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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
welchen meine liebe Eltern mich fleissig haben unterrichten lassen/ weil sie eine gute Neigung
zu solcher Wissenschafft bey mir merketen. Der Groß Fürst stund von seinem Stuele auf
und sagte: Kom mein Jüngling/ und folge mir/ es ist Zeit/ Speise zunehmen/ da du mir
auffwarten/ und dich aller Gnade versichern solt. Herkuliskus neigete sich demühtig/ zeige-
te an/ wie selig er sich schätzete/ eines so hochverständigen Fürsten Leibdiener zuseyn/ und aus
dessen Reden der Tugend Beschaffenheit zufassen/ fragete auch im hinaus treten/ ob ihm
gnädigst erlaubet währe/ seinen Säbel/ Pfeile und Bogen zu sich zunehmen/ mit denen er
nach empfangenem Befehl sich bewehrete/ und seinem Groß Fürsten anmuhtig nachtrat/
welches ihm so wol anstund/ daß Groß Fürst Phraortes unterschiedliche mahle sich umsa-
he/ und seiner Geschikligkeit sich nicht gnug verwundern kunte. Die Groß Fürstin/ Fürst-
liches Persisches Geblüts/ nahmens Saptina/ ihres Alters von XXVI Jahren/ stund mit
ihrem Frauenzimmer schon im Esse Saal/ und da sie diesen fremden Jüngling mit seinem
Gewehr daher treten sahe/ welcher seinen Huet in der Hand trug/ und sein Goldgelbes Haar
über die Schuldern herab hangen ließ/ ward sie samt allen anwesenden voll Verwunde-
rung/ und sagte zu ihrem Gemahl: Woher hat mein Groß Fürst doch immermehr diesen
wunderschönen Liebling bekommen/ dessen gleichen Menschen Augen wol niemals geschauet
haben? Es ist ein gefangener Teutscher adelknabe/ antwortete er/ mir von Mazeus gleich
diese Stunde zugeschicket. Inzwischen legte er seinen Bogen nider/ erzeigete anfangs der
Groß Fürstin/ nachgehends dem jungen Medischen Fürsten Arbitanes/ und leztlich dem
übrigen Frauenzimmer mit anmuhtigen geberden gebührliche Ehre/ entschuldigte sich sehr/
daß wegen Unerfahrenheit der Landes Sprache er nicht viel Worte machen könte/ und be-
fahl sich der Groß Fürstin und des jungen Fürsten beharlicher gnade und hoher gewogen-
heit. Die Groß Fürstin besahe ihn gar eben/ und sagte: Nun ists doch immer und ewig scha-
de/ daß der Himmel an diesem Jünglinge so sehr geirret/ und ihn nicht zum Mägdlein hat
werden lassen; Was vor zartes Weibervolk aber muß es in Teutschland geben/ demnach
die Knaben so vollkommener Schönheit sind? Bey der Mahlzeit muste er den Wein über-
reichen/ welches er mit solcher Höfligkeit verrichtete/ daß die anwesende ädelknaben sich ih-
rer Grobheit zuschämen hatten. Auch hieß ihn die Groß Fürstin die Speisen vorschneiden/
da er seiner Unwissenheit sich zwar entschuldigte/ und doch umb gehorsams willen/ wie er
sagete/ untertähnigst folgete/ auch einen gebratenen wilden Entvogel mit solcher Fertigkeit
und zierlichen Schnitten zerlegete/ dz die Groß Fürstin zu ihm sagete: Jüngling/ ihr seyd ge-
wißlich vor mehr bey Fürstlichen Mahlzeiten gewesen. Ja gnädigste Groß Fürstin/ sagte
er/ ich bin mit meines aller gnädigsten Königes junger Herschafft aufferzogen; worauff er
ihr mit so freundlich-lächelnden Aeuglein vorlegete/ daß ihr Herz in höchster Freundschaft
gegen ihn entzündet ward/ und sie zu dem Groß Fürsten sagete; Ach was herzlieber Knabe
ist doch dieser Mensch/ und währe er ein Mägdlein/ ich könte ihn nimmermehr von mir las-
sen. Vielweniger würde Eure Liebe ihn behalten können/ antwortete er/ massen er alsdann
den allerhöchsten Buhler gar bald bekommen würde. Als er aber vorgelegt hatte/ hieß die
Groß Fürstin ihn auch nehmen und essen; dessen er sich aber wegerte/ mit vorgeben/ es ge-
bührete einem Knechte nicht/ mit seinem Herrn Mahlzeit zuhalten/ sonsten währe seiner
Groß Fürstin er in Untertähnigkeit billich gehorsam. Wann ichs euch aber heisse/ sagte sie/

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Drittes Buch.
welchen meine liebe Eltern mich fleiſſig haben unterrichtẽ laſſen/ weil ſie eine gute Neigung
zu ſolcher Wiſſenſchafft bey mir merketen. Der Groß Fuͤrſt ſtund von ſeinem Stuele auf
und ſagte: Kom mein Juͤngling/ und folge mir/ es iſt Zeit/ Speiſe zunehmen/ da du mir
auffwarten/ und dich aller Gnade verſichern ſolt. Herkuliſkus neigete ſich demuͤhtig/ zeige-
te an/ wie ſelig er ſich ſchaͤtzete/ eines ſo hochverſtaͤndigen Fuͤrſten Leibdiener zuſeyn/ und aus
deſſen Reden der Tugend Beſchaffenheit zufaſſen/ fragete auch im hinaus treten/ ob ihm
gnaͤdigſt erlåubet waͤhre/ ſeinen Saͤbel/ Pfeile und Bogen zu ſich zunehmen/ mit denen er
nach empfangenem Befehl ſich bewehrete/ und ſeinem Groß Fuͤrſten anmuhtig nachtrat/
welches ihm ſo wol anſtund/ daß Groß Fuͤrſt Phraortes unterſchiedliche mahle ſich umſa-
he/ und ſeiner Geſchikligkeit ſich nicht gnug verwundern kunte. Die Groß Fuͤrſtin/ Fuͤrſt-
liches Perſiſches Gebluͤts/ nahmens Saptina/ ihres Alters von XXVI Jahren/ ſtund mit
ihrem Frauenzimmer ſchon im Eſſe Saal/ und da ſie dieſen fremden Juͤngling mit ſeinem
Gewehr daher treten ſahe/ welcher ſeinen Huet in der Hand trug/ uñ ſein Goldgelbes Haaꝛ
uͤber die Schuldern herab hangen ließ/ ward ſie ſamt allen anweſenden voll Verwunde-
rung/ und ſagte zu ihrem Gemahl: Woher hat mein Groß Fuͤrſt doch immermehr dieſen
wunderſchoͤnen Liebling bekom̃en/ deſſen gleichen Menſchen Augen wol niemals geſchauet
haben? Es iſt ein gefangener Teutſcher ådelknabe/ antwortete er/ mir von Mazeus gleich
dieſe Stunde zugeſchicket. Inzwiſchen legte er ſeinen Bogen nider/ erzeigete anfangs der
Groß Fuͤrſtin/ nachgehends dem jungen Mediſchen Fuͤrſten Arbitanes/ und leztlich dem
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daß wegen Unerfahrenheit der Landes Sprache er nicht viel Worte machen koͤnte/ und be-
fahl ſich der Groß Fuͤrſtin und des jungen Fuͤrſten beharlicher gnade und hoher gewogen-
heit. Die Groß Fuͤrſtin beſahe ihn gar eben/ und ſagte: Nun iſts doch im̃er und ewig ſcha-
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werden laſſen; Was vor zartes Weibervolk aber muß es in Teutſchland geben/ demnach
die Knaben ſo vollkommener Schoͤnheit ſind? Bey der Mahlzeit muſte er den Wein uͤbeꝛ-
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rer Grobheit zuſchaͤmen hatten. Auch hieß ihn die Groß Fuͤrſtin die Speiſen vorſchneidẽ/
da er ſeiner Unwiſſenheit ſich zwar entſchuldigte/ und doch umb gehorſams willen/ wie er
ſagete/ untertaͤhnigſt folgete/ auch einen gebratenen wilden Entvogel mit ſolcher Fertigkeit
und zierlichen Schnitten zerlegete/ dz die Groß Fuͤrſtin zu ihm ſagete: Juͤngling/ ihr ſeyd ge-
wißlich vor mehr bey Fuͤrſtlichen Mahlzeiten geweſen. Ja gnaͤdigſte Groß Fuͤrſtin/ ſagte
er/ ich bin mit meines aller gnaͤdigſten Koͤniges junger Herſchafft aufferzogen; worauff er
ihr mit ſo freundlich-laͤchelnden Aeuglein vorlegete/ daß ihr Herz in hoͤchſteꝛ Freundſchaft
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iſt doch dieſer Menſch/ und waͤhre er ein Maͤgdlein/ ich koͤnte ihn nimmermehr von mir laſ-
ſen. Vielweniger wuͤrde Eure Liebe ihn behalten koͤnnen/ antwortete er/ maſſen er alsdann
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Groß Fuͤrſtin ihn auch nehmen und eſſen; deſſen er ſich aber wegerte/ mit vorgeben/ es ge-
buͤhrete einem Knechte nicht/ mit ſeinem Herrn Mahlzeit zuhalten/ ſonſten waͤhre ſeiner
Groß Fuͤrſtin er in Untertaͤhnigkeit billich gehorſam. Wann ichs euch aber heiſſe/ ſagte ſie/

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 563. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/601>, abgerufen am 22.12.2024.