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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
reiten/ und meldete es seinem Herrn (der nun wiederumb Valikules wolte genennet seyn)
mit bewäglicher Verwarnung an/ weil es schiene/ daß sie wenig gutes im Sinne hätten;
dessen er sich aber nichts anfechten ließ/ sondern ritte selbst zu ihnen hin/ und fragete sie in
Griechischer Sprache/ ob diß der rechte Weg nach dem Galileischen Kana währe. Die-
se Juden sahen bald/ daß er ein Heyde oder Christ seyn müste/ und weil sie lang geübete
Räuber und Mörder wahren/ sich auch gewisse Rechnung zu grosser Beute auff den Maul-
Eseln machten/ hiessen sie ihn und seinen Gesellen die Waffen ablegen/ ingesamt von ihren
Pferden steigen/ und die beladene Esel ihnen einlieffern/ als dann solte ihnen das Leben ge-
schenket seyn. Valikules wahr dessen mit ihnen noch nicht einig/ stellete sich doch etwas
blöde/ und fragete sie/ was Glaubens sie währen. Worauff er zur Antwort bekam/ jetzt
währe nicht Zeit lange vom Glauben zu sprachen/ doch weil ers ja wissen wolte/ hätte er
fünff standhaffte Juden und aller Christen Feinde vor sich. Als unser Held dieses vernam/
sagte er mit hefftigem Eifer zu ihnen: Und wer hat euch Buben dann so verwägen ge-
macht/ daß ihr ehrliche Ritter rechtfertigen/ und von ihren Pfer den dürffet steigen heissen?
bald packet euch hin eures Weges/ oder ich werde euch zeigen/ wie wenig ein rechtschaffe-
ner Christ sich vor gewissen-lose Juden fürchte. Diese bissen vor wütiger Ungeduld die
Zähne im Kopffe zusammen/ und stürmeten ein mühtig auff ihn ein; er aber erreichete als-
bald den einen/ daß ihm das Häupt von der Schulder sprang; so nam Gallus seiner
Schanze auch wahr/ und legete den andern zu Bodem; und als sein Herr bald darauff
auch den dritten hinrichtete/ wolten die übrigen beyden Versengeld geben; aber die Pferde
wurden ihnen von hinten zu lahm gehauen/ dz sie übern hauffen fielen/ sie aber mit Zügeln
gebunden/ und mit nach Kana fortgeschleppet/ da man sie der Obrigkeit überliefferte/ mit
begehren/ daß sie dem Stathalter zugeschicket würden; und muste Plautus allen Verlauff
schrifftlich berichten; wurden darauff/ so bald sie daselbst ankahmen vor den Stathalter
gestellet/ der sie geisseln und kreuzigen ließ. Er hatte auch seine zehn gefangene Juden in fe-
ster Verwahrung/ biß er auff seinen Bericht von Rom zur Antwort bekam/ auff der Ju-
den weiteres Vornehmen gute acht zu haben/ die Gefangene vor Gericht zustellen/ und sie
zum Schwerte zu verurteilen/ doch da sie umb Gnade demühtig anhalten und ihre Feile
erkennen würden/ sie allerdinge loßzulassen. Es wahren aber diese so freche verwägene
Buben/ daß sie Zeit wehrender Hafft immer zu trotzeten/ auch noch/ da sie vor das Gericht
gestellet wurden/ fragen durften/ wessen sich der Stathalter wol anmassete/ daß er nicht al-
lein vor etlicher Zeit ihre unschuldige Leute hätte kreuzigen lassen/ sondern auch sie so lange
Zeit im Gefängnis auffgehalten; sie hoffeten/ er würde in sich gehen/ und dem Judischen
Volk nicht Ursach zum Auffstande geben. Der Stathalter fragete sie/ ob sie sonsten nichts
vorzutragen hätten; und als sie antworteten/ nach erlangeter Freiheit wolten sie ihre not-
turfft weiter vorzubringen wissen; sagte darauff der Stathalter; wolan/ so sollet ihr hie-
mit auff Käyserl. Befehl zum Schwerte verurteilet seyn/ damit ihr nicht die jenigen seid/
welche neue auffwiegelung zumachen Lust haben. Weil sie nu in diese Straffe mit Willen
sich nicht geben wolten/ ließ der Stathalter einen nach dem andern mit Gewalt nider-
hauen/ und blieben doch biß auff den lezten immerzu halsstarrig/ nebest Bedrauung/ wie
schwer ihr unschuldiges Blut würde gerochen werden. Aber es erfolgete nichts darauff/

weil

Drittes Buch.
reiten/ und meldete es ſeinem Herrn (der nun wiederumb Valikules wolte genennet ſeyn)
mit bewaͤglicher Verwarnung an/ weil es ſchiene/ daß ſie wenig gutes im Sinne haͤtten;
deſſen er ſich aber nichts anfechten ließ/ ſondern ritte ſelbſt zu ihnen hin/ und fragete ſie in
Griechiſcher Sprache/ ob diß der rechte Weg nach dem Galileiſchen Kana waͤhre. Die-
ſe Juden ſahen bald/ daß er ein Heyde oder Chriſt ſeyn muͤſte/ und weil ſie lang geuͤbete
Raͤuber und Moͤrder wahren/ ſich auch gewiſſe Rechnung zu groſſer Beute auff den Maul-
Eſeln machten/ hieſſen ſie ihn und ſeinen Geſellen die Waffen ablegen/ ingeſamt von ihren
Pferden ſteigen/ und die beladene Eſel ihnen einlieffern/ als dann ſolte ihnen das Leben ge-
ſchenket ſeyn. Valikules wahr deſſen mit ihnen noch nicht einig/ ſtellete ſich doch etwas
bloͤde/ und fragete ſie/ was Glaubens ſie waͤhren. Worauff er zur Antwort bekam/ jetzt
waͤhre nicht Zeit lange vom Glauben zu ſprachen/ doch weil ers ja wiſſen wolte/ haͤtte er
fuͤnff ſtandhaffte Juden und aller Chriſten Feinde vor ſich. Als unſer Held dieſes vernam/
ſagte er mit hefftigem Eifer zu ihnen: Und wer hat euch Buben dann ſo verwaͤgen ge-
macht/ daß ihr ehrliche Ritter rechtfertigen/ und von ihren Pfer den duͤrffet ſteigen heiſſen?
bald packet euch hin eures Weges/ oder ich werde euch zeigen/ wie wenig ein rechtſchaffe-
ner Chriſt ſich vor gewiſſen-loſe Juden fuͤrchte. Dieſe biſſen vor wuͤtiger Ungeduld die
Zaͤhne im Kopffe zuſammen/ und ſtuͤrmeten ein muͤhtig auff ihn ein; er aber erreichete als-
bald den einen/ daß ihm das Haͤupt von der Schulder ſprang; ſo nam Gallus ſeiner
Schanze auch wahr/ und legete den andern zu Bodem; und als ſein Herr bald darauff
auch den dritten hinrichtete/ wolten die uͤbrigen beyden Verſengeld geben; aber die Pferde
wurden ihnen von hinten zu lahm gehauen/ dz ſie uͤbern hauffen fielen/ ſie aber mit Zuͤgeln
gebunden/ und mit nach Kana fortgeſchleppet/ da man ſie der Obrigkeit uͤberliefferte/ mit
begehren/ daß ſie dem Stathalter zugeſchicket wuͤrden; und muſte Plautus allen Verlauff
ſchrifftlich berichten; wurden darauff/ ſo bald ſie daſelbſt ankahmen vor den Stathalter
geſtellet/ der ſie geiſſeln und kreuzigen ließ. Er hatte auch ſeine zehn gefangene Juden in fe-
ſter Verwahrung/ biß er auff ſeinen Bericht von Rom zur Antwort bekam/ auff der Ju-
den weiteres Vornehmen gute acht zu haben/ die Gefangene vor Gericht zuſtellen/ und ſie
zum Schwerte zu verurteilen/ doch da ſie umb Gnade demuͤhtig anhalten und ihre Feile
erkennen wuͤrden/ ſie allerdinge loßzulaſſen. Es wahren aber dieſe ſo freche verwaͤgene
Buben/ daß ſie Zeit wehrender Hafft immer zu trotzeten/ auch noch/ da ſie vor das Gericht
geſtellet wurden/ fragen durften/ weſſen ſich der Stathalter wol anmaſſete/ daß er nicht al-
lein vor etlicher Zeit ihre unſchuldige Leute haͤtte kreuzigen laſſen/ ſondern auch ſie ſo lange
Zeit im Gefaͤngnis auffgehalten; ſie hoffeten/ er wuͤrde in ſich gehen/ und dem Judiſchen
Volk nicht Urſach zum Auffſtande geben. Der Stathalter fragete ſie/ ob ſie ſonſten nichts
vorzutragen haͤtten; und als ſie antworteten/ nach erlangeter Freiheit wolten ſie ihre not-
turfft weiter vorzubringen wiſſen; ſagte darauff der Stathalter; wolan/ ſo ſollet ihr hie-
mit auff Kaͤyſerl. Befehl zum Schwerte verurteilet ſeyn/ damit ihr nicht die jenigen ſeid/
welche neue auffwiegelung zumachen Luſt haben. Weil ſie nu in dieſe Straffe mit Willen
ſich nicht geben wolten/ ließ der Stathalter einen nach dem andern mit Gewalt nider-
hauen/ und blieben doch biß auff den lezten immerzu halsſtarrig/ nebeſt Bedrauung/ wie
ſchwer ihr unſchuldiges Blut wuͤrde gerochen werden. Aber es erfolgete nichts darauff/

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[543/0581] Drittes Buch. reiten/ und meldete es ſeinem Herrn (der nun wiederumb Valikules wolte genennet ſeyn) mit bewaͤglicher Verwarnung an/ weil es ſchiene/ daß ſie wenig gutes im Sinne haͤtten; deſſen er ſich aber nichts anfechten ließ/ ſondern ritte ſelbſt zu ihnen hin/ und fragete ſie in Griechiſcher Sprache/ ob diß der rechte Weg nach dem Galileiſchen Kana waͤhre. Die- ſe Juden ſahen bald/ daß er ein Heyde oder Chriſt ſeyn muͤſte/ und weil ſie lang geuͤbete Raͤuber und Moͤrder wahren/ ſich auch gewiſſe Rechnung zu groſſer Beute auff den Maul- Eſeln machten/ hieſſen ſie ihn und ſeinen Geſellen die Waffen ablegen/ ingeſamt von ihren Pferden ſteigen/ und die beladene Eſel ihnen einlieffern/ als dann ſolte ihnen das Leben ge- ſchenket ſeyn. Valikules wahr deſſen mit ihnen noch nicht einig/ ſtellete ſich doch etwas bloͤde/ und fragete ſie/ was Glaubens ſie waͤhren. Worauff er zur Antwort bekam/ jetzt waͤhre nicht Zeit lange vom Glauben zu ſprachen/ doch weil ers ja wiſſen wolte/ haͤtte er fuͤnff ſtandhaffte Juden und aller Chriſten Feinde vor ſich. Als unſer Held dieſes vernam/ ſagte er mit hefftigem Eifer zu ihnen: Und wer hat euch Buben dann ſo verwaͤgen ge- macht/ daß ihr ehrliche Ritter rechtfertigen/ und von ihren Pfer den duͤrffet ſteigen heiſſen? bald packet euch hin eures Weges/ oder ich werde euch zeigen/ wie wenig ein rechtſchaffe- ner Chriſt ſich vor gewiſſen-loſe Juden fuͤrchte. Dieſe biſſen vor wuͤtiger Ungeduld die Zaͤhne im Kopffe zuſammen/ und ſtuͤrmeten ein muͤhtig auff ihn ein; er aber erreichete als- bald den einen/ daß ihm das Haͤupt von der Schulder ſprang; ſo nam Gallus ſeiner Schanze auch wahr/ und legete den andern zu Bodem; und als ſein Herr bald darauff auch den dritten hinrichtete/ wolten die uͤbrigen beyden Verſengeld geben; aber die Pferde wurden ihnen von hinten zu lahm gehauen/ dz ſie uͤbern hauffen fielen/ ſie aber mit Zuͤgeln gebunden/ und mit nach Kana fortgeſchleppet/ da man ſie der Obrigkeit uͤberliefferte/ mit begehren/ daß ſie dem Stathalter zugeſchicket wuͤrden; und muſte Plautus allen Verlauff ſchrifftlich berichten; wurden darauff/ ſo bald ſie daſelbſt ankahmen vor den Stathalter geſtellet/ der ſie geiſſeln und kreuzigen ließ. Er hatte auch ſeine zehn gefangene Juden in fe- ſter Verwahrung/ biß er auff ſeinen Bericht von Rom zur Antwort bekam/ auff der Ju- den weiteres Vornehmen gute acht zu haben/ die Gefangene vor Gericht zuſtellen/ und ſie zum Schwerte zu verurteilen/ doch da ſie umb Gnade demuͤhtig anhalten und ihre Feile erkennen wuͤrden/ ſie allerdinge loßzulaſſen. Es wahren aber dieſe ſo freche verwaͤgene Buben/ daß ſie Zeit wehrender Hafft immer zu trotzeten/ auch noch/ da ſie vor das Gericht geſtellet wurden/ fragen durften/ weſſen ſich der Stathalter wol anmaſſete/ daß er nicht al- lein vor etlicher Zeit ihre unſchuldige Leute haͤtte kreuzigen laſſen/ ſondern auch ſie ſo lange Zeit im Gefaͤngnis auffgehalten; ſie hoffeten/ er wuͤrde in ſich gehen/ und dem Judiſchen Volk nicht Urſach zum Auffſtande geben. Der Stathalter fragete ſie/ ob ſie ſonſten nichts vorzutragen haͤtten; und als ſie antworteten/ nach erlangeter Freiheit wolten ſie ihre not- turfft weiter vorzubringen wiſſen; ſagte darauff der Stathalter; wolan/ ſo ſollet ihr hie- mit auff Kaͤyſerl. Befehl zum Schwerte verurteilet ſeyn/ damit ihr nicht die jenigen ſeid/ welche neue auffwiegelung zumachen Luſt haben. Weil ſie nu in dieſe Straffe mit Willen ſich nicht geben wolten/ ließ der Stathalter einen nach dem andern mit Gewalt nider- hauen/ und blieben doch biß auff den lezten immerzu halsſtarrig/ nebeſt Bedrauung/ wie ſchwer ihr unſchuldiges Blut wuͤrde gerochen werden. Aber es erfolgete nichts darauff/ weil

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 543. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/581>, abgerufen am 22.12.2024.