Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Vierdes Buch.
sammen füget/ und bey Verlust aller meiner Hulde und Liebe/ gib alsbald meiner höchstgeliebeten Fr.
Schwester Fr. Sophien untergezeichnete Lateinsche Worte zuverlesen/ und halte zugleich bitlich an/
daß sie deren Inhalt zur schleunigsten Erfüllung gnädig befodern wolle. Deine gnädigst-gewogene
Frl. Valiska.

Sie gedachte/ was doch immermehr die unter gezeichneten Lateinischen Worte in
sich begreiffen möchten/ und fand diesen Inhalt: Straks nach Verlesung dieses Briefes mache
dich fertig/ mit deinem Leches noch desselben Tages Hochzeit zuhalten/ damit an seiner nöhtigen Rei-
se er nicht gehindert werde; und ob Leches zublöde seyn würde/ es zusuchen/ so bitte ich krafft dieses/ dz
meiner Fr. Schwester ihre Liebe solches ins Werk richten wolle. Du aber hüte dich vor Ungehorsam.

Nach Verlesung dieses verenderte sie ihre Farbe/ und sagete überlaut: O mein un-
gnädiges Fräulein/ was vor eine unerträgliche Last bürdet Eure Gn. mir auff. Fr. So-
phia fragete sie/ was vor unangenehmes sie in diesem Briefe fünde. Sie aber baht/ einen
Abtrit mit ihr zunehmen/ und fing an: Gn. Frau/ wann mein Gn. Fräulein mich hiesse in
den Tod gehen/ müste ich mich dessen nicht wegern; nun aber gebeut sie mir bey Verlust ih-
rer Hulde/ welches die härteste Straffe ist/ die mir kan gedräuet werden/ daß nicht allein
Eurer Gn. ich diese Lateinische Worte lesen lassen/ sondern auch umb Befoderung zu de-
ren Erfüllung bey derselben bitlich anhalten sol/ welches ich auch hiemit untertähnig wil
verrichtet haben/ nur daß Ihre Gn. es bey sich behalten möge. Fr. Sophia lase die Wor-
te/ lachete darüber/ daß sie schütterte/ fassete sie bey der Hand/ und sagte: Kommet meine
liebe Freundin/ ich ersehe hieraus/ wie hohe Gewogenheit diese Durchl. Fräulein zu euch
träget/ und wil ich der Sache schon ihre richtige masse geben; ging wieder mit ihr hin nach
der Geselschafft/ und sagete: Was euch in diesem Briefe so selzam vorkomt/ wollen wir
vor dißmahl aussetzen; Ich aber bestimme euch/ Ritter Leches und Jungfer Libussa/ die-
sen Tag zu eurer Hochzeit/ und wer mir darzwischen redet oder handelt/ sol sich aller mei-
ner Freundschafft und Hulde begeben. Die gute Braut sahe vor sich nider/ durffte weder
ja noch nein sagen/ biß endlich Brela ihr zuredete/ sie möchte sich in keine Ungelegenheit
stürzen. Sehr wol/ antwortete sie/ da komt ihr mir eben recht; fing darauff an zu Fr. So-
phien: Gnädigste Frau/ wann ja Eure Gn. mir den so lieben und angenehmen Jungfern
Stand länger nicht gönnen kan noch wil/ erkenne ich mich zum Gehorsam schuldig/ allein
bitte ich untertähnigst/ und bey der Erinnerung dero Liebe zu meinem gnädigsten Fräulein/
Eure Gn. wollen meinem lieben Vetter Neda zum besten/ ebenmässigen Befehl gnädigst
erteilen/ daß meine Wase Brela zugleich mit mir fortfahre/ nachdem ihre versprochene
Trauerzeit heut diesen Tag geendiget ist. Brela wolte viel einsperrens machen/ aber nach-
dem Agatha und Klodius des guten Neda Wort redeten/ hub Fr. Sophia an: Das wä-
re trauen eine schlechte Freundschafft/ wann Jungfer Brela/ in anfehung meiner Liebe
zu Frl. Valisken/ mich wolte lassen eine Fehlbitte tuhn; lieber erkennet eures Neda Wil-
fertigkeit euch ganzer 20 Wochen erzeiget/ und höret auff/ ihn auff leere Bäume hinzuwei-
sen/ auch/ da ihr euer Gn. Frl. Valiska und mich liebet/ so gehet stündlich hin/ leget die Trau-
erkleider ab/ und schlaget den verstorbenen aus dem Sinne/ sonsten erzeiget ihr mir ein lau-
teres Mißfallen. Brela sahe/ daß es anders nicht seyn wolte/ bedankete sich der hohen gna-
de/ und sagete zu Libussen: Jezt gönne ich euch von herzen/ was euch heut früh begegnet ist/
auch/ wanns gleich mehr gewesen währe/ dann ihr seyd freilich aus deren Zahl/ die nicht er-

sauffen

Vierdes Buch.
ſammen fuͤget/ und bey Verluſt aller meiner Hulde und Liebe/ gib alsbald meiner hoͤchſtgeliebeten Fr.
Schweſter Fr. Sophien untergezeichnete Lateinſche Worte zuverleſen/ und halte zugleich bitlich an/
daß ſie deren Inhalt zur ſchleunigſten Erfüllung gnaͤdig befodern wolle. Deine gnaͤdigſt-gewogene
Frl. Valiſka.

Sie gedachte/ was doch immermehr die unter gezeichneten Lateiniſchen Worte in
ſich begreiffen moͤchten/ und fand dieſen Inhalt: Straks nach Verleſung dieſes Briefes mache
dich fertig/ mit deinem Leches noch deſſelben Tages Hochzeit zuhalten/ damit an ſeiner noͤhtigen Rei-
ſe er nicht gehindert werde; und ob Leches zubloͤde ſeyn wuͤrde/ es zuſuchen/ ſo bitte ich krafft dieſes/ dz
meiner Fr. Schweſter ihre Liebe ſolches ins Werk richten wolle. Du aber huͤte dich vor Ungehorſam.

Nach Verleſung dieſes verenderte ſie ihre Farbe/ und ſagete uͤberlaut: O mein un-
gnaͤdiges Fraͤulein/ was vor eine unertraͤgliche Laſt buͤrdet Eure Gn. mir auff. Fr. So-
phia fragete ſie/ was vor unangenehmes ſie in dieſem Briefe fuͤnde. Sie aber baht/ einen
Abtrit mit ihr zunehmen/ und fing an: Gn. Frau/ wann mein Gn. Fraͤulein mich hieſſe in
den Tod gehen/ muͤſte ich mich deſſen nicht wegern; nun aber gebeut ſie mir bey Verluſt ih-
rer Hulde/ welches die haͤrteſte Straffe iſt/ die mir kan gedraͤuet werden/ daß nicht allein
Eurer Gn. ich dieſe Lateiniſche Worte leſen laſſen/ ſondern auch umb Befoderung zu de-
ren Erfuͤllung bey derſelben bitlich anhalten ſol/ welches ich auch hiemit untertaͤhnig wil
verrichtet haben/ nur daß Ihre Gn. es bey ſich behalten moͤge. Fr. Sophia laſe die Wor-
te/ lachete daruͤber/ daß ſie ſchuͤtterte/ faſſete ſie bey der Hand/ und ſagte: Kommet meine
liebe Freundin/ ich erſehe hieraus/ wie hohe Gewogenheit dieſe Durchl. Fraͤulein zu euch
traͤget/ und wil ich der Sache ſchon ihre richtige maſſe geben; ging wieder mit ihr hin nach
der Geſelſchafft/ und ſagete: Was euch in dieſem Briefe ſo ſelzam vorkomt/ wollen wir
vor dißmahl ausſetzen; Ich aber beſtimme euch/ Ritter Leches und Jungfer Libuſſa/ die-
ſen Tag zu eurer Hochzeit/ und wer mir darzwiſchen redet oder handelt/ ſol ſich aller mei-
ner Freundſchafft und Hulde begeben. Die gute Braut ſahe vor ſich nider/ durffte weder
ja noch nein ſagen/ biß endlich Brela ihr zuredete/ ſie moͤchte ſich in keine Ungelegenheit
ſtürzen. Sehr wol/ antwortete ſie/ da komt ihr mir eben recht; fing darauff an zu Fr. So-
phien: Gnaͤdigſte Frau/ wann ja Eure Gn. mir den ſo lieben und angenehmen Jungfern
Stand laͤnger nicht goͤnnen kan noch wil/ erkenne ich mich zum Gehorſam ſchuldig/ allein
bitte ich untertaͤhnigſt/ und bey der Erinnerung dero Liebe zu meinem gnaͤdigſten Fraͤulein/
Eure Gn. wollen meinem lieben Vetter Neda zum beſten/ ebenmaͤſſigen Befehl gnaͤdigſt
erteilen/ daß meine Waſe Brela zugleich mit mir fortfahre/ nachdem ihre verſprochene
Trauerzeit heut dieſen Tag geendiget iſt. Brela wolte viel einſperrens machen/ aber nach-
dem Agatha und Klodius des guten Neda Wort redeten/ hub Fr. Sophia an: Das waͤ-
re trauen eine ſchlechte Freundſchafft/ wann Jungfer Brela/ in anfehung meiner Liebe
zu Frl. Valiſken/ mich wolte laſſen eine Fehlbitte tuhn; lieber erkennet eures Neda Wil-
fertigkeit euch ganzer 20 Wochen erzeiget/ und hoͤret auff/ ihn auff leere Baͤume hinzuwei-
ſen/ auch/ da ihr euer Gn. Frl. Valiſka uñ mich liebet/ ſo gehet ſtuͤndlich hin/ leget die Trau-
erkleider ab/ und ſchlaget den verſtorbenen aus dem Sinne/ ſonſten erzeiget ihr mir ein lau-
teres Mißfallen. Brela ſahe/ daß es anders nicht ſeyn wolte/ bedankete ſich der hohen gna-
de/ und ſagete zu Libuſſen: Jezt goͤnne ich euch von herzen/ was euch heut fruͤh begegnet iſt/
auch/ wanns gleich mehr geweſen waͤhre/ dann ihr ſeyd freilich aus deren Zahl/ die nicht eꝛ-

ſauffen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0880" n="842"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vierdes Buch.</hi></fw><lb/>
&#x017F;ammen fu&#x0364;get/ und bey Verlu&#x017F;t aller meiner Hulde und Liebe/ gib alsbald meiner ho&#x0364;ch&#x017F;tgeliebeten Fr.<lb/>
Schwe&#x017F;ter Fr. Sophien untergezeichnete Latein&#x017F;che Worte zuverle&#x017F;en/ und halte zugleich bitlich an/<lb/>
daß &#x017F;ie deren Inhalt zur &#x017F;chleunig&#x017F;ten Erfüllung gna&#x0364;dig befodern wolle. Deine gna&#x0364;dig&#x017F;t-gewogene<lb/>
Frl. Vali&#x017F;ka.</p><lb/>
        <p>Sie gedachte/ was doch immermehr die unter gezeichneten Lateini&#x017F;chen Worte in<lb/>
&#x017F;ich begreiffen mo&#x0364;chten/ und fand die&#x017F;en Inhalt: Straks nach Verle&#x017F;ung die&#x017F;es Briefes mache<lb/>
dich fertig/ mit deinem Leches noch de&#x017F;&#x017F;elben Tages Hochzeit zuhalten/ damit an &#x017F;einer no&#x0364;htigen Rei-<lb/>
&#x017F;e er nicht gehindert werde; und ob Leches zublo&#x0364;de &#x017F;eyn wu&#x0364;rde/ es zu&#x017F;uchen/ &#x017F;o bitte ich krafft die&#x017F;es/ dz<lb/>
meiner Fr. Schwe&#x017F;ter ihre Liebe &#x017F;olches ins Werk richten wolle. Du aber hu&#x0364;te dich vor Ungehor&#x017F;am.</p><lb/>
        <p>Nach Verle&#x017F;ung die&#x017F;es verenderte &#x017F;ie ihre Farbe/ und &#x017F;agete u&#x0364;berlaut: O mein un-<lb/>
gna&#x0364;diges Fra&#x0364;ulein/ was vor eine unertra&#x0364;gliche La&#x017F;t bu&#x0364;rdet Eure Gn. mir auff. Fr. So-<lb/>
phia fragete &#x017F;ie/ was vor unangenehmes &#x017F;ie in die&#x017F;em Briefe fu&#x0364;nde. Sie aber baht/ einen<lb/>
Abtrit mit ihr zunehmen/ und fing an: Gn. Frau/ wann mein Gn. Fra&#x0364;ulein mich hie&#x017F;&#x017F;e in<lb/>
den Tod gehen/ mu&#x0364;&#x017F;te ich mich de&#x017F;&#x017F;en nicht wegern; nun aber gebeut &#x017F;ie mir bey Verlu&#x017F;t ih-<lb/>
rer Hulde/ welches die ha&#x0364;rte&#x017F;te Straffe i&#x017F;t/ die mir kan gedra&#x0364;uet werden/ daß nicht allein<lb/>
Eurer Gn. ich die&#x017F;e Lateini&#x017F;che Worte le&#x017F;en la&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;ondern auch umb Befoderung zu de-<lb/>
ren Erfu&#x0364;llung bey der&#x017F;elben bitlich anhalten &#x017F;ol/ welches ich auch hiemit unterta&#x0364;hnig wil<lb/>
verrichtet haben/ nur daß Ihre Gn. es bey &#x017F;ich behalten mo&#x0364;ge. Fr. Sophia la&#x017F;e die Wor-<lb/>
te/ lachete daru&#x0364;ber/ daß &#x017F;ie &#x017F;chu&#x0364;tterte/ fa&#x017F;&#x017F;ete &#x017F;ie bey der Hand/ und &#x017F;agte: Kommet meine<lb/>
liebe Freundin/ ich er&#x017F;ehe hieraus/ wie hohe Gewogenheit die&#x017F;e Durchl. Fra&#x0364;ulein zu euch<lb/>
tra&#x0364;get/ und wil ich der Sache &#x017F;chon ihre richtige ma&#x017F;&#x017F;e geben; ging wieder mit ihr hin nach<lb/>
der Ge&#x017F;el&#x017F;chafft/ und &#x017F;agete: Was euch in die&#x017F;em Briefe &#x017F;o &#x017F;elzam vorkomt/ wollen wir<lb/>
vor dißmahl aus&#x017F;etzen; Ich aber be&#x017F;timme euch/ Ritter Leches und Jungfer Libu&#x017F;&#x017F;a/ die-<lb/>
&#x017F;en Tag zu eurer Hochzeit/ und wer mir darzwi&#x017F;chen redet oder handelt/ &#x017F;ol &#x017F;ich aller mei-<lb/>
ner Freund&#x017F;chafft und Hulde begeben. Die gute Braut &#x017F;ahe vor &#x017F;ich nider/ durffte weder<lb/>
ja noch nein &#x017F;agen/ biß endlich Brela ihr zuredete/ &#x017F;ie mo&#x0364;chte &#x017F;ich in keine Ungelegenheit<lb/>
&#x017F;türzen. Sehr wol/ antwortete &#x017F;ie/ da komt ihr mir eben recht; fing darauff an zu Fr. So-<lb/>
phien: Gna&#x0364;dig&#x017F;te Frau/ wann ja Eure Gn. mir den &#x017F;o lieben und angenehmen Jungfern<lb/>
Stand la&#x0364;nger nicht go&#x0364;nnen kan noch wil/ erkenne ich mich zum Gehor&#x017F;am &#x017F;chuldig/ allein<lb/>
bitte ich unterta&#x0364;hnig&#x017F;t/ und bey der Erinnerung dero Liebe zu meinem gna&#x0364;dig&#x017F;ten Fra&#x0364;ulein/<lb/>
Eure Gn. wollen meinem lieben Vetter Neda zum be&#x017F;ten/ ebenma&#x0364;&#x017F;&#x017F;igen Befehl gna&#x0364;dig&#x017F;t<lb/>
erteilen/ daß meine Wa&#x017F;e Brela zugleich mit mir fortfahre/ nachdem ihre ver&#x017F;prochene<lb/>
Trauerzeit heut die&#x017F;en Tag geendiget i&#x017F;t. Brela wolte viel ein&#x017F;perrens machen/ aber nach-<lb/>
dem Agatha und Klodius des guten Neda Wort redeten/ hub Fr. Sophia an: Das wa&#x0364;-<lb/>
re trauen eine &#x017F;chlechte Freund&#x017F;chafft/ wann Jungfer Brela/ in anfehung meiner Liebe<lb/>
zu Frl. Vali&#x017F;ken/ mich wolte la&#x017F;&#x017F;en eine Fehlbitte tuhn; lieber erkennet eures Neda Wil-<lb/>
fertigkeit euch ganzer 20 Wochen erzeiget/ und ho&#x0364;ret auff/ ihn auff leere Ba&#x0364;ume hinzuwei-<lb/>
&#x017F;en/ auch/ da ihr euer Gn. Frl. Vali&#x017F;ka un&#x0303; mich liebet/ &#x017F;o gehet &#x017F;tu&#x0364;ndlich hin/ leget die Trau-<lb/>
erkleider ab/ und &#x017F;chlaget den ver&#x017F;torbenen aus dem Sinne/ &#x017F;on&#x017F;ten erzeiget ihr mir ein lau-<lb/>
teres Mißfallen. Brela &#x017F;ahe/ daß es anders nicht &#x017F;eyn wolte/ bedankete &#x017F;ich der hohen gna-<lb/>
de/ und &#x017F;agete zu Libu&#x017F;&#x017F;en: Jezt go&#x0364;nne ich euch von herzen/ was euch heut fru&#x0364;h begegnet i&#x017F;t/<lb/>
auch/ wanns gleich mehr gewe&#x017F;en wa&#x0364;hre/ dann ihr &#x017F;eyd freilich aus deren Zahl/ die nicht e&#xA75B;-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;auffen</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[842/0880] Vierdes Buch. ſammen fuͤget/ und bey Verluſt aller meiner Hulde und Liebe/ gib alsbald meiner hoͤchſtgeliebeten Fr. Schweſter Fr. Sophien untergezeichnete Lateinſche Worte zuverleſen/ und halte zugleich bitlich an/ daß ſie deren Inhalt zur ſchleunigſten Erfüllung gnaͤdig befodern wolle. Deine gnaͤdigſt-gewogene Frl. Valiſka. Sie gedachte/ was doch immermehr die unter gezeichneten Lateiniſchen Worte in ſich begreiffen moͤchten/ und fand dieſen Inhalt: Straks nach Verleſung dieſes Briefes mache dich fertig/ mit deinem Leches noch deſſelben Tages Hochzeit zuhalten/ damit an ſeiner noͤhtigen Rei- ſe er nicht gehindert werde; und ob Leches zubloͤde ſeyn wuͤrde/ es zuſuchen/ ſo bitte ich krafft dieſes/ dz meiner Fr. Schweſter ihre Liebe ſolches ins Werk richten wolle. Du aber huͤte dich vor Ungehorſam. Nach Verleſung dieſes verenderte ſie ihre Farbe/ und ſagete uͤberlaut: O mein un- gnaͤdiges Fraͤulein/ was vor eine unertraͤgliche Laſt buͤrdet Eure Gn. mir auff. Fr. So- phia fragete ſie/ was vor unangenehmes ſie in dieſem Briefe fuͤnde. Sie aber baht/ einen Abtrit mit ihr zunehmen/ und fing an: Gn. Frau/ wann mein Gn. Fraͤulein mich hieſſe in den Tod gehen/ muͤſte ich mich deſſen nicht wegern; nun aber gebeut ſie mir bey Verluſt ih- rer Hulde/ welches die haͤrteſte Straffe iſt/ die mir kan gedraͤuet werden/ daß nicht allein Eurer Gn. ich dieſe Lateiniſche Worte leſen laſſen/ ſondern auch umb Befoderung zu de- ren Erfuͤllung bey derſelben bitlich anhalten ſol/ welches ich auch hiemit untertaͤhnig wil verrichtet haben/ nur daß Ihre Gn. es bey ſich behalten moͤge. Fr. Sophia laſe die Wor- te/ lachete daruͤber/ daß ſie ſchuͤtterte/ faſſete ſie bey der Hand/ und ſagte: Kommet meine liebe Freundin/ ich erſehe hieraus/ wie hohe Gewogenheit dieſe Durchl. Fraͤulein zu euch traͤget/ und wil ich der Sache ſchon ihre richtige maſſe geben; ging wieder mit ihr hin nach der Geſelſchafft/ und ſagete: Was euch in dieſem Briefe ſo ſelzam vorkomt/ wollen wir vor dißmahl ausſetzen; Ich aber beſtimme euch/ Ritter Leches und Jungfer Libuſſa/ die- ſen Tag zu eurer Hochzeit/ und wer mir darzwiſchen redet oder handelt/ ſol ſich aller mei- ner Freundſchafft und Hulde begeben. Die gute Braut ſahe vor ſich nider/ durffte weder ja noch nein ſagen/ biß endlich Brela ihr zuredete/ ſie moͤchte ſich in keine Ungelegenheit ſtürzen. Sehr wol/ antwortete ſie/ da komt ihr mir eben recht; fing darauff an zu Fr. So- phien: Gnaͤdigſte Frau/ wann ja Eure Gn. mir den ſo lieben und angenehmen Jungfern Stand laͤnger nicht goͤnnen kan noch wil/ erkenne ich mich zum Gehorſam ſchuldig/ allein bitte ich untertaͤhnigſt/ und bey der Erinnerung dero Liebe zu meinem gnaͤdigſten Fraͤulein/ Eure Gn. wollen meinem lieben Vetter Neda zum beſten/ ebenmaͤſſigen Befehl gnaͤdigſt erteilen/ daß meine Waſe Brela zugleich mit mir fortfahre/ nachdem ihre verſprochene Trauerzeit heut dieſen Tag geendiget iſt. Brela wolte viel einſperrens machen/ aber nach- dem Agatha und Klodius des guten Neda Wort redeten/ hub Fr. Sophia an: Das waͤ- re trauen eine ſchlechte Freundſchafft/ wann Jungfer Brela/ in anfehung meiner Liebe zu Frl. Valiſken/ mich wolte laſſen eine Fehlbitte tuhn; lieber erkennet eures Neda Wil- fertigkeit euch ganzer 20 Wochen erzeiget/ und hoͤret auff/ ihn auff leere Baͤume hinzuwei- ſen/ auch/ da ihr euer Gn. Frl. Valiſka uñ mich liebet/ ſo gehet ſtuͤndlich hin/ leget die Trau- erkleider ab/ und ſchlaget den verſtorbenen aus dem Sinne/ ſonſten erzeiget ihr mir ein lau- teres Mißfallen. Brela ſahe/ daß es anders nicht ſeyn wolte/ bedankete ſich der hohen gna- de/ und ſagete zu Libuſſen: Jezt goͤnne ich euch von herzen/ was euch heut fruͤh begegnet iſt/ auch/ wanns gleich mehr geweſen waͤhre/ dann ihr ſeyd freilich aus deren Zahl/ die nicht eꝛ- ſauffen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/880
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 842. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/880>, abgerufen am 22.12.2024.