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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
eine Niederlage sey? Ach/ antwortete dieser/ es ist vor ohngefehr acht Stunden eine starke
Geselschafft See Räuber uns unvermuhtlich über den Hals kommen/ welche wir anfangs
etwa XX Mann stark schätzeten/ funden ihrer aber über hundert; Diese haben unser Volk
in die 50 Mann alles niedergehauen/ wiewol sie nicht ungerochen gestorben sind. Gallus
fragete/ wo dann der gestriges Tages gefangene Jüngling währe. Ja sagete er; Dieser/
dieser Jüngling/ der rechte Wunder-mensch? davon möchte ich euch wunder über wun-
der erzählen: Als die See Räuber mit uns stritten/ gedachte dieser anfangs/ es währen
Leute zu seiner Rettung ausgeschicket/ saß demnach mit seiner Jungfer stille in der Höhle/
und nam sich keines dinges an; da er aber eines andern berichtet ward/ foderte er Schwert/
Schild und Helm/ gab sich mit ins Gefechte/ und trieb durch seine Behändigkeit solch
Wunder/ daß/ wo seiner zehne bey uns gewesen/ der Sieg uns nicht solte entnommen seyn.
Die See Räuber verwunderten sich des schönen streitbaren Jünglings und bohten ihm
Leben und Sicherheit an/ dafern er sich ergeben würde/ im widrigen solte er auffs äusser-
ste gehöhnet werden/ und eines grausamen Todes sterben. Als er nun sahe/ daß zuentkom-
men jhm unmöglich wahr/ antwortete er jhnen; wann jhr mir euer versprechen redlich zu
halten gesinnet seyd/ wil ich mich euch ergeben/ weil die Götter es also fügen; seyd aber höch-
lich gebehten/ und nehmet meine Wase mit in diesen Schluß/ welche neben mir gefangen
ist/ und durch der Götter Schuz jhre Ehre bißher erhalten hat; dieses alles verhiessen sie
jhm/ nahmen sie beyde mit sich/ und gingen davon. Valikules fragete/ ob sie irgend dem
Jünglinge Leid angetahn/ nachdem er sich ergeben hätte. Nein sagte dieser verwundete
Räuber/ sie nahmen ihn ungebunden mit sich/ weil er äidlich angelobete/ nicht von jhnen
zuweichen/ es währe dann/ das Stärkere über sie kähmen/ und jhn zum drittenmahl ge-
fangen nähmen. Gallus wolte wissen/ was vor Sprache diese Meer Räuber sich
gebraucht hätten; und berichtete jener/ es hätte niemand kein einziges Wort von jh-
nen vernehmen mögen/ ohn daß sie einen Dolmetscher bey sich gehabt/ der mit dem Jüng-
linge bald Latein bald Griechisch geredet. Valikules wahr in zwischen in tausend äng-
sten/ welche durch diese Zeitung nur vermehret wurden/ weil er nicht wissen kunte/ in
was Landschafft sein geliebtes Fräulein geführet würde/ fragete endlich/ welchen Weg dann
diese Räuber vor sich genommen; dessen jhn der Verwundete nicht berichten kunte/ ohn
daß der Dolmetscher dem Jünglinge gesagt/ sie hätten jhr Schiff nicht weit von hinnen
stehen/ wohin sie mit einander gehen würden/ biß sie jhre Wagen anträffen/ welche den
Raub zusammen fuhreten/ worauff er jhn samt der Jungfer setzen/ und nach dem Meer
bringen wolte. Ach mein Gott/ sagte Valikules/ iezt habe ich deiner Hülffe mehr von nöh-
ten/ als vorhin/ deswegen stehe mir gnädig bey/ daß ich die Unschuldigen erretten/ und zur
Erkäntnis deiner Warheit bringen möge; nun nun du mein Gott/ wirst mich leiten und
führen/ ich wil folgen durch Arbeit und Ungemach/ und nicht auffhören/ biß ich bessere
kundschafft habe/ solte ich auch graue Haar drüber zeugen. Sagte hernach zu Gallus/ da-
fern jhm der Weg nach dem Meer bekant währe/ möchte er jhn dahin bringen/ und hernach
seines gefallens gehen wo er wolte/ doch daß er zu Padua bey seinem Freunde Ladisla sich
angäbe/ und von jhm 6000 Kronen abfoderte/ die er jhm unfehlbar auszählen würde/ und
könte er sich mit solchem Gelde wol ernähren/ biß er etwa wiederkähme/ dann solte jhm ein

mehres

Anderes Buch.
eine Niederlage ſey? Ach/ antwortete dieſer/ es iſt vor ohngefehr acht Stunden eine ſtarke
Geſelſchafft See Raͤuber uns unvermuhtlich uͤber den Hals kom̃en/ welche wir anfangs
etwa XX Mann ſtark ſchaͤtzeten/ funden ihrer aber uͤber hundert; Dieſe haben unſer Volk
in die 50 Mann alles niedergehauen/ wiewol ſie nicht ungerochen geſtorben ſind. Gallus
fragete/ wo dann der geſtriges Tages gefangene Juͤngling waͤhre. Ja ſagete er; Dieſer/
dieſer Juͤngling/ der rechte Wunder-menſch? davon moͤchte ich euch wunder uͤber wun-
der erzaͤhlen: Als die See Raͤuber mit uns ſtritten/ gedachte dieſer anfangs/ es waͤhren
Leute zu ſeiner Rettung ausgeſchicket/ ſaß demnach mit ſeiner Jungfer ſtille in der Hoͤhle/
uñ nam ſich keines dinges an; da er aber eines andern berichtet ward/ foderte eꝛ Schwert/
Schild und Helm/ gab ſich mit ins Gefechte/ und trieb durch ſeine Behaͤndigkeit ſolch
Wunder/ daß/ wo ſeiner zehne bey uns geweſen/ der Sieg uns nicht ſolte entnom̃en ſeyn.
Die See Raͤuber verwunderten ſich des ſchoͤnen ſtreitbaren Juͤnglings und bohten ihm
Leben und Sicherheit an/ dafern er ſich ergeben wuͤrde/ im widrigen ſolte er auffs aͤuſſer-
ſte gehoͤhnet werden/ und eines grauſamen Todes ſterben. Als er nun ſahe/ daß zuentkom-
men jhm unmoͤglich wahr/ antwortete er jhnen; wann jhr mir euer verſprechen redlich zu
halten geſiñet ſeyd/ wil ich mich euch ergeben/ weil die Goͤtter es alſo fuͤgen; ſeyd aber hoͤch-
lich gebehten/ und nehmet meine Waſe mit in dieſen Schluß/ welche neben mir gefangen
iſt/ und durch der Goͤtter Schuz jhre Ehre bißher erhalten hat; dieſes alles verhieſſen ſie
jhm/ nahmen ſie beyde mit ſich/ und gingen davon. Valikules fragete/ ob ſie irgend dem
Juͤnglinge Leid angetahn/ nachdem er ſich ergeben haͤtte. Nein ſagte dieſer verwundete
Raͤuber/ ſie nahmen ihn ungebunden mit ſich/ weil er aͤidlich angelobete/ nicht von jhnen
zuweichen/ es waͤhre dann/ das Staͤrkere uͤber ſie kaͤhmen/ und jhn zum drittenmahl ge-
fangen naͤhmen. Gallus wolte wiſſen/ was vor Sprache dieſe Meer Raͤuber ſich
gebraucht haͤtten; und berichtete jener/ es haͤtte niemand kein einziges Wort von jh-
nen vernehmen moͤgen/ ohn daß ſie einen Dolmetſcher bey ſich gehabt/ der mit dem Juͤng-
linge bald Latein bald Griechiſch geredet. Valikules wahr in zwiſchen in tauſend aͤng-
ſten/ welche durch dieſe Zeitung nur vermehret wurden/ weil er nicht wiſſen kunte/ in
was Landſchafft ſein geliebtes Fraͤulein gefuͤhret wuͤrde/ fragete endlich/ welchen Weg dañ
dieſe Raͤuber vor ſich genommen; deſſen jhn der Verwundete nicht berichten kunte/ ohn
daß der Dolmetſcher dem Juͤnglinge geſagt/ ſie haͤtten jhr Schiff nicht weit von hinnen
ſtehen/ wohin ſie mit einander gehen wuͤrden/ biß ſie jhre Wagen antraͤffen/ welche den
Raub zuſammen fuhreten/ worauff er jhn ſamt der Jungfer ſetzen/ und nach dem Meer
bringen wolte. Ach mein Gott/ ſagte Valikules/ iezt habe ich deiner Huͤlffe mehr von noͤh-
ten/ als vorhin/ deswegen ſtehe mir gnaͤdig bey/ daß ich die Unſchuldigen erretten/ und zur
Erkaͤntnis deiner Warheit bringen moͤge; nun nun du mein Gott/ wirſt mich leiten und
fuͤhren/ ich wil folgen durch Arbeit und Ungemach/ und nicht auffhoͤren/ biß ich beſſere
kundſchafft habe/ ſolte ich auch graue Haar druͤber zeugen. Sagte hernach zu Gallus/ da-
fern jhm der Weg nach dem Meer bekant waͤhre/ moͤchte er jhn dahin bꝛingen/ uñ hernach
ſeines gefallens gehen wo er wolte/ doch daß er zu Padua bey ſeinem Freunde Ladiſla ſich
angaͤbe/ und von jhm 6000 Kronen abfoderte/ die er jhm unfehlbar auszaͤhlen wuͤrde/ und
koͤnte er ſich mit ſolchem Gelde wol ernaͤhren/ biß er etwa wiederkaͤhme/ dann ſolte jhm ein

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[280/0318] Anderes Buch. eine Niederlage ſey? Ach/ antwortete dieſer/ es iſt vor ohngefehr acht Stunden eine ſtarke Geſelſchafft See Raͤuber uns unvermuhtlich uͤber den Hals kom̃en/ welche wir anfangs etwa XX Mann ſtark ſchaͤtzeten/ funden ihrer aber uͤber hundert; Dieſe haben unſer Volk in die 50 Mann alles niedergehauen/ wiewol ſie nicht ungerochen geſtorben ſind. Gallus fragete/ wo dann der geſtriges Tages gefangene Juͤngling waͤhre. Ja ſagete er; Dieſer/ dieſer Juͤngling/ der rechte Wunder-menſch? davon moͤchte ich euch wunder uͤber wun- der erzaͤhlen: Als die See Raͤuber mit uns ſtritten/ gedachte dieſer anfangs/ es waͤhren Leute zu ſeiner Rettung ausgeſchicket/ ſaß demnach mit ſeiner Jungfer ſtille in der Hoͤhle/ uñ nam ſich keines dinges an; da er aber eines andern berichtet ward/ foderte eꝛ Schwert/ Schild und Helm/ gab ſich mit ins Gefechte/ und trieb durch ſeine Behaͤndigkeit ſolch Wunder/ daß/ wo ſeiner zehne bey uns geweſen/ der Sieg uns nicht ſolte entnom̃en ſeyn. Die See Raͤuber verwunderten ſich des ſchoͤnen ſtreitbaren Juͤnglings und bohten ihm Leben und Sicherheit an/ dafern er ſich ergeben wuͤrde/ im widrigen ſolte er auffs aͤuſſer- ſte gehoͤhnet werden/ und eines grauſamen Todes ſterben. Als er nun ſahe/ daß zuentkom- men jhm unmoͤglich wahr/ antwortete er jhnen; wann jhr mir euer verſprechen redlich zu halten geſiñet ſeyd/ wil ich mich euch ergeben/ weil die Goͤtter es alſo fuͤgen; ſeyd aber hoͤch- lich gebehten/ und nehmet meine Waſe mit in dieſen Schluß/ welche neben mir gefangen iſt/ und durch der Goͤtter Schuz jhre Ehre bißher erhalten hat; dieſes alles verhieſſen ſie jhm/ nahmen ſie beyde mit ſich/ und gingen davon. Valikules fragete/ ob ſie irgend dem Juͤnglinge Leid angetahn/ nachdem er ſich ergeben haͤtte. Nein ſagte dieſer verwundete Raͤuber/ ſie nahmen ihn ungebunden mit ſich/ weil er aͤidlich angelobete/ nicht von jhnen zuweichen/ es waͤhre dann/ das Staͤrkere uͤber ſie kaͤhmen/ und jhn zum drittenmahl ge- fangen naͤhmen. Gallus wolte wiſſen/ was vor Sprache dieſe Meer Raͤuber ſich gebraucht haͤtten; und berichtete jener/ es haͤtte niemand kein einziges Wort von jh- nen vernehmen moͤgen/ ohn daß ſie einen Dolmetſcher bey ſich gehabt/ der mit dem Juͤng- linge bald Latein bald Griechiſch geredet. Valikules wahr in zwiſchen in tauſend aͤng- ſten/ welche durch dieſe Zeitung nur vermehret wurden/ weil er nicht wiſſen kunte/ in was Landſchafft ſein geliebtes Fraͤulein gefuͤhret wuͤrde/ fragete endlich/ welchen Weg dañ dieſe Raͤuber vor ſich genommen; deſſen jhn der Verwundete nicht berichten kunte/ ohn daß der Dolmetſcher dem Juͤnglinge geſagt/ ſie haͤtten jhr Schiff nicht weit von hinnen ſtehen/ wohin ſie mit einander gehen wuͤrden/ biß ſie jhre Wagen antraͤffen/ welche den Raub zuſammen fuhreten/ worauff er jhn ſamt der Jungfer ſetzen/ und nach dem Meer bringen wolte. Ach mein Gott/ ſagte Valikules/ iezt habe ich deiner Huͤlffe mehr von noͤh- ten/ als vorhin/ deswegen ſtehe mir gnaͤdig bey/ daß ich die Unſchuldigen erretten/ und zur Erkaͤntnis deiner Warheit bringen moͤge; nun nun du mein Gott/ wirſt mich leiten und fuͤhren/ ich wil folgen durch Arbeit und Ungemach/ und nicht auffhoͤren/ biß ich beſſere kundſchafft habe/ ſolte ich auch graue Haar druͤber zeugen. Sagte hernach zu Gallus/ da- fern jhm der Weg nach dem Meer bekant waͤhre/ moͤchte er jhn dahin bꝛingen/ uñ hernach ſeines gefallens gehen wo er wolte/ doch daß er zu Padua bey ſeinem Freunde Ladiſla ſich angaͤbe/ und von jhm 6000 Kronen abfoderte/ die er jhm unfehlbar auszaͤhlen wuͤrde/ und koͤnte er ſich mit ſolchem Gelde wol ernaͤhren/ biß er etwa wiederkaͤhme/ dann ſolte jhm ein mehres

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/318>, abgerufen am 22.12.2024.