Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Drittes Buch.
diese ist die Jungfer/ welche wir nebest dem Fräulein im Flecken vor Padua gefangen
bekommen/ daher ich nicht unterlassen können/ ihrer Gn. es anzudeuten. O ja/ mein
Gott/ antwortete er/ sie ist gewißlich Jungfer Brela/ die ich zu Prag offt gesehen/ und Li-
bussa überdas mich berichtet hat/ daß sie mit dem Fräulein hingeführet sey. Aber ach Gott!
was bedeutet dieses/ daß ich sie/ und nicht auch das Fräulein alhie sehe? Sie muß entwe-
der tod/ oder in ander Räuber Hände gerahten seyn; ließ darauff einen schweren Seuff-
zer und sagete: O du barmherziger Gott/ betrübe mich doch nicht zu sehr/ mit so trauriger
Zeitung. Gallus tröstete ihn mit guter Hoffnung/ und könte man nach gehaltener Mahl-
zeit gelegenheit gnug haben/ sie deßwegen zubefragen; setzeten sich wieder zu Tische/ und kun-
ten wegen Furcht und Hoffnung keiner Speise mehr geniessen. Die Begierde aber/ wel-
che Valikules antrieb/ wolte der Mahlzeit Endschafft nicht abwarten/ deswegen er nach
geb ehtener Verzeihung die Jungfer auff Griechisch fragete/ von wannen sie kähme/ und
wohin sie gedächte; bekam aber von Alexandern zur Antwort: Sie verstünde die Grie-
chische Sprache fast wenig/ weil sie aus den Nordischen Ländern währe/ und nur etwz La-
teinisch zusprechen wüste. Er wiederhohlete darauff seine getahne Frage mit Lateinischen
Worten/ da sie meldete/ sie währe neulich aus Zypern gefahren/ und gedächte nach Italien/
dahin sie von ihren Freunden erfodert währe. Hieraus verstund er leicht/ daß sie nicht wil-
lens wahr/ sich einem Fremden erkennen zugeben/ und argwohnete zugleich aus ihrer Trau-
rigkeit/ es müste nicht recht umb sein Fräulein stehen; fing deswegen auf Teutsch zu ihr an/
und sagte: Hochädle Jungfer/ dafern meine Augen mich nicht betriegen/ habe ich sie vor
wenig Monaten am Pragischen Hofe in Böhmen gesehen; ist sie nun dieselbe/ und verste-
het meine Sprache/ wolle sie mir solches nicht leugnen; dann ich bin ein Teutscher/ und
nicht ohn gefehr dieser örter angelanget. Brela ward voller Freuden/ da sie die Teutsche
Sprache hörete/ und antwortet auff teutsch: Ja mein Herr/ ich bin warhafftig dieselbe/
und erfreuet meine Seele sonderlich/ daß in diesen fremden Ländern ich einen bekanten
Menschen antreffen sol; aber ich bitte sehr/ mein Herr wolle ohn verweilen mich verstän-
digen/ ob er etwan dem teuren Fürsten Herrn Herkules bedienet sey/ und ob dessen Durch-
leuchtigkeit dieser ends anzutreffen/ dann seinetwegen habe ich diese Reise eigentlich aus
Geheiß seines allerliebsten Freundes auff mich genommen. Hier aus erkennete er/ daß das
Fräulein annoch im Leben währe/ und antwortete ihr: Sie möchte sich biß nach gehalte-
ner Mahlzeit gedulden/ alsdann wolte er ihr von diesem Fürsten etwas Zeitung sagen.
Kein Mensch wahr zugegen/ der diese Sprache verstund/ wiewol Alexander alsbald wäh-
nete/ er würde ein Teutscher/ und Fürst Herkules Bedienter seyn; durffte doch nicht fra-
gen/ weil er hörete/ daß er gut Griechisch und Latein redete. Brela merkete seine Begierde/
und wolte ihm etwas Kundschafft geben/ daher sagete sie zu ihm: Mein Herr/ dieser wird
uns Unterricht erteilen/ woselbst wir unserm Glücke nachfragen sollen. Worauff er ant-
wortete: So werde ich diesem Herrn meine künfftige Glükseligkeit zudanken haben; fol-
gete bald hernach auff Valikules begehren/ auff sein absonderliches Gemach/ woselbst Gal-
lus mit ihm sprachen muste/ biß er in einem Neben Gemache die angestrichene Farbe von
Haaren/ Angesicht und Händen hinweg getahn hatte/ worauff er zu ihnen hinein trat/ und
von der Jungfer straks angesichts erkennet ward/ die ihm ehrerbietig entgegen trat/ in mey-

nung/

Drittes Buch.
dieſe iſt die Jungfer/ welche wir nebeſt dem Fraͤulein im Flecken vor Padua gefangen
bekommen/ daher ich nicht unterlaſſen koͤnnen/ ihrer Gn. es anzudeuten. O ja/ mein
Gott/ antwortete er/ ſie iſt gewißlich Jungfer Brela/ die ich zu Prag offt geſehen/ und Li-
buſſa uͤberdas mich berichtet hat/ daß ſie mit dem Fraͤulein hingefuͤhret ſey. Aber ach Gott!
was bedeutet dieſes/ daß ich ſie/ und nicht auch das Fraͤulein alhie ſehe? Sie muß entwe-
der tod/ oder in ander Raͤuber Haͤnde gerahten ſeyn; ließ darauff einen ſchweren Seuff-
zer und ſagete: O du barmherziger Gott/ betruͤbe mich doch nicht zu ſehr/ mit ſo trauriger
Zeitung. Gallus troͤſtete ihn mit guter Hoffnung/ und koͤnte man nach gehaltener Mahl-
zeit gelegenheit gnug haben/ ſie deßwegen zubefragen; ſetzeten ſich wieder zu Tiſche/ uñ kun-
ten wegen Furcht und Hoffnung keiner Speiſe mehr genieſſen. Die Begierde aber/ wel-
che Valikules antrieb/ wolte der Mahlzeit Endſchafft nicht abwarten/ deswegen er nach
geb ehtener Verzeihung die Jungfer auff Griechiſch fragete/ von wannen ſie kaͤhme/ und
wohin ſie gedaͤchte; bekam aber von Alexandern zur Antwort: Sie verſtuͤnde die Grie-
chiſche Sprache faſt wenig/ weil ſie aus den Nordiſchen Laͤndern waͤhre/ und nur etwz La-
teiniſch zuſprechen wuͤſte. Er wiederhohlete darauff ſeine getahne Frage mit Lateiniſchen
Worten/ da ſie meldete/ ſie waͤhre neulich aus Zypern gefahren/ und gedaͤchte nach Italiẽ/
dahin ſie von ihren Freunden erfodert waͤhre. Hieraus verſtund er leicht/ daß ſie nicht wil-
lens wahr/ ſich einem Fremden erkennen zugeben/ uñ argwohnete zugleich aus ihrer Trau-
rigkeit/ es muͤſte nicht recht umb ſein Fraͤulein ſtehen; fing deswegen auf Teutſch zu ihr an/
und ſagte: Hochaͤdle Jungfer/ dafern meine Augen mich nicht betriegen/ habe ich ſie vor
wenig Monaten am Pragiſchen Hofe in Boͤhmen geſehen; iſt ſie nun dieſelbe/ und veꝛſte-
het meine Sprache/ wolle ſie mir ſolches nicht leugnen; dann ich bin ein Teutſcher/ und
nicht ohn gefehr dieſer oͤrter angelanget. Brela ward voller Freuden/ da ſie die Teutſche
Sprache hoͤrete/ und antwortet auff teutſch: Ja mein Herr/ ich bin warhafftig dieſelbe/
und erfreuet meine Seele ſonderlich/ daß in dieſen fremden Laͤndern ich einen bekanten
Menſchen antreffen ſol; aber ich bitte ſehr/ mein Herr wolle ohn verweilen mich verſtaͤn-
digen/ ob er etwan dem teuren Fuͤrſten Herrn Herkules bedienet ſey/ und ob deſſen Durch-
leuchtigkeit dieſer ends anzutreffen/ dann ſeinetwegen habe ich dieſe Reiſe eigentlich aus
Geheiß ſeines allerliebſten Freundes auff mich genommen. Hier aus erkennete er/ daß das
Fraͤulein annoch im Leben waͤhre/ und antwortete ihr: Sie moͤchte ſich biß nach gehalte-
ner Mahlzeit gedulden/ alsdann wolte er ihr von dieſem Fuͤrſten etwas Zeitung ſagen.
Kein Menſch wahr zugegen/ der dieſe Sprache verſtund/ wiewol Alexander alsbald waͤh-
nete/ er wuͤrde ein Teutſcher/ und Fuͤrſt Herkules Bedienter ſeyn; durffte doch nicht fra-
gen/ weil er hoͤrete/ daß er gut Griechiſch und Latein redete. Brela merkete ſeine Begierde/
und wolte ihm etwas Kundſchafft geben/ daher ſagete ſie zu ihm: Mein Herr/ dieſer wird
uns Unterricht erteilen/ woſelbſt wir unſerm Gluͤcke nachfragen ſollen. Worauff er ant-
wortete: So werde ich dieſem Herrn meine kuͤnfftige Gluͤkſeligkeit zudanken haben; fol-
gete bald hernach auff Valikules begehren/ auff ſein abſonderliches Gemach/ woſelbſt Gal-
lus mit ihm ſprachen muſte/ biß er in einem Neben Gemache die angeſtrichene Farbe von
Haaren/ Angeſicht und Haͤnden hinweg getahn hatte/ worauff er zu ihnen hinein trat/ und
von der Jungfer ſtraks angeſichts erkeñet ward/ die ihm ehrerbietig entgegen trat/ in mey-

nung/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0520" n="482"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Drittes Buch.</hi></fw><lb/>
die&#x017F;e i&#x017F;t die Jungfer/ welche wir nebe&#x017F;t dem Fra&#x0364;ulein im Flecken vor Padua gefangen<lb/>
bekommen/ daher ich nicht unterla&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nnen/ ihrer Gn. es anzudeuten. O ja/ mein<lb/>
Gott/ antwortete er/ &#x017F;ie i&#x017F;t gewißlich Jungfer Brela/ die ich zu Prag offt ge&#x017F;ehen/ und Li-<lb/>
bu&#x017F;&#x017F;a u&#x0364;berdas mich berichtet hat/ daß &#x017F;ie mit dem Fra&#x0364;ulein hingefu&#x0364;hret &#x017F;ey. Aber ach Gott!<lb/>
was bedeutet die&#x017F;es/ daß ich &#x017F;ie/ und nicht auch das Fra&#x0364;ulein alhie &#x017F;ehe? Sie muß entwe-<lb/>
der tod/ oder in ander Ra&#x0364;uber Ha&#x0364;nde gerahten &#x017F;eyn; ließ darauff einen &#x017F;chweren Seuff-<lb/>
zer und &#x017F;agete: O du barmherziger Gott/ betru&#x0364;be mich doch nicht zu &#x017F;ehr/ mit &#x017F;o trauriger<lb/>
Zeitung. Gallus tro&#x0364;&#x017F;tete ihn mit guter Hoffnung/ und ko&#x0364;nte man nach gehaltener Mahl-<lb/>
zeit gelegenheit gnug haben/ &#x017F;ie deßwegen zubefragen; &#x017F;etzeten &#x017F;ich wieder zu Ti&#x017F;che/ un&#x0303; kun-<lb/>
ten wegen Furcht und Hoffnung keiner Spei&#x017F;e mehr genie&#x017F;&#x017F;en. Die Begierde aber/ wel-<lb/>
che Valikules antrieb/ wolte der Mahlzeit End&#x017F;chafft nicht abwarten/ deswegen er nach<lb/>
geb ehtener Verzeihung die Jungfer auff Griechi&#x017F;ch fragete/ von wannen &#x017F;ie ka&#x0364;hme/ und<lb/>
wohin &#x017F;ie geda&#x0364;chte; bekam aber von Alexandern zur Antwort: Sie ver&#x017F;tu&#x0364;nde die Grie-<lb/>
chi&#x017F;che Sprache fa&#x017F;t wenig/ weil &#x017F;ie aus den Nordi&#x017F;chen La&#x0364;ndern wa&#x0364;hre/ und nur etwz La-<lb/>
teini&#x017F;ch zu&#x017F;prechen wu&#x0364;&#x017F;te. Er wiederhohlete darauff &#x017F;eine getahne Frage mit Lateini&#x017F;chen<lb/>
Worten/ da &#x017F;ie meldete/ &#x017F;ie wa&#x0364;hre neulich aus Zypern gefahren/ und geda&#x0364;chte nach Italie&#x0303;/<lb/>
dahin &#x017F;ie von ihren Freunden erfodert wa&#x0364;hre. Hieraus ver&#x017F;tund er leicht/ daß &#x017F;ie nicht wil-<lb/>
lens wahr/ &#x017F;ich einem Fremden erkennen zugeben/ un&#x0303; argwohnete zugleich aus ihrer Trau-<lb/>
rigkeit/ es mu&#x0364;&#x017F;te nicht recht umb &#x017F;ein Fra&#x0364;ulein &#x017F;tehen; fing deswegen auf Teut&#x017F;ch zu ihr an/<lb/>
und &#x017F;agte: Hocha&#x0364;dle Jungfer/ dafern meine Augen mich nicht betriegen/ habe ich &#x017F;ie vor<lb/>
wenig Monaten am Pragi&#x017F;chen Hofe in Bo&#x0364;hmen ge&#x017F;ehen; i&#x017F;t &#x017F;ie nun die&#x017F;elbe/ und ve&#xA75B;&#x017F;te-<lb/>
het meine Sprache/ wolle &#x017F;ie mir &#x017F;olches nicht leugnen; dann ich bin ein Teut&#x017F;cher/ und<lb/>
nicht ohn gefehr die&#x017F;er o&#x0364;rter angelanget. Brela ward voller Freuden/ da &#x017F;ie die Teut&#x017F;che<lb/>
Sprache ho&#x0364;rete/ und antwortet auff teut&#x017F;ch: Ja mein Herr/ ich bin warhafftig die&#x017F;elbe/<lb/>
und erfreuet meine Seele &#x017F;onderlich/ daß in die&#x017F;en fremden La&#x0364;ndern ich einen bekanten<lb/>
Men&#x017F;chen antreffen &#x017F;ol; aber ich bitte &#x017F;ehr/ mein Herr wolle ohn verweilen mich ver&#x017F;ta&#x0364;n-<lb/>
digen/ ob er etwan dem teuren Fu&#x0364;r&#x017F;ten Herrn Herkules bedienet &#x017F;ey/ und ob de&#x017F;&#x017F;en Durch-<lb/>
leuchtigkeit die&#x017F;er ends anzutreffen/ dann &#x017F;einetwegen habe ich die&#x017F;e Rei&#x017F;e eigentlich aus<lb/>
Geheiß &#x017F;eines allerlieb&#x017F;ten Freundes auff mich genommen. Hier aus erkennete er/ daß das<lb/>
Fra&#x0364;ulein annoch im Leben wa&#x0364;hre/ und antwortete ihr: Sie mo&#x0364;chte &#x017F;ich biß nach gehalte-<lb/>
ner Mahlzeit gedulden/ alsdann wolte er ihr von die&#x017F;em Fu&#x0364;r&#x017F;ten etwas Zeitung &#x017F;agen.<lb/>
Kein Men&#x017F;ch wahr zugegen/ der die&#x017F;e Sprache ver&#x017F;tund/ wiewol Alexander alsbald wa&#x0364;h-<lb/>
nete/ er wu&#x0364;rde ein Teut&#x017F;cher/ und Fu&#x0364;r&#x017F;t Herkules Bedienter &#x017F;eyn; durffte doch nicht fra-<lb/>
gen/ weil er ho&#x0364;rete/ daß er gut Griechi&#x017F;ch und Latein redete. Brela merkete &#x017F;eine Begierde/<lb/>
und wolte ihm etwas Kund&#x017F;chafft geben/ daher &#x017F;agete &#x017F;ie zu ihm: Mein Herr/ die&#x017F;er wird<lb/>
uns Unterricht erteilen/ wo&#x017F;elb&#x017F;t wir un&#x017F;erm Glu&#x0364;cke nachfragen &#x017F;ollen. Worauff er ant-<lb/>
wortete: So werde ich die&#x017F;em Herrn meine ku&#x0364;nfftige Glu&#x0364;k&#x017F;eligkeit zudanken haben; fol-<lb/>
gete bald hernach auff Valikules begehren/ auff &#x017F;ein ab&#x017F;onderliches Gemach/ wo&#x017F;elb&#x017F;t Gal-<lb/>
lus mit ihm &#x017F;prachen mu&#x017F;te/ biß er in einem Neben Gemache die ange&#x017F;trichene Farbe von<lb/>
Haaren/ Ange&#x017F;icht und Ha&#x0364;nden hinweg getahn hatte/ worauff er zu ihnen hinein trat/ und<lb/>
von der Jungfer &#x017F;traks ange&#x017F;ichts erken&#x0303;et ward/ die ihm ehrerbietig entgegen trat/ in mey-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nung/</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[482/0520] Drittes Buch. dieſe iſt die Jungfer/ welche wir nebeſt dem Fraͤulein im Flecken vor Padua gefangen bekommen/ daher ich nicht unterlaſſen koͤnnen/ ihrer Gn. es anzudeuten. O ja/ mein Gott/ antwortete er/ ſie iſt gewißlich Jungfer Brela/ die ich zu Prag offt geſehen/ und Li- buſſa uͤberdas mich berichtet hat/ daß ſie mit dem Fraͤulein hingefuͤhret ſey. Aber ach Gott! was bedeutet dieſes/ daß ich ſie/ und nicht auch das Fraͤulein alhie ſehe? Sie muß entwe- der tod/ oder in ander Raͤuber Haͤnde gerahten ſeyn; ließ darauff einen ſchweren Seuff- zer und ſagete: O du barmherziger Gott/ betruͤbe mich doch nicht zu ſehr/ mit ſo trauriger Zeitung. Gallus troͤſtete ihn mit guter Hoffnung/ und koͤnte man nach gehaltener Mahl- zeit gelegenheit gnug haben/ ſie deßwegen zubefragen; ſetzeten ſich wieder zu Tiſche/ uñ kun- ten wegen Furcht und Hoffnung keiner Speiſe mehr genieſſen. Die Begierde aber/ wel- che Valikules antrieb/ wolte der Mahlzeit Endſchafft nicht abwarten/ deswegen er nach geb ehtener Verzeihung die Jungfer auff Griechiſch fragete/ von wannen ſie kaͤhme/ und wohin ſie gedaͤchte; bekam aber von Alexandern zur Antwort: Sie verſtuͤnde die Grie- chiſche Sprache faſt wenig/ weil ſie aus den Nordiſchen Laͤndern waͤhre/ und nur etwz La- teiniſch zuſprechen wuͤſte. Er wiederhohlete darauff ſeine getahne Frage mit Lateiniſchen Worten/ da ſie meldete/ ſie waͤhre neulich aus Zypern gefahren/ und gedaͤchte nach Italiẽ/ dahin ſie von ihren Freunden erfodert waͤhre. Hieraus verſtund er leicht/ daß ſie nicht wil- lens wahr/ ſich einem Fremden erkennen zugeben/ uñ argwohnete zugleich aus ihrer Trau- rigkeit/ es muͤſte nicht recht umb ſein Fraͤulein ſtehen; fing deswegen auf Teutſch zu ihr an/ und ſagte: Hochaͤdle Jungfer/ dafern meine Augen mich nicht betriegen/ habe ich ſie vor wenig Monaten am Pragiſchen Hofe in Boͤhmen geſehen; iſt ſie nun dieſelbe/ und veꝛſte- het meine Sprache/ wolle ſie mir ſolches nicht leugnen; dann ich bin ein Teutſcher/ und nicht ohn gefehr dieſer oͤrter angelanget. Brela ward voller Freuden/ da ſie die Teutſche Sprache hoͤrete/ und antwortet auff teutſch: Ja mein Herr/ ich bin warhafftig dieſelbe/ und erfreuet meine Seele ſonderlich/ daß in dieſen fremden Laͤndern ich einen bekanten Menſchen antreffen ſol; aber ich bitte ſehr/ mein Herr wolle ohn verweilen mich verſtaͤn- digen/ ob er etwan dem teuren Fuͤrſten Herrn Herkules bedienet ſey/ und ob deſſen Durch- leuchtigkeit dieſer ends anzutreffen/ dann ſeinetwegen habe ich dieſe Reiſe eigentlich aus Geheiß ſeines allerliebſten Freundes auff mich genommen. Hier aus erkennete er/ daß das Fraͤulein annoch im Leben waͤhre/ und antwortete ihr: Sie moͤchte ſich biß nach gehalte- ner Mahlzeit gedulden/ alsdann wolte er ihr von dieſem Fuͤrſten etwas Zeitung ſagen. Kein Menſch wahr zugegen/ der dieſe Sprache verſtund/ wiewol Alexander alsbald waͤh- nete/ er wuͤrde ein Teutſcher/ und Fuͤrſt Herkules Bedienter ſeyn; durffte doch nicht fra- gen/ weil er hoͤrete/ daß er gut Griechiſch und Latein redete. Brela merkete ſeine Begierde/ und wolte ihm etwas Kundſchafft geben/ daher ſagete ſie zu ihm: Mein Herr/ dieſer wird uns Unterricht erteilen/ woſelbſt wir unſerm Gluͤcke nachfragen ſollen. Worauff er ant- wortete: So werde ich dieſem Herrn meine kuͤnfftige Gluͤkſeligkeit zudanken haben; fol- gete bald hernach auff Valikules begehren/ auff ſein abſonderliches Gemach/ woſelbſt Gal- lus mit ihm ſprachen muſte/ biß er in einem Neben Gemache die angeſtrichene Farbe von Haaren/ Angeſicht und Haͤnden hinweg getahn hatte/ worauff er zu ihnen hinein trat/ und von der Jungfer ſtraks angeſichts erkeñet ward/ die ihm ehrerbietig entgegen trat/ in mey- nung/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/520
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 482. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/520>, abgerufen am 22.12.2024.