Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Anderes Buch.
zuerkennen wissen/ daß seine Dankbarkeit daher solte gespüret werden. Fr. Sophia selbst
fiel ihr üm den Halß/ herzete und küssete sie/ und schwuhr/ diese ihre grosse und überschwe-
sterliche Träue nun und nimmermehr aus jhrem Gedächtnis kommen zulassen. Inzwi-
schen fragete der Stathalter seinen Sohn/ ob nicht Herr Kornelius auff sie gestossen wäh-
re; und vernam/ daß sie denselben nicht angetroffen/ weil sie nicht die Heerstrasse/ sondern
einen richtigern Nebenweg genommen hätten. Ich danke den Göttern/ sagte der Vater
weiter/ daß eure Niderlage bloß ertichtet ist; aber wer mag doch lust haben/ dergleichen
schändliche Lügen auszusprengen? Ladisla antwortete; seines Erachtens währe es ein Ir-
tuhm/ und rührete daher/ daß seine Frl. Schwester in Gestalt und Kleidung eines Jüng-
linges sich hätte lassen gefangen nehmen/ welchen etliche vor Herkules möchten gehalten
haben. Erstward Fr. Sophia durch Frl. Helenen anzeige/ der fremden Jungfer gewahr/
und fragete Ladisla/ wer sie währe. Er gab zur Antwort; Sie währe hohes Adels aus sei-
nem Königreiche/ und die Vornehmste des Frauenzimmers seiner Frl. Schwester/ welche
sie vorgestriges Tages aus etlicher Räuber Händen erlöset hätten. Darauff trat sie zu ihr
hin/ ümbfing sie freundlich/ und hieß sie sehr wilkommen seyn/ baht auch üm Verzeihung/
daß man sie so lange unangeredet stehen lassen; dessen die ergangene Verwirrung Ursach
währe. Diese bedankete sich untertähnigst/ wiewol mit etwas anderen Geberden und Lei-
besneigungen/ als in Italien bräuchlich wahr/ schätzete sich unfähig der hohen Ehre/ die ihr
einer unwirdigen angetahn würde/ sintemahl sie sich bloß vor ihrer Gn. Dienerin erkennen
müste; möchte aber von Herzen wünschen/ daß ihr gnädigstes Frl. selber glüklich ankom-
men/ und ihre geliebte Fr. Schwester und Schwägerin küssen und ümfangen mögen;
baht hierauff/ ümb Verzeihung ihrer ungeschikten Rede/ weil sie die lateinische Sprache
zureden ungeübet währe/ und ihr weniges durch Unterrichtung ihrer gnädigsten Fräulein
gefasset hätte. Fr. Sophia bezeugete mit ihren Tränen/ wie herzlich leid ihr der Fräulein
Verlust währe/ hoffete doch zu den Göttern/ sie würden sich ihrer gnädig annehmen/ und
sie vor Lebens- und ehren-Gefahr beschützen. Die Bömischen Gesanten wahren nicht al-
lein wegen der Fräulein Verlust sehr betrübet/ sondern weil ihnen auch die Zeitung von
ihres Königes Tode zu Ohren kommen wahr/ hielten sie sich nicht anderst als verzweiffel-
te Leute/ und hatten sich kurz vor Ladisla Ankunfft ungessen und ungetrunken zur Ruhe ge-
legt. Der Stathalter aber lies ihnen andeuten/ sie möchten ihren grossen Kummer mäs-
sigen/ nach dem ihr Königgesund und ohn alle zugestossene Gefahr wieder angelanget wäh-
re; Worauff Bugesla sagete: Ey Gott lob/ so sind wir ja noch nicht gar zu Wäysen wor-
den/ weil unser König noch im Leben ist. Die Verwirrung und Freude der Geselschafft war
so groß/ daß sie nach Herkules zufragen eine gute Zeit vergassen/ biß Sibylla ahnete/ wo
sie ihn gelassen hätten; Und Fabius darauff anzeigete/ er währe auff gut Glük mit einem
gefangenen Räuber Häuptmann als ein neugeworbener Räuber Bursche von ihnen ge-
schieden/ das verlohrne Fräulein außzukundschaffen/ und nachdem er vernommen/ daß
sie schon in ander Räuber Händen/ und nach dem Meere auff ein Schiff gebracht währe/
hätte er sich mit dem Räuber Häuptmann auch zu Schiffe gesetzet/ ihr zu folgen. Alle An-
wesende hatten Herkules Liebe gegen das Fräulein aus seinen damahligen Geberden zur
Gnüge verspüret/ ob sie gleich dessen sich nicht merken liessen. Und als der Stathalter hö-

rete/

Anderes Buch.
zuerkennen wiſſen/ daß ſeine Dankbarkeit daher ſolte geſpuͤret werden. Fr. Sophia ſelbſt
fiel ihr uͤm den Halß/ herzete und kuͤſſete ſie/ und ſchwuhr/ dieſe ihre groſſe und uͤberſchwe-
ſterliche Traͤue nun und nimmermehr aus jhrem Gedaͤchtnis kommen zulaſſen. Inzwi-
ſchen fragete der Stathalter ſeinen Sohn/ ob nicht Herꝛ Kornelius auff ſie geſtoſſen waͤh-
re; und vernam/ daß ſie denſelben nicht angetroffen/ weil ſie nicht die Heerſtraſſe/ ſondern
einen richtigern Nebenweg genommen haͤtten. Ich danke den Goͤttern/ ſagte der Vater
weiter/ daß eure Niderlage bloß ertichtet iſt; aber wer mag doch luſt haben/ dergleichen
ſchaͤndliche Luͤgen auszuſprengen? Ladiſla antwortete; ſeines Erachtens waͤhre es ein Ir-
tuhm/ und ruͤhrete daher/ daß ſeine Frl. Schweſter in Geſtalt und Kleidung eines Juͤng-
linges ſich haͤtte laſſen gefangen nehmen/ welchen etliche vor Herkules moͤchten gehalten
haben. Erſtward Fr. Sophia durch Frl. Helenen anzeige/ der fremden Jungfer gewahr/
und fragete Ladiſla/ wer ſie waͤhre. Er gab zur Antwort; Sie waͤhre hohes Adels aus ſei-
nem Koͤnigreiche/ und die Vornehmſte des Frauenzimmers ſeiner Frl. Schweſter/ welche
ſie vorgeſtriges Tages aus etlicher Raͤuber Haͤnden erloͤſet haͤtten. Darauff trat ſie zu ihꝛ
hin/ uͤmbfing ſie freundlich/ und hieß ſie ſehr wilkommen ſeyn/ baht auch uͤm Verzeihung/
daß man ſie ſo lange unangeredet ſtehen laſſen; deſſen die ergangene Verwirrung Urſach
waͤhre. Dieſe bedankete ſich untertaͤhnigſt/ wiewol mit etwas anderen Geberden und Lei-
besneigungen/ als in Italien bꝛaͤuchlich wahr/ ſchaͤtzete ſich unfaͤhig der hohen Ehre/ die ihr
einer unwirdigen angetahn wuͤrde/ ſintemahl ſie ſich bloß vor ihrer Gn. Dienerin eꝛkeñen
muͤſte; moͤchte aber von Herzen wuͤnſchen/ daß ihr gnaͤdigſtes Frl. ſelber gluͤklich ankom-
men/ und ihre geliebte Fr. Schweſter und Schwaͤgerin kuͤſſen und uͤmfangen moͤgen;
baht hierauff/ uͤmb Verzeihung ihrer ungeſchikten Rede/ weil ſie die lateiniſche Sprache
zureden ungeuͤbet waͤhre/ und ihr weniges durch Unterrichtung ihrer gnaͤdigſten Fraͤulein
gefaſſet haͤtte. Fr. Sophia bezeugete mit ihren Traͤnen/ wie herzlich leid ihr der Fraͤulein
Verluſt waͤhre/ hoffete doch zu den Goͤttern/ ſie wuͤrden ſich ihrer gnaͤdig annehmen/ und
ſie vor Lebens- und ehren-Gefahr beſchuͤtzen. Die Boͤmiſchen Geſanten wahren nicht al-
lein wegen der Fraͤulein Verluſt ſehr betruͤbet/ ſondern weil ihnen auch die Zeitung von
ihres Koͤniges Tode zu Ohren kommen wahr/ hielten ſie ſich nicht anderſt als verzweiffel-
te Leute/ und hatten ſich kurz vor Ladiſla Ankunfft ungeſſen und ungetrunken zur Ruhe ge-
legt. Der Stathalter aber lies ihnen andeuten/ ſie moͤchten ihren groſſen Kummer maͤſ-
ſigen/ nach dem ihr Koͤniggeſund und ohn alle zugeſtoſſene Gefahr wieder angelanget waͤh-
re; Worauff Bugeſla ſagete: Ey Gott lob/ ſo ſind wir ja noch nicht gar zu Waͤyſen woꝛ-
den/ weil unſer Koͤnig noch im Lebẽ iſt. Die Verwirrung und Freude der Geſelſchafft war
ſo groß/ daß ſie nach Herkules zufragen eine gute Zeit vergaſſen/ biß Sibylla ahnete/ wo
ſie ihn gelaſſen haͤtten; Und Fabius darauff anzeigete/ er waͤhre auff gut Gluͤk mit einem
gefangenen Raͤuber Haͤuptmann als ein neugeworbener Raͤuber Burſche von ihnen ge-
ſchieden/ das verlohrne Fraͤulein außzukundſchaffen/ und nachdem er vernommen/ daß
ſie ſchon in ander Raͤuber Haͤnden/ und nach dem Meere auff ein Schiff gebracht waͤhre/
haͤtte er ſich mit dem Raͤuber Haͤuptmann auch zu Schiffe geſetzet/ ihꝛ zu folgen. Alle An-
weſende hatten Herkules Liebe gegen das Fraͤulein aus ſeinen damahligen Geberden zur
Gnuͤge verſpuͤret/ ob ſie gleich deſſen ſich nicht merken lieſſen. Und als der Stathalter hoͤ-

rete/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0334" n="296"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anderes Buch.</hi></fw><lb/>
zuerkennen wi&#x017F;&#x017F;en/ daß &#x017F;eine Dankbarkeit daher &#x017F;olte ge&#x017F;pu&#x0364;ret werden. Fr. Sophia &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
fiel ihr u&#x0364;m den Halß/ herzete und ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;ete &#x017F;ie/ und &#x017F;chwuhr/ die&#x017F;e ihre gro&#x017F;&#x017F;e und u&#x0364;ber&#x017F;chwe-<lb/>
&#x017F;terliche Tra&#x0364;ue nun und nimmermehr aus jhrem Geda&#x0364;chtnis kommen zula&#x017F;&#x017F;en. Inzwi-<lb/>
&#x017F;chen fragete der Stathalter &#x017F;einen Sohn/ ob nicht Her&#xA75B; Kornelius auff &#x017F;ie ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en wa&#x0364;h-<lb/>
re; und vernam/ daß &#x017F;ie den&#x017F;elben nicht angetroffen/ weil &#x017F;ie nicht die Heer&#x017F;tra&#x017F;&#x017F;e/ &#x017F;ondern<lb/>
einen richtigern Nebenweg genommen ha&#x0364;tten. Ich danke den Go&#x0364;ttern/ &#x017F;agte der Vater<lb/>
weiter/ daß eure Niderlage bloß ertichtet i&#x017F;t; aber wer mag doch lu&#x017F;t haben/ dergleichen<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;ndliche Lu&#x0364;gen auszu&#x017F;prengen? Ladi&#x017F;la antwortete; &#x017F;eines Erachtens wa&#x0364;hre es ein Ir-<lb/>
tuhm/ und ru&#x0364;hrete daher/ daß &#x017F;eine Frl. Schwe&#x017F;ter in Ge&#x017F;talt und Kleidung eines Ju&#x0364;ng-<lb/>
linges &#x017F;ich ha&#x0364;tte la&#x017F;&#x017F;en gefangen nehmen/ welchen etliche vor Herkules mo&#x0364;chten gehalten<lb/>
haben. Er&#x017F;tward Fr. Sophia durch Frl. Helenen anzeige/ der fremden Jungfer gewahr/<lb/>
und fragete Ladi&#x017F;la/ wer &#x017F;ie wa&#x0364;hre. Er gab zur Antwort; Sie wa&#x0364;hre hohes Adels aus &#x017F;ei-<lb/>
nem Ko&#x0364;nigreiche/ und die Vornehm&#x017F;te des Frauenzimmers &#x017F;einer Frl. Schwe&#x017F;ter/ welche<lb/>
&#x017F;ie vorge&#x017F;triges Tages aus etlicher Ra&#x0364;uber Ha&#x0364;nden erlo&#x0364;&#x017F;et ha&#x0364;tten. Darauff trat &#x017F;ie zu ih&#xA75B;<lb/>
hin/ u&#x0364;mbfing &#x017F;ie freundlich/ und hieß &#x017F;ie &#x017F;ehr wilkommen &#x017F;eyn/ baht auch u&#x0364;m Verzeihung/<lb/>
daß man &#x017F;ie &#x017F;o lange unangeredet &#x017F;tehen la&#x017F;&#x017F;en; de&#x017F;&#x017F;en die ergangene Verwirrung Ur&#x017F;ach<lb/>
wa&#x0364;hre. Die&#x017F;e bedankete &#x017F;ich unterta&#x0364;hnig&#x017F;t/ wiewol mit etwas anderen Geberden und Lei-<lb/>
besneigungen/ als in Italien b&#xA75B;a&#x0364;uchlich wahr/ &#x017F;cha&#x0364;tzete &#x017F;ich unfa&#x0364;hig der hohen Ehre/ die ihr<lb/>
einer unwirdigen angetahn wu&#x0364;rde/ &#x017F;intemahl &#x017F;ie &#x017F;ich bloß vor ihrer Gn. Dienerin e&#xA75B;ken&#x0303;en<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;te; mo&#x0364;chte aber von Herzen wu&#x0364;n&#x017F;chen/ daß ihr gna&#x0364;dig&#x017F;tes Frl. &#x017F;elber glu&#x0364;klich ankom-<lb/>
men/ und ihre geliebte Fr. Schwe&#x017F;ter und Schwa&#x0364;gerin ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en und u&#x0364;mfangen mo&#x0364;gen;<lb/>
baht hierauff/ u&#x0364;mb Verzeihung ihrer unge&#x017F;chikten Rede/ weil &#x017F;ie die lateini&#x017F;che Sprache<lb/>
zureden ungeu&#x0364;bet wa&#x0364;hre/ und ihr weniges durch Unterrichtung ihrer gna&#x0364;dig&#x017F;ten Fra&#x0364;ulein<lb/>
gefa&#x017F;&#x017F;et ha&#x0364;tte. Fr. Sophia bezeugete mit ihren Tra&#x0364;nen/ wie herzlich leid ihr der Fra&#x0364;ulein<lb/>
Verlu&#x017F;t wa&#x0364;hre/ hoffete doch zu den Go&#x0364;ttern/ &#x017F;ie wu&#x0364;rden &#x017F;ich ihrer gna&#x0364;dig annehmen/ und<lb/>
&#x017F;ie vor Lebens- und ehren-Gefahr be&#x017F;chu&#x0364;tzen. Die Bo&#x0364;mi&#x017F;chen Ge&#x017F;anten wahren nicht al-<lb/>
lein wegen der Fra&#x0364;ulein Verlu&#x017F;t &#x017F;ehr betru&#x0364;bet/ &#x017F;ondern weil ihnen auch die Zeitung von<lb/>
ihres Ko&#x0364;niges Tode zu Ohren kommen wahr/ hielten &#x017F;ie &#x017F;ich nicht ander&#x017F;t als verzweiffel-<lb/>
te Leute/ und hatten &#x017F;ich kurz vor Ladi&#x017F;la Ankunfft unge&#x017F;&#x017F;en und ungetrunken zur Ruhe ge-<lb/>
legt. Der Stathalter aber lies ihnen andeuten/ &#x017F;ie mo&#x0364;chten ihren gro&#x017F;&#x017F;en Kummer ma&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;igen/ nach dem ihr Ko&#x0364;nigge&#x017F;und und ohn alle zuge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;ene Gefahr wieder angelanget wa&#x0364;h-<lb/>
re; Worauff Buge&#x017F;la &#x017F;agete: Ey Gott lob/ &#x017F;o &#x017F;ind wir ja noch nicht gar zu Wa&#x0364;y&#x017F;en wo&#xA75B;-<lb/>
den/ weil un&#x017F;er Ko&#x0364;nig noch im Lebe&#x0303; i&#x017F;t. Die Verwirrung und Freude der Ge&#x017F;el&#x017F;chafft war<lb/>
&#x017F;o groß/ daß &#x017F;ie nach Herkules zufragen eine gute Zeit verga&#x017F;&#x017F;en/ biß Sibylla ahnete/ wo<lb/>
&#x017F;ie ihn gela&#x017F;&#x017F;en ha&#x0364;tten; Und Fabius darauff anzeigete/ er wa&#x0364;hre auff gut Glu&#x0364;k mit einem<lb/>
gefangenen Ra&#x0364;uber Ha&#x0364;uptmann als ein neugeworbener Ra&#x0364;uber Bur&#x017F;che von ihnen ge-<lb/>
&#x017F;chieden/ das verlohrne Fra&#x0364;ulein außzukund&#x017F;chaffen/ und nachdem er vernommen/ daß<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;chon in ander Ra&#x0364;uber Ha&#x0364;nden/ und nach dem Meere auff ein Schiff gebracht wa&#x0364;hre/<lb/>
ha&#x0364;tte er &#x017F;ich mit dem Ra&#x0364;uber Ha&#x0364;uptmann auch zu Schiffe ge&#x017F;etzet/ ih&#xA75B; zu folgen. Alle An-<lb/>
we&#x017F;ende hatten Herkules Liebe gegen das Fra&#x0364;ulein aus &#x017F;einen damahligen Geberden zur<lb/>
Gnu&#x0364;ge ver&#x017F;pu&#x0364;ret/ ob &#x017F;ie gleich de&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich nicht merken lie&#x017F;&#x017F;en. Und als der Stathalter ho&#x0364;-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">rete/</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[296/0334] Anderes Buch. zuerkennen wiſſen/ daß ſeine Dankbarkeit daher ſolte geſpuͤret werden. Fr. Sophia ſelbſt fiel ihr uͤm den Halß/ herzete und kuͤſſete ſie/ und ſchwuhr/ dieſe ihre groſſe und uͤberſchwe- ſterliche Traͤue nun und nimmermehr aus jhrem Gedaͤchtnis kommen zulaſſen. Inzwi- ſchen fragete der Stathalter ſeinen Sohn/ ob nicht Herꝛ Kornelius auff ſie geſtoſſen waͤh- re; und vernam/ daß ſie denſelben nicht angetroffen/ weil ſie nicht die Heerſtraſſe/ ſondern einen richtigern Nebenweg genommen haͤtten. Ich danke den Goͤttern/ ſagte der Vater weiter/ daß eure Niderlage bloß ertichtet iſt; aber wer mag doch luſt haben/ dergleichen ſchaͤndliche Luͤgen auszuſprengen? Ladiſla antwortete; ſeines Erachtens waͤhre es ein Ir- tuhm/ und ruͤhrete daher/ daß ſeine Frl. Schweſter in Geſtalt und Kleidung eines Juͤng- linges ſich haͤtte laſſen gefangen nehmen/ welchen etliche vor Herkules moͤchten gehalten haben. Erſtward Fr. Sophia durch Frl. Helenen anzeige/ der fremden Jungfer gewahr/ und fragete Ladiſla/ wer ſie waͤhre. Er gab zur Antwort; Sie waͤhre hohes Adels aus ſei- nem Koͤnigreiche/ und die Vornehmſte des Frauenzimmers ſeiner Frl. Schweſter/ welche ſie vorgeſtriges Tages aus etlicher Raͤuber Haͤnden erloͤſet haͤtten. Darauff trat ſie zu ihꝛ hin/ uͤmbfing ſie freundlich/ und hieß ſie ſehr wilkommen ſeyn/ baht auch uͤm Verzeihung/ daß man ſie ſo lange unangeredet ſtehen laſſen; deſſen die ergangene Verwirrung Urſach waͤhre. Dieſe bedankete ſich untertaͤhnigſt/ wiewol mit etwas anderen Geberden und Lei- besneigungen/ als in Italien bꝛaͤuchlich wahr/ ſchaͤtzete ſich unfaͤhig der hohen Ehre/ die ihr einer unwirdigen angetahn wuͤrde/ ſintemahl ſie ſich bloß vor ihrer Gn. Dienerin eꝛkeñen muͤſte; moͤchte aber von Herzen wuͤnſchen/ daß ihr gnaͤdigſtes Frl. ſelber gluͤklich ankom- men/ und ihre geliebte Fr. Schweſter und Schwaͤgerin kuͤſſen und uͤmfangen moͤgen; baht hierauff/ uͤmb Verzeihung ihrer ungeſchikten Rede/ weil ſie die lateiniſche Sprache zureden ungeuͤbet waͤhre/ und ihr weniges durch Unterrichtung ihrer gnaͤdigſten Fraͤulein gefaſſet haͤtte. Fr. Sophia bezeugete mit ihren Traͤnen/ wie herzlich leid ihr der Fraͤulein Verluſt waͤhre/ hoffete doch zu den Goͤttern/ ſie wuͤrden ſich ihrer gnaͤdig annehmen/ und ſie vor Lebens- und ehren-Gefahr beſchuͤtzen. Die Boͤmiſchen Geſanten wahren nicht al- lein wegen der Fraͤulein Verluſt ſehr betruͤbet/ ſondern weil ihnen auch die Zeitung von ihres Koͤniges Tode zu Ohren kommen wahr/ hielten ſie ſich nicht anderſt als verzweiffel- te Leute/ und hatten ſich kurz vor Ladiſla Ankunfft ungeſſen und ungetrunken zur Ruhe ge- legt. Der Stathalter aber lies ihnen andeuten/ ſie moͤchten ihren groſſen Kummer maͤſ- ſigen/ nach dem ihr Koͤniggeſund und ohn alle zugeſtoſſene Gefahr wieder angelanget waͤh- re; Worauff Bugeſla ſagete: Ey Gott lob/ ſo ſind wir ja noch nicht gar zu Waͤyſen woꝛ- den/ weil unſer Koͤnig noch im Lebẽ iſt. Die Verwirrung und Freude der Geſelſchafft war ſo groß/ daß ſie nach Herkules zufragen eine gute Zeit vergaſſen/ biß Sibylla ahnete/ wo ſie ihn gelaſſen haͤtten; Und Fabius darauff anzeigete/ er waͤhre auff gut Gluͤk mit einem gefangenen Raͤuber Haͤuptmann als ein neugeworbener Raͤuber Burſche von ihnen ge- ſchieden/ das verlohrne Fraͤulein außzukundſchaffen/ und nachdem er vernommen/ daß ſie ſchon in ander Raͤuber Haͤnden/ und nach dem Meere auff ein Schiff gebracht waͤhre/ haͤtte er ſich mit dem Raͤuber Haͤuptmann auch zu Schiffe geſetzet/ ihꝛ zu folgen. Alle An- weſende hatten Herkules Liebe gegen das Fraͤulein aus ſeinen damahligen Geberden zur Gnuͤge verſpuͤret/ ob ſie gleich deſſen ſich nicht merken lieſſen. Und als der Stathalter hoͤ- rete/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/334
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/334>, abgerufen am 22.12.2024.