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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
dessen Lebenszeit ich mich Bruder-loß nicht schätzen werde; welches zureden ich mich nit
scheuhe/ weil mein Herz mir Zeugniß gibt/ daß meine Neigungen in reiner Keuscheit be-
stehen. Herkules antwortete ihr: Hochgebohrnes Fräulein/ und da ichs zufagen gewirdi-
get bin/ in Ehren herzgeliebte Frl. Schwesterchen; ich weiß nicht/ wie ich diese gar zu hohe
Ehre und Gunst zeit meines Lebens vergelten sol/ es währe dann/ daß mein Fräulein sich
hiemit bezahlen liesse/ daß in ihren Diensten zusterben ich allemahl bereit bin. Mein Gott
weiß/ mit was herzlicher Zuneigung Euer hohen Tugend ich mich verbunden befinde/ so
daß weder Zeit noch Abwesenheit/ noch Unfall mich ihrer hochwerten Gedächtniß berau-
ben wird/ und dafern ich meine Freyheit noch hätte/ würde ich mich erkühnen/ umb mehre
als schwesterliche Liebe Ansuchung zutuhn; nach dem ich aber nunmehr vor zwey Jahren
einer andern/ und das ich noch zur Zeit niemand vertrauet/ eben diesem Fräulein verspro-
chen bin/ welche zuretten ich mich bemühe; tähte ich als ein Meinäidiger/ und wider Rit-
ters Ehre/ da ich geschworne Träue zubrechen/ und hohes Standes Fräulein zu verfüh-
ren mich gelüsten lassen würde. Diesem nach bitte ich meine hochwerte und herzgeliebete
Frl. Schwester/ sie die Gedächtniß meiner Wenigkeit in ihrem Herzen nicht sterben lassen/
auch da es möglich/ sich an keinen verheyrahten wolle/ der ihr nicht von herzen gefallen wird;
wer weiß/ ob ich nicht einen nahen Anverwanten habe/ mir in dem/ was lobens wert seyn
mag/ nicht ungleich/ dem ein solches liebes Fräulein ich wol gönnen möchte. Schließlich
ist mein höchster Seelen Wunsch/ meine Frl. Schwester könte sich aus freyem willen zum
Christentuhm bequemen/ auff daß sie nach dieser Sterbligkeit neben mir und allen Außer-
wählten der erschreklichen Verdamniß entgehen/ und in unauffhörlicher Freude bey Gott
leben möchte/ welches in Warheit niemande ausser den Christen widerfahren kan. Herz-
geliebter Herr und Bruder/ antwortete das Fräulein; nach dem ich euer züchtigen brü-
derlichen Freundschafft gnug versichert bin/ so verspreche ich hiemit/ in keine Heyraht/ ohn
euer Vorwissen und Bewilligung mich einzulassen. Dem Christentuhm aber bin ich schon
so nahe/ daß ich in kurzer Zeit hoffe/ eures Glaubens zuseyn/ und wil euch in hohem Ver-
trauen offenbahren/ dz meine geliebte Eltern alle Nachte berahtschlagen/ wie sie am heim-
lichsten Christen werden mögen/ damit es nicht ruchtbar werde/ und sie drüber nicht der-
eins in Ehr- und Lebens gefahr zu Rom gerahten mögen; und dieses treiben sie so verbor-
gen/ daß sie es mir anfangs zuverhehlen entschlossen sind/ damit ich nicht aus Unbedacht-
samkeit der Jugend es andern offenbahre; ich erwarte aber nur ihres Verfolgs/ dann wil
ich nicht lange von ihnen abgesondert seyn; und bin ich versichert/ daß mein H. Vater die-
se Glaubensenderung nicht lange auffschieben werde. Herkules hub in sonderlicher Freu-
de seine Hände auff gen Himmel/ und dankete Gott/ dz dieses durch Anlaß seines Kampfs
befodert währe. Er hatte aber einen köstlichen Ring einkäuffen lassen/ welchen er seinem
lieben Fräulein mit diesen Worten an den Finger steckete: Sehet meine hochgeliebete Frl.
Schwester/ hiemit wil ich euch ein schlechtes Denkzeichen hinterlassen der vertraueten
Freundschafft/ die wir anjetzo mit einander in keuscher Schwester- und Brüderlicher Liebe
auffgerichtet haben &wnelche dann in meinem Herzen nimmer mehr erlöschen sol. Das Frl.
hatte gleich zu dem Ende auch einen schönen Ring zu sich genommen/ und bißher sich ge-
scheuhet/ ihm denselben zuliefern; aber durch diese Gelegenheit erkühnete sie sich/ daß sie ihn

aus

Drittes Buch.
deſſen Lebenszeit ich mich Bruder-loß nicht ſchaͤtzen werde; welches zureden ich mich nit
ſcheuhe/ weil mein Herz mir Zeugniß gibt/ daß meine Neigungen in reiner Keuſcheit be-
ſtehen. Herkules antwortete ihr: Hochgebohrnes Fraͤulein/ und da ichs zufagen gewirdi-
get bin/ in Ehren herzgeliebte Frl. Schweſterchen; ich weiß nicht/ wie ich dieſe gar zu hohe
Ehre und Gunſt zeit meines Lebens vergelten ſol/ es waͤhre dann/ daß mein Fraͤulein ſich
hiemit bezahlen lieſſe/ daß in ihren Dienſten zuſterben ich allemahl bereit bin. Mein Gott
weiß/ mit was herzlicher Zuneigung Euer hohen Tugend ich mich verbunden befinde/ ſo
daß weder Zeit noch Abweſenheit/ noch Unfall mich ihrer hochwerten Gedaͤchtniß berau-
ben wird/ und dafern ich meine Freyheit noch haͤtte/ wuͤrde ich mich erkuͤhnen/ umb mehre
als ſchweſterliche Liebe Anſuchung zutuhn; nach dem ich aber nunmehr vor zwey Jahren
einer andern/ und das ich noch zur Zeit niemand vertrauet/ eben dieſem Fraͤulein verſpro-
chen bin/ welche zuretten ich mich bemuͤhe; taͤhte ich als ein Meinaͤidiger/ und wider Rit-
ters Ehre/ da ich geſchworne Traͤue zubrechen/ und hohes Standes Fraͤulein zu verfuͤh-
ren mich geluͤſten laſſen wuͤrde. Dieſem nach bitte ich meine hochwerte und herzgeliebete
Frl. Schweſter/ ſie die Gedaͤchtniß meiner Wenigkeit in ihrem Herzen nicht ſterbẽ laſſen/
auch da es moͤglich/ ſich an keinen verheyrahten wolle/ der ihr nicht von heꝛzen gefallẽ wird;
wer weiß/ ob ich nicht einen nahen Anverwanten habe/ mir in dem/ was lobens wert ſeyn
mag/ nicht ungleich/ dem ein ſolches liebes Fraͤulein ich wol goͤnnen moͤchte. Schließlich
iſt mein hoͤchſter Seelen Wunſch/ meine Frl. Schweſter koͤnte ſich aus freyem willen zum
Chriſtentuhm bequemen/ auff daß ſie nach dieſer Sterbligkeit neben mir und allen Außer-
waͤhlten der erſchreklichen Verdamniß entgehen/ und in unauffhoͤrlicher Freude bey Gott
leben moͤchte/ welches in Warheit niemande auſſer den Chriſten widerfahren kan. Herz-
geliebter Herr und Bruder/ antwortete das Fraͤulein; nach dem ich euer zuͤchtigen bruͤ-
derlichen Freundſchafft gnug verſichert bin/ ſo verſpreche ich hiemit/ in keine Heyraht/ ohn
euer Vorwiſſen uñ Bewilligung mich einzulaſſen. Dem Chriſtentuhm aber bin ich ſchon
ſo nahe/ daß ich in kurzer Zeit hoffe/ eures Glaubens zuſeyn/ und wil euch in hohem Ver-
trauen offenbahren/ dz meine geliebte Eltern alle Nachte berahtſchlagen/ wie ſie am heim-
lichſten Chriſten werden moͤgen/ damit es nicht ruchtbar werde/ und ſie druͤber nicht der-
eins in Ehr- und Lebens gefahr zu Rom gerahten moͤgen; und dieſes treiben ſie ſo verbor-
gen/ daß ſie es mir anfangs zuverhehlen entſchloſſen ſind/ damit ich nicht aus Unbedacht-
ſamkeit der Jugend es andern offenbahre; ich erwarte aber nur ihres Verfolgs/ dann wil
ich nicht lange von ihnen abgeſondert ſeyn; und bin ich verſichert/ daß mein H. Vater die-
ſe Glaubensenderung nicht lange auffſchieben werde. Herkules hub in ſonderlicher Freu-
de ſeine Haͤnde auff gen Himmel/ und dankete Gott/ dz dieſes durch Anlaß ſeines Kampfs
befodert waͤhre. Er hatte aber einen koͤſtlichen Ring einkaͤuffen laſſen/ welchen er ſeinem
lieben Fraͤulein mit dieſen Worten an den Finger ſteckete: Sehet meine hochgeliebete Frl.
Schweſter/ hiemit wil ich euch ein ſchlechtes Denkzeichen hinterlaſſen der vertraueten
Freundſchafft/ die wir anjetzo mit einander in keuſcher Schweſter- und Bruͤderlicher Liebe
auffgerichtet haben &w̃elche dann in meinem Herzen nimmer mehr erloͤſchen ſol. Das Frl.
hatte gleich zu dem Ende auch einen ſchoͤnen Ring zu ſich genommen/ und bißher ſich ge-
ſcheuhet/ ihm denſelben zuliefern; aber durch dieſe Gelegenheit erkuͤhnete ſie ſich/ daß ſie ihn

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[538/0576] Drittes Buch. deſſen Lebenszeit ich mich Bruder-loß nicht ſchaͤtzen werde; welches zureden ich mich nit ſcheuhe/ weil mein Herz mir Zeugniß gibt/ daß meine Neigungen in reiner Keuſcheit be- ſtehen. Herkules antwortete ihr: Hochgebohrnes Fraͤulein/ und da ichs zufagen gewirdi- get bin/ in Ehren herzgeliebte Frl. Schweſterchen; ich weiß nicht/ wie ich dieſe gar zu hohe Ehre und Gunſt zeit meines Lebens vergelten ſol/ es waͤhre dann/ daß mein Fraͤulein ſich hiemit bezahlen lieſſe/ daß in ihren Dienſten zuſterben ich allemahl bereit bin. Mein Gott weiß/ mit was herzlicher Zuneigung Euer hohen Tugend ich mich verbunden befinde/ ſo daß weder Zeit noch Abweſenheit/ noch Unfall mich ihrer hochwerten Gedaͤchtniß berau- ben wird/ und dafern ich meine Freyheit noch haͤtte/ wuͤrde ich mich erkuͤhnen/ umb mehre als ſchweſterliche Liebe Anſuchung zutuhn; nach dem ich aber nunmehr vor zwey Jahren einer andern/ und das ich noch zur Zeit niemand vertrauet/ eben dieſem Fraͤulein verſpro- chen bin/ welche zuretten ich mich bemuͤhe; taͤhte ich als ein Meinaͤidiger/ und wider Rit- ters Ehre/ da ich geſchworne Traͤue zubrechen/ und hohes Standes Fraͤulein zu verfuͤh- ren mich geluͤſten laſſen wuͤrde. Dieſem nach bitte ich meine hochwerte und herzgeliebete Frl. Schweſter/ ſie die Gedaͤchtniß meiner Wenigkeit in ihrem Herzen nicht ſterbẽ laſſen/ auch da es moͤglich/ ſich an keinen verheyrahten wolle/ der ihr nicht von heꝛzen gefallẽ wird; wer weiß/ ob ich nicht einen nahen Anverwanten habe/ mir in dem/ was lobens wert ſeyn mag/ nicht ungleich/ dem ein ſolches liebes Fraͤulein ich wol goͤnnen moͤchte. Schließlich iſt mein hoͤchſter Seelen Wunſch/ meine Frl. Schweſter koͤnte ſich aus freyem willen zum Chriſtentuhm bequemen/ auff daß ſie nach dieſer Sterbligkeit neben mir und allen Außer- waͤhlten der erſchreklichen Verdamniß entgehen/ und in unauffhoͤrlicher Freude bey Gott leben moͤchte/ welches in Warheit niemande auſſer den Chriſten widerfahren kan. Herz- geliebter Herr und Bruder/ antwortete das Fraͤulein; nach dem ich euer zuͤchtigen bruͤ- derlichen Freundſchafft gnug verſichert bin/ ſo verſpreche ich hiemit/ in keine Heyraht/ ohn euer Vorwiſſen uñ Bewilligung mich einzulaſſen. Dem Chriſtentuhm aber bin ich ſchon ſo nahe/ daß ich in kurzer Zeit hoffe/ eures Glaubens zuſeyn/ und wil euch in hohem Ver- trauen offenbahren/ dz meine geliebte Eltern alle Nachte berahtſchlagen/ wie ſie am heim- lichſten Chriſten werden moͤgen/ damit es nicht ruchtbar werde/ und ſie druͤber nicht der- eins in Ehr- und Lebens gefahr zu Rom gerahten moͤgen; und dieſes treiben ſie ſo verbor- gen/ daß ſie es mir anfangs zuverhehlen entſchloſſen ſind/ damit ich nicht aus Unbedacht- ſamkeit der Jugend es andern offenbahre; ich erwarte aber nur ihres Verfolgs/ dann wil ich nicht lange von ihnen abgeſondert ſeyn; und bin ich verſichert/ daß mein H. Vater die- ſe Glaubensenderung nicht lange auffſchieben werde. Herkules hub in ſonderlicher Freu- de ſeine Haͤnde auff gen Himmel/ und dankete Gott/ dz dieſes durch Anlaß ſeines Kampfs befodert waͤhre. Er hatte aber einen koͤſtlichen Ring einkaͤuffen laſſen/ welchen er ſeinem lieben Fraͤulein mit dieſen Worten an den Finger ſteckete: Sehet meine hochgeliebete Frl. Schweſter/ hiemit wil ich euch ein ſchlechtes Denkzeichen hinterlaſſen der vertraueten Freundſchafft/ die wir anjetzo mit einander in keuſcher Schweſter- und Bruͤderlicher Liebe auffgerichtet haben &w̃elche dann in meinem Herzen nimmer mehr erloͤſchen ſol. Das Frl. hatte gleich zu dem Ende auch einen ſchoͤnen Ring zu ſich genommen/ und bißher ſich ge- ſcheuhet/ ihm denſelben zuliefern; aber durch dieſe Gelegenheit erkuͤhnete ſie ſich/ daß ſie ihn aus

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 538. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/576>, abgerufen am 22.12.2024.