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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
zeige getahn/ dessen was mir begegnet; muß demnach eine sonderliche schickung Gottes
seyn/ daß ich mir diesen Weg erwählet/ und mir sonst viel einen andern vorgenommen hatte.
Vielleicht mag eurem Herrn diese unsere Freundschaft wol selbst unbewust seyn/ sagte Fr.
Roxane/ und wann ich fragen dürfte/ ob derselbe der Durchleuchtigste Groß Fürst aus
Teutschland währe/ würde ich mich so weit erkühnen; Ursach/ weil auff meines allerwer-
desten Freundes Herrn Herkuliskus anhalten/ ich unterschiedliche reitende Bohten auß-
geschikt habe/ umb zuvernehmen/ ob dessen Durchl. nicht in diesen Laudschaften anzutref-
fen sey/ weil von meinem Anverwanten/ Herrn Pharnabazus ich gewisse Nachricht habe/
daß seine Durchleuchtigkeit sich über Meer begeben/ diesen meinen Freund aus Räuber
Händen zu erlösen. Valikules nam aus dieser Rede ab/ es müste seyn Fräulein an die-
sem Orte sehr vertraulich gelebet/ auch Pharnabazus (über dessen Anwesenheit er sich
freuete) wol gar ihr Geschlecht offenbahret haben/ und gab diese Antwort: Mich wundert
sehr/ wie ihre Gn. mir meinen Herrn so eigentlich beschrieben hat/ welchen vor redlichen
Leuten zu verschweigen ich nicht Ursach habe; möchte wünschen/ daß ich nur in etwas
nachrichtung wegen des verlohrnen Herkuliskus haben könte/ ob derselbe annoch im Le-
ben und guter Gesundheit sey/ damit ich stündlich umbkehren/ und meinem Gn. Herrn/
der sich in der Nähe auffhält/ diese so hoch gewünschete Zeitung bringen möchte. O ihr
Götter antwortete sie/ ist der so viel begehrete Fürst Herkules ankommen! O ihr mein gnä-
digstes herzallerliebstes Fräulein! Mit diesen Worten stutzete sie/ dann sie wahr nicht wil-
lens/ straks im anfange merken zu lassen/ daß sie ihres weiblichen Geschlechtes Kundschaft
hätte; aber der Brey wahr aus unvorsichtiger Freude schon verschüttet/ und sie aus
Valikules grosser Veränderung merkete/ daß er durch dieses Wort getroffen wahr; doch
fuhr sie fort; Mein Herr seumet euch nicht auf dem Wege/ und bringet dem Durchl. GF.
aus Teutschland/ neben Anmeldung meiner untertähnigen Ehrendienste diese Zeitung/
wann er meines Seelenfreundes/ Herrn Herrkuliskus guten Wolstand erfahren wil/ mö-
ge seine Durchl. mir seiner gehorsamen Dienerin die Gnade bezeigen/ und den Bestztuhm
dieses geringen Schlosses/ als lange es ihm gefallen wird/ einnehmen; inzwischen werde
ich an meinen Herzenfre und Herrn Herkuliskus eine schleunige Bohtschaft abfertigen/
ihr (hier verredete sie sich abermahl) die glükliche Ankunft ihres Seelen-eigenen Oheims
wissen zu lassen. Valikules baht sehr/ mit dieser Abfertigung etwas einzuhalten; sein Gn.
Herr währe in der Nähe/ zweiffelte nicht/ er würde ihm die angenehmste Zeitung bringen.
Mazeus erboht sich mit zureiten/ aber er wehrete solches ab/ ihn versichernd/ daß er selbst
sich bald einstellen würde; nahm Abscheid/ und ritte mit seinen Leuten nach der vorigen
Herberge/ daselbst machete er die angestrichene Farbe ab/ legete ein köstliches Kleid an/
und putzete sich Fürstlich aus/ nachdem er Standeshalben schon erkennet wahr. Als er
mit den seinen nach dem Schlosse ritte/ sahe er/ daß Mazeus nebest seinem Gemahl und dem
Fräulein ihm ausserhalb Schlosses entgegen gingen/ und zwo treffliche Gutschen hinten
nach führen liessen/ deßwegen/ als er ihnen etwa auff 50 Schrit nahete/ sprang er sehr zier-
lich vom Pferde/ als er zuvor dasselbe ein wenig auffs künstlichste getummelt hatte. Sein
Kleid wahr ein gülden Stük mit grüner Seiden durchwirket/ und mit Schmaragden reich-
lich besetzet/ welches ihm Frl. Lukrezie mit auff den Weg gegeben hatte; an stat des Helmes

trug
L l l l ij

Drittes Buch.
zeige getahn/ deſſen was mir begegnet; muß demnach eine ſonderliche ſchickung Gottes
ſeyn/ daß ich mir dieſen Weg erwaͤhlet/ und mir ſonſt viel einen andern vorgenom̃en hatte.
Vielleicht mag eurem Herrn dieſe unſere Freundſchaft wol ſelbſt unbewuſt ſeyn/ ſagte Fr.
Roxane/ und wann ich fragen duͤrfte/ ob derſelbe der Durchleuchtigſte Groß Fuͤrſt aus
Teutſchland waͤhre/ wuͤrde ich mich ſo weit erkuͤhnen; Urſach/ weil auff meines allerwer-
deſten Freundes Herrn Herkuliſkus anhalten/ ich unterſchiedliche reitende Bohten auß-
geſchikt habe/ umb zuvernehmen/ ob deſſen Durchl. nicht in dieſen Laudſchaften anzutref-
fen ſey/ weil von meinem Anverwanten/ Herrn Pharnabazus ich gewiſſe Nachricht habe/
daß ſeine Durchleuchtigkeit ſich uͤber Meer begeben/ dieſen meinen Freund aus Raͤuber
Haͤnden zu erloͤſen. Valikules nam aus dieſer Rede ab/ es muͤſte ſeyn Fraͤulein an die-
ſem Orte ſehr vertraulich gelebet/ auch Pharnabazus (uͤber deſſen Anweſenheit er ſich
freuete) wol gar ihr Geſchlecht offenbahret haben/ und gab dieſe Antwort: Mich wundert
ſehr/ wie ihre Gn. mir meinen Herrn ſo eigentlich beſchrieben hat/ welchen vor redlichen
Leuten zu verſchweigen ich nicht Urſach habe; moͤchte wuͤnſchen/ daß ich nur in etwas
nachrichtung wegen des verlohrnen Herkuliſkus haben koͤnte/ ob derſelbe annoch im Le-
ben und guter Geſundheit ſey/ damit ich ſtuͤndlich umbkehren/ und meinem Gn. Herrn/
der ſich in deꝛ Naͤhe auffhaͤlt/ dieſe ſo hoch gewuͤnſchete Zeitung bringen moͤchte. O ihr
Goͤtter antwortete ſie/ iſt der ſo viel begehrete Fuͤrſt Herkules ankom̃en! O ihr mein gnaͤ-
digſtes herzallerliebſtes Fraͤulein! Mit dieſen Worten ſtutzete ſie/ dann ſie wahr nicht wil-
lens/ ſtraks im anfange merken zu laſſen/ daß ſie ihres weiblichen Geſchlechtes Kundſchaft
haͤtte; aber der Brey wahr aus unvorſichtiger Freude ſchon verſchuͤttet/ und ſie aus
Valikules groſſer Veraͤnderung merkete/ daß er durch dieſes Wort getroffen wahr; doch
fuhr ſie fort; Mein Herr ſeumet euch nicht auf dem Wege/ und bringet dem Durchl. GF.
aus Teutſchland/ neben Anmeldung meiner untertaͤhnigen Ehrendienſte dieſe Zeitung/
wann er meines Seelenfreundes/ Herrn Herrkuliſkus guten Wolſtand erfahren wil/ moͤ-
ge ſeine Durchl. mir ſeiner gehorſamen Dienerin die Gnade bezeigen/ und den Beſtztuhm
dieſes geringen Schloſſes/ als lange es ihm gefallen wird/ einnehmen; inzwiſchen werde
ich an meinen Herzenfre und Herrn Herkuliſkus eine ſchleunige Bohtſchaft abfertigen/
ihr (hier verredete ſie ſich abermahl) die gluͤkliche Ankunft ihres Seelen-eigenen Oheims
wiſſen zu laſſen. Valikules baht ſehr/ mit dieſer Abfertigung etwas einzuhalten; ſein Gn.
Herr waͤhre in der Naͤhe/ zweiffelte nicht/ er wuͤrde ihm die angenehmſte Zeitung bringen.
Mazeus erboht ſich mit zureiten/ aber er wehrete ſolches ab/ ihn verſichernd/ daß er ſelbſt
ſich bald einſtellen wuͤrde; nahm Abſcheid/ und ritte mit ſeinen Leuten nach der vorigen
Herberge/ daſelbſt machete er die angeſtrichene Farbe ab/ legete ein koͤſtliches Kleid an/
und putzete ſich Fuͤrſtlich aus/ nachdem er Standeshalben ſchon erkennet wahr. Als er
mit den ſeinen nach dem Schloſſe ritte/ ſahe er/ daß Mazeus nebeſt ſeinem Gemahl uñ dem
Fraͤulein ihm auſſerhalb Schloſſes entgegen gingen/ und zwo treffliche Gutſchen hinten
nach fuͤhren lieſſen/ deßwegen/ als er ihnen etwa auff 50 Schrit nahete/ ſprang er ſehr zier-
lich vom Pferde/ als er zuvor daſſelbe ein wenig auffs kuͤnſtlichſte getummelt hatte. Sein
Kleid wahr ein guͤlden Stuͤk mit gruͤner Seiden durchwirket/ uñ mit Schmaragden reich-
lich beſetzet/ welches ihm Frl. Lukrezie mit auff den Weg gegeben hatte; an ſtat des Helmes

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[635/0673] Drittes Buch. zeige getahn/ deſſen was mir begegnet; muß demnach eine ſonderliche ſchickung Gottes ſeyn/ daß ich mir dieſen Weg erwaͤhlet/ und mir ſonſt viel einen andern vorgenom̃en hatte. Vielleicht mag eurem Herrn dieſe unſere Freundſchaft wol ſelbſt unbewuſt ſeyn/ ſagte Fr. Roxane/ und wann ich fragen duͤrfte/ ob derſelbe der Durchleuchtigſte Groß Fuͤrſt aus Teutſchland waͤhre/ wuͤrde ich mich ſo weit erkuͤhnen; Urſach/ weil auff meines allerwer- deſten Freundes Herrn Herkuliſkus anhalten/ ich unterſchiedliche reitende Bohten auß- geſchikt habe/ umb zuvernehmen/ ob deſſen Durchl. nicht in dieſen Laudſchaften anzutref- fen ſey/ weil von meinem Anverwanten/ Herrn Pharnabazus ich gewiſſe Nachricht habe/ daß ſeine Durchleuchtigkeit ſich uͤber Meer begeben/ dieſen meinen Freund aus Raͤuber Haͤnden zu erloͤſen. Valikules nam aus dieſer Rede ab/ es muͤſte ſeyn Fraͤulein an die- ſem Orte ſehr vertraulich gelebet/ auch Pharnabazus (uͤber deſſen Anweſenheit er ſich freuete) wol gar ihr Geſchlecht offenbahret haben/ und gab dieſe Antwort: Mich wundert ſehr/ wie ihre Gn. mir meinen Herrn ſo eigentlich beſchrieben hat/ welchen vor redlichen Leuten zu verſchweigen ich nicht Urſach habe; moͤchte wuͤnſchen/ daß ich nur in etwas nachrichtung wegen des verlohrnen Herkuliſkus haben koͤnte/ ob derſelbe annoch im Le- ben und guter Geſundheit ſey/ damit ich ſtuͤndlich umbkehren/ und meinem Gn. Herrn/ der ſich in deꝛ Naͤhe auffhaͤlt/ dieſe ſo hoch gewuͤnſchete Zeitung bringen moͤchte. O ihr Goͤtter antwortete ſie/ iſt der ſo viel begehrete Fuͤrſt Herkules ankom̃en! O ihr mein gnaͤ- digſtes herzallerliebſtes Fraͤulein! Mit dieſen Worten ſtutzete ſie/ dann ſie wahr nicht wil- lens/ ſtraks im anfange merken zu laſſen/ daß ſie ihres weiblichen Geſchlechtes Kundſchaft haͤtte; aber der Brey wahr aus unvorſichtiger Freude ſchon verſchuͤttet/ und ſie aus Valikules groſſer Veraͤnderung merkete/ daß er durch dieſes Wort getroffen wahr; doch fuhr ſie fort; Mein Herr ſeumet euch nicht auf dem Wege/ und bringet dem Durchl. GF. aus Teutſchland/ neben Anmeldung meiner untertaͤhnigen Ehrendienſte dieſe Zeitung/ wann er meines Seelenfreundes/ Herrn Herrkuliſkus guten Wolſtand erfahren wil/ moͤ- ge ſeine Durchl. mir ſeiner gehorſamen Dienerin die Gnade bezeigen/ und den Beſtztuhm dieſes geringen Schloſſes/ als lange es ihm gefallen wird/ einnehmen; inzwiſchen werde ich an meinen Herzenfre und Herrn Herkuliſkus eine ſchleunige Bohtſchaft abfertigen/ ihr (hier verredete ſie ſich abermahl) die gluͤkliche Ankunft ihres Seelen-eigenen Oheims wiſſen zu laſſen. Valikules baht ſehr/ mit dieſer Abfertigung etwas einzuhalten; ſein Gn. Herr waͤhre in der Naͤhe/ zweiffelte nicht/ er wuͤrde ihm die angenehmſte Zeitung bringen. Mazeus erboht ſich mit zureiten/ aber er wehrete ſolches ab/ ihn verſichernd/ daß er ſelbſt ſich bald einſtellen wuͤrde; nahm Abſcheid/ und ritte mit ſeinen Leuten nach der vorigen Herberge/ daſelbſt machete er die angeſtrichene Farbe ab/ legete ein koͤſtliches Kleid an/ und putzete ſich Fuͤrſtlich aus/ nachdem er Standeshalben ſchon erkennet wahr. Als er mit den ſeinen nach dem Schloſſe ritte/ ſahe er/ daß Mazeus nebeſt ſeinem Gemahl uñ dem Fraͤulein ihm auſſerhalb Schloſſes entgegen gingen/ und zwo treffliche Gutſchen hinten nach fuͤhren lieſſen/ deßwegen/ als er ihnen etwa auff 50 Schrit nahete/ ſprang er ſehr zier- lich vom Pferde/ als er zuvor daſſelbe ein wenig auffs kuͤnſtlichſte getummelt hatte. Sein Kleid wahr ein guͤlden Stuͤk mit gruͤner Seiden durchwirket/ uñ mit Schmaragden reich- lich beſetzet/ welches ihm Frl. Lukrezie mit auff den Weg gegeben hatte; an ſtat des Helmes trug L l l l ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 635. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/673>, abgerufen am 26.06.2024.