr/ mein geliebter Bruder ſey mit erſchlagen/ oder von an- dern Raͤubern gefangen hinweg geſchleppet; O wo ſol ich dich nun ſuchen/ O du meiner Seelen werdeſter Freund? O mein Bruder/ wolte Gott/ ich ſolte an deine Stat die Ket- ten und Banden tragen/ weil du ſie nur meinetwegen tragen muſt. Gallus ſtund als ein Verzucketer/ wuſte nicht was er antworten ſolte/ endlich ſagete er: Komt mein Herꝛ/ laſſet uns die Todten durchgehen/ vielleicht finden wir noch einen Lebendigen unter jhnen; pfiffe auch noch einmahl uͤberlaut/ da wehrete es nicht lange/ daß ein verwundeter aus dem Pu- ſche hervorkroch welcher zu Gallus ſagete: O Herꝛ Haͤuptmann/ wo kommet jhr her/ die- ſes groſſe Ungluͤk anzuſehen? Geſchwinde/ ſagte Gallus/ und zeige mir an/ was dieſes vor eine

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/317
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/317>, abgerufen am 22.12.2024.