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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
währe vom Pferde geschlagen/ und gefangen hinweg geführet/ und weil derselbe in Frech-
heit und kühnen Anschlägen seines gleichen nicht gehabt/ hätten seine Mitgesellen ihn un-
gerettet nicht lassen wollen/ damit er nicht vor die Obrigkeit gestellet/ und seine verschwor-
ne zuverrahten gezwungen würde. Zwar er müste gestehen/ daß den Wetscher zugleich
mit davon zubringen/ sie außgangen währen/ nicht aber/ den blutigen Kampff anzufahen.
O du meynäidiger Bube/ antwortete Ladisla; ist daß der Weg/ worauff ädle Ritter wan-
deln sollen? Gnädiger Herr/ sagte Klodius/ man hat von dieser verschwornen Gesellschafft
etliche Zeit her geargwohnet/ und die rechtschuldigen doch nicht erfahren können/ deren
gleichwol eine zimliche Anzahl sein sol/ und unter ihnen etliche vornehme Herren. Ich mei-
nes theils bin von unterschiedlichen etliche mahl erinnert/ und von diesem gegenwärtigen
selbst/ warumb ich von meinen Gläubigern mich so viel plagen/ und ihnen meine Güter
zuverzehren frey liesse; man hätte ja Mittel/ Geld zu erwerben/ und die verschuldeten Güter
frey zu machen/ welches mir da ich nur wolte/ ja so zulässig als andern währe; weil ich aber
eines ungebührlichen Vorschlages mich besorgete/ habe ich nie weiter nachfragen wollen;
und haben meine Gnädige Herren zu bedenken/ obs rahtsam sey/ diesem mit unser augen-
scheinlichen Gefahr/ das Leben zu schenken/ da er ohn zweiffel durch seine verschworne sich
zu rächen/ allen fleiß anlegen würde. Ladisla stellete ihm frey/ nach belieben zu handeln/ deß-
wegen er dem Räuber das Schwert durch den Leib sties/ daß er zu boden stürzete. Sein
Geselle trieb die neun übrigen Knechte auch herzu/ welche endlich angeloben musten/ die-
sen Tag aus Rom zu bleiben/ und des nähst folgenden nach Herren Sab ihn Behausung
zu gehen/ ihm allen Verlauff anzuzeigen. Klodius und Markus hielten plünderung/ nah-
men den erschlagenen Rittern ihre Ringe/ Armbänder und baaren Gelder/ auff 1200
Kronen gerechnet/ und wolten sie gar entkleiden; aber Herkules wehrete ihnen; es wäh-
re nicht ritterlich/ daß man todte Leichnam so beschimpffete; sie hätten ihre zeitliche Straf-
fe hinweg/ und durch den Todt überstanden. Unsere Helden nahmen hierauff ihren Weg
nach der Landschafft Etrurien/ welche die ädleste in ganz Italia ist/ reiseten selbe von Süden
nach Norden durch/ und besahen/ was daselbst denkwirdig wahr. Aus dieser kahmen sie in
Flaminien/ und lagen in der Stadt Ravenna wenig tage stllle. Von dannen begaben sie
sich gen Mantua/ eine sehr alte Stadt/ 670 Jahr/ wie man meinet/ vor Rom erbauet/ und
60 Jahr älter als Troja. Von hierab gingen sie nach Verohn/ und endlich nach Padua/ in
meynung/ von dannen nach Aquileja zu reiten/ und aus dem nähesten Hafen nach Korinth
in Griechenland zu schiffen. Sie traffen auff der ganzen Reise keine ritterliche Ubung an/
ohn in den grossen Städten sahen sie viel Fechter/ die ihre ertichtete Feindschafft mit tro-
ckenen Schlägen außführeten. Als sie von Verohn nach Padua in einem Walde etwas
irre ritten/ höreten sie gar von ferne ein geschrey etlicher Weiber/ die sich kläglich hielten/ ob
wolte man ihrer Keuschheit Gewalt anlegen; daher Herkules zu Ladisla sagte: Mir zweif-
felt nicht/ diese schreyende werden unser Hülffe hart benöhtiget seyn/ wann wir nur mit un-
sern Pferden zu ihnen gelangen könten; Aber ihre bemühung durch das Reisich zu brechen/
war umsonst/ stiegen deßwegen ab/ gaben ihren Dienern die Pferde zu halten/ und gingen
im vollen Harnisch mit Schild und Schwert dem jämmerlichen Geschrey nach/ welches
sich stets mehrete/ nach dem es ein wenig auffgehöret hatte. Als sie nun die dornichten

Hecken

Erſtes Buch.
waͤhre vom Pferde geſchlagen/ und gefangen hinweg gefuͤhret/ und weil derſelbe in Frech-
heit und kuͤhnen Anſchlaͤgen ſeines gleichen nicht gehabt/ haͤtten ſeine Mitgeſellen ihn un-
gerettet nicht laſſen wollen/ damit er nicht vor die Obrigkeit geſtellet/ und ſeine verſchwor-
ne zuverrahten gezwungen wuͤrde. Zwar er muͤſte geſtehen/ daß den Wetſcher zugleich
mit davon zubringen/ ſie außgangen waͤhren/ nicht aber/ den blutigen Kampff anzufahen.
O du meynaͤidiger Bube/ antwortete Ladiſla; iſt daß der Weg/ worauff aͤdle Ritter wan-
deln ſollen? Gnaͤdiger Herr/ ſagte Klodius/ man hat von dieſer verſchwornẽ Geſellſchafft
etliche Zeit her geargwohnet/ und die rechtſchuldigen doch nicht erfahren koͤnnen/ deren
gleichwol eine zimliche Anzahl ſein ſol/ und unter ihnen etliche vornehme Herren. Ich mei-
nes theils bin von unterſchiedlichen etliche mahl erinnert/ und von dieſem gegenwaͤrtigen
ſelbſt/ warumb ich von meinen Glaͤubigern mich ſo viel plagen/ und ihnen meine Guͤter
zuverzehren frey lieſſe; man haͤtte ja Mittel/ Geld zu erwerben/ und die verſchuldeten Guͤteꝛ
frey zu machen/ welches mir da ich nur wolte/ ja ſo zulaͤſſig als andern waͤhre; weil ich aber
eines ungebuͤhrlichen Vorſchlages mich beſorgete/ habe ich nie weiter nachfragen wollen;
und haben meine Gnaͤdige Herren zu bedenken/ obs rahtſam ſey/ dieſem mit unſer augen-
ſcheinlichen Gefahr/ das Leben zu ſchenken/ da er ohn zweiffel durch ſeine verſchworne ſich
zu raͤchen/ allen fleiß anlegen wuͤrde. Ladiſla ſtellete ihm frey/ nach belieben zu handeln/ deß-
wegen er dem Raͤuber das Schwert durch den Leib ſties/ daß er zu boden ſtuͤrzete. Sein
Geſelle trieb die neun uͤbrigen Knechte auch herzu/ welche endlich angeloben muſten/ die-
ſen Tag aus Rom zu bleiben/ und des naͤhſt folgenden nach Herren Sab ihn Behauſung
zu gehen/ ihm allen Verlauff anzuzeigen. Klodius und Markus hielten pluͤnderung/ nah-
men den erſchlagenen Rittern ihre Ringe/ Armbaͤnder und baaren Gelder/ auff 1200
Kronen gerechnet/ und wolten ſie gar entkleiden; aber Herkules wehrete ihnen; es waͤh-
re nicht ritterlich/ daß man todte Leichnam ſo beſchimpffete; ſie haͤtten ihre zeitliche Straf-
fe hinweg/ und durch den Todt uͤberſtanden. Unſere Helden nahmen hierauff ihren Weg
nach der Landſchafft Etrurien/ welche die aͤdleſte in ganz Italia iſt/ reiſeten ſelbe von Suͤdẽ
nach Norden durch/ und beſahen/ was daſelbſt denkwirdig wahr. Aus dieſer kahmen ſie in
Flaminien/ und lagen in der Stadt Ravenna wenig tage ſtllle. Von dannen begaben ſie
ſich gen Mantua/ eine ſehr alte Stadt/ 670 Jahr/ wie man meinet/ vor Rom erbauet/ und
60 Jahr aͤlter als Troja. Von hierab gingen ſie nach Verohn/ und endlich nach Padua/ in
meynung/ von dannen nach Aquileja zu reiten/ und aus dem naͤheſten Hafen nach Korinth
in Griechenland zu ſchiffen. Sie traffen auff der ganzen Reiſe keine ritterliche Ubung an/
ohn in den groſſen Staͤdten ſahen ſie viel Fechter/ die ihre ertichtete Feindſchafft mit tro-
ckenen Schlaͤgen außfuͤhreten. Als ſie von Verohn nach Padua in einem Walde etwas
irre ritten/ hoͤreten ſie gar von ferne ein geſchrey etlicher Weiber/ die ſich klaͤglich hielten/ ob
wolte man ihrer Keuſchheit Gewalt anlegen; daher Herkules zu Ladiſla ſagte: Mir zweif-
felt nicht/ dieſe ſchreyende werden unſer Huͤlffe hart benoͤhtiget ſeyn/ wann wir nur mit un-
ſern Pferden zu ihnen gelangen koͤnten; Aber ihre bemuͤhung durch das Reiſich zu brechen/
war umſonſt/ ſtiegen deßwegen ab/ gaben ihren Dienern die Pferde zu halten/ und gingen
im vollen Harniſch mit Schild und Schwert dem jaͤmmerlichen Geſchrey nach/ welches
ſich ſtets mehrete/ nach dem es ein wenig auffgehoͤret hatte. Als ſie nun die dornichten

Hecken
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[24/0062] Erſtes Buch. waͤhre vom Pferde geſchlagen/ und gefangen hinweg gefuͤhret/ und weil derſelbe in Frech- heit und kuͤhnen Anſchlaͤgen ſeines gleichen nicht gehabt/ haͤtten ſeine Mitgeſellen ihn un- gerettet nicht laſſen wollen/ damit er nicht vor die Obrigkeit geſtellet/ und ſeine verſchwor- ne zuverrahten gezwungen wuͤrde. Zwar er muͤſte geſtehen/ daß den Wetſcher zugleich mit davon zubringen/ ſie außgangen waͤhren/ nicht aber/ den blutigen Kampff anzufahen. O du meynaͤidiger Bube/ antwortete Ladiſla; iſt daß der Weg/ worauff aͤdle Ritter wan- deln ſollen? Gnaͤdiger Herr/ ſagte Klodius/ man hat von dieſer verſchwornẽ Geſellſchafft etliche Zeit her geargwohnet/ und die rechtſchuldigen doch nicht erfahren koͤnnen/ deren gleichwol eine zimliche Anzahl ſein ſol/ und unter ihnen etliche vornehme Herren. Ich mei- nes theils bin von unterſchiedlichen etliche mahl erinnert/ und von dieſem gegenwaͤrtigen ſelbſt/ warumb ich von meinen Glaͤubigern mich ſo viel plagen/ und ihnen meine Guͤter zuverzehren frey lieſſe; man haͤtte ja Mittel/ Geld zu erwerben/ und die verſchuldeten Guͤteꝛ frey zu machen/ welches mir da ich nur wolte/ ja ſo zulaͤſſig als andern waͤhre; weil ich aber eines ungebuͤhrlichen Vorſchlages mich beſorgete/ habe ich nie weiter nachfragen wollen; und haben meine Gnaͤdige Herren zu bedenken/ obs rahtſam ſey/ dieſem mit unſer augen- ſcheinlichen Gefahr/ das Leben zu ſchenken/ da er ohn zweiffel durch ſeine verſchworne ſich zu raͤchen/ allen fleiß anlegen wuͤrde. Ladiſla ſtellete ihm frey/ nach belieben zu handeln/ deß- wegen er dem Raͤuber das Schwert durch den Leib ſties/ daß er zu boden ſtuͤrzete. Sein Geſelle trieb die neun uͤbrigen Knechte auch herzu/ welche endlich angeloben muſten/ die- ſen Tag aus Rom zu bleiben/ und des naͤhſt folgenden nach Herren Sab ihn Behauſung zu gehen/ ihm allen Verlauff anzuzeigen. Klodius und Markus hielten pluͤnderung/ nah- men den erſchlagenen Rittern ihre Ringe/ Armbaͤnder und baaren Gelder/ auff 1200 Kronen gerechnet/ und wolten ſie gar entkleiden; aber Herkules wehrete ihnen; es waͤh- re nicht ritterlich/ daß man todte Leichnam ſo beſchimpffete; ſie haͤtten ihre zeitliche Straf- fe hinweg/ und durch den Todt uͤberſtanden. Unſere Helden nahmen hierauff ihren Weg nach der Landſchafft Etrurien/ welche die aͤdleſte in ganz Italia iſt/ reiſeten ſelbe von Suͤdẽ nach Norden durch/ und beſahen/ was daſelbſt denkwirdig wahr. Aus dieſer kahmen ſie in Flaminien/ und lagen in der Stadt Ravenna wenig tage ſtllle. Von dannen begaben ſie ſich gen Mantua/ eine ſehr alte Stadt/ 670 Jahr/ wie man meinet/ vor Rom erbauet/ und 60 Jahr aͤlter als Troja. Von hierab gingen ſie nach Verohn/ und endlich nach Padua/ in meynung/ von dannen nach Aquileja zu reiten/ und aus dem naͤheſten Hafen nach Korinth in Griechenland zu ſchiffen. Sie traffen auff der ganzen Reiſe keine ritterliche Ubung an/ ohn in den groſſen Staͤdten ſahen ſie viel Fechter/ die ihre ertichtete Feindſchafft mit tro- ckenen Schlaͤgen außfuͤhreten. Als ſie von Verohn nach Padua in einem Walde etwas irre ritten/ hoͤreten ſie gar von ferne ein geſchrey etlicher Weiber/ die ſich klaͤglich hielten/ ob wolte man ihrer Keuſchheit Gewalt anlegen; daher Herkules zu Ladiſla ſagte: Mir zweif- felt nicht/ dieſe ſchreyende werden unſer Huͤlffe hart benoͤhtiget ſeyn/ wann wir nur mit un- ſern Pferden zu ihnen gelangen koͤnten; Aber ihre bemuͤhung durch das Reiſich zu brechen/ war umſonſt/ ſtiegen deßwegen ab/ gaben ihren Dienern die Pferde zu halten/ und gingen im vollen Harniſch mit Schild und Schwert dem jaͤmmerlichen Geſchrey nach/ welches ſich ſtets mehrete/ nach dem es ein wenig auffgehoͤret hatte. Als ſie nun die dornichten Hecken

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/62>, abgerufen am 22.12.2024.