Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Vierdes Buch.
daß Kleon mit Nabarzanes zu Tische/ allernähest bey Fr. Statiren gesessen währe. Diefe
Zeitung wahr dem Fürsten als ein Schwert im Herzen/ wolte doch nicht/ daß es unter die
Leute solte ausgebreitet werden/ weil ohn das diese seine Buhlerey sehr heimlich und ver-
borgen wahr/ derhalben er den Knaben die folgende Nacht auf dem Lager mit einem Stric-
ke erwürgen ließ/ und sendete früh Morgens sechs gewapnete Knechte nach Nabarzanes
Schlosse mit diesem Schreiben:

Fürst Gobares wünschet Nabarzanes seinem lieben geträuen/ Glük und Heil. Nachdem ich
neulich von euch weg geritten/ und die löbliche Sitten eures Dieners Kleons in bessere Obacht gezo-
gen/ ist mir eine sonderliche beliebung ankommen/ ihn vor meinen Letbdiener zuhaben/ zweifele nicht/
ihr werdet mir hierin gerne wilfahren/ wie imgleichen Kleon solches gute Glük nit ausschlagen wird.
Ich übersende bey Zeigern den bewusten Lehnbrief über das versprochene Rittergut/ welches ihr von
nun an besitzen/ und als euer Eigentuhm gebrauchen sollet/ ohn einiges Menschen Hinderung und Ein-
rede. Gehabt euch wol/ und grüsset unsere herzgeliebete Fr Statiren.

Diese Abgesanten hatten von ihrem Fürsten den ausdrüklichen Befehl/ daß sie Kleon
auff dem Wege erschlagen/ und sein Häupt mit überbringen/ den Leib aber den Hunden
vorwerffen solten; welche/ solches zuverrichten/ sich auff den Weg begaben/ kahmen auch
des dritten Tages umb Mittageszeit auff Nabarzanes Schlosse an/ da die Frau mit ihrem
Kleon gleich auff einem Lustgange umher ging. Sie muhtmassete als bald/ es würden des
Fürsten Leute seyn/ deswegen verbarg sie ihn auff einem Gemache/ ging darauf nach ihrem
Gemahl/ und lase neben ihm des Fürsten Schreiben; nam einen frischen Muht an sich/ und
gab zur Antwort: Dieses währe ein schlechtes begehren von Ihrer Fürstl. Gn. dem leicht
könte und billich müste untertähnig gewilfahret werden/ und möchten die Abgesanten sich
nur gedulden/ biß Kleon von der Jagt wieder zu hauß kähme; ihres Gn. Fürsten Woltah-
ten währen so groß/ daß sie ihm nicht allein einen Diener/ sondern alle ihre Güter und Ver-
mögen schuldig währe. Nabarzanes ward dieser Erklärung sehr froh/ und lobete sein Ge-
mahl/ daß sie wider des Fürsten Willen sich nicht sperrete; Sie aber/ weil sie ihren gelieb-
ten Buhlen so leicht zuübergeben nicht willens wahr/ machte sich hin zu ihm/ er solte bey
Nachtzeit in stiller geheim hinaus reiten/ sein Pferd unfern des Schlosses erstechen/ und
seinen Huet und Degen dabey ligen lassen/ nach gehends zu fusse wieder auff das Schloß
kehren/ und nur gutes muhts/ auch der gewissen Zuversicht seyn/ daß sie Lebensgefahr mit
leichter Mühe von ihm abwenden wolte. Kleon verwunderte sich ihrer listigen Erfindun-
gen/ und hielt sich fertig/ ein solches ins Werk zurichten/ dann er merkete schon/ daß ihr die-
ser Streich gerahten würde. Sie bezeigete sich gegen den Abgesanten sehr freundlich/ und
fragete offt nach des Fürsten wolergehen/ da sie unter andern zuwissen begehrete/ in was
Diensten seine Fürstl. Gn. Kleon gebrauchen wolte/ bekam aber eine solche kalte Antwort/
daß sie daher gnug abnam/ es würde ihm die lezte Urtel schon gesprochen seyn. Als das A-
bendmahl solte gehalten werden/ fragte sie nach Kleons Wiederkunfft/ und befahl/ daß er
bey Tische auffwarten solte/ umb den lezten Abscheid von ihrem Herrn Nabarzanes zuem-
pfahen; weil ihr aber zur Antwort ward/ er liesse sich nirgends finden; fing sie an: Ich ha-
be ihm schon vor diesem ernstlich gebohten/ daß er beyzeiten von der Jagt umkehren/ und
seine obliegende Geschäffte verrichten solte/ doch weil er nun einen mächtigen Herrn be-
kömt/ werde ich ihm diesen Ungehorsam müssen zugute halten. Nabarzanes verwunderte

sich
X x x x

Vierdes Buch.
daß Kleon mit Nabarzanes zu Tiſche/ allernaͤheſt bey Fr. Statiren geſeſſen waͤhre. Diefe
Zeitung wahr dem Fuͤrſten als ein Schwert im Herzen/ wolte doch nicht/ daß es unter die
Leute ſolte ausgebreitet werden/ weil ohn das dieſe ſeine Buhlerey ſehr heimlich und ver-
borgen wahr/ derhalben er den Knaben die folgende Nacht auf dem Lager mit einem Stric-
ke erwuͤrgen ließ/ und ſendete fruͤh Morgens ſechs gewapnete Knechte nach Nabarzanes
Schloſſe mit dieſem Schreiben:

Fuͤrſt Gobares wuͤnſchet Nabarzanes ſeinem lieben getraͤuen/ Gluͤk und Heil. Nachdem ich
neulich von euch weg geritten/ und die loͤbliche Sitten eures Dieners Kleons in beſſere Obacht gezo-
gen/ iſt mir eine ſonderliche beliebung ankommen/ ihn vor meinen Letbdiener zuhaben/ zweifele nicht/
ihr werdet mir hierin gerne wilfahren/ wie imgleichen Kleon ſolches gute Gluͤk nit ausſchlagen wird.
Ich uͤberſende bey Zeigern den bewuſten Lehnbrief uͤber das verſprochene Rittergut/ welches ihr von
nun an beſitzen/ und als euer Eigentuhm gebrauchen ſollet/ ohn einiges Menſchen Hinderung uñ Ein-
rede. Gehabt euch wol/ und gruͤſſet unſere herzgeliebete Fr Statiren.

Dieſe Abgeſanten hatten von ihrem Fuͤrſten den ausdruͤklichen Befehl/ daß ſie Kleon
auff dem Wege erſchlagen/ und ſein Haͤupt mit uͤberbringen/ den Leib aber den Hunden
vorwerffen ſolten; welche/ ſolches zuverrichten/ ſich auff den Weg begaben/ kahmen auch
des dritten Tages umb Mittageszeit auff Nabarzanes Schloſſe an/ da die Frau mit ihrem
Kleon gleich auff einem Luſtgange umher ging. Sie muhtmaſſete als bald/ es wuͤrden des
Fuͤrſten Leute ſeyn/ deswegen verbarg ſie ihn auff einem Gemache/ ging darauf nach ihrem
Gemahl/ und laſe neben ihm des Fürſten Schreiben; nam einen friſchen Muht an ſich/ uñ
gab zur Antwort: Dieſes waͤhre ein ſchlechtes begehren von Ihrer Fuͤrſtl. Gn. dem leicht
koͤnte und billich muͤſte untertaͤhnig gewilfahret werden/ und moͤchten die Abgeſanten ſich
nur gedulden/ biß Kleon von der Jagt wieder zu hauß kaͤhme; ihres Gn. Fuͤrſten Woltah-
ten waͤhren ſo groß/ daß ſie ihm nicht allein einen Diener/ ſondern alle ihre Guͤter und Ver-
moͤgen ſchuldig waͤhre. Nabarzanes ward dieſer Erklaͤrung ſehr froh/ und lobete ſein Ge-
mahl/ daß ſie wider des Fuͤrſten Willen ſich nicht ſperrete; Sie aber/ weil ſie ihren gelieb-
ten Buhlen ſo leicht zuuͤbergeben nicht willens wahr/ machte ſich hin zu ihm/ er ſolte bey
Nachtzeit in ſtiller geheim hinaus reiten/ ſein Pferd unfern des Schloſſes erſtechen/ und
ſeinen Huet und Degen dabey ligen laſſen/ nach gehends zu fuſſe wieder auff das Schloß
kehren/ und nur gutes muhts/ auch der gewiſſen Zuverſicht ſeyn/ daß ſie Lebensgefahr mit
leichter Muͤhe von ihm abwenden wolte. Kleon verwunderte ſich ihrer liſtigen Erfindun-
gen/ und hielt ſich fertig/ ein ſolches ins Werk zurichten/ dann er merkete ſchon/ daß ihr die-
ſer Streich gerahten wuͤrde. Sie bezeigete ſich gegen den Abgeſanten ſehr freundlich/ und
fragete offt nach des Fuͤrſten wolergehen/ da ſie unter andern zuwiſſen begehrete/ in was
Dienſten ſeine Fuͤrſtl. Gn. Kleon gebrauchen wolte/ bekam aber eine ſolche kalte Antwoꝛt/
daß ſie daher gnug abnam/ es wuͤrde ihm die lezte Urtel ſchon geſprochen ſeyn. Als das A-
bendmahl ſolte gehalten werden/ fragte ſie nach Kleons Wiederkunfft/ und befahl/ daß er
bey Tiſche auffwarten ſolte/ umb den lezten Abſcheid von ihrem Herrn Nabarzanes zuem-
pfahen; weil ihr aber zur Antwort ward/ er lieſſe ſich nirgends finden; fing ſie an: Ich ha-
be ihm ſchon vor dieſem ernſtlich gebohten/ daß er beyzeiten von der Jagt umkehren/ und
ſeine obliegende Geſchaͤffte verrichten ſolte/ doch weil er nun einen maͤchtigen Herrn be-
koͤmt/ werde ich ihm dieſen Ungehorſam müſſen zugute halten. Nabarzanes verwunderte

ſich
X x x x
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0751" n="713"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vierdes Buch.</hi></fw><lb/>
daß Kleon mit Nabarzanes zu Ti&#x017F;che/ allerna&#x0364;he&#x017F;t bey Fr. Statiren ge&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en wa&#x0364;hre. Diefe<lb/>
Zeitung wahr dem Fu&#x0364;r&#x017F;ten als ein Schwert im Herzen/ wolte doch nicht/ daß es unter die<lb/>
Leute &#x017F;olte ausgebreitet werden/ weil ohn das die&#x017F;e &#x017F;eine Buhlerey &#x017F;ehr heimlich und ver-<lb/>
borgen wahr/ derhalben er den Knaben die folgende Nacht auf dem Lager mit einem Stric-<lb/>
ke erwu&#x0364;rgen ließ/ und &#x017F;endete fru&#x0364;h Morgens &#x017F;echs gewapnete Knechte nach Nabarzanes<lb/>
Schlo&#x017F;&#x017F;e mit die&#x017F;em Schreiben:</p><lb/>
        <p>Fu&#x0364;r&#x017F;t Gobares wu&#x0364;n&#x017F;chet Nabarzanes &#x017F;einem lieben getra&#x0364;uen/ Glu&#x0364;k und Heil. Nachdem ich<lb/>
neulich von euch weg geritten/ und die lo&#x0364;bliche Sitten eures Dieners Kleons in be&#x017F;&#x017F;ere Obacht gezo-<lb/>
gen/ i&#x017F;t mir eine &#x017F;onderliche beliebung ankommen/ ihn vor meinen Letbdiener zuhaben/ zweifele nicht/<lb/>
ihr werdet mir hierin gerne wilfahren/ wie imgleichen Kleon &#x017F;olches gute Glu&#x0364;k nit aus&#x017F;chlagen wird.<lb/>
Ich u&#x0364;ber&#x017F;ende bey Zeigern den bewu&#x017F;ten Lehnbrief u&#x0364;ber das ver&#x017F;prochene Rittergut/ welches ihr von<lb/>
nun an be&#x017F;itzen/ und als euer Eigentuhm gebrauchen &#x017F;ollet/ ohn einiges Men&#x017F;chen Hinderung un&#x0303; Ein-<lb/>
rede. Gehabt euch wol/ und gru&#x0364;&#x017F;&#x017F;et un&#x017F;ere herzgeliebete Fr Statiren.</p><lb/>
        <p>Die&#x017F;e Abge&#x017F;anten hatten von ihrem Fu&#x0364;r&#x017F;ten den ausdru&#x0364;klichen Befehl/ daß &#x017F;ie Kleon<lb/>
auff dem Wege er&#x017F;chlagen/ und &#x017F;ein Ha&#x0364;upt mit u&#x0364;berbringen/ den Leib aber den Hunden<lb/>
vorwerffen &#x017F;olten; welche/ &#x017F;olches zuverrichten/ &#x017F;ich auff den Weg begaben/ kahmen auch<lb/>
des dritten Tages umb Mittageszeit auff Nabarzanes Schlo&#x017F;&#x017F;e an/ da die Frau mit ihrem<lb/>
Kleon gleich auff einem Lu&#x017F;tgange umher ging. Sie muhtma&#x017F;&#x017F;ete als bald/ es wu&#x0364;rden des<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;ten Leute &#x017F;eyn/ deswegen verbarg &#x017F;ie ihn auff einem Gemache/ ging darauf nach ihrem<lb/>
Gemahl/ und la&#x017F;e neben ihm des Für&#x017F;ten Schreiben; nam einen fri&#x017F;chen Muht an &#x017F;ich/ un&#x0303;<lb/>
gab zur Antwort: Die&#x017F;es wa&#x0364;hre ein &#x017F;chlechtes begehren von Ihrer Fu&#x0364;r&#x017F;tl. Gn. dem leicht<lb/>
ko&#x0364;nte und billich mu&#x0364;&#x017F;te unterta&#x0364;hnig gewilfahret werden/ und mo&#x0364;chten die Abge&#x017F;anten &#x017F;ich<lb/>
nur gedulden/ biß Kleon von der Jagt wieder zu hauß ka&#x0364;hme; ihres Gn. Fu&#x0364;r&#x017F;ten Woltah-<lb/>
ten wa&#x0364;hren &#x017F;o groß/ daß &#x017F;ie ihm nicht allein einen Diener/ &#x017F;ondern alle ihre Gu&#x0364;ter und Ver-<lb/>
mo&#x0364;gen &#x017F;chuldig wa&#x0364;hre. Nabarzanes ward die&#x017F;er Erkla&#x0364;rung &#x017F;ehr froh/ und lobete &#x017F;ein Ge-<lb/>
mahl/ daß &#x017F;ie wider des Fu&#x0364;r&#x017F;ten Willen &#x017F;ich nicht &#x017F;perrete; Sie aber/ weil &#x017F;ie ihren gelieb-<lb/>
ten Buhlen &#x017F;o leicht zuu&#x0364;bergeben nicht willens wahr/ machte &#x017F;ich hin zu ihm/ er &#x017F;olte bey<lb/>
Nachtzeit in &#x017F;tiller geheim hinaus reiten/ &#x017F;ein Pferd unfern des Schlo&#x017F;&#x017F;es er&#x017F;techen/ und<lb/>
&#x017F;einen Huet und Degen dabey ligen la&#x017F;&#x017F;en/ nach gehends zu fu&#x017F;&#x017F;e wieder auff das Schloß<lb/>
kehren/ und nur gutes muhts/ auch der gewi&#x017F;&#x017F;en Zuver&#x017F;icht &#x017F;eyn/ daß &#x017F;ie Lebensgefahr mit<lb/>
leichter Mu&#x0364;he von ihm abwenden wolte. Kleon verwunderte &#x017F;ich ihrer li&#x017F;tigen Erfindun-<lb/>
gen/ und hielt &#x017F;ich fertig/ ein &#x017F;olches ins Werk zurichten/ dann er merkete &#x017F;chon/ daß ihr die-<lb/>
&#x017F;er Streich gerahten wu&#x0364;rde. Sie bezeigete &#x017F;ich gegen den Abge&#x017F;anten &#x017F;ehr freundlich/ und<lb/>
fragete offt nach des Fu&#x0364;r&#x017F;ten wolergehen/ da &#x017F;ie unter andern zuwi&#x017F;&#x017F;en begehrete/ in was<lb/>
Dien&#x017F;ten &#x017F;eine Fu&#x0364;r&#x017F;tl. Gn. Kleon gebrauchen wolte/ bekam aber eine &#x017F;olche kalte Antwo&#xA75B;t/<lb/>
daß &#x017F;ie daher gnug abnam/ es wu&#x0364;rde ihm die lezte Urtel &#x017F;chon ge&#x017F;prochen &#x017F;eyn. Als das A-<lb/>
bendmahl &#x017F;olte gehalten werden/ fragte &#x017F;ie nach Kleons Wiederkunfft/ und befahl/ daß er<lb/>
bey Ti&#x017F;che auffwarten &#x017F;olte/ umb den lezten Ab&#x017F;cheid von ihrem Herrn Nabarzanes zuem-<lb/>
pfahen; weil ihr aber zur Antwort ward/ er lie&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ich nirgends finden; fing &#x017F;ie an: Ich ha-<lb/>
be ihm &#x017F;chon vor die&#x017F;em ern&#x017F;tlich gebohten/ daß er beyzeiten von der Jagt umkehren/ und<lb/>
&#x017F;eine obliegende Ge&#x017F;cha&#x0364;ffte verrichten &#x017F;olte/ doch weil er nun einen ma&#x0364;chtigen Herrn be-<lb/>
ko&#x0364;mt/ werde ich ihm die&#x017F;en Ungehor&#x017F;am mü&#x017F;&#x017F;en zugute halten. Nabarzanes verwunderte<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">X x x x</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ich</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[713/0751] Vierdes Buch. daß Kleon mit Nabarzanes zu Tiſche/ allernaͤheſt bey Fr. Statiren geſeſſen waͤhre. Diefe Zeitung wahr dem Fuͤrſten als ein Schwert im Herzen/ wolte doch nicht/ daß es unter die Leute ſolte ausgebreitet werden/ weil ohn das dieſe ſeine Buhlerey ſehr heimlich und ver- borgen wahr/ derhalben er den Knaben die folgende Nacht auf dem Lager mit einem Stric- ke erwuͤrgen ließ/ und ſendete fruͤh Morgens ſechs gewapnete Knechte nach Nabarzanes Schloſſe mit dieſem Schreiben: Fuͤrſt Gobares wuͤnſchet Nabarzanes ſeinem lieben getraͤuen/ Gluͤk und Heil. Nachdem ich neulich von euch weg geritten/ und die loͤbliche Sitten eures Dieners Kleons in beſſere Obacht gezo- gen/ iſt mir eine ſonderliche beliebung ankommen/ ihn vor meinen Letbdiener zuhaben/ zweifele nicht/ ihr werdet mir hierin gerne wilfahren/ wie imgleichen Kleon ſolches gute Gluͤk nit ausſchlagen wird. Ich uͤberſende bey Zeigern den bewuſten Lehnbrief uͤber das verſprochene Rittergut/ welches ihr von nun an beſitzen/ und als euer Eigentuhm gebrauchen ſollet/ ohn einiges Menſchen Hinderung uñ Ein- rede. Gehabt euch wol/ und gruͤſſet unſere herzgeliebete Fr Statiren. Dieſe Abgeſanten hatten von ihrem Fuͤrſten den ausdruͤklichen Befehl/ daß ſie Kleon auff dem Wege erſchlagen/ und ſein Haͤupt mit uͤberbringen/ den Leib aber den Hunden vorwerffen ſolten; welche/ ſolches zuverrichten/ ſich auff den Weg begaben/ kahmen auch des dritten Tages umb Mittageszeit auff Nabarzanes Schloſſe an/ da die Frau mit ihrem Kleon gleich auff einem Luſtgange umher ging. Sie muhtmaſſete als bald/ es wuͤrden des Fuͤrſten Leute ſeyn/ deswegen verbarg ſie ihn auff einem Gemache/ ging darauf nach ihrem Gemahl/ und laſe neben ihm des Fürſten Schreiben; nam einen friſchen Muht an ſich/ uñ gab zur Antwort: Dieſes waͤhre ein ſchlechtes begehren von Ihrer Fuͤrſtl. Gn. dem leicht koͤnte und billich muͤſte untertaͤhnig gewilfahret werden/ und moͤchten die Abgeſanten ſich nur gedulden/ biß Kleon von der Jagt wieder zu hauß kaͤhme; ihres Gn. Fuͤrſten Woltah- ten waͤhren ſo groß/ daß ſie ihm nicht allein einen Diener/ ſondern alle ihre Guͤter und Ver- moͤgen ſchuldig waͤhre. Nabarzanes ward dieſer Erklaͤrung ſehr froh/ und lobete ſein Ge- mahl/ daß ſie wider des Fuͤrſten Willen ſich nicht ſperrete; Sie aber/ weil ſie ihren gelieb- ten Buhlen ſo leicht zuuͤbergeben nicht willens wahr/ machte ſich hin zu ihm/ er ſolte bey Nachtzeit in ſtiller geheim hinaus reiten/ ſein Pferd unfern des Schloſſes erſtechen/ und ſeinen Huet und Degen dabey ligen laſſen/ nach gehends zu fuſſe wieder auff das Schloß kehren/ und nur gutes muhts/ auch der gewiſſen Zuverſicht ſeyn/ daß ſie Lebensgefahr mit leichter Muͤhe von ihm abwenden wolte. Kleon verwunderte ſich ihrer liſtigen Erfindun- gen/ und hielt ſich fertig/ ein ſolches ins Werk zurichten/ dann er merkete ſchon/ daß ihr die- ſer Streich gerahten wuͤrde. Sie bezeigete ſich gegen den Abgeſanten ſehr freundlich/ und fragete offt nach des Fuͤrſten wolergehen/ da ſie unter andern zuwiſſen begehrete/ in was Dienſten ſeine Fuͤrſtl. Gn. Kleon gebrauchen wolte/ bekam aber eine ſolche kalte Antwoꝛt/ daß ſie daher gnug abnam/ es wuͤrde ihm die lezte Urtel ſchon geſprochen ſeyn. Als das A- bendmahl ſolte gehalten werden/ fragte ſie nach Kleons Wiederkunfft/ und befahl/ daß er bey Tiſche auffwarten ſolte/ umb den lezten Abſcheid von ihrem Herrn Nabarzanes zuem- pfahen; weil ihr aber zur Antwort ward/ er lieſſe ſich nirgends finden; fing ſie an: Ich ha- be ihm ſchon vor dieſem ernſtlich gebohten/ daß er beyzeiten von der Jagt umkehren/ und ſeine obliegende Geſchaͤffte verrichten ſolte/ doch weil er nun einen maͤchtigen Herrn be- koͤmt/ werde ich ihm dieſen Ungehorſam müſſen zugute halten. Nabarzanes verwunderte ſich X x x x

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/751
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 713. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/751>, abgerufen am 22.12.2024.