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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
denket zu dämpffen/ nit verachten/ wie schlecht und geringe er auch scheinen mag/ dann zuzeiten
straffen die grossen Götter durch verächtliche Mittel/ wie ich dessen viel Begebnissen ein-
führen könte/ kan aber an Alexander dem Mazedonischen Könige gnung seyn/ welchen die
zornigen Götter mit einer Handvoll Volks über das Meer schicketen/ daß er ganz Asia und
Afrika mit seiner Geissel zunchtigen muste; und wer weiß/ was die Götter mit diesen beyden
jungen Fürsten im Sinne haben/ deren Tapfferkeit und Verstand von Spitamenes (wel-
cher trauen kein Kind ist) so hoch gerühmet wird. Der König kunte vor Ungeduld ihm
nicht länger zuhören/ und sagete: Mein Vologeses/ ist euch heut etwa ein Hase quehr über
den Weg gelauffen/ daß ihr euch eines Unglüks befürchtet. Kein Hase/ allergnädigster Kö-
nig/ antwortete er/ sondern die vielfältigen Unglük Zeichen/ die von allenthalben her ange-
meldet werden/ heissen mich bedachtsam spielen/ damit man nicht in ein Feur lauffe/ welches
man wol meiden kan. Ey was Feur/ was Feur/ sagte er/ haben die beyden fremden Lecker-
Buben uns diesen Schimpff erwiesen (dann vor Schaden können wirs nicht rechnen/ dz
unsere faule nichtswerte Kriegsleute erschlagen sind)/ so wollen wir uns bemühen/ daß die-
se Knaben nach Verdienst gestrichen werden; aber wie dünket euch umb Spitamenes/ daß
ers so schlimlich versehen hat? Ich kan davon nicht urteilen/ antwortete er/ ehe und bevor
ich seiner Leute Aussage haben werde/ muß ihm sonst das Zeugniß geben/ daß er bißher alle-
mahl in Kriegsgeschäfften vorsichtig/ tapffer und glüklich gewesen. Der König ließ densel-
ben wieder vor sich fodern/ unterdessen Vologeses ihn vermahnete/ es würde nöhtig seyn/
daß ihm dieser Verlust vergeben würde/ damit andere Feld Herren nicht furchtsam gema-
chet werden möchten. Madates/ ein verwägener/ und in seinem Vornehmen glüklicher
Mann/ dem Könige von mütterlicher seiten her nahe verwand/ trat mit Spitamenes zu-
gleich hinein/ welchen der König also anredete: Auf mein Madates/ und sihe zu/ daß du des
unglüklichen Spitamenes Wunde verbindest/ welche ihm die Kinder aus Teutschland ge-
schlagen haben; nim unserer besten Parthischen Reuter 40000 zu dir/ damit gehe an die
Persischen Grenzen/ senge und brenne was du kanst/ und schlage nider was Persisch ist und
heisset. Vologeses baht den König sehr/ er möchte nichts aus Zorn und Eifer vornehmen/
damit nichts versehen würde/ das man hernach zu spät beklagen müste. Aber Madates be-
dankete sich des gegebenen Befehls/ mit dem versprechen/ er wolte seinen Freund Spita-
menes dergestalt an den ohmächtigen Persen und ihren Führern rächen/ daß der König
seine Lust dran sehen solte. Spitamenes sagte zu ihm: So sehet euch wol vor Herr Mada-
tes/ und versahret mit gutem Bedacht/ dann ich kan nicht unterlassen/ krafft meiner Pflicht
und äide/ damit ich meinem Herrn und Könige verbunden bin/ euch anzusagen/ daß keine
Kinder/ sondern tapffere Männer euer warten werden. Ich möchte auch nicht gerne mit
Kindern zufechten haben/ antwortete er/ aber wie dicke Harnische es gleich seyn mögen/ in
welchen sich die Persen verstecken/ wolte ich mich vermässen/ ihnen dieselbe ohn Schwert
mit Knütteln dergestalt zutreffen/ daß sie drinnen ersticken solten. Die guntigen Götter/ ant-
wortete Spitamenes/ wollen euch hierzu ihren Segen verleihen/ daß jederman hernähst
sprechen möge/ niemand als Spitamenes habe sich schlimmer wider die beyden Fremdlinge
bezeiget; aber ich fürchte sehr/ ihr werdet mit diesem Vorsatze wenig gutes schaffen. Ma-
dates taht/ als hörete ers nicht/ und versprach dem Könige/ heut über drey Tage mit der ge-

nenne-

Vierdes Buch.
denket zu daͤmpffen/ nit verachten/ wie ſchlecht und geringe er auch ſcheinẽ mag/ dañ zuzeitẽ
ſtraffen die groſſen Goͤtter durch veraͤchtliche Mittel/ wie ich deſſen viel Begebniſſen ein-
führen koͤnte/ kan aber an Alexander dem Mazedoniſchen Koͤnige gnung ſeyn/ welchen die
zornigen Goͤtter mit einer Handvoll Volks uͤber das Meer ſchicketen/ daß er ganz Aſia uñ
Afrika mit ſeiner Geiſſel zũchtigen muſte; und wer weiß/ was die Goͤtter mit dieſen beyden
jungen Fuͤrſten im Sinne haben/ deren Tapfferkeit und Verſtand von Spitamenes (wel-
cher trauen kein Kind iſt) ſo hoch geruͤhmet wird. Der Koͤnig kunte vor Ungeduld ihm
nicht laͤnger zuhoͤren/ und ſagete: Mein Vologeſes/ iſt euch heut etwa ein Haſe quehr uͤber
den Weg gelauffen/ daß ihr euch eines Ungluͤks befuͤrchtet. Kein Haſe/ allergnaͤdigſter Koͤ-
nig/ antwortete er/ ſondern die vielfaͤltigen Ungluͤk Zeichen/ die von allenthalben her ange-
meldet werden/ heiſſen mich bedachtſam ſpielen/ damit man nicht in ein Feuꝛ lauffe/ welches
man wol meiden kan. Ey was Feur/ was Feur/ ſagte er/ haben die beyden fremden Lecker-
Buben uns dieſen Schimpff erwieſen (dann vor Schaden koͤnnen wirs nicht rechnen/ dz
unſere faule nichtswerte Kriegsleute erſchlagen ſind)/ ſo wollen wir uns bemuͤhen/ daß die-
ſe Knaben nach Verdienſt geſtrichen werden; aber wie dünket euch umb Spitamenes/ daß
ers ſo ſchlimlich verſehen hat? Ich kan davon nicht urteilen/ antwortete er/ ehe und bevor
ich ſeiner Leute Auſſage haben werde/ muß ihm ſonſt das Zeugniß geben/ daß er bißher alle-
mahl in Kriegsgeſchaͤfften vorſichtig/ tapffer und gluͤklich geweſen. Der Koͤnig ließ denſel-
ben wieder vor ſich fodern/ unterdeſſen Vologeſes ihn vermahnete/ es würde noͤhtig ſeyn/
daß ihm dieſer Verluſt vergeben würde/ damit andere Feld Herren nicht furchtſam gema-
chet werden moͤchten. Madates/ ein verwaͤgener/ und in ſeinem Vornehmen gluͤklicher
Mann/ dem Koͤnige von mütterlicher ſeiten her nahe verwand/ trat mit Spitamenes zu-
gleich hinein/ welchen der Koͤnig alſo anredete: Auf mein Madates/ und ſihe zu/ daß du des
ungluͤklichen Spitamenes Wunde verbindeſt/ welche ihm die Kinder aus Teutſchland ge-
ſchlagen haben; nim unſerer beſten Parthiſchen Reuter 40000 zu dir/ damit gehe an die
Perſiſchen Grenzen/ ſenge und brenne was du kanſt/ und ſchlage nider was Perſiſch iſt uñ
heiſſet. Vologeſes baht den Koͤnig ſehr/ er moͤchte nichts aus Zorn und Eifer vornehmen/
damit nichts verſehen würde/ das man hernach zu ſpaͤt beklagen müſte. Aber Madates be-
dankete ſich des gegebenen Befehls/ mit dem verſprechen/ er wolte ſeinen Freund Spita-
menes dergeſtalt an den ohmaͤchtigen Perſen und ihren Führern raͤchen/ daß der Koͤnig
ſeine Luſt dran ſehen ſolte. Spitamenes ſagte zu ihm: So ſehet euch wol vor Herr Mada-
tes/ und verſahret mit gutem Bedacht/ dann ich kan nicht unterlaſſen/ krafft meineꝛ Pflicht
und aͤide/ damit ich meinem Herrn und Koͤnige verbunden bin/ euch anzuſagen/ daß keine
Kinder/ ſondern tapffere Maͤnner euer warten werden. Ich moͤchte auch nicht gerne mit
Kindern zufechten haben/ antwortete er/ aber wie dicke Harniſche es gleich ſeyn moͤgen/ in
welchen ſich die Perſen verſtecken/ wolte ich mich vermaͤſſen/ ihnen dieſelbe ohn Schwert
mit Knütteln dergeſtalt zutreffen/ daß ſie drinnen erſticken ſolten. Die gũtigen Goͤtter/ ant-
wortete Spitamenes/ wollen euch hierzu ihren Segen verleihen/ daß jederman hernaͤhſt
ſprechẽ moͤge/ niemand als Spitamenes habe ſich ſchlimmer wider die beyden Fremdlinge
bezeiget; aber ich fuͤrchte ſehr/ ihr werdet mit dieſem Vorſatze wenig gutes ſchaffen. Ma-
dates taht/ als hoͤrete ers nicht/ und verſprach dem Koͤnige/ heut uͤber drey Tage mit der ge-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 826. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/864>, abgerufen am 16.06.2024.