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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
rete/ daß er allein der geraubeten nachgezogen währe/ sagete er: es gibt dieser Heldgnug-
sam an den Tag/ wie hoch er dieses Fräulein schätze; und weil er in allen stücken so gar
volkommen ist/ auch nichts unvolkommenes hoch achtet/ muß ausser zweiffel dieselbe über
viel andere mittreflichen Gaben des günstigen Himmels gezieret seyn. Libussa/ aus getrieb
übermässiger Liebe gegen ihr Fräulein/ kunte nicht umbhin/ derselben Ruhm zusprechen/
und gab dem Stathalter diese Antwort: Ja Gnädiger Herr; mein gnädigstes Königli-
ches Fräulein/ Frl. Valißka/ mag ich wol mit höchstem Fuge die treflichste Zucht der Welt
nennen/ welchen Ehren-Nahmen ihr kein bekanter Mensch mißgönnen wird; dann ihre
Tugend/ Verstand und Schönheit übersteiget die gemeine Art sehr hoch; ihre Fertigkeit
im schiessen hat noch keiner übertroffen; ihr Herz ist so gar ohn Furcht/ daß sie lieber stür-
be/ als dessen einiges Zeichen blicken liesse/ da sie doch vor weniger Zeit das funffzehnde
Jahr erst hinter sich geleget hat. Mein Herr Fabius wird zeugen/ daß sie sieben streitbah-
re Räuber/ teils mit Pfeilen/ teils mit dem Schwert erleget hat/ und jhren ganzen Hauffen
getrotzet/ als ob sie jhre Gebieterin währe. Mein gnädigster König weiß selber/ das Ver-
halten ihrer kindlichen Jugend/ welches nicht kindisch wahr/ da sie einen grimmigen Och-
sen mit ihrem Brotmesserchen bestanden und ertödtet hat; wil aniezt geschweigen/ was vor
unaussprechliche Gefahr sie neulicher Zeit nach der Herrn Gesanten Abzug ausgestanden/
und sich aus den Händen vieler Räuber nicht ohn grosses Blutvergiessen und erschrekli-
che Wassersgefahr loßgearbeitet hat. Das Vornehmste aber/ welches alle so sie kennen/
am höchsten an ihr lieben und loben/ ist jhre überaus demühtige Freundligkeit und keusche
Zucht/ wodurch sie aller Menschen Herz dermassen an sich zeuhet/ daß jederman ihr biß in
den Tod muß gewogen seyn; daher auch der Durchl. Fürst Herr Herkules/ als ein nä-
hester Blutfreund bewogen ist/ sie brüderlich zulieben/ wiewol ihre Kundschaft sehr gerin-
ge/ sie auch in langer Zeit eines von dem andern nichts gewust noch erfahren haben. Allen
Anwesenden kamen die lezten Worte fremde vor. Der junge Fabius antwortete darauff:
Ich hoffe zu den Göttern/ das Glük der Kundschafft dieser Königl. Fräulein zuerlangen/
die ohn allen zweifel ganz unvergleichlich seyn muß; und ist mir schon dieses Glük zuge-
stossen/ daß ich ein gedoppeltes Gedechtnis von ihr habe. Zohe damit seinen Anteil Haar
hervor/ wickelte sie von ander/ und im hinreichen sagte er zu seiner Schwester; sihe da/ diß
allerschönste Haar/ desgleichen ich nie gesehen/ ist auff dieser Fräulein Häupte gewachsen/
welches sie ihr selber abgeschnitten/ damit sie vor ein Mannesbilde möge angesehen wer-
den; und ist dieses kaum der vierde Teil. Ladisla gab ihr seines darzu/ welches sie alle mit
Verwunderung besahen/ Fr. Sophia es auch küssete/ und diesen Wunsch hinzu taht; O
ihr Götter/ seyd gnädig diesem euren treflichen Geschöpf/ und gönnet mir diese Vergnü-
gung/ daß ich meine höchstwirdige Frl. Schwester ehist ümfahen/ und an ihrer lieben Ge-
genwart mich ergetzen möge. Sie sassen fast biß an den Morgen beyeinander/ liessen ihnen
kalte Küche auftragen/ und legten sich darauff zur Ruhe/ da Frl. Sibylla Jungfer Libus-
sen zur Schlaffgesellin wählete/ welche solches gerne bewilligte. Des folgenden Tages lies
der Stathalter die Urtel wider den räuberischen Wirt ergehen/ daß er erstlich mit Ruhten
solte gestrichen/ hernach ans Kreuz gehenket werden; doch ehe solches volzogen ward/ trat
der alte Fabius mit seinem Schwieger Sohn und Sohn zusammen/ umb zubetrachten/

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Anderes Buch.
rete/ daß er allein der geraubeten nachgezogen waͤhre/ ſagete er: es gibt dieſer Heldgnug-
ſam an den Tag/ wie hoch er dieſes Fraͤulein ſchaͤtze; und weil er in allen ſtuͤcken ſo gar
volkommen iſt/ auch nichts unvolkommenes hoch achtet/ muß auſſer zweiffel dieſelbe uͤbeꝛ
viel andere mittreflichen Gaben des guͤnſtigen Himmels gezieret ſeyn. Libuſſa/ aus getrieb
uͤbermaͤſſiger Liebe gegen ihr Fraͤulein/ kunte nicht umbhin/ derſelben Ruhm zuſprechen/
und gab dem Stathalter dieſe Antwort: Ja Gnaͤdiger Herr; mein gnaͤdigſtes Koͤnigli-
ches Fraͤulein/ Frl. Valißka/ mag ich wol mit hoͤchſtem Fuge die treflichſte Zucht der Welt
nennen/ welchen Ehren-Nahmen ihr kein bekanter Menſch mißgoͤnnen wird; dann ihre
Tugend/ Verſtand und Schoͤnheit uͤberſteiget die gemeine Art ſehr hoch; ihre Fertigkeit
im ſchieſſen hat noch keiner uͤbertroffen; ihr Herz iſt ſo gar ohn Furcht/ daß ſie lieber ſtuͤr-
be/ als deſſen einiges Zeichen blicken lieſſe/ da ſie doch vor weniger Zeit das funffzehnde
Jahr erſt hinter ſich geleget hat. Mein Herꝛ Fabius wird zeugen/ daß ſie ſieben ſtreitbah-
re Raͤuber/ teils mit Pfeilen/ teils mit dem Schwert erleget hat/ uñ jhren ganzen Hauffen
getrotzet/ als ob ſie jhre Gebieterin waͤhre. Mein gnaͤdigſter Koͤnig weiß ſelber/ das Ver-
halten ihrer kindlichen Jugend/ welches nicht kindiſch wahr/ da ſie einen grimmigen Och-
ſen mit ihrem Brotmeſſerchen beſtanden uñ ertoͤdtet hat; wil aniezt geſchweigen/ was voꝛ
unausſprechliche Gefahr ſie neulicher Zeit nach der Herꝛn Geſanten Abzug ausgeſtandẽ/
und ſich aus den Haͤnden vieler Raͤuber nicht ohn groſſes Blutvergieſſen und erſchrekli-
che Waſſersgefahr loßgearbeitet hat. Das Vornehmſte aber/ welches alle ſo ſie kennen/
am hoͤchſten an ihr lieben und loben/ iſt jhre uͤberaus demuͤhtige Freundligkeit und keuſche
Zucht/ wodurch ſie aller Menſchen Herz dermaſſen an ſich zeuhet/ daß jederman ihr biß in
den Tod muß gewogen ſeyn; daher auch der Durchl. Fuͤrſt Herꝛ Herkules/ als ein naͤ-
heſter Blutfreund bewogen iſt/ ſie bruͤderlich zulieben/ wiewol ihre Kundſchaft ſehr gerin-
ge/ ſie auch in langer Zeit eines von dem andern nichts gewuſt noch erfahren haben. Allen
Anweſenden kamen die lezten Worte fremde vor. Der junge Fabius antwortete darauff:
Ich hoffe zu den Goͤttern/ das Gluͤk der Kundſchafft dieſer Koͤnigl. Fraͤulein zuerlangen/
die ohn allen zweifel ganz unvergleichlich ſeyn muß; und iſt mir ſchon dieſes Gluͤk zuge-
ſtoſſen/ daß ich ein gedoppeltes Gedechtnis von ihr habe. Zohe damit ſeinen Anteil Haar
hervor/ wickelte ſie von ander/ und im hinreichen ſagte er zu ſeiner Schweſter; ſihe da/ diß
allerſchoͤnſte Haar/ desgleichen ich nie geſehen/ iſt auff dieſer Fraͤulein Haͤupte gewachſen/
welches ſie ihr ſelber abgeſchnitten/ damit ſie vor ein Mannesbilde moͤge angeſehen wer-
den; und iſt dieſes kaum der vierde Teil. Ladiſla gab ihr ſeines darzu/ welches ſie alle mit
Verwunderung beſahen/ Fr. Sophia es auch kuͤſſete/ und dieſen Wunſch hinzu taht; O
ihr Goͤtter/ ſeyd gnaͤdig dieſem euren treflichen Geſchoͤpf/ und goͤnnet mir dieſe Vergnuͤ-
gung/ daß ich meine hoͤchſtwirdige Frl. Schweſter ehiſt uͤmfahen/ und an ihrer lieben Ge-
genwart mich ergetzen moͤge. Sie ſaſſen faſt biß an den Morgen beyeinander/ lieſſen ihnen
kalte Kuͤche auftragen/ und legten ſich darauff zur Ruhe/ da Frl. Sibylla Jungfer Libuſ-
ſen zur Schlaffgeſellin waͤhlete/ welche ſolches gerne bewilligte. Des folgenden Tages lies
der Stathalter die Urtel wider den raͤuberiſchen Wirt ergehen/ daß er erſtlich mit Ruhten
ſolte geſtrichen/ hernach ans Kreuz gehenket werden; doch ehe ſolches volzogen ward/ trat
der alte Fabius mit ſeinem Schwieger Sohn und Sohn zuſammen/ umb zubetrachten/

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[297/0335] Anderes Buch. rete/ daß er allein der geraubeten nachgezogen waͤhre/ ſagete er: es gibt dieſer Heldgnug- ſam an den Tag/ wie hoch er dieſes Fraͤulein ſchaͤtze; und weil er in allen ſtuͤcken ſo gar volkommen iſt/ auch nichts unvolkommenes hoch achtet/ muß auſſer zweiffel dieſelbe uͤbeꝛ viel andere mittreflichen Gaben des guͤnſtigen Himmels gezieret ſeyn. Libuſſa/ aus getrieb uͤbermaͤſſiger Liebe gegen ihr Fraͤulein/ kunte nicht umbhin/ derſelben Ruhm zuſprechen/ und gab dem Stathalter dieſe Antwort: Ja Gnaͤdiger Herr; mein gnaͤdigſtes Koͤnigli- ches Fraͤulein/ Frl. Valißka/ mag ich wol mit hoͤchſtem Fuge die treflichſte Zucht der Welt nennen/ welchen Ehren-Nahmen ihr kein bekanter Menſch mißgoͤnnen wird; dann ihre Tugend/ Verſtand und Schoͤnheit uͤberſteiget die gemeine Art ſehr hoch; ihre Fertigkeit im ſchieſſen hat noch keiner uͤbertroffen; ihr Herz iſt ſo gar ohn Furcht/ daß ſie lieber ſtuͤr- be/ als deſſen einiges Zeichen blicken lieſſe/ da ſie doch vor weniger Zeit das funffzehnde Jahr erſt hinter ſich geleget hat. Mein Herꝛ Fabius wird zeugen/ daß ſie ſieben ſtreitbah- re Raͤuber/ teils mit Pfeilen/ teils mit dem Schwert erleget hat/ uñ jhren ganzen Hauffen getrotzet/ als ob ſie jhre Gebieterin waͤhre. Mein gnaͤdigſter Koͤnig weiß ſelber/ das Ver- halten ihrer kindlichen Jugend/ welches nicht kindiſch wahr/ da ſie einen grimmigen Och- ſen mit ihrem Brotmeſſerchen beſtanden uñ ertoͤdtet hat; wil aniezt geſchweigen/ was voꝛ unausſprechliche Gefahr ſie neulicher Zeit nach der Herꝛn Geſanten Abzug ausgeſtandẽ/ und ſich aus den Haͤnden vieler Raͤuber nicht ohn groſſes Blutvergieſſen und erſchrekli- che Waſſersgefahr loßgearbeitet hat. Das Vornehmſte aber/ welches alle ſo ſie kennen/ am hoͤchſten an ihr lieben und loben/ iſt jhre uͤberaus demuͤhtige Freundligkeit und keuſche Zucht/ wodurch ſie aller Menſchen Herz dermaſſen an ſich zeuhet/ daß jederman ihr biß in den Tod muß gewogen ſeyn; daher auch der Durchl. Fuͤrſt Herꝛ Herkules/ als ein naͤ- heſter Blutfreund bewogen iſt/ ſie bruͤderlich zulieben/ wiewol ihre Kundſchaft ſehr gerin- ge/ ſie auch in langer Zeit eines von dem andern nichts gewuſt noch erfahren haben. Allen Anweſenden kamen die lezten Worte fremde vor. Der junge Fabius antwortete darauff: Ich hoffe zu den Goͤttern/ das Gluͤk der Kundſchafft dieſer Koͤnigl. Fraͤulein zuerlangen/ die ohn allen zweifel ganz unvergleichlich ſeyn muß; und iſt mir ſchon dieſes Gluͤk zuge- ſtoſſen/ daß ich ein gedoppeltes Gedechtnis von ihr habe. Zohe damit ſeinen Anteil Haar hervor/ wickelte ſie von ander/ und im hinreichen ſagte er zu ſeiner Schweſter; ſihe da/ diß allerſchoͤnſte Haar/ desgleichen ich nie geſehen/ iſt auff dieſer Fraͤulein Haͤupte gewachſen/ welches ſie ihr ſelber abgeſchnitten/ damit ſie vor ein Mannesbilde moͤge angeſehen wer- den; und iſt dieſes kaum der vierde Teil. Ladiſla gab ihr ſeines darzu/ welches ſie alle mit Verwunderung beſahen/ Fr. Sophia es auch kuͤſſete/ und dieſen Wunſch hinzu taht; O ihr Goͤtter/ ſeyd gnaͤdig dieſem euren treflichen Geſchoͤpf/ und goͤnnet mir dieſe Vergnuͤ- gung/ daß ich meine hoͤchſtwirdige Frl. Schweſter ehiſt uͤmfahen/ und an ihrer lieben Ge- genwart mich ergetzen moͤge. Sie ſaſſen faſt biß an den Morgen beyeinander/ lieſſen ihnen kalte Kuͤche auftragen/ und legten ſich darauff zur Ruhe/ da Frl. Sibylla Jungfer Libuſ- ſen zur Schlaffgeſellin waͤhlete/ welche ſolches gerne bewilligte. Des folgenden Tages lies der Stathalter die Urtel wider den raͤuberiſchen Wirt ergehen/ daß er erſtlich mit Ruhten ſolte geſtrichen/ hernach ans Kreuz gehenket werden; doch ehe ſolches volzogen ward/ trat der alte Fabius mit ſeinem Schwieger Sohn und Sohn zuſammen/ umb zubetrachten/ wie P p

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/335>, abgerufen am 22.12.2024.