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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
sen herschiessen? Es ist trauen weder rahtsam noch uns Fürsten ersprießlich/ daß unsere
Untertahnen Reichtuhm besitzen/ und wir dagegen umb unsern Schaz kommen. Dann
was achten reiche Untertahnen ihre arme nohtleidende Obrigkeit? und ey wie schön ste-
hets/ wann der Fürst ein Pferd reitet von etwa 100 Kronen/ und sein Untertahn auff stat-
lichen Gutschen mit sechs oder acht Hengsten herein pranget. Geschiehets nicht gemein-
lich/ das Untertahnen durch überflus nur stolz/ und ihrer Obrigkeit ungehorsam werden/
daß sie wol gar mit ihnen sich dürffen ins Recht legen/ oder hefftige Kriege führen? wel-
cher Muht ihnen bald entsinket/ wann ihnen die Schmalzfedern geropfet sind/ und man sol-
cher Boßheit frühzeitigen Eingriff tuht; welches nicht besser noch füglicher geschehen
mag/ als wann man sie durch armut demühtiget/ oder doch ihnen des überflusses und Reich-
tuhms nicht zu viel gönnet. Wolte mir aber jemand einwerffen/ es würde das Land da-
durch außgesogen und kraftloß gemacht/ so halte ich solche Furcht vergebens seyn. Dann
des Fürsten Schazkammer ist des Landes Reichtuhm/ und sind die Untertahnen nicht so
leicht zuerschöpfen/ ob sie gleich alle ihre Baarschaft herzugeben genöhtiget würden; sie sind
füglich einem Meel Sak zuvergleichen/ je mehr man den schläget/ je mehr Meel heraus
stiebet; und lehrets uns die Erfahrung/ daß die Untertahnen alsdann der Nahrung am
fleissigsten nachtrachten/ und der Sparsamkeit sich befleissigen/ wann ihnen von der Obrig-
keit eine Schatzung über die andere angesaget wird. Zu geschweigen/ daß man ihnen da-
durch zugleich die Ursach und Gelegenheit zum quaas und fraas entzeuhet/ und der Obrig-
keit sich zuwiedersetzen die Kraft benimt. Ja der Mißgunst unter ihnen/ höret auff/ wann
einer nicht mehr als der ander hat; und werden die alten Geschlechter schon nachlassen
sich den Einkömlingen vorzuzihen/ wann es ihnen beyderseits an Hellern gebricht. Zum
Beschluß wird auch dieses anzumerken seyn/ daß je weniger die Untertahnen an zeitlichen
Gütern besitzen/ je liederlicher sie ihr Leben schätzen/ und so viel kühner und unverzagter
sich wieder den Feind gebrauchen lassen/ welches wir an den alten Griechen und Römern
sehen/ die Zeit ihrer Armut die besten und geherzesten Kriegsleute wahren/ weil sie wenig
zuverliehren hatten; es ging bey ihnen nicht/ wie bey uns/ da die Reichen sich wegern/ das
Gewehr zuempfangen/ und sich erbieten/ einen andern an ihre stelle zuschaffen. Welches
alles/ wann ichs bey mir überlege/ und zugleich beherzige/ daß der Untertahnen Güter und
Reichtuhm/ der Macht/ Gewalt und freien verordnung ihrer Obrigkeit untergebensind/
sehe ich kein besser/ füglicher/ noch ablanglicher Mittel/ unsere Kriegsmachtzu unterhal-
ten/ als wann ein jeder Fürst alle Monat oder Wochen seinen Untertahnen eine zimliche
Schatzung auffleget/ welche sie auff gewisse Tage und Stunden entrichtenund unfehlbar
einschaffen müssen/ so daß man den Nachlässigen/ alles einwendens ungeachtet/ zehn oder
zwölff gnug trotzige Kriegsknechte ins Hauß leget/ denen sie essen/ trinken/ und gewisse Gel-
der vor ihre Mühe entrichten müssen/ biß sie ihren Anteil zur Schatzung beybringen. Als-
dann wird ein jeder schon wissen/ daß er zu rechter Zeit daß seine herbeyschaffe; und was
könnens die Untertahnen so eigentlich nachrechnen/ ob gleich der dritte oder vierde Teil
mehr von ihnen gefodert wird/ als zum Kriege nöhtig/ welcher überschuß unser Schaz-
kammer zum besten gereichen kan/ nur daß gleichwol unsern Amtleuten solcher Vortel
nicht zuwachse. Inzwischen wann solche Schatzungen eingefodert werden/ hat man die

Unter-

Vierdes Buch.
ſen herſchieſſen? Es iſt trauen weder rahtſam noch uns Fuͤrſten erſprießlich/ daß unſere
Untertahnen Reichtuhm beſitzen/ und wir dagegen umb unſern Schaz kommen. Dann
was achten reiche Untertahnen ihre arme nohtleidende Obrigkeit? und ey wie ſchoͤn ſte-
hets/ wañ der Fuͤrſt ein Pferd reitet von etwa 100 Kronen/ und ſein Untertahn auff ſtat-
lichen Gutſchen mit ſechs oder acht Hengſten herein pranget. Geſchiehets nicht gemein-
lich/ das Untertahnen durch uͤberflus nur ſtolz/ und ihrer Obrigkeit ungehorſam werden/
daß ſie wol gar mit ihnen ſich duͤrffen ins Recht legen/ oder hefftige Kriege fuͤhren? wel-
cher Muht ihnen bald entſinket/ wañ ihnen die Schmalzfedern geropfet ſind/ und man ſol-
cher Boßheit fruͤhzeitigen Eingriff tuht; welches nicht beſſer noch fuͤglicher geſchehen
mag/ als wañ man ſie durch armut demuͤhtiget/ oder doch ihnen des uͤbeꝛfluſſes und Reich-
tuhms nicht zu viel goͤnnet. Wolte mir aber jemand einwerffen/ es wuͤrde das Land da-
durch außgeſogen und kraftloß gemacht/ ſo halte ich ſolche Furcht vergebens ſeyn. Dann
des Fuͤrſten Schazkammer iſt des Landes Reichtuhm/ und ſind die Untertahnen nicht ſo
leicht zuerſchoͤpfen/ ob ſie gleich alle ihre Baarſchaft herzugeben genoͤhtiget wuͤrden; ſie ſind
fuͤglich einem Meel Sak zuvergleichen/ je mehr man den ſchlaͤget/ je mehr Meel heraus
ſtiebet; und lehrets uns die Erfahrung/ daß die Untertahnen alsdann der Nahrung am
fleiſſigſten nachtrachten/ und der Sparſamkeit ſich befleiſſigen/ wann ihnen von der Obrig-
keit eine Schatzung uͤber die andere angeſaget wird. Zu geſchweigen/ daß man ihnen da-
durch zugleich die Urſach und Gelegenheit zum quaas und fraas entzeuhet/ und der Obrig-
keit ſich zuwiederſetzen die Kraft benimt. Ja der Mißgunſt unter ihnen/ hoͤret auff/ wann
einer nicht mehr als der ander hat; und werden die alten Geſchlechter ſchon nachlaſſen
ſich den Einkoͤmlingen vorzuzihen/ wann es ihnen beyderſeits an Hellern gebricht. Zum
Beſchluß wird auch dieſes anzumerken ſeyn/ daß je weniger die Untertahnen an zeitlichen
Guͤtern beſitzen/ je liederlicher ſie ihr Leben ſchaͤtzen/ und ſo viel kuͤhner und unverzagter
ſich wieder den Feind gebrauchen laſſen/ welches wir an den alten Griechen und Roͤmern
ſehen/ die Zeit ihrer Armut die beſten und geherzeſten Kriegsleute wahren/ weil ſie wenig
zuverliehren hatten; es ging bey ihnen nicht/ wie bey uns/ da die Reichen ſich wegern/ das
Gewehr zuempfangen/ und ſich erbieten/ einen andern an ihre ſtelle zuſchaffen. Welches
alles/ wañ ichs bey mir uͤberlege/ und zugleich beherzige/ daß der Untertahnen Guͤter und
Reichtuhm/ der Macht/ Gewalt und freien verordnung ihrer Obrigkeit untergebenſind/
ſehe ich kein beſſer/ fuͤglicher/ noch ablanglicher Mittel/ unſere Kriegsmachtzu unterhal-
ten/ als wann ein jeder Fuͤrſt alle Monat oder Wochen ſeinen Untertahnen eine zimliche
Schatzung auffleget/ welche ſie auff gewiſſe Tage und Stunden entrichtenund unfehlbar
einſchaffen muͤſſen/ ſo daß man den Nachlaͤſſigen/ alles einwendens ungeachtet/ zehn oder
zwoͤlff gnug trotzige Kriegsknechte ins Hauß leget/ denen ſie eſſen/ trinken/ uñ gewiſſe Gel-
der vor ihre Muͤhe entrichten muͤſſen/ biß ſie ihren Anteil zur Schatzung beybringen. Als-
dann wird ein jeder ſchon wiſſen/ daß er zu rechter Zeit daß ſeine herbeyſchaffe; und was
koͤnnens die Untertahnen ſo eigentlich nachrechnen/ ob gleich der dritte oder vierde Teil
mehr von ihnen gefodert wird/ als zum Kriege noͤhtig/ welcher uͤberſchuß unſer Schaz-
kammer zum beſten gereichen kan/ nur daß gleichwol unſern Amtleuten ſolcher Vortel
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[775/0813] Vierdes Buch. ſen herſchieſſen? Es iſt trauen weder rahtſam noch uns Fuͤrſten erſprießlich/ daß unſere Untertahnen Reichtuhm beſitzen/ und wir dagegen umb unſern Schaz kommen. Dann was achten reiche Untertahnen ihre arme nohtleidende Obrigkeit? und ey wie ſchoͤn ſte- hets/ wañ der Fuͤrſt ein Pferd reitet von etwa 100 Kronen/ und ſein Untertahn auff ſtat- lichen Gutſchen mit ſechs oder acht Hengſten herein pranget. Geſchiehets nicht gemein- lich/ das Untertahnen durch uͤberflus nur ſtolz/ und ihrer Obrigkeit ungehorſam werden/ daß ſie wol gar mit ihnen ſich duͤrffen ins Recht legen/ oder hefftige Kriege fuͤhren? wel- cher Muht ihnen bald entſinket/ wañ ihnen die Schmalzfedern geropfet ſind/ und man ſol- cher Boßheit fruͤhzeitigen Eingriff tuht; welches nicht beſſer noch fuͤglicher geſchehen mag/ als wañ man ſie durch armut demuͤhtiget/ oder doch ihnen des uͤbeꝛfluſſes und Reich- tuhms nicht zu viel goͤnnet. Wolte mir aber jemand einwerffen/ es wuͤrde das Land da- durch außgeſogen und kraftloß gemacht/ ſo halte ich ſolche Furcht vergebens ſeyn. Dann des Fuͤrſten Schazkammer iſt des Landes Reichtuhm/ und ſind die Untertahnen nicht ſo leicht zuerſchoͤpfen/ ob ſie gleich alle ihre Baarſchaft herzugeben genoͤhtiget wuͤrden; ſie ſind fuͤglich einem Meel Sak zuvergleichen/ je mehr man den ſchlaͤget/ je mehr Meel heraus ſtiebet; und lehrets uns die Erfahrung/ daß die Untertahnen alsdann der Nahrung am fleiſſigſten nachtrachten/ und der Sparſamkeit ſich befleiſſigen/ wann ihnen von der Obrig- keit eine Schatzung uͤber die andere angeſaget wird. Zu geſchweigen/ daß man ihnen da- durch zugleich die Urſach und Gelegenheit zum quaas und fraas entzeuhet/ und der Obrig- keit ſich zuwiederſetzen die Kraft benimt. Ja der Mißgunſt unter ihnen/ hoͤret auff/ wann einer nicht mehr als der ander hat; und werden die alten Geſchlechter ſchon nachlaſſen ſich den Einkoͤmlingen vorzuzihen/ wann es ihnen beyderſeits an Hellern gebricht. Zum Beſchluß wird auch dieſes anzumerken ſeyn/ daß je weniger die Untertahnen an zeitlichen Guͤtern beſitzen/ je liederlicher ſie ihr Leben ſchaͤtzen/ und ſo viel kuͤhner und unverzagter ſich wieder den Feind gebrauchen laſſen/ welches wir an den alten Griechen und Roͤmern ſehen/ die Zeit ihrer Armut die beſten und geherzeſten Kriegsleute wahren/ weil ſie wenig zuverliehren hatten; es ging bey ihnen nicht/ wie bey uns/ da die Reichen ſich wegern/ das Gewehr zuempfangen/ und ſich erbieten/ einen andern an ihre ſtelle zuſchaffen. Welches alles/ wañ ichs bey mir uͤberlege/ und zugleich beherzige/ daß der Untertahnen Guͤter und Reichtuhm/ der Macht/ Gewalt und freien verordnung ihrer Obrigkeit untergebenſind/ ſehe ich kein beſſer/ fuͤglicher/ noch ablanglicher Mittel/ unſere Kriegsmachtzu unterhal- ten/ als wann ein jeder Fuͤrſt alle Monat oder Wochen ſeinen Untertahnen eine zimliche Schatzung auffleget/ welche ſie auff gewiſſe Tage und Stunden entrichtenund unfehlbar einſchaffen muͤſſen/ ſo daß man den Nachlaͤſſigen/ alles einwendens ungeachtet/ zehn oder zwoͤlff gnug trotzige Kriegsknechte ins Hauß leget/ denen ſie eſſen/ trinken/ uñ gewiſſe Gel- der vor ihre Muͤhe entrichten muͤſſen/ biß ſie ihren Anteil zur Schatzung beybringen. Als- dann wird ein jeder ſchon wiſſen/ daß er zu rechter Zeit daß ſeine herbeyſchaffe; und was koͤnnens die Untertahnen ſo eigentlich nachrechnen/ ob gleich der dritte oder vierde Teil mehr von ihnen gefodert wird/ als zum Kriege noͤhtig/ welcher uͤberſchuß unſer Schaz- kammer zum beſten gereichen kan/ nur daß gleichwol unſern Amtleuten ſolcher Vortel nicht zuwachſe. Inzwiſchen wann ſolche Schatzungen eingefodert werden/ hat man die Unter-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 775. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/813>, abgerufen am 22.12.2024.