Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Anderes Buch.
mehres gefolget werden. Als Gallus solches hörete/ fiel er vor jhm in die Knie/ und baht
ümb Christus willen/ er möchte jhn nicht von sich stossen/ dann sein höchster Wunsch wäh-
re/ bey jhm zu leben und zusterben; er wolte sich in seinen Diensten dergestalt verhalten/ daß
er ob Gott wil/ damit könte begnüget seyn. Valikules hatte Zeugnis gnug seiner Träue/
weil er ungeachtet des grossen Geldes jhn nicht lassen wolte/ und sagete zu jhm: Mein Gal-
lus/ ich habe gezweiffelt/ ob jhr mir über Meer zu folgen bedacht währet/ weil ich nun eure
Meinung verstanden/ sol mir zu dieser Reise kein Mensch lieber seyn als jhr/ weil ich euch
als einem Christen am sichersten Trauen kan; also wil ich euch nun meiner Heimligkeiten
mehr vertrauen/ als ich meinen allerbesten Freunden nicht tuhn würde/ und wisset dem-
nach/ daß der gefangene Jüngling inwarheit ein gebohrnes Königliches Fräulein/ mir
nicht allein mit Blutfreundschafft verwand/ sondern auch meine verlobete Braut ist/ und
Herrn Ladisla/ von dem ich heut geschieden bin/ leibliche Schwester; die Jungfer welche
bey jhr ist/ wie auch die erlösete/ sind zwar hohes Adels/ aber nur jhre Leibdienerinnen; wor-
aus jhr abnehmen möget/ ob ich nicht Ursach habe/ mich jhrer Erlösung anzunehmen. Gal-
lus erschrak dossen/ verstund hieraus/ wes Standes sein Herr wahr/ und sagte: Durch-
leuchtigster Fürst/ eure Durchl. bitte ich untertähnigst ümb verzeihung/ daß derselben die
gebührliche Ehre nicht geleistet habe; betreffend die anvertrauete Heimligkeit/ sol dieselbe
bey mir sterben. Ich bin mit eurem Erbieten gnug zu frieden/ antwortete er/ sol euch auch
zu seiner zeit vielfältig vergolten werden; ich befehle euch aber vor dißmahl/ daß jhr mich
durchaus nicht höher ehret/ als einen schlechten Herrn Standes/ und weil es euch gefält
in meinen Diensten zubleiben/ werden wir uns im Namen unsers Gottes/ und dessen Schuz
und Anführung auff den Weg begeben. Wie es euer Gn. beliebet/ sagte er/ wiewol mein
geringer Raht währe/ wir gingen zuvor in die Höhle/ und nähmen etwas Speise zu uns/
unsere Kräfte zustärken/ ümb/ den bevorstehenden Weg desto frischer wanderen zukönnen.
Er lies sich hierzu bereden/ weil es schon weit nach Mittag wahr/ funden etliche gebratene
kalte Speisen/ davon sie mit guter Begierde assen; hernach durchsuchete Gallus alle be-
kante Winkel/ sahe wol daß sie rechtschaffen ausgeplündert wahren/ fand aber doch noch
ein verborgen Loch/ in welchem er 800 Kronen antraff/ welches Zehrpfenniges er sich nicht
wenig freuete/ brachte alles seinem Herrn/ und sagte: Er zweiffelte nicht/ Gott hätte jhnen
dieses auff die bevorstehende Reise bescheret. Herkules aber versicherte jhn/ er solte wegen
der Zehrungs kosten jhm keine Gedanken machen/ sein heimlicher Schaz den er an Klei-
noten bey sich führete/ währe zehnmal grösser/ als dieses gefundene/ wiewol es jhnen auch
zustatten kommen könte; solte jhnen aber ein mehres nöhtig seyn/ könte er durch Wechsel
von Padua haben/ so viel er wünschete/ obs gleich etliche Tonnen Goldes austrüge. Hier-
auff rief er den verwundeten Räuber zu sich/ hieß jhn Speise nehmen/ stillete jhm das Blut
mit seinem köstlichen Steine/ verband jhm seine Wunden/ und sagte zu jhm: Guter Freund/
nim jezt deines Glückes wahr/ welches dir blühet/ und verrichte mir einen kleinen Dienst/
der sol dir zu statten kommen; Laß dich deine Schwacheit nicht aufhalten/ und gehe nach
dem Flecken/ woselbst der Jüngling gestern geraubet ist/ da wirstu etliche Herren antreffen/
denen bringe Bericht zu/ alles was sich hieselbst zugetragen hat/ und daß Gallus mit sei-
nem Gefärten alhie wol ankommen/ auch albereit nach dem Meer gangen sey/ da sie auf ein

Schiff
N n

Anderes Buch.
mehres gefolget werden. Als Gallus ſolches hoͤrete/ fiel er vor jhm in die Knie/ und baht
uͤmb Chriſtus willen/ er moͤchte jhn nicht von ſich ſtoſſen/ dann ſein hoͤchſter Wunſch waͤh-
re/ bey jhm zu leben und zuſterben; er wolte ſich in ſeinen Dienſten dergeſtalt verhalten/ daß
er ob Gott wil/ damit koͤnte begnuͤget ſeyn. Valikules hatte Zeugnis gnug ſeiner Traͤue/
weil er ungeachtet des groſſen Geldes jhn nicht laſſen wolte/ uñ ſagete zu jhm: Mein Gal-
lus/ ich habe gezweiffelt/ ob jhr mir uͤber Meer zu folgen bedacht waͤhret/ weil ich nun eure
Meinung verſtanden/ ſol mir zu dieſer Reiſe kein Menſch lieber ſeyn als jhr/ weil ich euch
als einem Chriſten am ſicherſten Trauen kan; alſo wil ich euch nun meiner Heimligkeitẽ
mehr vertrauen/ als ich meinen allerbeſten Freunden nicht tuhn wuͤrde/ und wiſſet dem-
nach/ daß der gefangene Juͤngling inwarheit ein gebohrnes Koͤnigliches Fraͤulein/ mir
nicht allein mit Blutfreundſchafft verwand/ ſondern auch meine verlobete Braut iſt/ und
Herꝛn Ladiſla/ von dem ich heut geſchieden bin/ leibliche Schweſter; die Jungfer welche
bey jhr iſt/ wie auch die erloͤſete/ ſind zwar hohes Adels/ aber nur jhre Leibdieneꝛinnen; woꝛ-
aus jhr abnehmen moͤget/ ob ich nicht Urſach habe/ mich jhreꝛ Erloͤſung anzunehmen. Gal-
lus erſchrak doſſen/ verſtund hieraus/ wes Standes ſein Herꝛ wahr/ und ſagte: Durch-
leuchtigſter Fuͤrſt/ eure Durchl. bitte ich untertaͤhnigſt uͤmb verzeihung/ daß derſelben die
gebuͤhrliche Ehre nicht geleiſtet habe; betreffend die anvertrauete Heimligkeit/ ſol dieſelbe
bey mir ſterben. Ich bin mit eurem Erbieten gnug zu frieden/ antwortete er/ ſol euch auch
zu ſeiner zeit vielfaͤltig vergolten werden; ich befehle euch aber vor dißmahl/ daß jhr mich
durchaus nicht hoͤher ehret/ als einen ſchlechten Herꝛn Standes/ und weil es euch gefaͤlt
in meinen Dienſten zubleiben/ weꝛden wir uns im Namen unſers Gottes/ uñ deſſen Schuz
und Anfuͤhrung auff den Weg begeben. Wie es euer Gn. beliebet/ ſagte er/ wiewol mein
geringer Raht waͤhre/ wir gingen zuvor in die Hoͤhle/ und naͤhmen etwas Speiſe zu uns/
unſere Kraͤfte zuſtaͤrken/ uͤmb/ den bevorſtehenden Weg deſto friſcher wanderen zukoͤnnen.
Er lies ſich hierzu bereden/ weil es ſchon weit nach Mittag wahr/ funden etliche gebratene
kalte Speiſen/ davon ſie mit guter Begierde aſſen; hernach durchſuchete Gallus alle be-
kante Winkel/ ſahe wol daß ſie rechtſchaffen ausgepluͤndert wahren/ fand aber doch noch
ein verborgẽ Loch/ in welchem er 800 Kronen antraff/ welches Zehrpfenniges er ſich nicht
wenig freuete/ brachte alles ſeinem Herꝛn/ und ſagte: Eꝛ zweiffelte nicht/ Gott haͤtte jhnen
dieſes auff die bevorſtehende Reiſe beſcheret. Herkules aber verſicherte jhn/ er ſolte wegen
der Zehrungs koſten jhm keine Gedanken machen/ ſein heimlicher Schaz den er an Klei-
noten bey ſich fuͤhrete/ waͤhre zehnmal groͤſſer/ als dieſes gefundene/ wiewol es jhnen auch
zuſtatten kommen koͤnte; ſolte jhnen aber ein mehres noͤhtig ſeyn/ koͤnte er durch Wechſel
von Padua haben/ ſo viel er wuͤnſchete/ obs gleich etliche Tonnen Goldes austruͤge. Hieꝛ-
auff rief er den verwundeten Raͤuber zu ſich/ hieß jhn Speiſe nehmen/ ſtillete jhm das Blut
mit ſeinem koͤſtlichen Steine/ veꝛband jhm ſeine Wunden/ uñ ſagte zu jhm: Guteꝛ Freund/
nim jezt deines Gluͤckes wahr/ welches dir bluͤhet/ und verrichte mir einen kleinen Dienſt/
der ſol dir zu ſtatten kommen; Laß dich deine Schwacheit nicht aufhalten/ und gehe nach
dem Flecken/ woſelbſt der Juͤngling geſtern geraubet iſt/ da wirſtu etliche Herꝛen antreffen/
denen bringe Bericht zu/ alles was ſich hieſelbſt zugetragen hat/ und daß Gallus mit ſei-
nem Gefaͤrten alhie wol ankommen/ auch albereit nach dem Meer gangen ſey/ da ſie auf ein

Schiff
N n
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0319" n="281"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anderes Buch.</hi></fw><lb/>
mehres gefolget werden. Als Gallus &#x017F;olches ho&#x0364;rete/ fiel er vor jhm in die Knie/ und baht<lb/>
u&#x0364;mb Chri&#x017F;tus willen/ er mo&#x0364;chte jhn nicht von &#x017F;ich &#x017F;to&#x017F;&#x017F;en/ dann &#x017F;ein ho&#x0364;ch&#x017F;ter Wun&#x017F;ch wa&#x0364;h-<lb/>
re/ bey jhm zu leben und zu&#x017F;terben; er wolte &#x017F;ich in &#x017F;einen Dien&#x017F;ten derge&#x017F;talt verhalten/ daß<lb/>
er ob Gott wil/ damit ko&#x0364;nte begnu&#x0364;get &#x017F;eyn. Valikules hatte Zeugnis gnug &#x017F;einer Tra&#x0364;ue/<lb/>
weil er ungeachtet des gro&#x017F;&#x017F;en Geldes jhn nicht la&#x017F;&#x017F;en wolte/ un&#x0303; &#x017F;agete zu jhm: Mein Gal-<lb/>
lus/ ich habe gezweiffelt/ ob jhr mir u&#x0364;ber Meer zu folgen bedacht wa&#x0364;hret/ weil ich nun eure<lb/>
Meinung ver&#x017F;tanden/ &#x017F;ol mir zu die&#x017F;er Rei&#x017F;e kein Men&#x017F;ch lieber &#x017F;eyn als jhr/ weil ich euch<lb/>
als einem Chri&#x017F;ten am &#x017F;icher&#x017F;ten Trauen kan; al&#x017F;o wil ich euch nun meiner Heimligkeite&#x0303;<lb/>
mehr vertrauen/ als ich meinen allerbe&#x017F;ten Freunden nicht tuhn wu&#x0364;rde/ und wi&#x017F;&#x017F;et dem-<lb/>
nach/ daß der gefangene Ju&#x0364;ngling inwarheit ein gebohrnes Ko&#x0364;nigliches Fra&#x0364;ulein/ mir<lb/>
nicht allein mit Blutfreund&#x017F;chafft verwand/ &#x017F;ondern auch meine verlobete Braut i&#x017F;t/ und<lb/>
Her&#xA75B;n Ladi&#x017F;la/ von dem ich heut ge&#x017F;chieden bin/ leibliche Schwe&#x017F;ter; die Jungfer welche<lb/>
bey jhr i&#x017F;t/ wie auch die erlo&#x0364;&#x017F;ete/ &#x017F;ind zwar hohes Adels/ aber nur jhre Leibdiene&#xA75B;innen; wo&#xA75B;-<lb/>
aus jhr abnehmen mo&#x0364;get/ ob ich nicht Ur&#x017F;ach habe/ mich jhre&#xA75B; Erlo&#x0364;&#x017F;ung anzunehmen. Gal-<lb/>
lus er&#x017F;chrak do&#x017F;&#x017F;en/ ver&#x017F;tund hieraus/ wes Standes &#x017F;ein Her&#xA75B; wahr/ und &#x017F;agte: Durch-<lb/>
leuchtig&#x017F;ter Fu&#x0364;r&#x017F;t/ eure Durchl. bitte ich unterta&#x0364;hnig&#x017F;t u&#x0364;mb verzeihung/ daß der&#x017F;elben die<lb/>
gebu&#x0364;hrliche Ehre nicht gelei&#x017F;tet habe; betreffend die anvertrauete Heimligkeit/ &#x017F;ol die&#x017F;elbe<lb/>
bey mir &#x017F;terben. Ich bin mit eurem Erbieten gnug zu frieden/ antwortete er/ &#x017F;ol euch auch<lb/>
zu &#x017F;einer zeit vielfa&#x0364;ltig vergolten werden; ich befehle euch aber vor dißmahl/ daß jhr mich<lb/>
durchaus nicht ho&#x0364;her ehret/ als einen &#x017F;chlechten Her&#xA75B;n Standes/ und weil es euch gefa&#x0364;lt<lb/>
in meinen Dien&#x017F;ten zubleiben/ we&#xA75B;den wir uns im Namen un&#x017F;ers Gottes/ un&#x0303; de&#x017F;&#x017F;en Schuz<lb/>
und Anfu&#x0364;hrung auff den Weg begeben. Wie es euer Gn. beliebet/ &#x017F;agte er/ wiewol mein<lb/>
geringer Raht wa&#x0364;hre/ wir gingen zuvor in die Ho&#x0364;hle/ und na&#x0364;hmen etwas Spei&#x017F;e zu uns/<lb/>
un&#x017F;ere Kra&#x0364;fte zu&#x017F;ta&#x0364;rken/ u&#x0364;mb/ den bevor&#x017F;tehenden Weg de&#x017F;to fri&#x017F;cher wanderen zuko&#x0364;nnen.<lb/>
Er lies &#x017F;ich hierzu bereden/ weil es &#x017F;chon weit nach Mittag wahr/ funden etliche gebratene<lb/>
kalte Spei&#x017F;en/ davon &#x017F;ie mit guter Begierde a&#x017F;&#x017F;en; hernach durch&#x017F;uchete Gallus alle be-<lb/>
kante Winkel/ &#x017F;ahe wol daß &#x017F;ie recht&#x017F;chaffen ausgeplu&#x0364;ndert wahren/ fand aber doch noch<lb/>
ein verborge&#x0303; Loch/ in welchem er 800 Kronen antraff/ welches Zehrpfenniges er &#x017F;ich nicht<lb/>
wenig freuete/ brachte alles &#x017F;einem Her&#xA75B;n/ und &#x017F;agte: E&#xA75B; zweiffelte nicht/ Gott ha&#x0364;tte jhnen<lb/>
die&#x017F;es auff die bevor&#x017F;tehende Rei&#x017F;e be&#x017F;cheret. Herkules aber ver&#x017F;icherte jhn/ er &#x017F;olte wegen<lb/>
der Zehrungs ko&#x017F;ten jhm keine Gedanken machen/ &#x017F;ein heimlicher Schaz den er an Klei-<lb/>
noten bey &#x017F;ich fu&#x0364;hrete/ wa&#x0364;hre zehnmal gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er/ als die&#x017F;es gefundene/ wiewol es jhnen auch<lb/>
zu&#x017F;tatten kommen ko&#x0364;nte; &#x017F;olte jhnen aber ein mehres no&#x0364;htig &#x017F;eyn/ ko&#x0364;nte er durch Wech&#x017F;el<lb/>
von Padua haben/ &#x017F;o viel er wu&#x0364;n&#x017F;chete/ obs gleich etliche Tonnen Goldes austru&#x0364;ge. Hie&#xA75B;-<lb/>
auff rief er den verwundeten Ra&#x0364;uber zu &#x017F;ich/ hieß jhn Spei&#x017F;e nehmen/ &#x017F;tillete jhm das Blut<lb/>
mit &#x017F;einem ko&#x0364;&#x017F;tlichen Steine/ ve&#xA75B;band jhm &#x017F;eine Wunden/ un&#x0303; &#x017F;agte zu jhm: Gute&#xA75B; Freund/<lb/>
nim jezt deines Glu&#x0364;ckes wahr/ welches dir blu&#x0364;het/ und verrichte mir einen kleinen Dien&#x017F;t/<lb/>
der &#x017F;ol dir zu &#x017F;tatten kommen; Laß dich deine Schwacheit nicht aufhalten/ und gehe nach<lb/>
dem Flecken/ wo&#x017F;elb&#x017F;t der Ju&#x0364;ngling ge&#x017F;tern geraubet i&#x017F;t/ da wir&#x017F;tu etliche Her&#xA75B;en antreffen/<lb/>
denen bringe Bericht zu/ alles was &#x017F;ich hie&#x017F;elb&#x017F;t zugetragen hat/ und daß Gallus mit &#x017F;ei-<lb/>
nem Gefa&#x0364;rten alhie wol ankommen/ auch albereit nach dem Meer gangen &#x017F;ey/ da &#x017F;ie auf ein<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">N n</fw><fw place="bottom" type="catch">Schiff</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[281/0319] Anderes Buch. mehres gefolget werden. Als Gallus ſolches hoͤrete/ fiel er vor jhm in die Knie/ und baht uͤmb Chriſtus willen/ er moͤchte jhn nicht von ſich ſtoſſen/ dann ſein hoͤchſter Wunſch waͤh- re/ bey jhm zu leben und zuſterben; er wolte ſich in ſeinen Dienſten dergeſtalt verhalten/ daß er ob Gott wil/ damit koͤnte begnuͤget ſeyn. Valikules hatte Zeugnis gnug ſeiner Traͤue/ weil er ungeachtet des groſſen Geldes jhn nicht laſſen wolte/ uñ ſagete zu jhm: Mein Gal- lus/ ich habe gezweiffelt/ ob jhr mir uͤber Meer zu folgen bedacht waͤhret/ weil ich nun eure Meinung verſtanden/ ſol mir zu dieſer Reiſe kein Menſch lieber ſeyn als jhr/ weil ich euch als einem Chriſten am ſicherſten Trauen kan; alſo wil ich euch nun meiner Heimligkeitẽ mehr vertrauen/ als ich meinen allerbeſten Freunden nicht tuhn wuͤrde/ und wiſſet dem- nach/ daß der gefangene Juͤngling inwarheit ein gebohrnes Koͤnigliches Fraͤulein/ mir nicht allein mit Blutfreundſchafft verwand/ ſondern auch meine verlobete Braut iſt/ und Herꝛn Ladiſla/ von dem ich heut geſchieden bin/ leibliche Schweſter; die Jungfer welche bey jhr iſt/ wie auch die erloͤſete/ ſind zwar hohes Adels/ aber nur jhre Leibdieneꝛinnen; woꝛ- aus jhr abnehmen moͤget/ ob ich nicht Urſach habe/ mich jhreꝛ Erloͤſung anzunehmen. Gal- lus erſchrak doſſen/ verſtund hieraus/ wes Standes ſein Herꝛ wahr/ und ſagte: Durch- leuchtigſter Fuͤrſt/ eure Durchl. bitte ich untertaͤhnigſt uͤmb verzeihung/ daß derſelben die gebuͤhrliche Ehre nicht geleiſtet habe; betreffend die anvertrauete Heimligkeit/ ſol dieſelbe bey mir ſterben. Ich bin mit eurem Erbieten gnug zu frieden/ antwortete er/ ſol euch auch zu ſeiner zeit vielfaͤltig vergolten werden; ich befehle euch aber vor dißmahl/ daß jhr mich durchaus nicht hoͤher ehret/ als einen ſchlechten Herꝛn Standes/ und weil es euch gefaͤlt in meinen Dienſten zubleiben/ weꝛden wir uns im Namen unſers Gottes/ uñ deſſen Schuz und Anfuͤhrung auff den Weg begeben. Wie es euer Gn. beliebet/ ſagte er/ wiewol mein geringer Raht waͤhre/ wir gingen zuvor in die Hoͤhle/ und naͤhmen etwas Speiſe zu uns/ unſere Kraͤfte zuſtaͤrken/ uͤmb/ den bevorſtehenden Weg deſto friſcher wanderen zukoͤnnen. Er lies ſich hierzu bereden/ weil es ſchon weit nach Mittag wahr/ funden etliche gebratene kalte Speiſen/ davon ſie mit guter Begierde aſſen; hernach durchſuchete Gallus alle be- kante Winkel/ ſahe wol daß ſie rechtſchaffen ausgepluͤndert wahren/ fand aber doch noch ein verborgẽ Loch/ in welchem er 800 Kronen antraff/ welches Zehrpfenniges er ſich nicht wenig freuete/ brachte alles ſeinem Herꝛn/ und ſagte: Eꝛ zweiffelte nicht/ Gott haͤtte jhnen dieſes auff die bevorſtehende Reiſe beſcheret. Herkules aber verſicherte jhn/ er ſolte wegen der Zehrungs koſten jhm keine Gedanken machen/ ſein heimlicher Schaz den er an Klei- noten bey ſich fuͤhrete/ waͤhre zehnmal groͤſſer/ als dieſes gefundene/ wiewol es jhnen auch zuſtatten kommen koͤnte; ſolte jhnen aber ein mehres noͤhtig ſeyn/ koͤnte er durch Wechſel von Padua haben/ ſo viel er wuͤnſchete/ obs gleich etliche Tonnen Goldes austruͤge. Hieꝛ- auff rief er den verwundeten Raͤuber zu ſich/ hieß jhn Speiſe nehmen/ ſtillete jhm das Blut mit ſeinem koͤſtlichen Steine/ veꝛband jhm ſeine Wunden/ uñ ſagte zu jhm: Guteꝛ Freund/ nim jezt deines Gluͤckes wahr/ welches dir bluͤhet/ und verrichte mir einen kleinen Dienſt/ der ſol dir zu ſtatten kommen; Laß dich deine Schwacheit nicht aufhalten/ und gehe nach dem Flecken/ woſelbſt der Juͤngling geſtern geraubet iſt/ da wirſtu etliche Herꝛen antreffen/ denen bringe Bericht zu/ alles was ſich hieſelbſt zugetragen hat/ und daß Gallus mit ſei- nem Gefaͤrten alhie wol ankommen/ auch albereit nach dem Meer gangen ſey/ da ſie auf ein Schiff N n

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/319
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/319>, abgerufen am 22.12.2024.