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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
schuldigten Dieberey mich zuentbrechen/ einen Gang mit euch wagen muß/ doch nicht mit
scharffen Schwertern/ weil ich mein eigen Blut gar nit sehen kan/ sondern nur mit stumpf-
fen Fechtdegen. Dem Gekshäuser wahr liebe zu solcher Ausfoderung/ dann weil er in
der Fechtkunst unterrichtet wahr/ hoffete er grosse Ehre einzulegen/ und gab zur antwort:
Ob er gleich seine Kleinot wieder hätte/ könte er doch solche Ausfoderung nicht erdulden/
und würde schwerlich ohn Blut abgehen/ obs gleich nur mit stumpffen Degen geschehen
solte. Der ganzen Geselschafft wahr liebe darzu/ diesen Kampff anzusehen/ ohn allein die
Braut begunte über der Tohrheit in ihrem Herzen leid zuempfinden/ muste doch diesen Tag
gemachter Anordnung nach/ alles gut heissen. Die Degen wurden gebracht/ da sich dann
Attalus im ersten Angriff gar beherzt/ Leches hingegen sich gar furchtsam merken ließ/ daß
er nur immer hinter sich wiche/ biß er gar die Wand erreichete/ und weiter nicht austreten
kunte/ da gebrauchte er sich seiner Kunst und Stärke/ und reichete ihm etliche über die Ar-
me/ daß sie striemicht wurden/ endlich versetzete er ihm eins über den Schedel/ härter als
ers selbst gemeinet hätte/ daß dem guten Attalus die rohte Suppe über das Gesicht herun-
ter lieff/ den Fechtdegen von sich warff/ und seinen Gegener beschuldigte/ er hätte nicht ge-
sochten/ sondern als ein grober Baur auff ihn zugeschlagen. Die anderen fielen ihm in sol-
cher Anklage bey/ und legeten Leches zur straffe auff/ daß er ein grosses Weinglas vol aus-
trinken solte/ womit dieser vergnüget wahr/ und durch einen Handschlag sich mit ihm ver-
trug; ging hernach hinab/ ließ sich von seinem Hoffmeister waschen und verbinden/ und
setzete sich wieder hin zu seiner Braut/ ob hätte ers sehr wol gemacht/ so daß er auch Leches
auffzihen durfte/ wie ers immermehr hätte machen sollen/ wann er in der Feigheit ihm gleich
währe/ und sein eigen Blut nit sehen könte. Hiermit hatte dieses Lustspiel seine Endigung/
und weil Attalus von niemand mehr angezapffet ward/ wendete er sich zu seiner Liebsten/
deren er alle seine Kleinot/ wiewol ein Stük nach dem andern/ einreichete/ mit bitte/ sie möch-
te sich morgen ihm zugefallen damit ausputzen. Sie nam solches alles mit grosser Ehrer-
bietung zu sich/ steckete ihm ihren Ring wieder an/ und versprach/ da er sich gebührllch im
Leben und Wandel gegen sie verhalten würde/ wolte sie desgleichen tuhn/ und ihn hjemit
vor ihren Bräutigam angenommen haben. Darauff ging das Glükwünschen fort/ biß
Fr. Euphrosyne den Bräutigamb allein foderte/ ihn fragend/ wie bald das Beylager solte
gehalten werdenn/ und hernach das Hochzeitfest. Er sähe wie höchlich seine Braut ihn lie-
bete/ möchte demnach das Ziel nicht zuweit hinaus setzen. Dieser gab zuverstehen/ er wolte
gerne alsbald diesen Abend ihm die Braut zuführen lassen. Aber sie beschwerete sich dessen/
sürchtend/ die Braut/ wie sie vorgab/ würde darein nicht willigen; doch wolte sie/ ihm zuge-
fallen/ allen fleiß anwenden/ daß seinem Willen ein genüge geschähe; setzeten sich wieder zu
Tische/ und sagete Fr. Euphrosyne zu der Braut: Sie hoffete gänzlich/ man würde ihr
allerseits volmacht geben/ die Zeit des Beylagers anzusetzen; und auff williges Ja-wort
sagte sie: So muß die Braut diesen Abend ihrem Bräutigam zugebracht werden/ weil
ich schon weiß/ daß demselben hiedurch ein sonderlicher Gefallen geschehen werde. Eurydi-
ze stellete sich wiedrig/ baht sehr/ es möchte noch etwa zehn oder eilff Monat ausgesetzet wer-
den/ hernach wolte sie nicht länger auffschub suchen. Attalus aber wiedersprach dem mit
grossem Eifer; es währe ihm ungelegen/ so lange hin zuwarten; seine Liebe brennete ihn

viel

Anderes Buch.
ſchuldigten Dieberey mich zuentbrechen/ einen Gang mit euch wagen muß/ doch nicht mit
ſcharffen Schwertern/ weil ich mein eigen Blut gaꝛ nit ſehen kan/ ſondern nur mit ſtumpf-
fen Fechtdegen. Dem Gekshaͤuſer wahr liebe zu ſolcher Ausfoderung/ dann weil er in
der Fechtkunſt unterrichtet wahr/ hoffete er groſſe Ehre einzulegen/ und gab zur antwort:
Ob er gleich ſeine Kleinot wieder haͤtte/ koͤnte er doch ſolche Ausfoderung nicht erdulden/
und wuͤrde ſchwerlich ohn Blut abgehen/ obs gleich nur mit ſtumpffen Degen geſchehen
ſolte. Der ganzen Geſelſchafft wahr liebe darzu/ dieſen Kampff anzuſehen/ ohn allein die
Braut begunte uͤber der Tohrheit in ihrem Heꝛzen leid zuempfinden/ muſte doch dieſen Tag
gemachter Anordnung nach/ alles gut heiſſen. Die Degen wurden gebracht/ da ſich dann
Attalus im erſten Angriff gar beherzt/ Leches hingegen ſich gar furchtſam merken ließ/ daß
er nur immer hinter ſich wiche/ biß er gar die Wand erreichete/ und weiter nicht austreten
kunte/ da gebrauchte er ſich ſeiner Kunſt und Staͤrke/ und reichete ihm etliche uͤber die Ar-
me/ daß ſie ſtriemicht wurden/ endlich verſetzete er ihm eins uͤber den Schedel/ haͤrter als
ers ſelbſt gemeinet haͤtte/ daß dem guten Attalus die rohte Suppe uͤber das Geſicht herun-
ter lieff/ den Fechtdegen von ſich warff/ und ſeinen Gegener beſchuldigte/ er haͤtte nicht ge-
ſochten/ ſondern als ein grober Baur auff ihn zugeſchlagen. Die anderen fielen ihm in ſol-
cher Anklage bey/ und legeten Leches zur ſtraffe auff/ daß er ein groſſes Weinglas vol aus-
trinken ſolte/ womit dieſer vergnuͤget wahr/ und durch einen Handſchlag ſich mit ihm ver-
trug; ging hernach hinab/ ließ ſich von ſeinem Hoffmeiſter waſchen und verbinden/ und
ſetzete ſich wieder hin zu ſeiner Braut/ ob haͤtte ers ſehr wol gemacht/ ſo daß er auch Leches
auffzihen durfte/ wie eꝛs immermehr haͤtte machen ſollen/ wañ er in der Feigheit ihm gleich
waͤhre/ und ſein eigen Blut nit ſehen koͤnte. Hiermit hatte dieſes Luſtſpiel ſeine Endigung/
und weil Attalus von niemand mehr angezapffet ward/ wendete er ſich zu ſeiner Liebſten/
deren eꝛ alle ſeine Kleinot/ wiewol ein Stuͤk nach dem andeꝛn/ einꝛeichete/ mit bitte/ ſie moͤch-
te ſich morgen ihm zugefallen damit ausputzen. Sie nam ſolches alles mit groſſer Ehrer-
bietung zu ſich/ ſteckete ihm ihren Ring wieder an/ und verſprach/ da er ſich gebuͤhrllch im
Leben und Wandel gegen ſie verhalten wuͤrde/ wolte ſie desgleichen tuhn/ und ihn hjemit
vor ihren Braͤutigam angenommen haben. Darauff ging das Gluͤkwuͤnſchen fort/ biß
Fr. Euphroſyne den Braͤutigamb allein foderte/ ihn fragend/ wie bald das Beylager ſolte
gehalten werdeñ/ und hernach das Hochzeitfeſt. Er ſaͤhe wie hoͤchlich ſeine Braut ihn lie-
bete/ moͤchte demnach das Ziel nicht zuweit hinaus ſetzen. Dieſer gab zuverſtehen/ er wolte
gerne alsbald dieſen Abend ihm die Braut zufuͤhren laſſen. Abeꝛ ſie beſchwerete ſich deſſen/
ſuͤrchtend/ die Braut/ wie ſie vorgab/ wuͤrde daꝛein nicht willigen; doch wolte ſie/ ihm zuge-
fallen/ allen fleiß anwenden/ daß ſeinem Willen ein genuͤge geſchaͤhe; ſetzeten ſich wieder zu
Tiſche/ und ſagete Fr. Euphroſyne zu der Braut: Sie hoffete gaͤnzlich/ man wuͤrde ihr
allerſeits volmacht geben/ die Zeit des Beylagers anzuſetzen; und auff williges Ja-wort
ſagte ſie: So muß die Braut dieſen Abend ihrem Braͤutigam zugebracht werden/ weil
ich ſchon weiß/ daß demſelben hiedurch ein ſonderlicher Gefallen geſchehen werde. Eurydi-
ze ſtellete ſich wiedrig/ baht ſehr/ es moͤchte noch etwa zehn oder eilff Monat ausgeſetzet wer-
den/ hernach wolte ſie nicht laͤnger auffſchub ſuchen. Attalus aber wiederſprach dem mit
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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 448. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/486>, abgerufen am 22.12.2024.