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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
besser gehorsamen könte/ als Frl. Sophia; dann sie währe unter ihnen die geherzeste gewe-
sen/ und hätte den grausamen Kampff guten teils angesehen. Frl. Helena stimmete mit
ein/ und baht/ daß sie die Mühe über sich nehmen möchte; welche aber zur Antwort gab:
Ich erinnere mich billich/ daß heut vor Essens mein Herr Vater wegen meines unnützen
Gewäsches mich gestraffet/ und ihr wollet mich noch in weitere Ungelegenheit setzen/ daß
ichs immerzu gröber mache? Auff diese weise/ sagte Frl. Ursula darff unser keine reden/ weil
auch unsere geliebte Eltern zugegen sind. Der Stathalter sagte lachend: wiewol mein
Bäßlein Ursul/ als die älteste billich das Wort führen solte/ so mögen sie sich doch darüber
vergleichen. So muß/ antwortete diese/ nit die älteste/ sondern beretste solchs über sich neh-
men; daher meine Schwester Frl. Sophia sich dessen nicht entbrechen wird. So höre ich
wol/ fing diese an/ ihr ruffet mich vor die schwazhafteste aus. Ihr Vater sagte mit einem
Gelächter: dz du wolgelöseter Zunge bist/ kuntestu in deiner dreyjährigen Kindheit schon
zimliche anzeige tuhn. Je Herzen Herr Vater/ antwortete sie/ ich bitte kindlich/ mich in die-
ser Geselschaft nit so hoch zu beschämen. Was hastu dich mit mir zu zanken sagte er; ich heisse
dich ja weder reden noch schweigen; und hastu an deiner Wafen schon Widerhalts gnug; je-
doch hat meine Pompeja ein lustiges Spiel angerichtet/ und gelebe ich der Hoffnung/ wir
werden ein acht tägiges zanken anzuhören haben/ ehe und bevor diese jhres dinges eins wer-
den. Fr. Pompeja wolte diesen streit aufruffen/ und sagete; ob sie gleich des Verlaufs ger-
ne möchte berichtet seyn/ würde sie doch jhre begierde müssen auffschieben/ biß sie mit jhrer
Tochter allein währe. Aber der Stathalter antwortete: durch aus nicht/ sondern weil das
spiel angefangen ist/ muß es auch geendiget werden/ dann mich verlanget selbst nach umb-
ständlicher erzählung. Weil dann der Hahne auf seinem Miste am kühnlichsten krähet/ und
ich meiner Tochter zu gebieten habe/ sol sie uns dessen bericht geben/ so gut sie kan. Ich gelebe
meines H. Vaters gebohts billich/ sagte das Fräulein/ wie ungeschikt ichmich auch hierzu
befinde/ und schon weiß/ dz meine verwirrete reden den zweg ihres begehrens nit treffen kön-
nen; aber unter der hoffnung/ dz meine Jugend sich ohn mein Vorwort entschuldiget/ und
meine Frll. Schwestere meinem mangel zu hülffe kommen werden/ wil ich zum versuch mich
erkühnen. Anfangs wird meine Fr. Mutter sich erinnern/ dz wie meine Frll. Schwestere zu-
gleich mit mir fleissig umm erläubnis anhielten/ uns den Lustweg nach unserm Vorwerke/ eine
grosse Meile von hinnen gelegen/ zu gönnen/ umb dieser ersten lieblichen Frühlingszeit in etwz
zugeniessen/ und die schönen Merzenblumen unsers neu-angelegten Garten zubesichtigen/
wir solchs endlich erhielten/ und um 7 uhr ohn gefehr davon fuhren. Wir hielten uns vier
stunden daselbst auf/ und machten unterschiedliche Kränze/ die wir unsern Eltern mitbringen
wolten; liessen uns Milch und Eyer zur speise kochen/ und wahren fertig/ nach gelegter Hitze
uns wieder auf den Rükweg zubegeben; woran wir anfangs durch dz schwere Donnerwetter/
welches in einen grossen Baum unsers Garten einschlug/ und ohn zweiffel unsers bevorste-
henden Unglüks Vorbotte wahr/ verhindert wurden/ weil der hefftige Regen drey stunde
lang anhielt; nach dessen endigung wir uns auf den weg macheten/ die Stadt vor dem Tohr-
schliessen zuerreichen; aber über der gar zu grossen eile/ rennete der Gutscher mit der vor-
der Axe wieder einen im Holwege hervorstehenden Stein/ dz die Stellung in stücken ging/
und die Gutsche daselbst zu brochen stehen bleiben muste; Wir aber vors beste hielten/ nach
dem Vorwerke wieder zukehren/ da wir eine Viertelmeile im glatten Koht und tieffen

pfützen
G iij

Erſtes Buch.
beſſer gehorſamen koͤnte/ als Frl. Sophia; dann ſie waͤhre unter ihnen die geherzeſte gewe-
ſen/ und haͤtte den grauſamen Kampff guten teils angeſehen. Frl. Helena ſtimmete mit
ein/ und baht/ daß ſie die Muͤhe uͤber ſich nehmen moͤchte; welche aber zur Antwort gab:
Ich erinnere mich billich/ daß heut vor Eſſens mein Herr Vater wegen meines unnuͤtzen
Gewaͤſches mich geſtraffet/ und ihr wollet mich noch in weitere Ungelegenheit ſetzen/ daß
ichs immerzu groͤber mache? Auff dieſe weiſe/ ſagte Frl. Urſula darff unſer keine redẽ/ weil
auch unſere geliebte Eltern zugegen ſind. Der Stathalter ſagte lachend: wiewol mein
Baͤßlein Urſul/ als die aͤlteſte billich das Wort fuͤhren ſolte/ ſo moͤgen ſie ſich doch daruͤber
vergleichen. So muß/ antwortete dieſe/ nit die aͤlteſte/ ſondeꝛn beretſte ſolchs uͤbeꝛ ſich neh-
men; daher meine Schweſter Frl. Sophia ſich deſſen nicht entbrechen wird. So hoͤre ich
wol/ fing dieſe an/ ihr ruffet mich vor die ſchwazhafteſte aus. Ihr Vater ſagte mit einem
Gelaͤchter: dz du wolgeloͤſeter Zunge biſt/ kunteſtu in deiner dreyjaͤhrigen Kindheit ſchon
zimliche anzeige tuhn. Je Herzen Herꝛ Vater/ antwortete ſie/ ich bitte kindlich/ mich in die-
ſer Geſelſchaft nit ſo hoch zu beſchaͤmẽ. Was haſtu dich mit mir zu zankẽ ſagte er; ich heiſſe
dich ja weder reden noch ſchweigen; uñ haſtu an deiner Wafen ſchon Widerhalts gnug; je-
doch hat meine Pompeja ein luſtiges Spiel angerichtet/ und gelebe ich der Hoffnung/ wir
werden ein acht taͤgiges zanken anzuhoͤren haben/ ehe uñ bevor dieſe jhres dinges eins weꝛ-
den. Fr. Pompeja wolte dieſen ſtreit aufruffen/ und ſagete; ob ſie gleich des Verlaufs ger-
ne moͤchte berichtet ſeyn/ wuͤrde ſie doch jhre begierde muͤſſen auffſchieben/ biß ſie mit jhrer
Tochter allein waͤhre. Aber der Stathalter antwortete: durch aus nicht/ ſondern weil das
ſpiel angefangen iſt/ muß es auch geendiget werden/ dann mich verlanget ſelbſt nach umb-
ſtaͤndlicher erzaͤhlung. Weil dañ der Hahne auf ſeinem Miſte am kuͤhnlichſten kraͤhet/ uñ
ich meineꝛ Tochter zu gebieten habe/ ſol ſie uns deſſen bericht gebẽ/ ſo gut ſie kan. Ich gelebe
meines H. Vaters gebohts billich/ ſagte das Fraͤulein/ wie ungeſchikt ichmich auch hierzu
befinde/ uñ ſchon weiß/ dz meine verwirrete reden den zweg ihres begehrens nit tꝛeffen koͤn-
nen; aber unter der hoffnung/ dz meine Jugend ſich ohn mein Vorwort entſchuldiget/ uñ
meine Frll. Schweſtere meinem mangel zu huͤlffe kom̃en werden/ wil ich zum verſuch mich
erkuͤhnen. Anfangs wird meine Fr. Mutter ſich eriñern/ dz wie meine Frll. Schweſtere zu-
gleich mit mir fleiſſig um̃ erlaͤubnis anhieltẽ/ uns dẽ Luſtweg nach unſerm Vorwerke/ eine
gꝛoſſe Meile von hiñen gelegen/ zu goͤñen/ umb dieſer erſten lieblichen Fruͤhlingszeit in etwz
zugenieſſen/ und die ſchoͤnen Merzenblumen unſers neu-angelegten Garten zubeſichtigen/
wir ſolchs endlich erhielten/ und um 7 uhr ohn gefehr davon fuhren. Wir hielten uns vier
ſtunden daſelbſt auf/ uñ machten unterſchiedliche Kraͤnze/ die wir unſern Eltern mitbringẽ
wolten; lieſſen uns Milch und Eyer zur ſpeiſe kochen/ uñ wahren fertig/ nach gelegter Hitze
uns wieder auf den Ruͤkweg zubegebẽ; woran wir anfangs durch dz ſchwere Doñerwetter/
welches in einen groſſen Baum unſers Garten einſchlug/ uñ ohn zweiffel unſers bevorſte-
henden Ungluͤks Vorbotte wahr/ verhindert wurden/ weil der hefftige Regen drey ſtunde
lang anhielt; nach deſſen endigung wir uns auf den weg machetẽ/ die Stadt vor dem Tohr-
ſchlieſſen zuerreichen; aber uͤber der gar zu groſſen eile/ rennete der Gutſcher mit der vor-
der Axe wieder einen im Holwege hervorſtehenden Stein/ dz die Stellung in ſtuͤcken ging/
und die Gutſche daſelbſt zu brochen ſtehen bleiben muſte; Wir aber vors beſte hielten/ nach
dem Vorwerke wieder zukehren/ da wir eine Viertelmeile im glatten Koht und tieffen

pfuͤtzen
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[53/0091] Erſtes Buch. beſſer gehorſamen koͤnte/ als Frl. Sophia; dann ſie waͤhre unter ihnen die geherzeſte gewe- ſen/ und haͤtte den grauſamen Kampff guten teils angeſehen. Frl. Helena ſtimmete mit ein/ und baht/ daß ſie die Muͤhe uͤber ſich nehmen moͤchte; welche aber zur Antwort gab: Ich erinnere mich billich/ daß heut vor Eſſens mein Herr Vater wegen meines unnuͤtzen Gewaͤſches mich geſtraffet/ und ihr wollet mich noch in weitere Ungelegenheit ſetzen/ daß ichs immerzu groͤber mache? Auff dieſe weiſe/ ſagte Frl. Urſula darff unſer keine redẽ/ weil auch unſere geliebte Eltern zugegen ſind. Der Stathalter ſagte lachend: wiewol mein Baͤßlein Urſul/ als die aͤlteſte billich das Wort fuͤhren ſolte/ ſo moͤgen ſie ſich doch daruͤber vergleichen. So muß/ antwortete dieſe/ nit die aͤlteſte/ ſondeꝛn beretſte ſolchs uͤbeꝛ ſich neh- men; daher meine Schweſter Frl. Sophia ſich deſſen nicht entbrechen wird. So hoͤre ich wol/ fing dieſe an/ ihr ruffet mich vor die ſchwazhafteſte aus. Ihr Vater ſagte mit einem Gelaͤchter: dz du wolgeloͤſeter Zunge biſt/ kunteſtu in deiner dreyjaͤhrigen Kindheit ſchon zimliche anzeige tuhn. Je Herzen Herꝛ Vater/ antwortete ſie/ ich bitte kindlich/ mich in die- ſer Geſelſchaft nit ſo hoch zu beſchaͤmẽ. Was haſtu dich mit mir zu zankẽ ſagte er; ich heiſſe dich ja weder reden noch ſchweigen; uñ haſtu an deiner Wafen ſchon Widerhalts gnug; je- doch hat meine Pompeja ein luſtiges Spiel angerichtet/ und gelebe ich der Hoffnung/ wir werden ein acht taͤgiges zanken anzuhoͤren haben/ ehe uñ bevor dieſe jhres dinges eins weꝛ- den. Fr. Pompeja wolte dieſen ſtreit aufruffen/ und ſagete; ob ſie gleich des Verlaufs ger- ne moͤchte berichtet ſeyn/ wuͤrde ſie doch jhre begierde muͤſſen auffſchieben/ biß ſie mit jhrer Tochter allein waͤhre. Aber der Stathalter antwortete: durch aus nicht/ ſondern weil das ſpiel angefangen iſt/ muß es auch geendiget werden/ dann mich verlanget ſelbſt nach umb- ſtaͤndlicher erzaͤhlung. Weil dañ der Hahne auf ſeinem Miſte am kuͤhnlichſten kraͤhet/ uñ ich meineꝛ Tochter zu gebieten habe/ ſol ſie uns deſſen bericht gebẽ/ ſo gut ſie kan. Ich gelebe meines H. Vaters gebohts billich/ ſagte das Fraͤulein/ wie ungeſchikt ichmich auch hierzu befinde/ uñ ſchon weiß/ dz meine verwirrete reden den zweg ihres begehrens nit tꝛeffen koͤn- nen; aber unter der hoffnung/ dz meine Jugend ſich ohn mein Vorwort entſchuldiget/ uñ meine Frll. Schweſtere meinem mangel zu huͤlffe kom̃en werden/ wil ich zum verſuch mich erkuͤhnen. Anfangs wird meine Fr. Mutter ſich eriñern/ dz wie meine Frll. Schweſtere zu- gleich mit mir fleiſſig um̃ erlaͤubnis anhieltẽ/ uns dẽ Luſtweg nach unſerm Vorwerke/ eine gꝛoſſe Meile von hiñen gelegen/ zu goͤñen/ umb dieſer erſten lieblichen Fruͤhlingszeit in etwz zugenieſſen/ und die ſchoͤnen Merzenblumen unſers neu-angelegten Garten zubeſichtigen/ wir ſolchs endlich erhielten/ und um 7 uhr ohn gefehr davon fuhren. Wir hielten uns vier ſtunden daſelbſt auf/ uñ machten unterſchiedliche Kraͤnze/ die wir unſern Eltern mitbringẽ wolten; lieſſen uns Milch und Eyer zur ſpeiſe kochen/ uñ wahren fertig/ nach gelegter Hitze uns wieder auf den Ruͤkweg zubegebẽ; woran wir anfangs durch dz ſchwere Doñerwetter/ welches in einen groſſen Baum unſers Garten einſchlug/ uñ ohn zweiffel unſers bevorſte- henden Ungluͤks Vorbotte wahr/ verhindert wurden/ weil der hefftige Regen drey ſtunde lang anhielt; nach deſſen endigung wir uns auf den weg machetẽ/ die Stadt vor dem Tohr- ſchlieſſen zuerreichen; aber uͤber der gar zu groſſen eile/ rennete der Gutſcher mit der vor- der Axe wieder einen im Holwege hervorſtehenden Stein/ dz die Stellung in ſtuͤcken ging/ und die Gutſche daſelbſt zu brochen ſtehen bleiben muſte; Wir aber vors beſte hielten/ nach dem Vorwerke wieder zukehren/ da wir eine Viertelmeile im glatten Koht und tieffen pfuͤtzen G iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/91>, abgerufen am 18.05.2024.