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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
wissenheit wol können verzihen werden. Warumb nicht? sagte dieser; berichtete ihn dar-
auff/ es würden über acht Tage/ die Olympischen Spiele hochfeyrlich gehalten/ auff wel-
chen sie sich zu üben willens währen. Nun hatte Valikules von diesen Spielen viel gele-
sen/ und wahr froh/ daß er denen zuzusehen Gelegenheit bekam; baht demnach/ da es ihnen
nicht zuwieder/ jhn mit in jhre Geselschaft zunehmen; und ob er gleich als ein Spieler sich
dabey finden zulassen nicht geübet währe/ hätte er doch Lust/ einen Zuseher zugeben; wel-
ches sie jhm dann gerne bewilligten/ und zur Nachtruhe freundlich voneinander schieden.
Des folgenden Morgens sehr früh/ foderte Valikules den Wirt zu sich/ und gab ihm zu-
vernehmen/ wie er aus gestrigem Gespräch verstanden/ daß er des Christlichen Glaubens
nicht unberichtet währe; bähte daher/ jhm anzudeuten/ wo/ und zu welcher Zeit die Christliche
Versamlung zum Gottesdienste angestellet würde/ weil er solche zubesuchen willens währe.
Amyntas hatte sein auffrichtiges Herz schon gespüret/ wölte sich deswegen vor jhm nicht
verbergen/ sondern bekennete/ er währe ein Christ/ wiewol heimlich; und da es jhm gefiele/
könte er gleich jezt mit jhm gehen/ eine Christliche Predigt anzuhören. Er wahr dessen sehr
froh/ gingen miteinander/ und traff er eine grosse Gemeine an/ welche den Gottesdienst in
herzlicher Andacht verrichteten. Er hörete der Predigt fleissig zu/ und blieb bey dem Got-
tesdienst/ biß das heilige Abendmahl solte gehalten werden/ ging hernach zu dem Christli-
chen Lehrer/ gab jhm 50 Kronen/ unter die Armen auszuteilen/ und baht/ daß man seiner im
gemeinen Gebeht wolte eingedenke seyn/ daß ihm Gott beystehen möchte/ ein Weibsbild
seines Geblütes von den Räubern entführet/ wieder zuerlösen; mit dem Versprechen/ da-
fern er solches von Gott würde erhalten/ solte die Christliche Kirche zu Korinth von jhm so
viel belegte Baarschafft haben/ davon jährlich 3000 Kronen Zinse/ zur unterhaltung der
Lehrer und Armen könte gehoben werden. Der Lehrer bedankete sich sehr/ beydes wegen
des empfangenen und versprochenen/ und sagte zu jhm: Christlicher Jüngling/ eure An-
dacht bey dem heutigen Gottesdienste/ ist mir nicht verborgen gewesen/ wodurch ihr euer
Herz dem allerhöchsten Gott in wahrem Glauben und rechtschaffenem Gehorsam geopfert
habet; jetzo aber lasset jhr euren lebendigen Glauben durch grosse Almosen/ deren wir alhie
ungewohnet sind/ vor den Menschen erscheinen/ wodurch euer Vater im Himmel geprei-
set wird/ welcher euer unvergänglicher Lohn/ und kräftiger Schild seyn wil. Unser Gebeht
sol euer nicht vergessen/ ob uns gleich euer Stand und nahme unbekant ist. Mein Nahme/
antwortete er/ ist anjetzo Valikules/ sonst in Verkrauen gesagt/ bin ich Fürsten Standes/ und
durch sonderliche Gnade zum Christentuhm bekehret/ worüber meine Eltern mich enter-
bet; dessen ich doch wenig achte/ und vielmehr es vor einen Gewinn rechne/ weil ichs ümb
meines Herrn Christus willen leide; wollet mir demnach verzeihen/ daß ich mich nicht al-
lerdinge offenbahre. Der Lehrer wünschete jhm Beständigkeit im Glauben/ und Gottes
gnädigen Beystand/ mit Verheissung/ es würde der Sohn Gottes jhm ohn allen Zweifel
in jenem Reiche hundertfältig vergelten/ daß er ümb seines Nahmens willen ein irdisches
Fürstentuhm hindansetzete/ und seinen Heyland über Vater und Mutter liebete; die Christ-
liche Gemeine hier/ und in anderen ümliegenden Orten solten ihn in allen Versamlungen/
auch die verlohrne Fürstin/ in das gemeine Gebeht gerne und willig einschliessen. Nach
getahner Danksagung vor solches erbieten/ nam Valikules abscheid/ und ging mit seinem

Wirte

Anderes Buch.
wiſſenheit wol koͤnnen verzihen werden. Warumb nicht? ſagte dieſer; berichtete ihn dar-
auff/ es wuͤrden uͤber acht Tage/ die Olympiſchen Spiele hochfeyrlich gehalten/ auff wel-
chen ſie ſich zu uͤben willens waͤhren. Nun hatte Valikules von dieſen Spielen viel gele-
ſen/ und wahr froh/ daß er denen zuzuſehen Gelegenheit bekam; baht demnach/ da es ihnen
nicht zuwieder/ jhn mit in jhre Geſelſchaft zunehmen; und ob er gleich als ein Spieler ſich
dabey finden zulaſſen nicht geuͤbet waͤhre/ haͤtte er doch Luſt/ einen Zuſeher zugeben; wel-
ches ſie jhm dann gerne bewilligten/ und zur Nachtruhe freundlich voneinander ſchieden.
Des folgenden Morgens ſehr fruͤh/ foderte Valikules den Wirt zu ſich/ und gab ihm zu-
vernehmen/ wie er aus geſtrigem Geſpraͤch verſtanden/ daß er des Chriſtlichen Glaubens
nicht unberichtet waͤhre; baͤhte daher/ jhm anzudeutẽ/ wo/ uñ zu welcher Zeit die Chriſtliche
Verſamlung zum Gottesdienſte angeſtellet wuͤrde/ weil er ſolche zubeſuchẽ willens waͤhre.
Amyntas hatte ſein auffrichtiges Herz ſchon geſpuͤret/ woͤlte ſich deswegen vor jhm nicht
verbergen/ ſondern bekennete/ er waͤhre ein Chriſt/ wiewol heimlich; und da es jhm gefiele/
koͤnte er gleich jezt mit jhm gehen/ eine Chriſtliche Predigt anzuhoͤren. Er wahr deſſen ſehꝛ
froh/ gingen miteinander/ und traff er eine groſſe Gemeine an/ welche den Gottesdienſt in
herzlicher Andacht verrichteten. Er hoͤrete der Predigt fleiſſig zu/ und blieb bey dem Got-
tesdienſt/ biß das heilige Abendmahl ſolte gehalten werden/ ging hernach zu dem Chriſtli-
chen Lehrer/ gab jhm 50 Kronen/ unter die Armen auszuteilen/ und baht/ daß man ſeiner im
gemeinen Gebeht wolte eingedenke ſeyn/ daß ihm Gott beyſtehen moͤchte/ ein Weibsbild
ſeines Gebluͤtes von den Raͤubern entfuͤhret/ wieder zuerloͤſen; mit dem Verſprechen/ da-
fern er ſolches von Gott wuͤrde erhalten/ ſolte die Chriſtliche Kirche zu Korinth von jhm ſo
viel belegte Baarſchafft haben/ davon jaͤhrlich 3000 Kronen Zinſe/ zur unterhaltung der
Lehrer und Armen koͤnte gehoben werden. Der Lehrer bedankete ſich ſehr/ beydes wegen
des empfangenen und verſprochenen/ und ſagte zu jhm: Chriſtlicher Juͤngling/ eure An-
dacht bey dem heutigen Gottesdienſte/ iſt mir nicht verborgen geweſen/ wodurch ihr euer
Herz dem allerhoͤchſten Gott in wahrem Glauben und rechtſchaffenem Gehorſam geopfeꝛt
habet; jetzo aber laſſet jhr euren lebendigen Glauben durch groſſe Almoſen/ deren wir alhie
ungewohnet ſind/ vor den Menſchen erſcheinen/ wodurch euer Vater im Himmel geprei-
ſet wird/ welcher euer unvergaͤnglicher Lohn/ und kraͤftiger Schild ſeyn wil. Unſer Gebeht
ſol euer nicht vergeſſen/ ob uns gleich euer Stand und nahme unbekant iſt. Mein Nahme/
antwortete er/ iſt anjetzo Valikules/ ſonſt in Verkrauen geſagt/ bin ich Fuͤrſten Standes/ uñ
durch ſonderliche Gnade zum Chriſtentuhm bekehret/ woruͤber meine Eltern mich enter-
bet; deſſen ich doch wenig achte/ und vielmehr es vor einen Gewinn rechne/ weil ichs uͤmb
meines Herꝛn Chriſtus willen leide; wollet mir demnach verzeihen/ daß ich mich nicht al-
lerdinge offenbahre. Der Lehrer wuͤnſchete jhm Beſtaͤndigkeit im Glauben/ und Gottes
gnaͤdigen Beyſtand/ mit Verheiſſung/ es wuͤrde der Sohn Gottes jhm ohn allen Zweifel
in jenem Reiche hundertfaͤltig vergelten/ daß er uͤmb ſeines Nahmens willen ein irdiſches
Fuͤrſtentuhm hindanſetzete/ und ſeinen Heyland uͤber Vater uñ Mutter liebete; die Chriſt-
liche Gemeine hier/ und in anderen uͤmliegenden Orten ſolten ihn in allen Verſamlungen/
auch die verlohrne Fuͤrſtin/ in das gemeine Gebeht gerne und willig einſchlieſſen. Nach
getahner Dankſagung vor ſolches erbieten/ nam Valikules abſcheid/ und ging mit ſeinem

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[312/0350] Anderes Buch. wiſſenheit wol koͤnnen verzihen werden. Warumb nicht? ſagte dieſer; berichtete ihn dar- auff/ es wuͤrden uͤber acht Tage/ die Olympiſchen Spiele hochfeyrlich gehalten/ auff wel- chen ſie ſich zu uͤben willens waͤhren. Nun hatte Valikules von dieſen Spielen viel gele- ſen/ und wahr froh/ daß er denen zuzuſehen Gelegenheit bekam; baht demnach/ da es ihnen nicht zuwieder/ jhn mit in jhre Geſelſchaft zunehmen; und ob er gleich als ein Spieler ſich dabey finden zulaſſen nicht geuͤbet waͤhre/ haͤtte er doch Luſt/ einen Zuſeher zugeben; wel- ches ſie jhm dann gerne bewilligten/ und zur Nachtruhe freundlich voneinander ſchieden. Des folgenden Morgens ſehr fruͤh/ foderte Valikules den Wirt zu ſich/ und gab ihm zu- vernehmen/ wie er aus geſtrigem Geſpraͤch verſtanden/ daß er des Chriſtlichen Glaubens nicht unberichtet waͤhre; baͤhte daher/ jhm anzudeutẽ/ wo/ uñ zu welcher Zeit die Chriſtliche Verſamlung zum Gottesdienſte angeſtellet wuͤrde/ weil er ſolche zubeſuchẽ willens waͤhre. Amyntas hatte ſein auffrichtiges Herz ſchon geſpuͤret/ woͤlte ſich deswegen vor jhm nicht verbergen/ ſondern bekennete/ er waͤhre ein Chriſt/ wiewol heimlich; und da es jhm gefiele/ koͤnte er gleich jezt mit jhm gehen/ eine Chriſtliche Predigt anzuhoͤren. Er wahr deſſen ſehꝛ froh/ gingen miteinander/ und traff er eine groſſe Gemeine an/ welche den Gottesdienſt in herzlicher Andacht verrichteten. Er hoͤrete der Predigt fleiſſig zu/ und blieb bey dem Got- tesdienſt/ biß das heilige Abendmahl ſolte gehalten werden/ ging hernach zu dem Chriſtli- chen Lehrer/ gab jhm 50 Kronen/ unter die Armen auszuteilen/ und baht/ daß man ſeiner im gemeinen Gebeht wolte eingedenke ſeyn/ daß ihm Gott beyſtehen moͤchte/ ein Weibsbild ſeines Gebluͤtes von den Raͤubern entfuͤhret/ wieder zuerloͤſen; mit dem Verſprechen/ da- fern er ſolches von Gott wuͤrde erhalten/ ſolte die Chriſtliche Kirche zu Korinth von jhm ſo viel belegte Baarſchafft haben/ davon jaͤhrlich 3000 Kronen Zinſe/ zur unterhaltung der Lehrer und Armen koͤnte gehoben werden. Der Lehrer bedankete ſich ſehr/ beydes wegen des empfangenen und verſprochenen/ und ſagte zu jhm: Chriſtlicher Juͤngling/ eure An- dacht bey dem heutigen Gottesdienſte/ iſt mir nicht verborgen geweſen/ wodurch ihr euer Herz dem allerhoͤchſten Gott in wahrem Glauben und rechtſchaffenem Gehorſam geopfeꝛt habet; jetzo aber laſſet jhr euren lebendigen Glauben durch groſſe Almoſen/ deren wir alhie ungewohnet ſind/ vor den Menſchen erſcheinen/ wodurch euer Vater im Himmel geprei- ſet wird/ welcher euer unvergaͤnglicher Lohn/ und kraͤftiger Schild ſeyn wil. Unſer Gebeht ſol euer nicht vergeſſen/ ob uns gleich euer Stand und nahme unbekant iſt. Mein Nahme/ antwortete er/ iſt anjetzo Valikules/ ſonſt in Verkrauen geſagt/ bin ich Fuͤrſten Standes/ uñ durch ſonderliche Gnade zum Chriſtentuhm bekehret/ woruͤber meine Eltern mich enter- bet; deſſen ich doch wenig achte/ und vielmehr es vor einen Gewinn rechne/ weil ichs uͤmb meines Herꝛn Chriſtus willen leide; wollet mir demnach verzeihen/ daß ich mich nicht al- lerdinge offenbahre. Der Lehrer wuͤnſchete jhm Beſtaͤndigkeit im Glauben/ und Gottes gnaͤdigen Beyſtand/ mit Verheiſſung/ es wuͤrde der Sohn Gottes jhm ohn allen Zweifel in jenem Reiche hundertfaͤltig vergelten/ daß er uͤmb ſeines Nahmens willen ein irdiſches Fuͤrſtentuhm hindanſetzete/ und ſeinen Heyland uͤber Vater uñ Mutter liebete; die Chriſt- liche Gemeine hier/ und in anderen uͤmliegenden Orten ſolten ihn in allen Verſamlungen/ auch die verlohrne Fuͤrſtin/ in das gemeine Gebeht gerne und willig einſchlieſſen. Nach getahner Dankſagung vor ſolches erbieten/ nam Valikules abſcheid/ und ging mit ſeinem Wirte

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/350>, abgerufen am 22.12.2024.