Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Drittes Buch.
Liebden ich verlassen/ und den Weg zur Rettung (wie ich hoffe) der geraubeten fortgesetzet habe; weil
aber die äusserste Noht und Gefahr/ welche der Höfligkeit Satzungen zu überschreiten offt gezwun-
gen wird/ mich meiner Schuldigkeit entrissen/ und nach dem Meer hingeführet haben/ hoffe ich gänz-
lich/ es werden Eure Liebden mir diesen Fehler biß dahin schenken/ daß ich durch meines GOttes Lei-
tung mich wieder einstellen/ und umb Verzeihung gebührlich anhalten werde/ da meiner Frl. Schwe-
ster Frl. Valisken Vorbitte ich mich kühnlich gebrauchen werde/ welche dann/ vermöge unser Vertrau-
ligkeit/ mir solche nicht abschlagen wird/ erwarte nur mit höchstem Verlangen/ was dieselbe wird wir-
ken können. Inzwischen befehle ich alle meine Freunde und Freundinnen dem Schuz des Allmächtigen
wahren Gottes/ mit Bitte/ meine hochgeliebete Fr. Mutter/ die Fr. Stathalterin/ wie auch Fr. Ur-
sulen/ Frl. Helenen/ und Jungfer Libussen herz- und dienstlich zugrüssen/ und verbleibe Zeit meines
Lebens meiner Fr. und Frl. Schwester dienstschuldiger Knecht Herkules.

Ich rechne mirs vor eine grosse Ehre/ sagte das Fräulein nach verlesung/ daß der trefli-
che Held diesen Brieff an mich zugleich hat richten wollen/ und bitte sehr/ ein solches in-
gehe im zuhalten/ damit nicht Frl. Helena daher neue Ursach bekomme/ ihren ganz närri-
schen Eifer wieder auffzublasen/ dessen ich doch an meiner Seiten von Herzen lache/ wün-
sche nur von ganzer Seele/ daß er sein ihm ohn zweiffel schon verlobetes Fräulein ehist ge-
sund und ihrer Ehren unverlezt antreffen/ und zu uns herüber bringen möge/ biß dahin ich
nicht willens bin von hinnen zuscheiden/ damit in dero Kundschafft durch euren Vor-
schub ich angenommen werde. Sie antwortete: Ich werde auch mit meinem Willen euch
nicht von mir lassen/ darumb gedenket ja auff kein wegzihen; was ich aber wegen Herrn
Herkules seiner Liebe zu diesem Königl. Fräulein urteilen sol/ weiß ich durch aus nicht;
zwar allem Ansehen nach kan es nicht wol anders seyn/ wann ich seine Ohmacht und ge-
führete Klagen/ ja wann ich seine schleunige Nachfolge betrachte. Hingegen versichert
mich mein Ladisla/ daß ihm von nichts bewust sey/ ja er hält es vor ungläublich/ weil sie in
so langer Zeit einander weder gesehen/ noch durch Schreiben gegrüsset haben. Aber saget
mir mein Schwesterchen/ welcher Meinung doch gebet ihr Beyfal? Beyfal? sagte das
Fräulein; lieber leset nur sein Schreiben mit etwas Nachdenken/ und betrachtet zugleich
mit seine schon angeführete Ohmacht und Klage/ als dann werdet ihr durch eures Gemahls
Einwürffe euch wenig irren lassen; dann kunten sie ihre Liebe nicht ja so heimlich halten
vor ihm/ als euer Bruder und sein Ursulchen vor euch? oder werden sie ihre vertrauete
Schreiben in dieser Heimligkeit geschrieben/ eurem Gemahl erst zulesen eingeschikt haben?
Was hälten sie aber vor Ursach gehabt/ ihre Liebe vor meinem Ladisla zuverbergen/ ant-
wortete Fr. Sophia/ als welcher nichts tadeln kan was seinem Herkules gefält? Tausen-
derley Ursachen/ sagte sie/ haben sich finden können; und warumb hat euer Bruder seine
Liebe vor euch so verborgen gehalten/ welcher eben wol eurer guten Einwilligung versichert
gnug wahr? Es hat mit der Liebe nicht eine solche beschaffenheit/ als mit andern Sachen;
alles offenbahret man guten vertraueten Freunden/ Glük und Unglük/ Freude und Leid;
aber die Liebe/ so lange sie wünschet heimlich zu seyn/ wil sie auch von dem besten Freunde
nicht erkennet seyn. Ich wil euch dieses lassen gehen/ sagte Fr. Sophia/ aber ich sehe nicht/
warumb ich aus seiner Ohmacht und Klage seine Liebe schliessen solte. O so einfältig/ Fr.
Schwester/ seid ihr nicht/ antwortete das Fräulein/ daß ihr solches nicht vor ein unfehl-
bares Zeichen seiner Liebe schätzen soltet. Da recht mein Schwesterchen/ da recht/ sagte

Fr. So-

Drittes Buch.
Liebden ich verlaſſen/ und den Weg zur Rettung (wie ich hoffe) der geraubeten fortgeſetzet habe; weil
aber die aͤuſſerſte Noht und Gefahr/ welche der Hoͤfligkeit Satzungen zu uͤberſchreiten offt gezwun-
gen wird/ mich meiner Schuldigkeit entriſſen/ und nach dem Meer hingefuͤhret haben/ hoffe ich gaͤnz-
lich/ es werden Eure Liebden mir dieſen Fehler biß dahin ſchenken/ daß ich durch meines GOttes Lei-
tung mich wieder einſtellen/ und umb Verzeihung gebuͤhrlich anhalten werde/ da meiner Frl. Schwe-
ſter Frl. Valiſken Vorbitte ich mich kuͤhnlich gebrauchen werde/ welche dañ/ vermoͤge unſer Vertrau-
ligkeit/ mir ſolche nicht abſchlagen wird/ erwarte nur mit hoͤchſtem Verlangen/ was dieſelbe wird wir-
ken koͤnnen. Inzwiſchen befehle ich alle meine Freunde und Freundinnen dem Schuz des Allmaͤchtigen
wahren Gottes/ mit Bitte/ meine hochgeliebete Fr. Mutter/ die Fr. Stathalterin/ wie auch Fr. Ur-
ſulen/ Frl. Helenen/ und Jungfer Libuſſen herz- und dienſtlich zugruͤſſen/ und verbleibe Zeit meines
Lebens meiner Fr. und Frl. Schweſter dienſtſchuldiger Knecht Herkules.

Ich rechne mirs vor eine groſſe Ehre/ ſagte das Fraͤulein nach verleſung/ daß der trefli-
che Held dieſen Brieff an mich zugleich hat richten wollen/ und bitte ſehr/ ein ſolches in-
gehe im zuhalten/ damit nicht Frl. Helena daher neue Urſach bekomme/ ihren ganz naͤrri-
ſchen Eifer wieder auffzublaſen/ deſſen ich doch an meiner Seiten von Herzen lache/ wuͤn-
ſche nur von ganzer Seele/ daß er ſein ihm ohn zweiffel ſchon verlobetes Fraͤulein ehiſt ge-
ſund und ihrer Ehren unverlezt antreffen/ und zu uns heruͤber bringen moͤge/ biß dahin ich
nicht willens bin von hinnen zuſcheiden/ damit in dero Kundſchafft durch euren Vor-
ſchub ich angenom̄en werde. Sie antwortete: Ich werde auch mit meinem Willen euch
nicht von mir laſſen/ darumb gedenket ja auff kein wegzihen; was ich aber wegen Herrn
Herkules ſeiner Liebe zu dieſem Koͤnigl. Fraͤulein urteilen ſol/ weiß ich durch aus nicht;
zwar allem Anſehen nach kan es nicht wol anders ſeyn/ wann ich ſeine Ohmacht und ge-
fuͤhrete Klagen/ ja wann ich ſeine ſchleunige Nachfolge betrachte. Hingegen verſichert
mich mein Ladiſla/ daß ihm von nichts bewuſt ſey/ ja er haͤlt es vor unglaͤublich/ weil ſie in
ſo langer Zeit einander weder geſehen/ noch durch Schreiben gegruͤſſet haben. Aber ſaget
mir mein Schweſterchen/ welcher Meinung doch gebet ihr Beyfal? Beyfal? ſagte das
Fraͤulein; lieber leſet nur ſein Schreiben mit etwas Nachdenken/ und betrachtet zugleich
mit ſeine ſchon angefuͤhrete Ohmacht uñ Klage/ als dañ werdet ihr durch eures Gemahls
Einwuͤrffe euch wenig irren laſſen; dann kunten ſie ihre Liebe nicht ja ſo heimlich halten
vor ihm/ als euer Bruder und ſein Urſulchen vor euch? oder werden ſie ihre vertrauete
Schreiben in dieſer Heimligkeit geſchrieben/ eurem Gemahl erſt zuleſen eingeſchikt habẽ?
Was haͤlten ſie aber vor Urſach gehabt/ ihre Liebe vor meinem Ladiſla zuverbergen/ ant-
wortete Fr. Sophia/ als welcher nichts tadeln kan was ſeinem Herkules gefaͤlt? Tauſen-
derley Urſachen/ ſagte ſie/ haben ſich finden koͤnnen; und warumb hat euer Bruder ſeine
Liebe vor euch ſo verborgen gehaltẽ/ welcher eben wol eurer guten Einwilligung verſicheꝛt
gnug wahr? Es hat mit der Liebe nicht eine ſolche beſchaffenheit/ als mit andern Sachen;
alles offenbahret man guten vertraueten Freunden/ Gluͤk und Ungluͤk/ Freude und Leid;
aber die Liebe/ ſo lange ſie wuͤnſchet heimlich zu ſeyn/ wil ſie auch von dem beſten Freunde
nicht erkennet ſeyn. Ich wil euch dieſes laſſen gehen/ ſagte Fr. Sophia/ aber ich ſehe nicht/
warumb ich aus ſeiner Ohmacht und Klage ſeine Liebe ſchlieſſen ſolte. O ſo einfaͤltig/ Fr.
Schweſter/ ſeid ihr nicht/ antwortete das Fraͤulein/ daß ihr ſolches nicht vor ein unfehl-
bares Zeichen ſeiner Liebe ſchaͤtzen ſoltet. Da recht mein Schweſterchen/ da recht/ ſagte

Fr. So-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0541" n="503"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Drittes Buch.</hi></fw><lb/>
Liebden ich verla&#x017F;&#x017F;en/ und den Weg zur Rettung (wie ich hoffe) der geraubeten fortge&#x017F;etzet habe; weil<lb/>
aber die a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;te Noht und Gefahr/ welche der Ho&#x0364;fligkeit Satzungen zu u&#x0364;ber&#x017F;chreiten offt gezwun-<lb/>
gen wird/ mich meiner Schuldigkeit entri&#x017F;&#x017F;en/ und nach dem Meer hingefu&#x0364;hret haben/ hoffe ich ga&#x0364;nz-<lb/>
lich/ es werden Eure Liebden mir die&#x017F;en Fehler biß dahin &#x017F;chenken/ daß ich durch meines GOttes Lei-<lb/>
tung mich wieder ein&#x017F;tellen/ und umb Verzeihung gebu&#x0364;hrlich anhalten werde/ da meiner Frl. Schwe-<lb/>
&#x017F;ter Frl. Vali&#x017F;ken Vorbitte ich mich ku&#x0364;hnlich gebrauchen werde/ welche dan&#x0303;/ vermo&#x0364;ge un&#x017F;er Vertrau-<lb/>
ligkeit/ mir &#x017F;olche nicht ab&#x017F;chlagen wird/ erwarte nur mit ho&#x0364;ch&#x017F;tem Verlangen/ was die&#x017F;elbe wird wir-<lb/>
ken ko&#x0364;nnen. Inzwi&#x017F;chen befehle ich alle meine Freunde und Freundinnen dem Schuz des Allma&#x0364;chtigen<lb/>
wahren Gottes/ mit Bitte/ meine hochgeliebete Fr. Mutter/ die Fr. Stathalterin/ wie auch Fr. Ur-<lb/>
&#x017F;ulen/ Frl. Helenen/ und Jungfer Libu&#x017F;&#x017F;en herz- und dien&#x017F;tlich zugru&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ und verbleibe Zeit meines<lb/>
Lebens meiner Fr. und Frl. Schwe&#x017F;ter dien&#x017F;t&#x017F;chuldiger Knecht Herkules.</p><lb/>
        <p>Ich rechne mirs vor eine gro&#x017F;&#x017F;e Ehre/ &#x017F;agte das Fra&#x0364;ulein nach verle&#x017F;ung/ daß der trefli-<lb/>
che Held die&#x017F;en Brieff an mich zugleich hat richten wollen/ und bitte &#x017F;ehr/ ein &#x017F;olches in-<lb/>
gehe im zuhalten/ damit nicht Frl. Helena daher neue Ur&#x017F;ach bekomme/ ihren ganz na&#x0364;rri-<lb/>
&#x017F;chen Eifer wieder auffzubla&#x017F;en/ de&#x017F;&#x017F;en ich doch an meiner Seiten von Herzen lache/ wu&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;che nur von ganzer Seele/ daß er &#x017F;ein ihm ohn zweiffel &#x017F;chon verlobetes Fra&#x0364;ulein ehi&#x017F;t ge-<lb/>
&#x017F;und und ihrer Ehren unverlezt antreffen/ und zu uns heru&#x0364;ber bringen mo&#x0364;ge/ biß dahin ich<lb/>
nicht willens bin von hinnen zu&#x017F;cheiden/ damit in dero Kund&#x017F;chafft durch euren Vor-<lb/>
&#x017F;chub ich angenom&#x0304;en werde. Sie antwortete: Ich werde auch mit meinem Willen euch<lb/>
nicht von mir la&#x017F;&#x017F;en/ darumb gedenket ja auff kein wegzihen; was ich aber wegen Herrn<lb/>
Herkules &#x017F;einer Liebe zu die&#x017F;em Ko&#x0364;nigl. Fra&#x0364;ulein urteilen &#x017F;ol/ weiß ich durch aus nicht;<lb/>
zwar allem An&#x017F;ehen nach kan es nicht wol anders &#x017F;eyn/ wann ich &#x017F;eine Ohmacht und ge-<lb/>
fu&#x0364;hrete Klagen/ ja wann ich &#x017F;eine &#x017F;chleunige Nachfolge betrachte. Hingegen ver&#x017F;ichert<lb/>
mich mein Ladi&#x017F;la/ daß ihm von nichts bewu&#x017F;t &#x017F;ey/ ja er ha&#x0364;lt es vor ungla&#x0364;ublich/ weil &#x017F;ie in<lb/>
&#x017F;o langer Zeit einander weder ge&#x017F;ehen/ noch durch Schreiben gegru&#x0364;&#x017F;&#x017F;et haben. Aber &#x017F;aget<lb/>
mir mein Schwe&#x017F;terchen/ welcher Meinung doch gebet ihr Beyfal? Beyfal? &#x017F;agte das<lb/>
Fra&#x0364;ulein; lieber le&#x017F;et nur &#x017F;ein Schreiben mit etwas Nachdenken/ und betrachtet zugleich<lb/>
mit &#x017F;eine &#x017F;chon angefu&#x0364;hrete Ohmacht un&#x0303; Klage/ als dan&#x0303; werdet ihr durch eures Gemahls<lb/>
Einwu&#x0364;rffe euch wenig irren la&#x017F;&#x017F;en; dann kunten &#x017F;ie ihre Liebe nicht ja &#x017F;o heimlich halten<lb/>
vor ihm/ als euer Bruder und &#x017F;ein Ur&#x017F;ulchen vor euch? oder werden &#x017F;ie ihre vertrauete<lb/>
Schreiben in die&#x017F;er Heimligkeit ge&#x017F;chrieben/ eurem Gemahl er&#x017F;t zule&#x017F;en einge&#x017F;chikt habe&#x0303;?<lb/>
Was ha&#x0364;lten &#x017F;ie aber vor Ur&#x017F;ach gehabt/ ihre Liebe vor meinem Ladi&#x017F;la zuverbergen/ ant-<lb/>
wortete Fr. Sophia/ als welcher nichts tadeln kan was &#x017F;einem Herkules gefa&#x0364;lt? Tau&#x017F;en-<lb/>
derley Ur&#x017F;achen/ &#x017F;agte &#x017F;ie/ haben &#x017F;ich finden ko&#x0364;nnen; und warumb hat euer Bruder &#x017F;eine<lb/>
Liebe vor euch &#x017F;o verborgen gehalte&#x0303;/ welcher eben wol eurer guten Einwilligung ver&#x017F;iche&#xA75B;t<lb/>
gnug wahr? Es hat mit der Liebe nicht eine &#x017F;olche be&#x017F;chaffenheit/ als mit andern Sachen;<lb/>
alles offenbahret man guten vertraueten Freunden/ Glu&#x0364;k und Unglu&#x0364;k/ Freude und Leid;<lb/>
aber die Liebe/ &#x017F;o lange &#x017F;ie wu&#x0364;n&#x017F;chet heimlich zu &#x017F;eyn/ wil &#x017F;ie auch von dem be&#x017F;ten Freunde<lb/>
nicht erkennet &#x017F;eyn. Ich wil euch die&#x017F;es la&#x017F;&#x017F;en gehen/ &#x017F;agte Fr. Sophia/ aber ich &#x017F;ehe nicht/<lb/>
warumb ich aus &#x017F;einer Ohmacht und Klage &#x017F;eine Liebe &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en &#x017F;olte. O &#x017F;o einfa&#x0364;ltig/ Fr.<lb/>
Schwe&#x017F;ter/ &#x017F;eid ihr nicht/ antwortete das Fra&#x0364;ulein/ daß ihr &#x017F;olches nicht vor ein unfehl-<lb/>
bares Zeichen &#x017F;einer Liebe &#x017F;cha&#x0364;tzen &#x017F;oltet. Da recht mein Schwe&#x017F;terchen/ da recht/ &#x017F;agte<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Fr. So-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[503/0541] Drittes Buch. Liebden ich verlaſſen/ und den Weg zur Rettung (wie ich hoffe) der geraubeten fortgeſetzet habe; weil aber die aͤuſſerſte Noht und Gefahr/ welche der Hoͤfligkeit Satzungen zu uͤberſchreiten offt gezwun- gen wird/ mich meiner Schuldigkeit entriſſen/ und nach dem Meer hingefuͤhret haben/ hoffe ich gaͤnz- lich/ es werden Eure Liebden mir dieſen Fehler biß dahin ſchenken/ daß ich durch meines GOttes Lei- tung mich wieder einſtellen/ und umb Verzeihung gebuͤhrlich anhalten werde/ da meiner Frl. Schwe- ſter Frl. Valiſken Vorbitte ich mich kuͤhnlich gebrauchen werde/ welche dañ/ vermoͤge unſer Vertrau- ligkeit/ mir ſolche nicht abſchlagen wird/ erwarte nur mit hoͤchſtem Verlangen/ was dieſelbe wird wir- ken koͤnnen. Inzwiſchen befehle ich alle meine Freunde und Freundinnen dem Schuz des Allmaͤchtigen wahren Gottes/ mit Bitte/ meine hochgeliebete Fr. Mutter/ die Fr. Stathalterin/ wie auch Fr. Ur- ſulen/ Frl. Helenen/ und Jungfer Libuſſen herz- und dienſtlich zugruͤſſen/ und verbleibe Zeit meines Lebens meiner Fr. und Frl. Schweſter dienſtſchuldiger Knecht Herkules. Ich rechne mirs vor eine groſſe Ehre/ ſagte das Fraͤulein nach verleſung/ daß der trefli- che Held dieſen Brieff an mich zugleich hat richten wollen/ und bitte ſehr/ ein ſolches in- gehe im zuhalten/ damit nicht Frl. Helena daher neue Urſach bekomme/ ihren ganz naͤrri- ſchen Eifer wieder auffzublaſen/ deſſen ich doch an meiner Seiten von Herzen lache/ wuͤn- ſche nur von ganzer Seele/ daß er ſein ihm ohn zweiffel ſchon verlobetes Fraͤulein ehiſt ge- ſund und ihrer Ehren unverlezt antreffen/ und zu uns heruͤber bringen moͤge/ biß dahin ich nicht willens bin von hinnen zuſcheiden/ damit in dero Kundſchafft durch euren Vor- ſchub ich angenom̄en werde. Sie antwortete: Ich werde auch mit meinem Willen euch nicht von mir laſſen/ darumb gedenket ja auff kein wegzihen; was ich aber wegen Herrn Herkules ſeiner Liebe zu dieſem Koͤnigl. Fraͤulein urteilen ſol/ weiß ich durch aus nicht; zwar allem Anſehen nach kan es nicht wol anders ſeyn/ wann ich ſeine Ohmacht und ge- fuͤhrete Klagen/ ja wann ich ſeine ſchleunige Nachfolge betrachte. Hingegen verſichert mich mein Ladiſla/ daß ihm von nichts bewuſt ſey/ ja er haͤlt es vor unglaͤublich/ weil ſie in ſo langer Zeit einander weder geſehen/ noch durch Schreiben gegruͤſſet haben. Aber ſaget mir mein Schweſterchen/ welcher Meinung doch gebet ihr Beyfal? Beyfal? ſagte das Fraͤulein; lieber leſet nur ſein Schreiben mit etwas Nachdenken/ und betrachtet zugleich mit ſeine ſchon angefuͤhrete Ohmacht uñ Klage/ als dañ werdet ihr durch eures Gemahls Einwuͤrffe euch wenig irren laſſen; dann kunten ſie ihre Liebe nicht ja ſo heimlich halten vor ihm/ als euer Bruder und ſein Urſulchen vor euch? oder werden ſie ihre vertrauete Schreiben in dieſer Heimligkeit geſchrieben/ eurem Gemahl erſt zuleſen eingeſchikt habẽ? Was haͤlten ſie aber vor Urſach gehabt/ ihre Liebe vor meinem Ladiſla zuverbergen/ ant- wortete Fr. Sophia/ als welcher nichts tadeln kan was ſeinem Herkules gefaͤlt? Tauſen- derley Urſachen/ ſagte ſie/ haben ſich finden koͤnnen; und warumb hat euer Bruder ſeine Liebe vor euch ſo verborgen gehaltẽ/ welcher eben wol eurer guten Einwilligung verſicheꝛt gnug wahr? Es hat mit der Liebe nicht eine ſolche beſchaffenheit/ als mit andern Sachen; alles offenbahret man guten vertraueten Freunden/ Gluͤk und Ungluͤk/ Freude und Leid; aber die Liebe/ ſo lange ſie wuͤnſchet heimlich zu ſeyn/ wil ſie auch von dem beſten Freunde nicht erkennet ſeyn. Ich wil euch dieſes laſſen gehen/ ſagte Fr. Sophia/ aber ich ſehe nicht/ warumb ich aus ſeiner Ohmacht und Klage ſeine Liebe ſchlieſſen ſolte. O ſo einfaͤltig/ Fr. Schweſter/ ſeid ihr nicht/ antwortete das Fraͤulein/ daß ihr ſolches nicht vor ein unfehl- bares Zeichen ſeiner Liebe ſchaͤtzen ſoltet. Da recht mein Schweſterchen/ da recht/ ſagte Fr. So-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/541
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 503. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/541>, abgerufen am 22.12.2024.