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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
möchte doch gemach tuhn/ und ihres Lebens schonen; dann solte es gleich wahr seyn/ müste
man ja mit den Göttern nicht streiten/ welche durchaus ihren Willen haben wolten/ wie
hart wir uns auch dawider sträuben möchten; währe es aber nicht wahr/ wie dann ihr
Sinn ihr ein solches allerdinge zutrüge/ was stellete sie sich dann einer Unsinnigen ähnli-
cher als einer Witzigen? Ja ihr habet wol ursach mich zu trösten/ sagte Fr. Sophia/ da ich
bald Mörderin an euch worden bin/ daß ihr Zeit eures Lebens bey dieser Narbe an mich ge-
denken könnet/ welches mir doch herzlich leid ist. Und O hättet ihr doch dem Stich seinen
Weg gegönnet/ so währe ich nun aller Pein ab/ und ginge meine Seele suchen/ wie sie mit
ihrem Ladisla entweder umherschweben/ oder in Ruhe sitzen möchte. Das Fräulein/ un-
geachtet der Schmerzen/ zeigete ihr mit einem frölichen Angesicht die verbundene Hand/
und sagete: O wie sol Herr Ladisla noch dieser meiner Hand danken/ daß sie seiner herzge-
liebeten Sophien das Leben erhalten hat. Ach mein Schwesterchen/ antwortete sie/ mey-
net ihr/ daß mein Ladisla noch leben solte? O ihr Götter/ wie wol währe mir dann! aber
leider leider! die Zeitung gibt es viel anders; dein Leben ist gebrochen/ O du unvergleich-
licher Held! O du allerfreundlichster Liebhaber! Was vor Unsinnigkeit treibet euch dann/
sagte das Fräulein/ daß ihr euren Ladisla mit Gewalt tod wollet haben? Ich halte/ stünde
er hie vor euch/ ihr legetet Hand an ihn/ daß nur euer widersinniger Kopff recht haben
möchte; sehet da/ ich gebiete euch im Nahmen und von wegen eures Ladisla/ der ohn zweifel
noch frisch und gesund lebet/ daß ihr nicht allein eure Klage mässiget/ sondern euch straks
angesichts verbinden lasset; dann was meynet ihr wol/ das er gedenken würde/ wann er die-
se Wunde an eurem Halse/ und das geronnene Blut in eurem Busem sehen solte? Rieff
hiemit dem Arzte/ und hießihn die wunde besichtigen. Fr. Sophia ward hirüber dermassen
bestürzet/ daß sie vor Furcht kein Wort reden kunte/ saß nur und sahe sie an/ weil der Arzt
die Wunde betrachtete/ endlich sagte sie zu ihr: O ihr harte Zuchtmeisterin! traget jhr dann
gar kein Mitleiden mit mir elenden? Ich wil euch nicht hören/ antwortete sie/ biß die wun-
de verbunden ist/ und gebiete euch nochmahl/ von wegen Herrn/ Ladisla/ daß ihr euch ver-
binden lasset. Ach ja mein Schwesterchen/ antwortete sie/ ich bin ja gehorsam; hielt auch
dem Arzt die Kehle zu/ und ließ ihn nach allem Willen machen. Der Stathalterverwun-
derte sich der Fräulein treflicher Vernunfft/ daß sie dieses Mittel/ sie zubereden/ so klüglich
hätte erfinden können. Aber so bald die Verbindung geschehen wahr/ da ging der Jammer
von neuen wieder an; die Trähnen schossen ihr dermassen häuffig aus den Augen/ daß sie
in ihre Schoß fielen. O ihr Götter/ sagte sie/ kan auch der Baum grünen/ wann er die Wur-
zel verlohren hat? Ja ja/ man stellet ihn ins Wasser/ und erhält seine Blätter etliche Tage
auff mit solcher gewaltsamen Anfeuchtung; aber es bestehet nicht lange/ dann fallen sie a-
be/ und vergehen/ ehe mans inne wird. Gleich also kan man mich durch falsche Hoffnung
auch ein wenig laben/ auch ein wenig erhalten; aber unmöglich ist es/ daß es lange bestehen
solte; dann die Wurzel/ auff welche ich gegründet wahr/ ist abgehauen; Ach ihr Götter/ sie
ist abgehauen und dem Stam entzogen/ der von ihr allen Safft und das Leben selbst hatte.
Frl. Sibylla kunte wegen Mitleiden und Empfindligkeit der Wundenschmerzen/ ihr nit
zureden/ deswegen fing der Vater an zuversuchen/ ob er durch Gelindigkeit etwas bey ihr
ausrichten könte/ und sagte zu ihr: Herzgeliebtes Kind; du weist/ mit was grossem fleiß ich

und

Anderes Buch.
moͤchte doch gemach tuhn/ und ihres Lebens ſchonen; dann ſolte es gleich wahr ſeyn/ muͤſte
man ja mit den Goͤttern nicht ſtreiten/ welche durchaus ihren Willen haben wolten/ wie
hart wir uns auch dawider ſtraͤuben moͤchten; waͤhre es aber nicht wahr/ wie dann ihr
Sinn ihr ein ſolches allerdinge zutruͤge/ was ſtellete ſie ſich dann einer Unſinnigen aͤhnli-
cher als einer Witzigen? Ja ihr habet wol urſach mich zu troͤſten/ ſagte Fr. Sophia/ da ich
bald Moͤrderin an euch worden bin/ daß ihr Zeit eures Lebens bey dieſer Narbe an mich ge-
denken koͤnnet/ welches mir doch herzlich leid iſt. Und O haͤttet ihr doch dem Stich ſeinen
Weg gegoͤnnet/ ſo waͤhre ich nun aller Pein ab/ und ginge meine Seele ſuchen/ wie ſie mit
ihrem Ladiſla entweder umherſchweben/ oder in Ruhe ſitzen moͤchte. Das Fraͤulein/ un-
geachtet der Schmerzen/ zeigete ihr mit einem froͤlichen Angeſicht die verbundene Hand/
und ſagete: O wie ſol Herr Ladiſla noch dieſer meiner Hand danken/ daß ſie ſeiner herzge-
liebeten Sophien das Leben erhalten hat. Ach mein Schweſterchen/ antwortete ſie/ mey-
net ihr/ daß mein Ladiſla noch leben ſolte? O ihr Goͤtter/ wie wol waͤhre mir dann! aber
leider leider! die Zeitung gibt es viel anders; dein Leben iſt gebrochen/ O du unvergleich-
licher Held! O du allerfreundlichſter Liebhaber! Was vor Unſiñigkeit treibet euch dann/
ſagte das Fraͤulein/ daß ihr euren Ladiſla mit Gewalt tod wollet haben? Ich halte/ ſtuͤnde
er hie vor euch/ ihr legetet Hand an ihn/ daß nur euer widerſinniger Kopff recht haben
moͤchte; ſehet da/ ich gebiete euch im Nahmen und von wegen eures Ladiſla/ der ohn zweifel
noch friſch und geſund lebet/ daß ihr nicht allein eure Klage maͤſſiget/ ſondern euch ſtraks
angeſichts verbinden laſſet; dañ was meynet ihr wol/ das er gedenken wuͤrde/ wann er die-
ſe Wunde an eurem Halſe/ und das geronnene Blut in eurem Buſem ſehen ſolte? Rieff
hiemit dem Arzte/ uñ hießihn die wunde beſichtigen. Fr. Sophia ward hiruͤber dermaſſen
beſtuͤrzet/ daß ſie vor Furcht kein Wort reden kunte/ ſaß nur und ſahe ſie an/ weil der Arzt
die Wunde betrachtete/ endlich ſagte ſie zu ihr: O ihr harte Zuchtmeiſterin! traget jhr dañ
gar kein Mitleiden mit mir elenden? Ich wil euch nicht hoͤren/ antwortete ſie/ biß die wun-
de verbunden iſt/ und gebiete euch nochmahl/ von wegen Herrn/ Ladiſla/ daß ihr euch ver-
binden laſſet. Ach ja mein Schweſterchen/ antwortete ſie/ ich bin ja gehorſam; hielt auch
dem Arzt die Kehle zu/ und ließ ihn nach allem Willen machen. Der Stathalterverwun-
derte ſich der Fraͤulein treflicher Vernunfft/ daß ſie dieſes Mittel/ ſie zubereden/ ſo kluͤglich
haͤtte erfinden koͤnnen. Aber ſo bald die Verbindung geſchehen wahr/ da ging der Jam̃er
von neuen wieder an; die Traͤhnen ſchoſſen ihr dermaſſen haͤuffig aus den Augen/ daß ſie
in ihre Schoß fielen. O ihr Goͤtter/ ſagte ſie/ kan auch der Baum gruͤnen/ wañ er die Wuꝛ-
zel verlohren hat? Ja ja/ man ſtellet ihn ins Waſſer/ und erhaͤlt ſeine Blaͤtter etliche Tage
auff mit ſolcher gewaltſamen Anfeuchtung; aber es beſtehet nicht lange/ dann fallen ſie a-
be/ und vergehen/ ehe mans inne wird. Gleich alſo kan man mich durch falſche Hoffnung
auch ein wenig laben/ auch ein wenig erhalten; aber unmoͤglich iſt es/ daß es lange beſtehen
ſolte; dann die Wurzel/ auff welche ich gegruͤndet wahr/ iſt abgehauen; Ach ihr Goͤtter/ ſie
iſt abgehauen und dem Stam entzogen/ der von ihr allen Safft und das Leben ſelbſt hatte.
Frl. Sibylla kunte wegen Mitleiden und Empfindligkeit der Wundenſchmerzen/ ihr nit
zureden/ deswegen fing der Vater an zuverſuchen/ ob er durch Gelindigkeit etwas bey ihr
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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/328>, abgerufen am 22.12.2024.